23. Türchen
23. Türchen
Ich konnte immer noch nicht glauben, was Pete mir da erzählt hatte. Trotzdem versuchte ich mich darauf nicht zu versteifen und erst mal abzuwarten.
Dann kam auch schon Marc ins Büro, gerade pünktlich zum Unterschreiben.
''Danke, ich freue mich auch. Muss ich jetzt Chef oder Boss zu dir sagen oder dich siezen?'', scherzte ich mit einem Augenzwinkern und knuffte ihn leicht in die Seite.
Mein Kopf war verwirrt und mein Herz erst recht. Jetzt musste ich erst mal verarbeiten, was ich von Pete gesagt bekommen hatte. Wenn dem wirklich so war, würde er es vielleicht sogar vermissen, wenn ich mich mit meiner Anbaggerei zurücknahm.
''Natürlich bedanke ich mich auch bei Ihnen Pete für ihre Zeit'', meinte ich mich an Pete wendend.
''Wenn es dir nichts ausmacht'', wieder an Marc gerichtet, ''Würde ich jetzt schon gerne nach Deutschland zurück, um dort alles zu regeln. Außerdem muss ich dringend mit meinen Eltern reden. Du weißt schon weswegen. Das lässt mir keine Ruhe. Außer du hast noch etwas geplant? Aber ich denke, du bist bestimmt hier voll und ganz eingespannt.''
Jetzt hatte ich es eilig, denn immerhin musste mein Umzug hierher geplant werden. Dafür würden wohl meine letzten finanziellen Reserven drauf gehen, aber das war mir egal. Zudem war eine Auszeit von Marc hilfreich, meine Verwirrung in den Griff zu bekommen.
*-*-*
Pete hatte Felix nur zugenickt und schien sich ebenfalls zu freuen.
Dann aber hörte ich Felix′ Worte, spürte, wie er mir in die Seite knuffte und erwiderte:
"Nein, du musst mich nicht siezen, und Chef oder Boss musst du auch nicht zu mir sagen.", damit knuffte auch ich ihm leicht verspielt in die Seite, gab es ihm zurück und lachte.
Seine nächsten Worte trafen mich, doch ließ ich mir nichts anmerken, immerhin hatte ich ja noch meine Sonnenbrille auf und außerdem hatte er eh recht.
"Okay, dann machst du alles klar und ich lasse dir im Haus einen eigenen Bereich einrichten.", willigte ich ein, doch saß mir ein dicker Kloß im Hals, den ich herunter zu schlucken suchte.
"Nein, ich hab jetzt nichts weiter geplant. Ich komm aber gleich mit und werde dann noch etwas lernen.", sprach ich hinzufügend, dann verabschiedete ich mich von Pete, gab Felix den Vertrag und die Kopie wurde von Pete verschlossen.
"Komm, gehen wir.", bat ich meinen Freund und verließ mit ihm das Büro von Pete.
*-*-*
Wir verließen die Firma und fuhren mit der Limousine nach Hause. Wie sich das anhörte: Nach Hause. Aber das war es ja nun wohl auch. Marcs und mein Zuhause.
''Du willst, dass ich einen ganzen Bereich bekomme?'', fragte ich unsicher, als wir im Wagen saßen.
''Sag mal, langsam kannst du die Brille abnehmen. Versprich mir nur, dass du nie wieder so viel Alkohol trinkst, dann verrate ich dir, wie du am Besten blendend aussiehst, wenn du mal morgens verkatert bist'', schoss es dann doch aus mir heraus.
Eigentlich wollte ich es ja nicht anschneiden, doch brauchte Marc vor mir nicht sein Gesicht verstecken.
''Ich hab dich schon öfters krank gesehen und da warst du sogar schon grün um die Nase, also gibt schon her'', meinte ich und griff demonstrativ nach der Sonnenbrille, wollte sie mir spaßeshalber aufsetzten.
Nur beließ ich es bei rein freundschaftlichen Gesten, nicht so wie sonst. Immerhin wollte ich ihn nicht anbaggern und ihm auch nicht zu nahe kommen. Petes Worte gingen mir nicht aus dem Kopf und ich konnte es mir nicht vorstellen, dass daran etwas wahr sein sollte.
