Details Dreams
Detailliert - Startseite

Es ist nie zu spät

Es ist nie zu spät

 

by Dark Sephiroth & Detail

 

 

Ein Tag wie jeder andere, seit gut eineinhalb Jahren, begann. Obwohl der Tag schon spät vorangeschritten war, begann er gerade für mich. Müde quälte ich mich aus den zerwühlten Laken und versuchte wach zu werden. Mit den Händen fuhr ich durch meine dunkelbraunen, viel zu langen, mittellangen Haare. Sie standen in alle Richtungen ab, was einen frechen Eindruck machte. In Wahrheit war der Friseurbesuch viel zu lange her.

 

Das kleine Zimmer über dem Laden war, wie jedes andere auch, überschaubar winzig und nachdem ich mir meine letzte Kippe aus der Packung gegönnt hatte, ging ich ins Gemeinschaftsbad, am Ende des Ganges.

 

Rasieren, duschen, Körperpflege war wichtig! Mit meinen neunzehn Jahren war ich gut 1,90 groß, wog allerdings gerade mal 75 Kilo. Ich sah etwas verbraucht aus und viel zu blass. Leichte Ringe unter den Augen zeugten von einer arbeitsreichen Nacht. Meine Lippen waren wie immer viel zu rot. Das waren sie schon als Kind gewesen, sahen aus, als hätte ich heimlich Lippenstift benutzt.

 

Sie stachen hervor, genauso wie meine hellblauen Augen, deren Iris von einem hellem Ring umgeben war. Eine Schulfreundin hatte mal zu mir gesagt: Mit den Augen kannst du alles bekommen, was du dir wünscht.

 

Nur wo hat mich das hingeführt? Heute weiß ich, dass sie nicht recht hatte.

 

Alles begann vor fast zwei Jahren, als ich mich vor meinen, viel zu christlichen, Eltern outete. Ich stand schneller auf der Straße, ohne Dach über den Kopf oder etwas Geld in der Tasche, als mir lieb war.

 

Der Hunger brachte mich dazu irgendwann eines der vielen Angebote anzunehmen, die einen auf der Straße erwarteten. Ich bereue es bis heute mit einem Fremden mitgegangen zu sein.

 

Kurze Zeit später landete ich hier, bei Madame Francin. Sie leitete hier eine Peepshow und da ich so keinen direkt Kontakt zu Fremden hatte, kam es mir ganz gelegen. Außerdem respektierte sie meinen Wunsch ausschließlich aktiv zu sein. Denn nach der Begegnung mit den Fremden würde ich meinen Hintern keinem mehr hinhalten.

 

Die Jungs hier kannten sich untereinander. Ab und an kam mal jemand Neues und wenn dem so war, hoffte ich immer, er würde nicht lange bleiben. Selten ging mal Jemand aus freien Stücken. Alleine schaffte man es hier nur schwer wieder raus. Drogen wurden nach einer Weile dein Begleiter, was Eric einer der Türsteher zu kontrollieren versuchte. Er, Viktor und Bruno waren gute Jungs und neben Madame Francin stets für uns da, wenn wir Probleme hatten.

 

Im Grunde hatte ich es nicht allzu schlecht hier.

 

Nachdem ich im Bad fertig war, ging ich nochmal auf mein Zimmer, wo ich das Bett aufschlug und das Fenster öffnete. Ein kurzer Finanzscheck, ließ mich abwägen, ob ich Frühstück oder Kippen holen würde. Geld gab es Wöchentlich, nur das Trinkgeld, was durch kleine Klappen geschoben werden konnte, bekamen wir direkt.

 

Mein Magen überzeugte mich, außerdem konnte ich mich nicht mehr an die letzte Mahlzeit erinnern und einen Kollaps wollte ich nicht riskieren.

 

Ich verließ mein Zimmer und ging die Treppe hinunter. Es war noch alles ruhig, da es noch gut eine Stunde, bis zum Beginn der Show, war. Madame Francin schrieb gerade die Tafel, wer wann eine Show hatte, wer mit wem und wann alleine.

 

Ihr Blick traf mich mit hochgezogenen Augenbrauen.

 

''Marco, du bist doch heute wieder fit, oder?'', eine Frage und doch würde sie ein Nein nicht akzeptieren.

 

Gestern hatte ich es nicht aus dem Bett geschafft, weil mein Kopf mich umgebracht, wenn ich es auch nur versucht hätte. Nun stand ich vor ihr und da ich nicht bettlägerig war, würde sie ein Nein niemals akzeptieren. Schließlich wohnten wir hier für lau.

 

''Sicher'', nickte ich zustimmend und ich konnte sehen, wie sie meinen Künstlernamen Miku an die Tafel schrieb. Ich würde später nachschauen, mit dem ich herummachen würde.

 

Jetzt ging ich erst mal rüber zu Eric, der mich mit einem breiten Grinsen begrüßte. Er versah sich, denn ich brauchte nie vor einer Show etwas. Manchmal, wenn es schlimm war im Nachhinein, aber im Grunde hatte ich meine Sucht noch ganz gut im Griff.

 

''Hast du eine Kopfschmerztablette?'', fragte ich und Erics Grinsen verschwand.

 

Scheinbar wartete er nur auf den Tag, wo ich es nicht mehr aushielt und schon vor einer Show high sein musste. Den Gefallen wollte ich ihm aber nicht tun.

 

Er schob mir eine Vierhunderter rüber und ich schluckte sie mit einem Glas Wasser, dankte brav und trat hinaus auf die Straße. Es regnete leicht und roch nach irgendetwas verbranntem, die frische Luft tat allerdings meinem Kopf gut. Kurz überlegte ich meine Jacke zu holen, doch die paar Meter bis zum nächsten Bäcker würde ich auch so schaffen.

 

Für einen Kaffee und ein Brötchen reichte mein Geld gerade noch. Von ein paar Leuten versuchte ich mir, allerdings ohne Erfolg, eine Kippe zu schnorren. Der Weg zurück war schneller überbrückt, als mir lieb war.

 

Als ich die Peepshow betrat, waren schon mehr wach und ich verfluchte mich innerlich nicht zwei Tabletten von Eric geholt zu haben. Doch ich versuchte stark zu sein und nahm mein Frühstück zu mir. Letztendlich gab ich sogar etwas davon ab, weil ich nicht der Einzige war, der knapp bei Kasse war.

 

*-*-*

 

Seit einer ganzen Weile hatte ich es geschafft und meine Schäfchen im trockenen, nachdem ich von meinen reichen Eltern aus dem Haus geworfen worden und auf der Straße gelandet war... mit nichts weiter an, als meinen dünnen, kurzen Sommerklamotten.

 

Ich kann mich erinnern, als ich mich damals outete, dass ich schwul bin und meinen Eltern meine Meinung zu ihrem konservativem Lebensstil geigte, warfen sie mich hinaus und meinten, ich sei nicht mehr ihr Sohn und sollte bleiben wo der Pfeffer wächst.

 

Tja, da stand der kleine Fabio Farini auf der Straße.... mutterseelenallein... nicht wissend was aus ihm werden und ob er sich vielleicht besser gleich das Leben nehmen sollte.

 

Immerhin war ich damals erst sechzehn Jahre alt und ziemlich verwöhnt. Ich war es ebenso nicht gewohnt auf mich allein gestellt zu sein.

 

Dennoch war ich nicht bereit aufzugeben, trotzdem ich mich ziemlich beschissen fühlte, eine Zeit lang unter diversen Brücken geschlafen, drogenabhängig geworden war und für jeden Schuss meinen Körper verkauft hatte.

 

Es war eine ziemlich beschissene Zeit damals, aber irgendwie musste es eben weitergehen und ich gab noch immer nicht auf und umso dreckiger es mir ging, umso mehr wollte ich aus diesem Mist wieder raus, also machte ich als erstes eine Entziehungskur... allein, versteht sich... dabei hätte ich auch durchaus drauf gehen können, wie man mir später gesagt hatte.

 

Doch musste ich offensichtlich einen Schutzengel gehabt haben, der wahrscheinlich über mich gewacht haben musste, denn ich krepierte eben nicht und schaffte den Absprung, aus der Drogenabhängigkeit und der Prostitution.

 

So jobbte ich mal hier mal dort und fand so auch irgendwo eine billige Bleibe.

Langsam aber sicher arbeitete ich mich so immer weiter hoch, bis ich eines Tages Geschäftsführer wurde, so auch die Chance bekam mich fortzubilden und viel Geld verdiente, mir dann eine größere und teurere Wohnung leisten konnte.

 

Aber noch war ich nicht am Ziel meiner Träume... ich wollte ganz hoch hinaus.... und ich schaffte auch das. Mit meinen nunmehr vierundzwanzig Jahren war ich der Chef eines riesigen Unternehmens, das sich auf Musik, Spiele, Videos und allgemeine Elektronik spezialisiert hatte.

