19. Türchen
19. Türchen
Noch ein wenig neben mir, saß ich auf meinem Bett, hörte Felix Worte und schaute ihm anschließend nach, wie er mein Zimmer verließ.
Au man, was sollte ich nur tun?
Mich auf ihn einlassen... auch ohne, dass ich ihn liebte, damit er glücklich war.... sich nicht mehr quälen musste?
Was würde das bringen?
Konnte so was auf Dauer gut gehen?
Wohl eher nicht. Zudem glaubte ich, dass Felix es so auch nicht wollen würde... oder?
Noch einmal mit ihm drüber zu reden würde wohl ebenso wenig bringen, also würde ich die Sache auf sich beruhen lassen und einfach schauen was sich ergab... was kommen oder eben nicht kommen würde.
Auch auf diese Sache, von eben, würde ich ihn nicht ansprechen... würde eher Stillschweigen bewahren und ganz normal mit ihm umgehen. Ja, so wäre es wohl besser.
Nach meinen Überlegungen legte ich mich wieder hin, blieb so wie ich war und schlief sogleich ein. Der nächste Tag würde mal wieder viel früh kommen und ich würde mich wahrscheinlich fühlen... als wäre mein Kopf eine Eckkneipe.
Felix tat mir so unsagbar leid und ich hasste mich dafür, dass ich ihm nicht so helfen konnte, wie er es sich wünschte...
*-*-*
Meine innere Uhr weckte mich viel zu früh und dazu noch mit Kopfschmerzen. Ich konnte eben nicht viel ab und mein Körper rächte sich nun dafür. Langsam und widerwillig erhob ich mich und versuchte mich daran zu erinnern, was gestern Abend passiert war.
Die Einsicht des Abends kam, wie ein Vorschlaghammer und ich schämte mich dafür, meine Gefühle nicht in den Griff zu bekommen. Marc und ich standen uns einfach viel zu nah. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Er hatte mehr als einmal gesagt, dass er meine Gefühle nicht erwidern könnte.
Warum nur, wollte das in meinem Kopf nicht rein. Vielleicht weil wir uns sonst super verstanden. Ich wusste es nicht und wollte da auch nicht weiter drüber nachdenken müssen. Eigentlich verfluchte ich mich dafür, geschehen war.
Jetzt brauchte ich erst mal eine Dusche, um wach zu werden. Also schnappte ich mir meine Sachen und ging ins Bad, wo ich mich unter die Dusche stellte. Irgendwie musste ich wach werden und ansehnlich aussehen, da ging kein Weg dran vorbei.
*-*-*
Als hätte ich einen Wecker gestellt, weckte mich Sam, wie immer, sehr pünktlich und brachte mir sogleich das Frühstück ans Bett.
Wie immer, dankte ich ihm und er lächelte mich an, weil es eigentlich nicht üblich war einen Diener zu danken... nun, das würde ich wohl niemals ablegen und somit neue Sitten im Haus einführen.
Immerhin hatte ich ja jetzt hier das Sagen... somit konnte ich doch andere Sitten einführen... tun und lassen was ich wollte.
"Sam, bitte, setzen sie sich doch einen Augenblick zu mir, ich würde gern mal mit ihnen über etwas Privates reden."
"Sicher, nur zu, ich höre.", willigte Sam ein, der mir in der kurzen Zeit zu einem Freund geworden war, auf den ich mich immer und jederzeit verlassen konnte.
So erzählte ich ihm von meinem Problem und er hörte mir still zu, nickte ab und an verstehend und stellte Fragen, wenn er etwas mehr wissen wollte.
Meine Erzählung beendet fragte ich ihn: "Was soll ich tun?"
"Marc, ich erzähle ihnen mal etwas. Ihr Onkel, Gott hab ihn selig, war ebenfalls homosexuell. Er ist ewig seiner großen Liebe nachgerannt, so wie Felix ihnen nachrennt, aber ihr Onkel, wurde niemals glücklich, denn seine große Liebe, konnte seine Liebe nicht erwidern, so wie sie es nicht können.