Aber wenn doch, würde ich es vielleicht noch in diesem Leben mitbekommen.
*-*-*
"Ja, natürlich will ich das, hätte ich es dir sonst angeboten.", antwortete ich meinem Freund, noch immer den Coolen spielend.
Als Felix dann aber von meiner Sonnenbrille sprach und versuchte sie mir wegzunehmen, meinte ich: "Hey, lass das. Das wird jetzt mein Markenzeichen.", dann streckte ich ihm frech die Zunge raus, musste aber gleich darauf lachen, auch wenn mir nicht danach war und ich kurz meinen Blick senkte.
"Weißt du was, ich hab eine Idee.", begann ich: "Was hältst du davon wenn wir, gleich daheim zu Mittag essen, dann zum Flughafen fahren, den Privatjet nehmen und ich komme mit, weil... na ja, ich habe da auch noch was zu erledigen. Deine Sachen können wir dann doch holen und zu mir bringen lassen. Ich zahle es auch. Wir würden uns dann wieder am Flughafen treffen, wenn alles erledigt ist.", bot ich meinem Freund an und wartete auf seine Reaktion.
Irgendwie wollte ich nicht allein sein und die Firma würde einen Tag auch mal ohne mich auskommen. Außerdem war ich heute ja schon dort gewesen und hatte alles erledigt.
Kurz schaute ich aus dem Seitenfenster, wobei mir dann doch, blöderweise, eine Träne aus dem linken Auge rann, die mir dann auch noch über meine Wange lief, der bald noch weitere folgten... verdammte Scheiße... und das ausgerechnet jetzt...!
*-*-*
''Markenzeichen... so so'', grinste ich und hörte Marc anschließend in Ruhe zu.
''Ich weiß nicht, ob ich alles an einem Tag schaffe. Es muss eine Firma für den Umzug her, ein Makler wegen meines Lofts, zu meinen Eltern muss ich, mit denen reden...'', begann ich aufzuzählen und der Gedanke von Abstand zu Marc war dahin, weil er mich begleiten wollte.
Obwohl mir im Grunde nichts mehr behagte, als Marc in meiner Nähe zu haben. Außerdem würden so keine Kosten auf mich zukommen, wenn wir seinen Privatjet nehmen würden.
''Wow... hey'', kam es dann perplex von mir, als ich merkte, dass Marc zu weinen begann.
''Wir können gerne zusammen fliegen. Nur weiß ich nicht, ob alles an einen Tag machbar ist... Ansonsten muss ich ein anderes Mal zurückfliegen'', sprach ich ruhig und legte nun doch einen Arm um seine Schulter.
Allerdings hielt ich mich extrem zurück, auch wenn ich ihn um so lieber an mich gepresst und seine Tränen fort gewischt hätte. Ich blieb bei meinem Vorhaben, auf Abstand zu bleiben.
''Mute dir nicht zu viel zu. Von null auf hundert ist ziemlich anstrengend. Vielleicht solltest du dir lieber ein paar Tage Ruhe gönnen. Das Loft wird ja nicht von heute auf morgen verkauft werden, solange schlafen wir da, bis alles geregelt ist. Die in der Firma kommen auch mal alleine klar'', hörte ich mich vorschlagen.
Natürlich dachte ich dabei nicht im Traum daran, wie sonst mit ihm in meinem Bett zu schlafen, auch wenn das groß genug war. Anstandshalber würde ich dann die Couch nehmen und Marc das Bett überlassen.
Meine Sachen würde ich einpacken müssen und dann war da noch der Gedanke Manuel einen Besuch abzustatten. Viele Freunde wollte ich von mir aus Bescheid geben und zur Stadt würde ich müssen, die Behördengänge regeln. Aber gleich zu Mittag essen klang gut, weil ich auch nicht viel gefrühstückt hatte, hing mein Magen irgendwo und verlangte nach Arbeit.
*-*-*