 

Wie man sieht... ist es nie zu spät... etwas aus seinem Leben zu machen.

 

Nachdem ich meinem Unternehmen und mir einen Namen in dieser Branche gemacht hatte, verdiente ich sehr schnell Millionen und hatte etliche Partner an meiner Seite, doch eines war mir bislang versagt geblieben.... ein Partner... der Partner in meinem Leben... an meiner Seite.

 

Nun, das war wohl der Preis für meinen steilen Karriereaufstieg.

 

Ich hatte alles, mein Unternehmen, mein extra großes Häuschen, das auf einen großen wunderschönen Stückchen Land stand und einen tollen großen Garten mit Swimmingpool hatte ich ebenso, wie eine große Garage mit drei verschiedenen, sehr teuren Autos darin und ich war bekannt, wie ein bunter Hund... wie man so schön sagte.

 

Als ich an diesem Morgen erwachte, fühlte ich mich einfach nur toll. Ich hatte alles erreicht, was ich wollte, was ich mir zum Ziel gesetzt hatte und schwang mich putzmunter aus dem Bett, um zunächst in die Küche zu gehen. Die Kaffeemaschine schaltete ich ein, ging anschließend ins Bad, um mich kurz abzuduschen, mir dann ein Badetuch um meine schmale Hüfte zu wickeln und mich im Spiegel zu betrachten.

 

Mein Körper ekelte mich schon noch ein bisschen an, wenn ich daran dachte, was ich getan, an wen ich mich alles verkauft und wem ich mich alles hingegeben hatte... bei dem Gedanken schüttelte es mich immer noch unglaublich, während mir wieder ein paar Tränen übers Gesicht liefen, als mir mein ganzes Leiden wieder hoch kam.

 

Dennoch wischte ich mir die Tränen, wie lästige Fliegen aus dem Gesicht und schaute mir meinen schmalen, noch immer sehr schmächtigen, aber 1,80m großen Körper an. Trainiert hatte ich diesen nicht, hatte dafür auch gar nicht die Zeit gehabt... zudem vergaß ich oftmals das Essen... nur meinen Kaffee und meine Zigaretten, die vergaß ich niemals... eigenartigerweise.

 

Ansonsten war ich nun doch ein ganz hübsches Kerlchen geworden, wie mir schon öfter bestätigt wurde.

 

Meinen Kopf zierten lange, schwarze, sehr gepflegte Haare, die mein Gesicht sanft umschmeichelten, in dem sich zwei hübsch geformte, braune Augen, eine kleine niedliche Nase und ein schmaler Mund befanden.

 

Ich rasierte und cremte mich anschließend ein, dann war auch schon mein Kaffee fertig... eben wie immer. Klar, hätte ich auch eine Haushaltshilfe einstellen können, aber das hätte mich zu viel Geld gekostet, auch wenn ich mehr als genug davon hatte, so war ich seit kurzem schon recht geizig geworden.

 

Natürlich, ich wollte meinen jetzigen Lebensstandart halten und nie wieder in die Armut abrutschen müssen... wirklich nie wieder!!!

 

So schwang ich meinen Hintern wieder in die Küche, wo ich mir eine Tasse Kaffee einschenkte, mich an den Tisch setzte und mir eine Zigarette anzündete.

 

Arbeiten musste ich nicht mehr, wenn ich nicht wollte, das erledigten andere für mich, ich musste nur noch anwesend sein, wenn Entscheidungen bevorstanden oder ich irgendwas ändern wollte.

 

So ließ ich den Tag ruhig beginnen, machte mir um nichts Gedanken.... außer um einen jungen, sehr hübschen Mann... den ich in einer Peepshow gesehen hatte. Doch wollte ich mich nicht mehr irgendwo einmischen... wollte mich in dieser Szene nicht mehr aufhalten... hatte regelrecht Panik, wenn ich nur daran dachte... genug und viel zu viel hatte ich durchmachen müssen.... war durch die wortwörtliche Hölle gegangen und hatte diese überstanden... hinter mir gelassen.

 

Und doch bekam ich ihn nicht aus meinen Gedanken … konnte ihn nicht einfach verdrängen.... verdammt... nein, verschwinde!

 

Ich weiß nicht einmal mehr warum ich eigentlich in diese Show gegangen war.... Langeweile vielleicht... kein Plan.

 

Etwas anderes wäre es gewesen, wenn ich mit Freunden dorthin gegangen wäre... aber ich hatte ja nicht einmal Freunde, außer natürlich jene, die nur mein Geld wollten, doch diese hatte ich schnell enttarnt und zum Teufel gejagt... mied direkt nun sogar andere Menschen, wenn es ging und ich nicht gerade auf einen Empfang gehen musste.

 

Ansonsten schloss ich mich hier schon ganz gern ein, außer natürlich ich musste unbedingt einkaufen gehen.... was ich aber auch umgehen konnte, indem ich alles bestellte und mir liefern ließ.

 

*-*-*

 

Madame Francin hatte die Tafel fertig und ich würde heute mit unserem Neuzugang Luca eine Show hinlegen. Eine Woche hatte er Schonfrist gehabt, wo er zuerst eher nur zusah und später sich nur selbst befriedigte. Es wäre das erste Mal für ihn mit Jemanden zusammen eine Show zu machen.

 

Natürlich wusste ich, dass es erst mal keinen Verkehr geben würde, sondern beim Rummachen bleiben sollte. Zumindest für heute war das geplant und mir nur recht. Später am Abend sollte ich noch eine Einzelshow machen. Zwischendurch waren andere Paarungen angesetzt und auch Einzelshows.

 

Als ich Lucas Blick suchte, wich er mir aus. Keine Ahnung, ob ihm das nicht passte oder ob es nur Aufregung war. Doch schlechte Stimmung war nichts für die Show und so würde ich das vorher klären müssen.

 

Vielleicht dachte er auch, dass ich ihn toppen sollte und war deswegen so drauf. Ich schätzte ihn genauso wie mich ein, eher Top. Vermutlich war das, was heute sein würde, eine einzige Gelegenheit einander nahe zu sein.

 

Nachdem Madame Francin, wie jeden Abend, ihre Ansage gemacht hatte, verließ sie den Raum. Wir wussten was zu tun war und würden den Abend, wie jeden Anderen auch, meistern.

 

Gerade als Luca mit einigen Anderen rausgehen wollte, hielt ich ihn davon ab. Nervös schaute er mich an, bevor er einfach nur mit dem Kopf schüttelte.

 

''Ich hätte mit jedem an meiner Seite gerechnet, aber nicht mit dir'', flüsterte er, aus Angst uns könnte einer der anderen Jungs belauschen. Aber die scherten sich nur um ihren eigenen Kram. Pärchen für heute Abend unterhielten sich bereits, um gleich eine gute Show abliefern zu können.

 

''Warum nicht mit mir? Du weißt schon, dass es keinen direkten Verkehr geben wird?'', fragte ich. Es gab genügend Kunden, die daraus abfuhren, wenn es so aussah, als wären die Zwei zusammen, die da eine Show abzogen.

 

Luca schmunzelte: ''Wenn ich jemanden an meinen Hintern lassen würde, dann dich'', meinte er, wobei er noch näher an mein Ohr kam. Sein Atem kitzelte und meine Haut reagierte auf Knopfdruck mit einer Gänsehaut. Luca spielte mit mir.

 

Ein kurzes Grinsen legte sich auf meine Lippen.

 

''Hör auf damit'', knurrte ich, ''Wir brauchen kein Vorspiel!''

 

Das Lachen von Luca erhellte den Raum und kurz hatten wir von einigen die Aufmerksamkeit.

 

''Na ja, weißt du, du hast schon so viel Erfahrung und weißt wie du Zeit schindest, damit die Kunden möglichst oft eine Münze nachwerfen müssen'', gestand er.

 

Innerlich hoffte ich, Luca würde den Absprung von hier früh genug schaffen. Aber das hoffte ich bei jedem mit dem ich eine Show hatte.

 

''Versuch dich einfach da drinnen auf mich einzulassen'', meinte ich sanft.

 

*-*-*

 

Nach den allmorgendlichen drei Zigaretten und ein paar Tassen Kaffee, machte ich mich fertig und verließ gefühlte vier Stunden später das Haus.

 

Aus meiner Garage holte ich mir eins meiner Autos, schwang mich hinein, fuhr es aus der Garage, die sich automatisch schloss, und fuhr anschließend zu meiner Firma.

 

Natürlich hatte ich mich zwischenzeitlich wieder beruhigt und ließ somit nichts an mich heran kommen. Ruhig und gelassen fuhr ich die Straßen entlang, achtete dabei genaustens auf den Verkehr und hörte nebenher etwas Musik.

