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Kastanienbraun - The Beginning

 


Kastanienbraun – The Beginning


 

Es war ein schwüler Sommermorgen in den Ferien, an dem mein zukünftiger Stiefvater mich für meinen Geschmack viel zu früh weckte.

'Dennis', rief er, 'Aufstehen! Es wartet genug Arbeit auf dich.'

'Noch 5 Minuten', bettelte ich und vergrub mein Gesicht tiefer ins Kopfkissen.

'Nichts da', kam es erneut von Dieter, dem neuen Freund meiner Mutter. Dann zog er mir auch noch die Bettdecke weg und machte die Rollladen hoch, so dass die Sonne hineinschien.

'In 5 Minuten bist du unten am Frühstückstisch und keine Minute später!', befahl er noch, bevor er das Zimmer verließ.

Gähnend drehte ich mich um und rutschte aus dem Bett, um ins Bad zu gehen. Für eine Dusche fehlte die Zeit, aber da ich gleich sowieso ins schwitzen kommen würde, war das auch halb so wild. Nach einer Katzenwäsche zog ich ältere Kleidung an, bei der es nichts ausmachte, wenn sie bei irgendwelchen schwereren Arbeiten kaputt ging oder dreckig wurde. Anschließen ging ich die Treppe runter zur Küche, wo meine Mutter bereits am Tisch saß und Kaffee trank. Dieter las neben ihr Zeitung und trank dabei seinen Pfefferminztee wie jeden Morgen. Wie ich den Geruch hasste – Da wurde mir jedes mal schlecht von.

Trotzdem griff ich zu einer Scheibe Brot, da ich mich stärken wollte für den Tag. Doch plötzlich brummte Dieter mich von der Seite an:

'Hast du nicht etwas vergessen?'

Erschrocken ließ ich die Scheibe Brot wieder zurück in den Korb fallen und schaute ihn erstaunt an.

'Äh... was denn?', wollte ich nun von ihm wissen.

'Du hast deiner Mutter nicht mal einen 'Guten Morgen' gewünscht', räumte Dieter ein.

Da hatte er zwar recht, aber mich deshalb so anzumachen, war schon sehr übertrieben.

'Entschuldigung', versuchte ich die Situation zu retten, 'Guten Morgen wünsche ich.'

'Guten Morgen', lächelte meine Mutter mich an.

'Genug damit!', sprach Dieter und stand auf, 'Wir wollen raus in den Garten. Dort ist noch jede Menge zu tun.'

Mein Blick wanderte zur Brotscheibe, die mir nun nicht mehr vergönnt war.

'Was ist mit dir? Willst du Wurzeln schlagen?', kam es schlecht gelaunt von meinem zukünftigen Stiefvater, der bereits in der Tür stand.

Seufzend stand ich auf, ignorierte meinen knurrenden Magen und ging mit in den Garten hinaus.

Das ging nun schon die ganzen Ferien so. Neben regelmäßigem Unkraut zupfen und Rasen mähen, vielen Dieter immer neue Dinge ein. Einmal war es der Keller der entrümpelt werden musste, dann der Dachboden oder die Garage, bevor ich wieder was im Garten tun musste. Die vielen Blasen an meinen Händen und Füßen konnte ich schon nicht mehr zählen und die Schmerzen die ich Abends hatte, wenn ich wie Tot in mein Bett fiel, waren schon zur Gewohnheit geworden.

Ich kam mir vor wie ein Ackergaul oder ein Stallbursche, der so sein tägliches Brot verdienen musste. Doch dabei bekam ich nicht mal jeden Morgen etwas, nur wenn ich schnell genug war und Abends war ich meist zu müde, um eine zweite Portion zu vertilgen. Das ich bereits einige Kilos verloren hatte, durch diese Schufterei, konnte ich an meinen Hosen merken, die nur so an mir schlackerten.

