10. Türchen
Alphatier
Weiße Weihnachten bei den Wölfen
by Dark Sephiroth & Detail
10. Türchen
Jetzt musste ich Faolan also vertrauen und folgte ihm zu diesen Bauernhof. Alles roch nach Menschen und da es schon langsam dunkel wurde, war es recht ruhig.
Dennoch versteckte auch ich mich, genauso wie Faolan es tat.
Alans Spur hatte hierher geführt und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Auch konnte ich allerlei Tiere wittern, die leichte Beute wären für uns.
Doch war ich gesättigt und es galt nun Alan zu finden.
''Vielleicht können wir mit einem der Tiere sprechen oder denkst du, sie würden vor lauter Angst kein Wort rausbekommen oder gar Alarm schlagen'', fragte ich Faolan.
Jedoch erwartete ich nicht dringend eine Antwort, da er sich ja wieder verwandeln müsste. Dabei war er so schön, wenn er so war wie ich.
Aber ich verstand auch seine Situation, wieso er es nicht mochte.
Jetzt waren wir Beide hier, hatten uns versteckt und versuchen herauszufinden, wo Alan sich befand. Hoffentlich ging es ihm gut, denn ich konnte auch Blut riechen.
Meine Ohren hatte ich gespitzt und ich lauschte nach Geräuschen, auch wenn ich mich klein machte und direkt neben Faolan versteckte, eng an ihn gekuschelt.
Mir war, als könnte ich seinen Herzschlag hören, als ginge er schneller als sonst und seine Angst riechen.
''Hier wurdest du angeschossen... habe ich recht?'', kam es besorgt von mir und ich leckte sanft über seine Schnauze.
''Jetzt bin ich bei dir und ich werde es nicht zulassen, dass dir irgendetwas zustößt. Dir wird keiner etwas antun, Faolan. Ich werde dich beschützen!'', hörte ich mich selbstbewusst sagen.
Sanft schmiegte ich meinen Kopf an den Seinen, als Zeichen dafür, ich würde für ihn da sein.
*-*-*
Ruhig lauschte ich Harus Worten, nickte ab und zu verstehend und leckte nun auch über seine Schnauze, als Zeichen, dass ich ihn verstanden hatte.
Verwandeln wollte ich mich jetzt aber nicht, so dass ihm das vorerst genügen musste.
Es beruhigte mich, dass Haru seinen Kopf an den meinen lehnte, doch konzentrierte ich mich nun auf den Hof und mir war, als hätte ich Alan hinter einem der Fenster gesehen.
Er musste hier sein.
Langsam bewegte ich mich vorwärts, schlich mich an der Seite auf den Bauernhof und deutete Haru an, mir zu folgen.
Auf dem Hof stehend schaute ich mich um, dann hörte ich aber doch Schritte auf uns zukommen und hatte Angst... große Angst... ein Klicken hörte ich dann auch noch...
*~*
Gerade hatte sich der Bauer mit Alan unterhalten, ihn auch verarztet, als er draußen etwas hörte, sich kurz bei Alan entschuldigte, sein Gewehr griff und nach draußen eilte.
Alan war jedoch nicht drin geblieben, nein, er war dem Bauern gefolgt, konnte sich schon denken, was los war. Auch er hatte das panische Blöken der Schafe gehört, die anscheinend etwas gewittert hatten.
Das Haus, nach dem Bauern verlassend und diesen erreicht, sah er, dass der Bauer auf „seine Wölfe“ zielte, eilte zu ihm und stellte sich vor seine Freunde.
„GEH AUS DEM WEG, ALAN! DIE WOLLEN MEINE SCHAFE REIßEN!“, schrie der Bauer Alan an, der keine Anstalten machte aus dem Weg zu gehen.
„Nein, das wollen sie sicher nicht. Ich verbürge mich für sie. Bitte, lass das Gewehr sinken... bitte. Oder aber du musst mich auch töten, denn ich werde nicht zulassen, dass du ihnen ein Leid zufügst“, erwiderte Alan und wollte für die Wölfe sein Leben geben, wenn es sein müsste.