 

Glücklicherweise war der Berufsverkehr inzwischen vorbei, so das nicht allzu viel los war auf den Straßen und ich freie Fahrt hatte. Meine Firma erreichte ich trotzdem erst zwei Stunden später, weil ich zwischendurch jemandem geholfen hatte, dem es nicht gut zu gehen schien und der sich offensichtlich hatte umbringen wollen.... mir direkt vor das Auto gelaufen war und ich gerade mal so noch abbremsen konnte.

 

Der Mann war nur leicht verletzt gewesen, aber ich stieg aus, half ihm in meinen Wagen, obgleich er keine Hilfe von mir wollte, und fuhr ihn ins Krankenhaus. Dabei erzählte ich ihm ganz in Ruhe und kurz meine Lebensgeschichte... nun, es schien geholfen zu haben, denn er versprach noch einmal über alles nachzudenken... dankte mir für meine Hilfsbereitschaft und Aufrichtigkeit.

 

Zum Abschied hatte ich ihm noch einen Job in meiner Firma angeboten, ihm auch die Adresse gegeben und war dann weiter gefahren.

 

Auf meinem weiteren Wege, dachte ich so über das Erlebnis nach und nahm mir kurzerhand vor, zu helfen wo ich konnte und dafür ruhig wieder etwas mehr zu arbeiten. Ja, mich hatte es direkt gefreut, helfen und in ein glückliches Gesicht sehen zu können.

 

War es vielleicht so etwas wie eine Berufung? Sicher, mir hatte niemand geholfen, allein hatte ich mich aus dem Dreck geholt, doch warum sollte ich anderen nicht trotzdem helfen und ihnen Mut machen.... sie an meinem Glück teilhaben lassen?

 

Die Firma erreicht, betrat ich diese und suchte sogleich meinen Stellvertreter auf, mit dem ich einiges zu bereden hatte.

 

Meine Vorschläge hatte ich ihm unterbreitet und auch die Erklärungen dazu gegeben, als er einfach nur antwortete: "Natürlich, das ist doch gar kein Problem. Wir können durchaus noch einige Mitarbeiter gebrauchen. Aber meinen sie wirklich, dass es gut ist, wenn sie jetzt wieder mehr arbeiten? Ich mein, es läuft hier alles wie am Schnürchen... sie können sich davon gern überzeugen."

 

"Ich weiß, Gunther, ich weiß, aber ich will nicht hier arbeiten, ich werde mir einfach noch einen anderen Job suchen und nebenbei noch etwas Geld verdienen."

 

"Gut, wie sie meinen, aber wie gesagt, nötig haben sie das nun wirklich nicht... wenn sie sich mal ihre Bilanzen anschauen, so sind sie auf sehr lange Zeit abgesichert. Wir schreiben keine roten Zahlen, haben keine Schulden... alles ist super."

 

Ich nickte nur, aber ich wusste, was ich wollte und würde mich gleich in mein Büro begeben, um ein paar Bewerbungen zu schreiben.

 

Wohin ich wollte wusste ich... in die Nähe der Bar, in der ich den jungen Mann gesehen hatte, dort würde ich mich vielleicht beim Bäcker, oder sonst irgendwo in der Nähe bewerben und arbeiten, vielleicht bekam ich so ja den jungen Mann noch mal zu Gesicht... denn ihm würde ich furchtbar gern helfen... wenn er mich denn ließe und mir irgendwann vertraute.

 

Natürlich würde ich niemals in dieser Bar, in der Peepshow arbeiten... nein, das kam gar nicht in Frage.... niemals wieder, wollte ich mit diesem Milieu etwas zu tun haben.... außer dem ein oder anderen zu helfen... nicht mehr und auch nicht weniger.

 

*-*-*

 

Es war noch nichts los und so konnten Luca und ich auf unsere Positionen gehen und es erst mal langsam angehen lassen. Wir würden früh genug informiert werden, sofern ein Gast hier sein würde.

 

Eine große bequeme Fläche war im Raum, auf der wir uns beinahe nackt legten. Ich konnte Lucas Nervosität spüren, meine hingegen war schon seit längerem nicht mehr vorhanden. Alles war Routine, auch wenn es heute mit Luca etwas neues war, so blieb es doch stets das Selbe.

 

Luca lag auf den Rücken und hatte die Beine angewinkelt. Er schaute mich an und so legte ich mich zu ihm. Dabei kam ich ihm so dicht, dass ich seine Körperwärme spürte. Sein Blick wanderte durch den Raum, der gut beleuchtet war und bevor er mich wieder ansah seufzte er.

 

''Mit viel Mühe kann ich immer ausblenden, dass da welche sitzen und mich angaffen'', gestand er.

 

Da war er ganz anders als ich. Mich machte es an, beobachtet zu werden und obwohl man es meist schwer sah, wer sich dort hinter den schweren Scheiben befand, gab es einen Winkel, wie man es erkennen konnte.

 

Manchmal hoffte ich auf bekannte Gesichter, die erneut auftauchten. Natürlich merkte ich mir, wer Trinkgeld gab und wo ich mich vielleicht noch etwas mehr ins Zeug legen sollte. Allerdings gab es auch Gestalten, die mich bis in meine Träume verfolgten.

 

Trotzdem schaute ich mir meine Zuschauer weiterhin an, weil es mir das Gefühl gab, dass die Zeit verging.

 

Während Luca sich erneut im Raum umsah, als gäbe es etwas neues zu entdecken, machte meine Hand sich selbstständig und streichelte über seine Brust. Im ersten Moment zuckte er und sein Blick war mir sicher. Doch dann schloss er genießend die Augen.

 

''Ich sagte doch, lass dich auf mich ein'', flüsterte ich liebevoll an sein Ohr.

 

Er reizte mich ungemein und ich wünschte, ich dürfte ihn gleich flachlegen.

 

Vielleicht war es, als wenn ich einen Schalter umlegte, sobald ich diesen Raum betrat. Alles in mir war auf Sex ausgerichtet und ich musste zum Abschuss kommen.

 

Langsam beugte ich mich über Lucas Brustwarze und saugte sie in meinen Mund ein.

 

''Marco'', ermahnte Luca mich, weil ich ihn sichtlich anmachte.

 

''Miku!'', verbesserte ich ihn. Denn hier drinnen spielte ich aus Sicherheitsgründen meine Rolle. Genauso, wie ich ihn gleich Nico nennen würde.

 

*-*-*

 

Nach der Unterredung mit meinem Stellvertreter machte ich mich auf den Weg in mein Büro, das ich bald schon erreichte, hinter mir die Tür schloss und mich dann in meinen Sessel setzte.

 

Von meiner Sekretärin ließ ich mir einen Kaffee bringen, erst dann suchte ich die Telefonnummern diverser Geschäfte heraus und telefonierte diese ab.... der Erfolg hielt sich in Grenzen, nur eine kleine Bäckerei, in der Nähe der Bar, wollte mir tatsächlich eine Chance geben.

 

Die Chefin des Ladens war von meiner Idee begeistert und wollte mich noch heute sehen. Natürlich hätte ich ihr wohlweislich verschwiegen wer ich war, nur eben meine Idee hatte ich ihr unterbreitet, und dass ich bereit war dafür hart und viel zu arbeiten.

 

Den Termin hatte ich in nicht ganz zwei Stunden und machte mich deswegen sogleich auf den Weg dorthin.... wollte natürlich nicht unpünktlich sein.

 

Also beeilte ich mich, schwang mich in meinen Wagen und fuhr, als sei der Teufel hinter mir her, zur Bäckerei.

 

Selbstverständlich fuhr ich nicht schneller als erlaubt, denn ich wollte schon heile dort ankommen und nicht in tausend Einzelteilen.

 

Sehr viel schneller, als ich dachte erreichte ich die angegebene Adresse, parkte in einer Nebenstraße und betrat irgendwann die Bäckerei, mit einem sehr höflichen "Guten Tag".

 

Die Verkäuferin bat ich, die Chefin sprechen zu dürfen, da ich eben ein Gespräch mit ihr gehabt und einen Termin hätte.

 

Sie strahlte mich an und nickte, offenbar hatte es sich zumindest hier herum gesprochen, dass ich helfen wollte. Sogleich ging sie nach hinten und kam nur wenig später mit einer sehr netten Dame wieder, die mich höflich, ja mit strahlenden Augen begrüßte, was ich gern erwiderte.

 

Sie bat mich mitzukommen und nur wenig später betraten wir ihr Büro, wo wir beide Platz nahmen.

 

Wie es sich gehörte hatte ich alle Unterlagen dabei, die ich natürlich schon ein klein wenig manipuliert hatte, wollte ich doch nicht, dass sie wusste wer ich war, denn ich wollte alles aber keine Sonderbehandlung.

 

Ich stellte mich eben als ganz normalen Arbeiter vor und hatte meine Unterlagen entsprechend geschrieben bzw. schreiben lassen.

 

Dennoch hatte ich super Referenzen, was meine Zeugnisse, die ich ihr vorlegte, bewiesen. Nur eines der Zeugnisse hatte ich ihr nicht gezeigt... eben aus angegebenen Grund.