Ihr Freund, der sehr nett zu sein scheint, wird sehr wahrscheinlich seiner großen Liebe – ihnen – Marc ebenfalls eine halbe Ewigkeit nachlaufen und so niemals wirklich glücklich werden. Sie müssen auf ihr Herz hören, nur dann können auch sie glücklich werden.
Denken sie mal nach: Warum sind alle Beziehungen, die sie zu den jungen Frauen hatten, in die Brüche gegangen, wie sie mir erzählten?"
"Ich weiß nicht. Es war irgendwann, irgendwie immer einfach so vorbei... denke ich."
"Das denke ich nicht, Marc. Ich denke, dass sie insgeheim und ohne, dass es ihnen wirklich bewusst ist, ebenfalls homosexuell sind und ihren Freund doch lieben. Vielleicht wollen oder können sie es sich nicht eingestehen... es nicht wahrhaben... aber wenn sie in sich hinein und auf ihr Herz hören, wird es ihnen antworten."
Auf Sams Worte hin senkte ich meinen Blick, schaute in die Kaffeetasse. Seine Worte trafen mich und ich war betrübt darüber, dass mein Onkel so einsam gestorben war. Sollte ich Felix dieses Schicksal besser ersparen?
Ohne Sam anzusehen, nickte ich verstehend und flüsterte: "Danke für ihre offenen Worte, ich werde darüber nachdenken."
Sam nickte und stand auf. "Ich gehe dann mal wieder."
Nun war ich es, der nickte und Sam das Zimmer verließ, hinter sich die Tür schließend.
Jetzt hatte ich wieder etwas worüber ich nachdenken musste.
Tränen rannen aus meinen Augen, bahnten sich ihren Weg über meine Wangen... um leise einsam auf das Tablett zu tropfen. Am Liebsten wäre mir jetzt eine große Dosis Gift oder der Erdboden gewesen, in dem ich versinken könnte.
Obgleich ich ein wunderschönes Leben hatte, wurde mir nun alles zu viel...
In der Zwischenzeit bereitete Sam das Frühstück für Felix zu, das er im Wohnzimmer servierte...
*-*-*
Nach der Dusche fühlte ich mich schon besser und ich hatte für mich einen Entschluss gefasst. Ich würde Marc nicht länger nachrennen, auch wenn mir das sehr schwer fiel. Trotzdem wollte ich hier in England bleiben, was ich aber von meinem Eindruck bei Pete abhängig machte.
Irgendwie würde ich ihn überzeugen müssen, dessen war ich mir bewusst. Außerdem nahm ich mir vor, das nächste Angebot eines Dates anzunehmen. Schließlich wusste ich, dass ich gut aussah und hatte schon immer viele Angebote bekommen, diese nur meistens ausgeschlagen.
Jetzt wollte ich versuchen jemand Anderen in mein Herz zu lassen. Immerhin hätte es mit Manuel auch geklappt, wäre da nicht die Sache mit meinem Job gewesen. Dazu kam, die Genugtuung, die ich wollte, weil Manuel mich so abgesägt hatte. Wenn ich hier bei der Firma anfangen würde, müssten sie meine Unterlagen bei Manuel anfordern und den würden die Augen aus dem Kopf fallen. Er würde sich bestimmt schwarz ärgern, weil er mich hatte gehen lassen.
Mein Weg stand fest, ich wollte Karriere machen und versuchen jemanden in mein Herz zu lassen.
Nur mit einem Handtuch um den Hüften huschte ich in mein Zimmer, wo ich mich anzog. Daraufhin ging ich ins Wohnzimmer, wo ich mich zum Frühstücken hinsetzte. Eigentlich war mein Magen wie zugezogen und mein Kopf drückte noch leicht. Dennoch trank ich zumindest einen Kaffee und nahm mir ein Brötchen, was ich mit Marmelade aß.
Hoffentlich nahm Marc mir die Sache nicht übel von gestern. Vielleicht hatte ich aber auch Glück und er erinnerte sich nicht mehr oder aber er würde es nicht erwähnen.
*-*-*