„Alan... einer von ihnen hat schon etliche meiner Schafe gerissen... geh aus dem Weg!“, rief ihm der Bauer zu.
Aber Alan schüttelte nur den Kopf, während ihm die Tränen über die Wangen liefen, und ging eben nicht aus dem Weg, deutete seinen beiden Freunden viel mehr, dass sie gehen und sich verstecken sollten.
*~*
So schnell konnte ich gar nicht reagieren... die Ereignisse schienen sich zu überschlagen, bis ich sah, was Alan tat und es mir die Tränen in die Augen trieb.
Haru gab ich einen Wink, dass er mir folgen sollte... damit wir mit heiler Haut davon kämen. Wenn Alan sich schon für uns opferte... dann aber nicht umsonst.
Armer Alan... er tat mir leid, aber ich trat den Rückzug an, zog Haru irgendwie mit mir.
Wir würden erst mal in der Nähe bleiben... für den Bauern unsichtbar. Ungern wollte ich Alan allein lassen und ich war mir sicher, dass dies auch in Harus Sinne war.
Aus sicherer Entfernung konnte ich dann noch sehen, wie der Bauer sein Gewehr sinken ließ und irgendwas zu Alan sagte, um dann ins Haus zu gehen.
Alan folgte ihm nur wenig später, nachdem er sich versichert hatte, dass wir weg waren.
*-*-*
Alles ging so verdammt schnell und als ich den Fremden sah, stellte ich mich schützend vor Faolan. Doch Alan tat etwas sehr mutiges und verteidigte uns.
Ich hatte mich keineswegs in ihm getäuscht und bewunderte ihn, nun noch mehr. Er war einzigartig und sehr lieb. Sogar sein Leben würde er für uns opfern.
Natürlich verstand ich auch, dass wir die Situation nur entschärfen konnten, wenn wir uns zurückziehen würden.
Also ließ ich mich von Faolan mitziehen, auch wenn ich immer wieder zurückblickte. Sicher machte ich mir Sorgen. Nicht nur um Faolan, dass ihm etwas passieren könnte, sondern auch um Alan.
Erst als die Zwei wieder hineingegangen waren und wir vom Bauernhof weit genug weg waren, spürte ich, wie weich meine Knie eigentlich waren. Also setzte ich mich hin und ruhte mich einen Moment aus.
''Geht es dir gut?'', wollte ich besorgt von Faolan wissen und stupste ihm erneut an der Schnauze mit der meinen an.
Wenigstens wussten wir nun, Alan ging es gut. Dennoch hätte mich interessiert, was genau geschehen war. Womöglich würden wir das irgendwann erfahren.
''Was jetzt? Sollen wir zurück zur Hütte? Alan scheint hier bleiben zu wollen. Vielleicht wird er erst wiederkommen, wenn es ihm besser geht'', sprach ich zu Faolan.
Ein wenig komisch war der Gedanke schon, mit Faolan alleine zu sein. Außerdem ging mir so vieles durch den Kopf.
Wie würde es Alan jetzt dort ergehen? Viele Menschen mochten keine Wölfe. Scheinbar hatte Faolan sich hier immer Futter verschafft und sich somit erst recht unbeliebt gemacht.
Im Grunde erwartete ich keine Antwort von Faolan, sondern setzte mich in Bewegung. Mein Instinkt sagte mir, wir müssten hier weg. Denn wenn noch mehr Menschen auf uns aufmerksam werden würden, könnte es nicht so glatt für uns ausgehen.
Alan würde klarkommen und wir wussten jetzt, wo er war. Jetzt mussten wir auch an uns denken.
Sanft drückte ich mich an Faolan, als Zeichen, dass er mir folgen sollte.
*-*-*
Die ganze Situation ging mir schon ziemlich nahe und ich hatte sehr dran zu knabbern... allein das Wissen, dass sich Alan für uns geopfert hätte... musste ich erst mal verdauen.
Aber es war das Mutigste, was ich je gesehen und erlebt hatte.