 

Wie sie meinte könnte ich heute schon mal Probearbeiten und dann morgen anfangen.

 

"Einverstanden, ich freue mich auf die Zusammenarbeit."

 

"Die Freude ist ganz meinerseits, bei solchen Zeugnissen und Referenzen. Mich wundert es nur, dass sie noch nicht ihren Meister gemacht haben."

 

"Das werde ich sicher noch nachholen.", entgegnete ich selbstbewusst, aber freundlich und nett.

 

"Hier ist schon mal ihre Arbeitskleidung und dann gehen sie nach vorn und lassen sich von Frau Heinrich alles zeigen."

 

Ich nickte brav, zog den Kittel drüber und verließ dann das Büro. Den Arbeitsvertrag wollte sie mir dann morgen zum unterschreiben vorlegen. Auch damit war ich einverstanden.

 

So begann, seit langem, mein erster Arbeitstag und ich legte mich so richtig ins Zeug, befolgte alles was mir gesagt oder auch gezeigt wurde.... bis zum Feierabend.

 

Meine Chefin, Frau Paolo, war mit meiner jetzigen Arbeit mehr als zufrieden und stellte mich gern ein.

 

Unter ihrer Aufsicht machte ich die Abrechnung und brachte sie so noch mehr zum Staunen.

 

Nun, ich wusste auch, dass sie sicher irgendwann dahinter kommen würde, wer ich war.... aber bis dahin wollte ich einfach nur ich sein und arbeiten... anderen helfen.

 

Nach Feierabend legte ich den Kittel ab, zog mein Jackett wieder an, überwand mich und ging im die Bar.... es war kein angenehmes Gefühl, aber ich wollte den jungen Mann wieder sehen, wegen dem ich mich wieder "nach unten" wagte.

 

Da sah ich ihn auch schon.... herrje, und er machte mit einem anderem herum, was mich beinahe die Fassung verlieren ließ, aber eben nur beinahe.

 

Nur ansatzweise schaute ich den beiden zu, doch Taten mir die beiden einfach nur leid und ich empfand dabei sicher keine Lust. Alles was ich empfand war Mitleid und ich wollte helfen... unter allen Umständen.

 

Armer Miku... aber ich dachte mir schon, dass dies sicher nicht sein echter Name war.

 

Doch vorerst ließ ich eine große Summe Trinkgeld springen, es tat mir nicht weh, aber die beiden könnten es sicher brauchen.

 

Irgendwann würde ich Miku, oder wie auch immer er hieß, dort heraus holen und vielleicht würde er ja gern bei und mit mir Leben wollen... er war doch so niedlich... viel zu schade für das hier....

 

*-*-*

 

Nur kurz darauf kamen die ersten Kunden und wir schlüpften in unsere Rolle. Es war ein regelrechter Kampf, wer oben lag, weil wir beide aktiv waren. Doch genau das, schien den Kunden zu gefallen.

 

Ich wusste, wie ich das Ende des Spiels lange hinhalten konnte. Luca hingegen hatte Schwierigkeiten und musste sich teilweise stark auf mich verlassen. Das Rattern jeder weiteren eingeworfenen Münze, zeigte mir, wie gut ihnen unsere kleine Show gefiel, wie sehr sie dagegen ankämpfen, dass die Klappe nicht zu ging und sie die Show bis zu Ende ansehen konnten.

 

Vielleicht gerade deshalb, weil auch Stammkunden da waren, die genau wussten, dass ich nie unten lag, war es so interessant. Konnten sie doch nicht wissen, dass es keinen direkten Verkehr geben würde. Es schien, als wollte Luca mich toppen und ich ihn, als könnten wir uns nicht entscheiden. Diese Spannung hielten wir bis zum Schluss bei. Erst als Luca es nicht mehr hinauszögern konnte und kam, ließ auch ich mich gehen.

 

Wir hatten lange genug durchgehalten und die Trinkgeldklappe hatte ich auch vernommen. Mein Blick hatte jeden einzelnen Kunden gezeigt, dass ich ihn wahrnahm. Ein Typ, von dem ich mir sicher war, er würde ein Bulle sein und regelmäßig nach dem Rechten sehen, schaute sich die Show nur halb an.

 

Außerdem erkannte ich einen ziemlich ekelhaft aussehenden Kerl, der mindestens einmal die Woche hier war und mir gewiss Alpträume bereiten würde, wie jedes Mal. Daneben saß ein weiterer Stammkunde, der so dünn war, dass ich immer glaubte, er hätte noch weiter abgenommen. Von dem gab es durchaus gutes Trinkgeld, worauf ich mich jetzt schon freute.

 

Naja und dann war da noch ein junger Mann, der schon einmal hier gewesen war. Ich erkannte ihn wieder und musste mir erneut eingestehen, dass er nicht hierher gehörte. Er passte nicht ins Bild, neben den Anderen perversen Kerlen. Ungeniert erfasste ich seinen Blick, wusste ich doch, wie die Kunden es liebten, wenn ich sie wahrnahm. Die Trinkgeldklappe hatte auch bei ihm geklappert und das Ende der Show mit Luca war nah.

 

Luca bearbeitete meine Männlichkeit mit dem Mund, wobei ich auf den Rücken lag und ein Bein angewinkelt hatte. Mit Absicht gab ich ihn soviel Freiraum, damit es aussah, als würde ich ihn nun doch noch ran lassen. Seine Lippen machten ihre Arbeit gut und ich konnte mich nicht von den jungen Mann losreißen. Warum war er jetzt hier und nicht später, wenn ich es mir selbst machte? Aus irgendeinem Grund wäre ich nur für ihn gekommen.

 

Nur mit Mühe schloss ich die Augen und drehte den Kopf an die Decke. Es wäre unfair den anderen Kunden gegenüber gewesen, nur für ihn zu kommen. Sanft drücke meine Hand Lucas Kopf in meinen Schoß, bevor ich locker und er meine Männlichkeit hinausgleiten ließ. Mit gezielten Pumpen zeigte er allen, meinen Orgasmus und ich ließ das Gefühl über mich ergehen, wie jeden Tag. Schon lange hatte es seinen Reiz verloren, aber das sollte keiner der Zuschauer sehen.

 

Die Klappen schlossen sich unaufhaltsam, die Show war zu Ende. Wie von selbst drehte sich mein Kopf noch einmal zu den jungen Mann und ich suchte ein letztes Mal mit dem Nachglimmen des Orgasmus seinen Blick.

 

*-*-*

 

Dieser Blick... wie mich Miku ansah.... sprach Bände. Ob ihm das alles hier Spaß machte wusste ich nicht ... bezweifelte dies aber stark, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass er dies hier gern tat. Nur was sollte ich jetzt tun? Was konnte ich tun?

 

Klar, ich könnte mich jetzt hier aufspielen, den Obermacker mimen, aber was dann? Womöglich bekäme ich dann Hausverbot und würde Miku nie wieder sehen können.

 

Nein, mir musste etwas anderes einfallen.

 

Ich werde dich hier heraus holen, wenn du willst, Miku... koste es was es wolle.

 

Aber ich würde wohl den nächsten Tag abwarten müssen und schauen ob ich ihn außerhalb der Bar erwischte... dann mit ihm reden könnte.

 

Kurz dachte ich nach, ob ich hier bleiben oder gehen sollte. Aber nein, so gern ich ihm hier zumindest gedanklich beistehen wollte, so konnte ich mir diese Kerle, die sich hier dran aufgeilten, nicht weiter mit ansehen. Am liebsten hätte ich sie alle in einen Sack gesteckt und einfach nur drauf gehauen.

 

Da dies leider aber auch der falsche Weg wäre, entschloss ich mich schließlich zu gehen und die Bar zu verlassen... dieses Elend, das mir die Tränen in die Augen trieb, konnte ich mir nicht weiter antun.

 

So verließ ich dieses Etablissement und schnappte draußen nach Luft.

 

Der Kleine dort drinnen tat mir einfach nur leid, doch ich musste mit Bedacht Vorgehen, sonst könnte ich es womöglich vergessen.

 

Langsam machte ich mich auf den Weg zu meinem Wagen, den ich in einer Nebenstraße geparkt hatte. Ich stieg ein, startete den Motor und fuhr los.

 

Nachdem ich noch schnell im Supermarkt einkaufen war, machte ich mich auf dem schnellsten Weg nach Hause.

 

Natürlich musste ich immer wieder an Miku denken und hoffte wirklich, dass ich ihn in den nächsten Tagen zu Gesicht bekäme und mit ihm reden konnte.

 

Die nächsten Stunden verbrachte ich daheim, musste noch etwas arbeiten und war anschließend ins Bett gegangen, wo ich todmüde einschlief.