Meine Mutter bemerkte von alledem nichts und wenn ich mal etwas sagte, kam nur von ihr: 'Du gönnst mir nur mein Glück mit Dieter nicht!'

Dabei stimmte das gar nicht. Ich gönnte ihr durchaus eine neue Liebe, nachdem mein Vater vor 4 Jahren plötzlich nach einem kurzen Krebsleiden verstorben war, freute ich mich für sie, dass sie sich endlich neu verliebt hatte.

Nur warum musste Dieter mich so quälen?

Was hatte ich ihm getan?


 

'Träumst du schon wieder', kam es von Besagtem und ich zuckte vor Schreck zusammen.

'Nein', antwortete ich schnell und ging zu ihm rüber.

'Das Beet muss in Ordnung gebracht werden und wenn du damit fertig bist haben es die Fenster mal wieder nötig. Außerdem brauche ich für morgen ein glänzendes Auto!', befahl er mir.

Ich nickte und machte mich sofort ans Blumenbeet, da ich mir dachte, um so schneller ich fertig wäre, desto schneller hätte ich Feierabend.

Dieter stellte unterdessen die Sonnenstühle raus und wischte alles gründlich ab.

Kaum war das Beet fertig und alles in der Biotonne verstaut, traute ich meinen Augen kaum. Meine Mutter und Dieter saßen doch tatsächlich in der Sonne und bräunten sich.


 

'Was starrst du so? Die Fenster machen sich nicht von alleine! Marsch an die Arbeit.', befahl mir mein Gegenüber und ich machte mich seufzend ans Werk.

Erst gegen Mittag, als die Hitze am schlimmsten war, wurde ich damit fertig. Dann musste ich auch erst einmal eine Flasche Wasser auf Ex leeren, damit ich nicht aus den Latschen kippte.

'Was treibst du hier in der Küche? Sind die Fenster fertig?', erschreckte Dieter mich plötzlich.

'Ja, bin gerade fertig geworden', brummte ich.

'Dann kannst dich ja ans Auto machen! Das wird nicht von selber sauber', kam es noch von ihm, bevor er mit zwei Gläsern Eistee, die bis zum Rand voll mit Eiswürfeln gefüllt waren, wieder nach Draußen verschwand.

Eigentlich war ich mehr als kaputt – mein Körper rebellierte mit allen Mitteln gegen diese Tortur und die Hitze war kaum auszuhalten. Dass mein Kreislauf das alles mitmachte war ein Wunder.

Trotz alledem machte ich mich an die Arbeit und schaffte es mit intensiver Innenpflege in einer Stunde fertig zu sein.

Nachdem ich noch eine Flasche Wasser geleert hatte, ging ich raus in den Garten und ließ mich auf einen Stuhl plumpsen. Der Schweiß lief mir nicht nur den Rücken runter - ich war völlig durchnässt.

Doch als ich gerade die Beine hochlegen wollte, donnerte erneut eine Stimme los: 'Die Hecke könnte auch mal wieder gestutzt werden!'

'Nicht mehr heute', brachte ich entgegen, da ich mehr als erledigt war.

'Was fällt dir ein Wiederworte zu geben?', brüllte Dieter los, so dass sogar meine Mutter zusammenzuckte. Weshalb sie wohl auch endlich etwas dazu sagte: 'Liebling, sei so gut. Die Hecke kannst du bis zum Abendbrot doch noch fertig bekommen.'

Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, als meine Mutter das zu mir sagte. So sehr hatte ich gehofft, sie würde zu mir halten und dann sowas.

Enttäuscht und voller Wut machte ich mich über die Hecke her und schaffte es wirklich bis kurz vorm Abendbrot damit fertig zu werden.

Es blieb man gerade noch genügend Zeit zum duschen und umziehen.


 

'Schön, dass du schon da bist. Dann kannst du schon mal den Tisch decken!', kam es von Dieter der in der Stube vor dem Fernseher saß.