Meine Meinung zu Menschen musste ich nun wohl doch revidieren. Also verwandelte ich mich, als ich Harus Worte hörte.
„Ja, es geht mir gut, danke. Geht es dir auch gut?“, antwortete ich und fragte auch gleich nach seinem Befinden, erwiderte das Anstupsen.
„Gut, gehen wir zurück zur Hütte. Aber ich denke nicht, dass Alan hier bleiben wird... na ja, mal schauen“, dachte ich laut nach.
Irgendwie war ich sehr froh, dass ich Haru an meiner Seite hatte und nicht allein war. Als sich mein Freund an mich drückte, wusste ich instinktiv was er wollte und ging mit ihm zurück zur Hütte.
*~*
Inzwischen auf dem Bauernhof:
„Was sollte das, Alan?!“, stellte ihn der Bauer zur Rede.
„Shari, diese beiden Wölfe sind meine Freunde und ich konnte unmöglich zulassen, dass du ihnen weh tust. Bitte, versteh mich doch.“
Shari nickte verstehend, doch erwiderte er: „Alan, ich mag Wölfe nicht besonders. Sie waren es, die meinen kleinen Bruder, der damals erst sechs Jahre jung war, zerfleischt haben.
Er war hingefallen und hatte sich sehr weh getan, so dass es blutete. Dann kam das Rudel Wölfe und... Alan, ich werde niemals seine Schreie vergessen... leider war ich damals auch noch zu jung, um ihm helfen zu können... rannte viel mehr weg und mache mir heutzutage die größten Vorwürfe deswegen.“
Ruhig hörte sich Alan an, was Shari ihm erzählte und nickte verständnisvoll.
„Tja, da hast du aber mit Faolan etwas gemeinsam. Sein Rudel ist von Menschen getötet und vernichtet worden. Wäre ich nicht gewesen, wäre der kleine Wolf, der damals noch fast ein Welpe war, gestorben... hätte es nicht überlebt.“
„Das tut mir natürlich leid, wirklich... aber... ich kann das alles nicht vergessen. Allerdings kann ich dich gut leiden und würde mich freuen, wenn wir Freunde würden. Du bekommst von mir jederzeit Fleisch für deine Tiere, aber... bitte sorge dafür, dass sie sich hier nie wieder sehen lassen. Okay.“
„Okay, ich werde dafür sorgen, dass sie sich hier nie wieder blicken lassen. Danke, Shari. Ich kann dich auch gut leiden und... danke, für deine Freundschaft, du bist sehr lieb.“
„Ach, schon gut. Du musst dich nicht bedanken. Sag einfach, wenn du etwas brauchst. Ich werde dir jederzeit helfen.“
Alan war den Tränen nahe, ging auf seinen nun-Freund zu und umarmte ihn dankbar. Auch Shari umarmte Alan und beide lagen sich eine Zeitlang einfach nur in den Armen.
Bis sie sich irgendwann lösten und sich einander einfach nur anschauten.
„Shari ich werde jetzt gehen, denn ich möchte mich weiter um Faolan und Haru kümmern.“
Shari nickte und fragte seinen Freund: „Soll ich dich heim bringen?“
„Das würdest du tun? Ich mein...“
„Ja, das würde ich tun. Ich kann dich doch unmöglich so nach Hause gehen lassen, hm.“
„Danke, du bist ein Schatz.“
„Alles gut. Komm, ich pack dir alles ein, das du brauchen kannst und dann bringe ich dich mit dem Schlitten heim, so dass du nicht laufen musst.“
„Danke... ich danke dir, Shari und wenn ich mal etwas für dich tun kann, dann lass es mich bitte auch wissen, ja.“
„Das werde ich.“
Gesagt, getan... Shari packte für Alan und seine Gäste sehr vieles ein, was sie brauchen konnten und Alan vorläufig nicht raus musste. Erst dann lud er alles auf den Schlitten, spannte das Pferd davor, ließ Alan aufsteigen, stieg selbst auch auf und fuhr Alan zu seiner Hütte...
*-*-*
~ Ende Teil 10 ~