 

Am anderen Morgen erwachte ich zeitig, machte mich fertig, trank dann meinen Kaffee, aß jetzt auch mal eine Kleinigkeit und rauchte anschließend eine Zigarette.

 

Eine Stunde später machte ich mich auf den Weg in die Arbeit. Die Bäckerei erreicht, parkte ich meinen Wagen, in der Seitenstraße und betrat dann den Laden.

 

Sogleich kam mir meine Chefin, Frau Paolo freudestrahlend entgegen, wir begrüßen uns und sie bat mich mit ihr mitzukommen. Ich tat worum sie bat und folgte ihr. Das Büro erreicht setzte sie sich in ihren Sessel und bot mir ebenfalls einen Platz an. Ich setzte mich und sie übergab mir den Arbeitsvertrag, den ich mir gründlich durch las.

 

Aber es stimmte alles, immerhin kannte ich mich damit ja aus, nur wusste sie es ja nicht. Ich malte mir schon direkt aus, wenn ich irgendwann die Bombe platzen lassen und was sie dann für ein Gesicht machen würde.

 

Aber alles zu seiner Zeit.

 

Ich unterzeichnete den Vertrag gern und freute mich direkt auf die Arbeit, aber auch darauf, Miku hier vielleicht zu begegnen.

 

So begann mein Arbeitstag, nachdem ich die Kopie meines Arbeitsvertrages eingesteckt hatte, sogleich mit viel Arbeit, die ich so gar nicht mehr gewohnt war. Aber ich gab mir Mühe, was auch nicht so ganz einfach war.

 

Schließlich öffnete ich das Geschäft und auch meine Mitarbeiterin erschien so gegen neun Uhr. bald darauf erschienen auch schon die ersten Kunden....

 

*-*-*

 

Mit dem Orgasmus gingen auch meine Kopfschmerzen und Luca schien froh darüber zu sein, die Show überstanden zu haben. Wir hatten eine Pause, in der ich mir von dem Trinkgeld Zigaretten kaufte.

 

Schon auf dem Rückweg zur Bar, rauchte ich eine und bekam deswegen erst die Unruhe mit, als ich da war. Bruno stand an der Tür und zog mich rein, als ich vor der Tür stand und sowieso rein wollte.

 

''Wo warst du denn?'', brummte er.

 

''Nur Zigaretten holen'', gestand ich.

 

Wusste ich doch, was alles passieren konnte, wenn ich irgendeinem perversen in die Hände fiel.

 

''Was ist denn hier los?'', wollte ich wissen, nachdem ich Brunos Schnaufen vernommen hatte.

 

Nur wusste ich nicht, ob das Schnaufen Erleichterung darstellte oder eine Drohung sein sollte, nach dem Motto 'Muss ich es immer wieder sagen?'?

 

''Der Bulle hat Luca verdächtig nicht volljährig zu sein'', erklärte der bullige Türsteher mir.

 

Aber er wusste genauso, wie ich, dass Madame Francin sich immer den Ausweis zeigen ließ.

 

Genau in diesem Moment kam Luca in Handschellen mit dem Polizisten raus. Lucas Kopf war knallrot und er schaute betreten zu Boden. Madame Francin wirkte nicht glücklich bei dem Ganzen.

 

Erst als Luca mit dem Polizisten verschwunden war, erhob sie ihr Wort.

 

''Lucas Ausweis war gefälscht'', offenbarte sie und ein Raunen ging durch die Bar. Erst jetzt sah ich, dass keine Kunden mehr hier waren. Und mehrere Polizisten ihre Arbeit taten.

 

Gut, Luca sah wirklich jung aus, aber ob nun achtzehn oder siebzehn, da konnte man nur schwer einen äußerlichen Unterschied erkennen.

 

Madame kam direkt auf mich zu und ich unterbrach meinen umherwandernden Blick, um sie anzuschauen: ''Du kannst von Glück reden, dass es heute keinen Verkehr gab. Trotzdem wirst auch du aussagen müssen vor der Polizei.''

 

Ich nickte, blieb mir doch nichts anderes übrig. Es dauerte eine Weile, bis die Polizei alles durchsucht und Lucas Sachen mitgenommen hatte. Madame Francin war mit Victor zum Revier gefahren, um ihre Aussage zu machen. Wir anderen müssten das Morgen tun. Vor dem Eingang wurden wir überwacht, damit keiner von uns auf die Idee kam, abzuhauen.

 

Die Show hatte ein schnelles Ende gefunden und mich führte mein direkter Weg zu Eric. Natürlich hatten sie sein Versteck nicht gefunden und so konnte er mich nach dem ganzen Mist mit Drogen versorgen. Für einen Moment überlegte ich, ob es wirklich ratsam war, weil ich morgen doch ebenfalls zur Polizei musste. Aber ich wollte diesen beschissenen Abend und die vielen Gäste einfach nur vergessen.

 

Auf meinem Zimmer sah es aus, wie auf einem Handgranateinwurfstand. Gegen allen meinen Vorlieben, rückte ich lediglich die Matratze zurecht und nahm die Drogen zu mir. Ich wollte jetzt nur fliegen und mich frei fühlen.

 

Viel zu früh wurde ich geweckt und musste mit Bruno und den anderen Jungs zum Revier fahren.Bruno hielt vorm Bäcker und holte mir einen Kaffee. Essen mochte ich ohnehin jetzt nichts.

 

Die Aussagen dauerten den ganzen Tag und erst gegen Abend waren wir wieder zurück. Obwohl ich müde war, brauchte ich jetzt nachdem alles überstanden war, etwas in den Magen.

 

Nachdem ich mein Geld bekommen hatte, flitzte ich rüber zum Bäcker, bevor dieser zu machte. Ohne hochzusehen, zählte ich schon mein Geld ab, während ich meine Bestellung abgab.

 

''Einen Kaffee und ein belegtes Brötchen'', murmelte ich.

 

Ich wollte nur noch ins Bett. Die Bar würde heute sowieso geschlossen bleiben, also konnte ich noch ein wenig Schlaf nachholen.

 

*-*-*

 

Den ganzen Tag stand ich nun schon im Laden, aber Miku ließ sich nicht blicken. So tat ich meine Arbeit, die mir immer mehr Spaß machte, bediente die Kunden und hatte auch hier und da ein nettes, freundliches Wort für sie übrig. Aber auch ab und an ein lustiger Spruch brachte so manch einen Kunden zum Lachen oder mindestens zum Schmunzeln.

 

Der junge Mann auf den ich wartete, kam jedoch nicht und so würde ich wohl noch sehr viel Geduld haben müssen und ich hatte die Geduld.

 

Zwischenzeitlich bekam ich, durch andere Kunden mit, dass es in der Nacht, in der Bar, wohl Ärger gegeben hatte und die Polizei hatte anrücken müssen. Herrje, hoffentlich ging es Miku gut und ihm war nichts passiert. Ja, ich machte mir ernsthaft Sorgen um den Kleinen, und doch musste ich hier ausharren und arbeiten.

 

Dann aber, so ganz kurz vor Feierabend, kamen noch einige Kunden und auch... Miku, der ziemlich fertig aussah, war dabei.

 

Er tat mir so unglaublich leid, aber er schien mich derzeit auch noch nicht wieder zu erkennen, bzw. schaute er gar nicht erst hoch und war mit seinem Geld beschäftigt, bestellte sich nur einen Kaffee und ein belegtes Brötchen.

 

Natürlich bekam er beides von mir, doch sprach ich ihn nun an... jetzt oder nie... dachte ich mir:

 

"Hallo Miku... oder wie auch immer du heißen magst. Du brauchst das nicht zu bezahlen, ich übernehme das für dich.", mit diesen Worten trat ich vor die Theke, ging auf Miku zu und sah ihn liebevoll, aber besorgt, an.

 

"Mein Name ist Fabio und ich möchte dir gern helfen, dieser Hölle zu entkommen, wenn du es denn auch möchtest und es zulässt. Ich weiß, wir kennen uns noch nicht so gut, aber... bitte glaube mir, ich will dir wirklich nur helfen, ein anderes, besseres Leben zu führen... eines, das du mehr verdient hast, als diese Hölle.

 

Bitte, Miku, lass mich dir helfen, oder denke zumindest darüber nach, okay.", sprach ich leise, so dass es nicht gleich jeder mitbekam, aber so, dass wir uns dennoch gut unterhalten könnten.

 

Mit sanften Blicken schaute ich Miku abwartend an, doch machte ich mir im Augenblick keine allzu großen Hoffnungen, denn der Kleine sah echt fertig aus. Zudem ich eh ein Fremder für ihn war und er mir deswegen sicher nicht gleich freudestrahlend in die Arme fallen würde.

 

Somit erwartete ich auch nicht viel, nur dass er es sich vielleicht überlegen würde.

 

"Kleiner, ich werde hier auf dich warten... bis du soweit bist. Du kannst mich jeden Tag hier im Laden antreffen.", waren meine letzten Worte, ehe wiederum ein Kunde den Laden betrat und ich diesen bedienen musste, jedoch den Kleinen im Auge behielt.