Schnaubend machte ich mich ans Werk und deckte den Küchentisch zum Abendbrot. Als ich damit fertig war, ließ ich mich auf meinen Stuhl nieder und war so erschöpft, dass ich beinahe einschlief.

'Wenn du müde bist, geh ins Bett, aber verschone uns mit so einem Anblick!', sagte Dieter zu mir, der sich an den Tisch setzte.

'Weshalb bin ich denn so müde', platzte es aus mir raus.

Kaum hatte ich das gesagt, knallte Dieters Faust auf den Tisch und brachte das Geschirr zum Klirren. Meine Mutter war gerade in die Küche gekommen und schaute mich entsetzt an.

'Nun mach aber mal halblang', brüllte Dieter mich an, 'Du wohnst hier quasi um sonst. Da kann man ruhig mal was in den Ferien tun.'

'Mal, aber nicht den ganzen Tag von morgens bis abends', entgegnete ich.

'Dennis', rief nun meine Mutter empört dazwischen.

'Ist doch war', antwortete ich.

'Hör auf. Ich möchte dass du sofort auf dein Zimmer gehst und erst wiederkommst, wenn du dir eine vernünftige Entschuldigung überlegt hast für Dieter', sprach nun meine Mutter und zeigte Richtung Treppe.

Das war zuviel des Guten, so dass ich nach oben rannte und meine Zimmertür hinter mir zuschlug.

Völlig fertig ließ ich mich aufs Bett fallen und schlief nur kurze Zeit später ein. Erst irgendwann mitten in der Nacht erwachte ich wieder und als ich zu meiner Uhr schaute zeigte diese halb zwei Uhr morgens.

Ich stand auf, weil ich auf die Toilette musste und ging raus in den Flur, wo ich Licht anmachen wollte. Doch die Schlafzimmertür meiner Eltern stand offen und von dort schien es hell in den Flur hinein. Weshalb ich das Licht aus ließ und mich auf leisen Sohlen anschlich, um einen Blick ins Zimmer zu werfen.

Schon als ich die Hälfte des Flures hinter mir hatte, hörte ich eindeutige Geräusche. Das Bett quietschte leise und meine Mutter sagte immer wieder die Worte: 'Oh Dieter... Oh ja...'

Ich beschloss nicht nachzuschauen, was da los war, da ich es mir denken konnte und den Anblick nicht wirklich ertragen hätte können.

Stattdessen erledigte ich meinen Toilettengang und verschwand wieder in mein Zimmer. Dort angekommen, ließ mich das was ich gerade erlebt hatte nicht los und ich konnte nicht wirklich einschlafen. Aus irgendeinem Grund hörte ich das Quietschen des Bettes immer noch, als würde es in meinen Ohren schallen.

Kurzerhand sprang ich auf und schnappte mir meinen großen Rucksack, den ich unter meinem Bett hervorkramte. Die notwendigsten Sachen waren schnell eingepackt und mein Sparschwein plünderte ich auch noch.

Ein Schulblock lag auf meinem Schreibtisch, der mir gerade recht kam, um ein paar Zeilen zu hinterlassen:


 

Ich gehe fort.

Sucht mich nicht.

Werdet glücklich.

Ich werde es bestimmt auch eher ohne euch.

Dennis


 

Ein letzter Blick ging durch mein Zimmer, bevor ich mich nach unten Schlich. Als ich an der Schlafzimmertür vorbeiging, hielt ich mir die Ohren zu, da das Quietschen immer noch von statten ging.

Unten angekommen, packte ich mir noch meinen Schlafsack ein und holte Mutters Haushaltsgeld aus dem Schrank. Damit müsste ich eine kleine Strecke schaffen und mir für ein paar Tage Essen kaufen können.

Dann ging ich hinaus in die angenehme Nachtluft und als ich mich noch einmal umdrehte und zu meinem Elternhaus sah, rollte doch tatsächlich eine kleine Träne über meine Wange.


 

...

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