 

*-*-*

 

Gerade, als ich das passende Geld abgezählt hatte und mein bestelltes entgegennehmen wollte, wurde ich auch schon angesprochen. Natürlich brauchte ich einen Moment, ehe ich das Gesicht erkannte und zuordnen konnte. Die Drogen hatten mich noch ziemlich im Griff und die letzte Nacht hatte es in sich gehabt.

 

Die Worte drangen wie in Watte zu mir durch und sie kamen von so weit weg. Mein Geld raffte ich zusammen und nahm mir meinen Kaffee, sowie mein Brötchen. Zu einem Nicken war ich fähig, fühlte mich etwas überfahren und musste erst mal realisieren, was der Kerl von mir gewollt hatte.

 

Etwas perplex und langsam flüchtend verließ ich den Bäcker, nachdem der Verkäufer den nächsten Kunden bediente. Noch einmal schaute ich zurück und ging zurück zur Bar. Erst als ich da angekommen und eingetreten war, erlaubte ich mir einen Schluck vom Kaffee. Immerhin kannte ich den Verkäufer nicht, er war neu und er könnte mir durchaus einen Bären aufgebunden haben.

 

Meine Vernunft sagte mir, es könnte etwas in dem Kaffee sein oder im Brötchen. Doch nichts geschah. Weder als ich den Kaffee trank, noch als ich das Brötchen gegessen hatte.

 

Unsicher war ich, als ich versuchte zu verdauen, was der Verkäufer zu mir gesagt hatte. Fabio hieß er und er hatte gesagt, wir würden uns noch nicht so gut kennen. Wir kannten uns gar nicht? Ich war ein gebranntes Kind und gerade hier in der Gegend passierte so vieles, dass ich unmöglich einen Fremden trauen würde.

 

Dazu kam, dass ich noch immer neben mir stand und der Kaffee nur langsam half. Trotz dass heute zu war, kam Bruno von oben und schaute mich perplex an. Normalerweise würde ich oben essen oder im Gemeinschaftsraum, doch ich saß hier, mitten auf dem Präsentierteller und Bruno setzte sich zu mir.

 

Der Bär von einem Mann sah bedrückt aus.

 

''Was neues von Luca?'', fragte ich vorsichtig.

 

''Den haben sie zu seinen Eltern gebracht. Zufrieden war er nicht, aber es sind nur ein paar Wochen, dann wird er volljährig und kann machen, was er will'', meinte er und ich hörte die Besorgnis in seiner Stimme.

 

Hoffentlich überstand Luca die Zeit und irgendwie war es doch auch gut, dass er hier raus war, aus der Hölle... Fabio fiel mir wieder ein und ich brauchte definitiv Brunos Rat, denn er war schon ziemlich lange hier bei Madame Francin.

 

In aller Ruhe erzählte ich ihm, was mir geschehen war, zwischendurch kochte er in der kleinen Küche vom Gemeinschaftsraum für uns Kaffee. Nachdem ich einen großen Becher geleert hatte, konnte ich auch bereits klarer denken.

 

Nebenbei bemerkte ich, wie Bruno entspannter wurde, durch die Ablenkung.

 

''Was machst du eigentlich, wenn Luca hier wieder aufkreuzte?'', musste ich nun doch wissen.

 

Diesem Mann waren seine Gefühle ins Gesicht geschrieben und die Tatsache, dass er zu ihm noch Kontakt hatte, sagte einiges. Ich musste einfach wissen, wie er hierüber dachte, bevor er sich zu Fabio äußerte. Denn ich hatte gerade erst ihm alles erzählt und er war sehr nachdenklich geworden.

 

''Ich glaube nicht, dass Madame ihn hier noch aufnimmt'', meinte er und ich musste ihm recht geben.

 

''Und was diesen Verkäufer angeht. Ehrlich, Marco hier ist schon so vieles passiert und wenn er vorher wirklich schon zweimal hier gewesen war, besteht die Möglichkeit, dass da etwas nicht ganz koscher ist. Du solltest womöglich die Bäckerei wechseln oder aber nicht alleine dort hingehen. Hat er dich angefasst oder ist dir zu nahe getreten?'', wollte Bruno wissen.

 

''Nein!'', wiegelte ich ab, obwohl Fabio direkt vor mir gestanden hatte.

 

Irgendwie wollte ich nicht glauben, dass es sich hier um einen Teufel handelte. Vielleicht sehnte ich mich nach einem Engel. Trotzdem blieb da diese Angst, die mich nicht losließ.

 

*-*-*

 

Tja, weg war er und als der letzte Kunde ebenfalls gegangen war, schloss ich die Bäckerei, machte die Abrechnung und schloss, wie abgemacht, alles in den Tresor ein.

 

Ich hatte es doch gewusst, dass er mir wahrscheinlich nicht einmal vertrauen würde und auch nicht konnte.

 

Traurig war ich, aber ich verstand ihn auch nur zu gut. Sehr wahrscheinlich hätte ich nicht so sehr viel anders gehandelt, wäre damals jemand auf mich zugekommen.

 

Gut, ich hatte mich allein aus dem Dreck gezogen, aber würde das Miku auch hinbekommen?

 

Vielleicht... vielleicht auch nicht, aber was sollte ich jetzt tun?

 

So verließ ich den Laden, schaute noch zur Bar rüber, schüttelte den Kopf und atmete schwer ein und aus, ehe ich mich zu meinem Auto aufmachte, mich anschließend hinein setzte und nach Hause fuhr.

 

Nein, zwingen oder ihn bedrängen würde ich nicht … wenn er denn nicht wollte, dann eben nicht... man konnte eben niemanden zu seinem Glück zwingen... vielleicht gefiel es ihm dort ja auch... hmm...

 

Etwas später erreichte ich mein Zuhause, fuhr in die Garage und blieb noch etwas sitzen, ehe ich mein Auto verließ und durch die Hintertür ins Haus gelangte.

 

Zunächst aß ich etwas, trank auch etwas dazu und setzte mich dann an den PC, um auch noch für meine Firma zu arbeiten, so dass ich erst sehr spät in der Nacht ins Bett gehen konnte und sofort einschlief.

 

Wie lange ich zwei Jobs machen konnte, wusste ich nicht, aber ich würde es zumindest versuchen.

 

*-*-*

 

Bruno hatte nur noch genickt und nach einem weiteren Kaffee und reichlich schweigen, war ich nach oben gegangen. Morgen würde ich wieder arbeiten müssen, jetzt suchte mich der Schlaf. Alles war ziemlich viel gewesen und mein Körper sehnte sich nach Ruhe.

 

Doch anstatt einen erholsamen Schlaf zu finden, hatte ich Alpträume und konnte irgendwann kein Auge mehr zumachen. Viel zu früh ging ich duschen und zog mich an. Eine Zigarette rauchte ich draußen und blickte immer wieder zur Bäckerei.

 

Noch war alles ruhig und ich wusste, ehrlich gesagt, nicht einmal, wann die aufmachten. Meistens war ich spät am Nachmittag hingegangen oder erst gegen Abend, bevor sie zu machten.

 

Heute drängte es mich dort hin, obwohl Bruno mich gewarnt hatte. Von Fabio ging eine Anziehungskraft aus, die mich von Anfang an gefesselt hatte. Unsicher rauchte ich eine Zigarette nach der Anderen, musste auf Grund dessen bald an der Bäckerei vorbei und mir neue Zigaretten beim Automaten holen.

 

Warum? Warum wollte Fabio mir helfen?

 

Obwohl es recht mild heute war, war mir kalt und ich machte meine Jacke zu. Die neue Schachtel hatte ich nun. Noch am Automaten stehend, wollte ich mir eine anstecken, doch mein Feuerzeug wollte seinen Dienst nicht mehr tun, so sehr ich mich auch bemühte.

 

*-*-*

 

Ich hatte wunderbar geschlafen, als ich am nächsten Morgen aufstand, mich fertig machte und in aller Ruhe frühstückte, dazu gehörten natürlich auch ein Kaffee und eine Zigarette.

 

Erst dann machte ich mich auf den Weg zur Bäckerei, wo ich meinen Wagen wieder in der Nebenstraße parkte, stieg aus und ging auf den Laden zu.

 

Doch musste ich nun grinsen, als ich Miku am Automaten, in der Nähe des Ladens sah, der sich offensichtlich eine Zigarette anzünden wollte.

 

Langsam ging ich auf ihn zu, holte mein Feuerzeug raus, machte es auch an und hielt es Miku hin. "Darf ich dir Feuer geben?", hielt ich Miku das Feuerzeug, mit diesen Worten, hin.

 

"Guten Morgen, Miku. Schon so früh hier, hm?", begrüßte ich den jungen Mann, an dem mir wirklich viel lag, allerdings blieb ich dabei und würde ihn keinesfalls bedrängen.

 

Meine Hilfe hatte ich ihm angeboten, annehmen müsste er sie selbst, das konnte niemand für ihn übernehmen.

 

"Wie geht es dir?", fragte ich den Kleinen, leise, würden ich langsam zum Laden ging und die Tür aufschloss.

 

*-*-*

 

Etwas verdattert schaute ich auf das dargebotene Feuerzeug. Die ganze Zeit hatte ich auf Fabio gewartet und nun hatte mich mein Feuerzeugproblem davon abgehalten, nach ihm Ausschau zu halten.

 

Gerne nahm ich das Feuer an, konnte ich nun doch endlich meinen Glimmstengel anzünden.

 

Dennoch blieb etwas Unsicherheit, die ich versuchte zu überwinden.

 

''Marco'', meinte ich dann zu Fabio, ''Ich heiße Marco.''

 

Es war doch nicht falsch, ihm zumindest meinen Vornamen zu nennen. Er hatte bereits die Tür erreicht, die er aufschloss. Trotz der netten Worte, bekam ich keine weiteren raus. Obwohl ich ihm doch auch hätte einen guten Morgen wünschen können.

 

Was sollte ich ihm sagen? Wieviel konnte ich ihm anvertrauen oder offenbaren?

 

''Ganz okay'', beantwortete ich zumindest seine eine Frage.

 

Ja, ich war früh hier, konnte aber unmöglich sagen, dass ich auf ihn gewartet hatte oder eine beschissene Nacht hinter mir hätte.

 

Stattdessen rauchte ich meine Zigarette und trat sie aus. Nachdem Fabio in die Bäckerei gegangen war, folgte ich ihm zurückhaltend. Alles in mir war auf Flucht programmiert und dennoch musste ich es einfach wissen.

 

''Warum?'', fragte ich nur, in der Hoffnung er wüsste, was ich wissen wollte.

 

*-*-*

 

Marco hieß der Kleine also. "Hübscher Name, Marco.", gab ich von mir, während ich die Bäckerei betrat und die Tür zunächst wieder schloss, nachdem mir Marco gefolgt war, da der Laden eh erst viel später öffnete.

 

Ich verstand den Kleinen nur zu gut, dass er mir nicht wirklich traute, aber ich hatte Geduld und würde nichts tun, was er nicht wollte.

 

Dann kam diese Frage und ich wusste, was Marco wissen wollte.

 

Mit etwas Abstand stand ich vor ihm, nickte und erzählte ihm meine ganze Lebensgeschichte, was mir wahrlich nicht leicht fiel und ich mir nur knapp die Tränen verkneifen konnte... so dass er sich ein Bild von dem machen konnte, was auch ich erlebt hatte und ihn nur allzu gut verstehen konnte.

 

"Nun weißt du warum ich dir helfen möchte. Ich habe auch eine Menge durchmachen müssen, und nun möchte ich etwas von meinem Glück abgeben. Außerdem mag ich dich gern, seit ich dich sah. Ich denke einfach, dass du es wert bist, dass ich dir helfe... du bist einfach etwas ganz besonderes.", beendete ich meine Erzählung, mit einem liebevollen, sehr sanftem Lächeln.

 

*-*-*

 

Ich war erstaunt, wie offen Fabio zu mir war und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er sich das ausgedacht hatte. Es schien nicht an den Haaren herbeigezogen zu sein, denn dafür war er viel zu bewegt.

 

Auch mich bewegte es, auch wenn ich bereits selber Leid erfahren musste und auch von Anderen die Geschichten kannte. Es war immer etwas schwer, so etwas zu hören und an sich ran zu lassen.

 

''Was macht mich zu etwas besonderen? Wieso kannst du mich gern haben, obwohl ich im Grunde ein Fremder für dich bin?'', ich musste ihm diese Fragen einfach stellen und doch war ich noch viel zu unsicher.

 

Erstmal würde ich wieder zurückgehen und niemandem von diesen Gespräch erzählen. Zu vorschnell wollte ich nicht handeln, auch wenn sich alles anhörte wie in einem Traum.

 

Alleine würde ich es von hier nicht mehr raus schaffen, dessen war ich mir bewusst. Wo sollte ich hingehen? Dennoch brauchte ich Bedenkzeit.

 

*-*-*

 

Meine Geschichte schien Marco ebenfalls sehr bewegt zu haben, doch schien er noch immer unsicher zu sein. Ich konnte es förmlich spüren und sehen.

 

Seine Fragen beantwortete ich selbstverständlich:

 

"Was dich zu etwas besonderem macht? Nun, für mich bist du eben etwas besonderes... erklären kann ich dir das so leider nicht... tut mir leid. Aber ich weiß auch, dass Vertrauen wachsen muss.

 

Ja, ich habe dich gern, obgleich du für mich sehr fremd bist und ich eigentlich alles und jedem misstraue, aber ich habe gelernt, dass es auch gute Menschen gibt. Ich kann dir auch keine Begründung darüber geben, warum ich dich gern habe... es ist eben einfach so.", erklärte ich dem jungen Mann... der in Gedanken mein Kleiner war.

 

"Möchtest du etwas essen und trinken, bevor ich gleich zu arbeiten beginne?", fragte ich Marco abschließend.

 

Um Marco nicht tot zu starren, stellte ich die Kaffeemaschine an, holte auch ein paar Brötchen und Tassen von hinten hervor, würde eh gleich neue machen müssen, legte alles auf einen Teller und stellte den Teller auf einen der Tische.

 

"Bitte, bedien dich, wenn du magst.", lud ich Marco ein, ohne ihm auch nur ansatzweise zu nahe zu kommen.

 

Nein, nachlaufen und aufhalten würde ich ihn nicht, denn mehr als ihm meine Hilfe anzubieten konnte ich nicht tun, alles andere würde von ihm kommen müssen, wenn er denn wollte.

 

Er war mir nicht egal, aber würde ich versuchen ihm nachzulaufen oder sonst was... könnte das womöglich nach hinten losgehen und das wollte ich unbedient vermeiden.... Vertrauen musste wachsen, das wusste ich.

 

*-*-*

 

Fabios Worte leuchteten ein und dennoch konnte ich nicht einfach so über meinen Schatten springen. Es tat aber gut, so etwas zu hören. Als er mich fragte, ob ich etwas essen oder trinken wollte, nickte ich zustimmend.

 

Er hielt Abstand zu mir, bedrängte mich nicht. Das tat gut und ich entspannte mich ein bisschen. Gerne bediente ich mich und aß eine Kleinigkeit. Als der Kaffee fertig war, freute ich mich auch darüber und genoss diesen.

 

In meinem Kopf wirbelte so viel umher, was ich erst mal ordnen musste. Da Fabio mich gestern bereits eingeladen hatte, bestand ich darauf Geld da zu lassen. Außerdem musste er sicherlich genügend vorbereiten und seine Kollegin würde auch bald kommen.

 

''Danke'', meinte ich und ging langsam zur Tür. Einerseits wollte ich nicht gehen, aber ich wusste, dass ich einen klaren Kopf bekommen musste und erst mal nachdenken wollte, ''Ich... wir sehen uns...''

 

Dann verließ ich den Bäcker, schaute mich aber nochmal um, bevor ich rüber zur Bar ging. Vielleicht hätte ich ihn fragen sollen, wie er mir helfen wollte? Was genau gedachte er zu tun?

 

In der Bar war noch nichts los und auch oben schliefen noch alle. Also ging ich auf mein Zimmer und legte mich auf mein Bett. Dort grübelte ich vor mich hin und ärgerte mich über meine eigene Unsicherheit. Warum hatte ich nicht mehr Fragen gestellt?

 

Weil ich Angst hatte mir Hoffnungen zu machen, die gar nicht da waren. Vor lauter Grübelei schlief ich irgendwann erschöpft ein.

 

Es war schon gegen Abend, als mich eine Unruhe weckte, die von unten her kam.

 

Leise verließ ich das Zimmer, um bis zur Treppe zu gehen und nachzusehen. Unten tobte der Bär in Form von jeder Menge Polizisten. Einer der Jungs stürmte an mir vorbei und ich hielt ihm am Arm fest.

 

''Was ist denn hier los?'', fragte ich ihn.

 

''Die machen den Laden dicht!'', erklärte er.

 

Ob das etwas mit Luca zu tun hatte?

 

''Hast du eine Ahnung wo Bruno ist?'', wollte ich noch von ihm wissen, bevor er sich losriss.

 

''Der ist heute gar nicht aufgetaucht'', meinte er und rannte auf sein Zimmer.

 

Eric und Victor konnte ich sehen. Als Eric mir mit Zeichensprache zu verstehen gab, dass ich abhauen sollte, flitzte auch ich auf mein Zimmer. Die Polizei hatte noch nicht mitbekommen, dass ich da war.

 

Ich hatte keine Lust auf weitere Fragen oder die nächsten Stunden in einer Zelle zu verbringen, warum auch immer. Bruno hatte mir mal erzählt, dass sie einen alles mögliche anhängen können.

 

Schnell packte ich meine Sachen zusammen und verließ die Bar über das Fenster. Die Feuertreppe lag in unmittelbarer Nähe und hatte die Straße so schnell erreicht. Ob Bruno wegen der Polizei Bescheid gewusst hatte und deswegen nicht hier war? Oder war er wegen Luca nicht hier?

 

Das würde ich wohl nicht mehr erfahren.

 

Erst mal musste ich zusehen, dass ich hier weg kam, also nahm ich die Beine in die Hand und flitzte ein paar Straßen weiter. Erst in einer Nebenstraße machte ich halt und lehnte mich gegen einen Wagen. Meine Lungen brannten gewaltig und mein Herz schien mir aus der Brust springen zu wollen.

 

Mit Mühe fischte ich mein Handy raus und musste feststellen, dass der Bäcker bereits zu hatte. Mist! Was sollte ich nun tun? Auf gut Glück nochmal dort vorbeischauen und nachsehen ob Fabio noch da war?

 

Erst mal musste ich meine Lungen beruhigen, bevor ich irgendetwas unternahm, auch auf die Gefahr hin, Fabio zu verpassen.

 

*-*-*

 

Nachdem, sehr zu meinem Leidwesen, Marco nun doch wieder gegangen war, und dann auch noch Geld hier gelassen hatte, schaute ich ihm zwar noch eine Weile nach... oder sah zumindest zur Tür, durch die er hinaus gegangen war.

 

Doch hatte ich zu tun und machte mich sogleich an die Arbeit. Den Kaffeeautomaten befüllen und Brötchen belegen usw. eben alles was in einer Bäckerei so anfiel tat ich und lenkte mich somit von meinen Sorgen um Marco ab.

 

Irgendwann kamen dann auch meine Kollegin und die Chefin, die mich mal wieder für meine Arbeit lobten, was mich dann nur noch mehr anspornte.

 

"Du wärst sicherlich durchaus in der Lage den Laden selbst zu führen.", meinte sie und ja, wir sprachen uns hier mit du an... warum auch nicht. Natürlich konnte sie nicht wissen, dass der Laden für mich keine besonders große Hürde darstellte.

 

Aber mir machte es einfach Spaß hier zu arbeiten, zudem wir hier wie eine kleine Familie waren, was insbesondere ich sehr genoss.

 

Den ganzen Tag lang war ich hinter der Theke gestanden, na ja, bis auf eine kurze Pause, und hatte die Kunden bedient, doch Marco sah ich nicht mehr.

 

Hoffentlich ging es ihm gut. Meine Sorge um ihn fraß mich beinahe von innen her auf und doch konnte ich nichts tun.

 

Nach Feierabend schloss ich den Laden, machte auch die Abrechnung, legte hierbei auch das Geld von Marco in die Kasse und verstaute anschließend alles im Tresor, diesen dann verschließend.

 

Den Laden fegte ich auch noch aus, wischte noch drüber und etwa zwei Stunden später verließ ich die Bäckerei, um endlich heim zu fahren, denn ich hatte durchaus noch mehr Arbeit.

 

Die Schlüssel steckte ich in meine Jackentasche, holte dafür den Autoschlüssel hervor und ging in die Nebenstraße, um zu meinem Auto zu gelangen, doch... was war das... oder eher... wer war das?!

 

Nur noch einen Schritt wagte ich, dann blieb ich abrupt stehen... Marco! Er lehnte genau an meinem Auto... das musste Schicksal sein.

 

Die Anspannung ließ plötzlich nach und Tränen rannen mir aus den Augen, weil ich nun sah, dass es Marco soweit zumindest gut ging... dem Himmel sei dank.

 

"Marco...", brachte ich zunächst hervor und lächelte ihn sanft an: "Schön dich wieder zu sehen. Ist etwas geschehen? Ich mein, du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.", sprach ich weiter, wobei ich mir die Tränen, mit einem Taschentuch, abwischte.

 

Am Liebsten hätte ich ihn einfach in die Arme genommen, doch ich beherrschte mich und fragte ihn stattdessen: "Ich fahre jetzt heim. Kann ich dich irgendwohin mitnehmen?"

 

*-*-*

 

Ziemlich perplex schaute ich auf, als ich meinen Namen hörte.

 

''Fabio...'', brachte ich hervor, wobei meine Mundwinkel kurz nach oben zuckten.

 

Sollte das hier Schicksal sein? Oder hatte er mir womöglich aufgelauert?

 

Nein, den letzten Gedanken wollte ich nicht glauben und schob ihn schnell beiseite.

 

''Ich...'', seufzend erhob ich mich, ''Die Bar wird geschlossen. Die Polizei nimmt gerade alles auseinander und scheint alles und jeden mitzunehmen. Ich habe keine Lust die Nacht auf dem Revier zu verbringen. Zumal ich nichts verbrochen habe, die Typen können einem aber durchaus etwas anhängen, wenn sie Lust dazu haben.''

 

Kurz fragte ich mich, ob Fabio auch Probleme hatte, weil er geweint hatte. Ob ich nachhaken sollte?

 

''Ansonsten geht es mir, glaube ich gut. Bin scheinbar gerade so entkommen. Was ist mit dir? Warum weinst du?'', wollte ich wissen.

 

Mensch, scheinbar hatte ich meine Sprache wiedergefunden und versuchte ihm einfach zu vertrauen.

 

Ich war wirklich froh ihn zu sehen und strahlte sogar ein bisschen.

 

Jetzt musste ich nur noch über meine eigene Angst springen. Einfach so mit viel Anlauf. Dann würde es schon klappen!

 

''Nun ja, ich wüsste nicht, wo du mich mit hinnehmen solltest, da ich keinen Plan habe, wo ich überhaupt hin soll... Du sagtest doch, du wolltest mir helfen... Wie willst du mir helfen? Also... ich würde das, glaube ich, irgendwie annehmen...'', stammelte ich, wobei ich mich verlegen im Nacken kratzte.

 

Der Boden vor meinen Füßen war gerade sehr interessant. Verdammt warum wurde mir gerade bewusst, dass er mir schon zweimal beim Sex zugesehen hatte. Sonst war das alles so natürlich gewesen, weil ich mich schon daran gewöhnt hatte. Aber irgendwie kam es mir nun in den Sinn, wie gut er mich bereits kannte.

 

*-*-*

 

Ruhig hörte ich Marco zu und nickte verstehend. "Ich würde auch nicht gern die Nacht auf dem Revier verbringen... egal warum auch immer. Ich verstehe dich.", gab ich zur Antwort und hörte dann auch schon seine nächste Frage... wobei ich schlucken musste, weil er es bemerkt hatte, dass ich mir ein paar Tränen nicht hatte verkneifen können.

 

"Warum ich... ja, ich habe geweint... aber nicht weil ich etwa traurig wäre... nein, ich habe geweint, weil... also, einfach aus Freude, dass es dir soweit gut geht, weil, ich habe mir den ganzen Tag Sorgen um dich gemacht. Jetzt war die Anspannung gefallen und... da konnte ich mir ein paar Tränen nicht verkneifen.", erklärte ich Marco, mit einem Lächeln.

 

Aber mir war auch gleich noch aufgefallen, dass mein Kleiner ein bisschen strahlte, was mich noch etwas glücklicher machte und mich freute.

 

Wieder hörte ich Marcos Worte... seine Frage und ich nickte wiederum.

 

"Nun, ich möchte dir helfen, dieser Hölle zu entkommen, indem ich dir eine geregelte Arbeit und ein schönes Zuhause anbiete... wenn du magst.

 

Deshalb würde ich dich jetzt gern mit zu mir nach Hause nehmen, dort kannst du dir ein Zimmer, oder auch eine ganze Etage aussuchen, wo du wohnen kannst, wenn du magst... du kannst auch etwas zu essen bekommen... also eigentlich alles was dein Herz begehrt, kann ich dir bieten. Du musst es nur annehmen... das ist alles.", mit meinen letzten Worten, schloss ich die Autotüren auf und bot ihm an sich hinein zu setzen, nickte ihm ermutigend zu.

 

*-*-*

 

Okay, ich hatte meine Angst ein wenig überwunden und war gesprungen, doch der Sprung dauerte an und die Erde kam noch nicht näher. Ich musste noch mutiger sein und mit Fabio mitgehen. Nur, was hatte ich für eine andere Wahl?

 

''Ich... das kann ich unmöglich annehmen'', sprach ich deshalb.

 

Irgendwie fühlte ich mich nicht wohl bei den Gedanken.

 

''Zumindest nicht, ohne irgendeine Gegenleistung... Versteh das bitte'', fügte ich hinzu.

 

Zwar hatte ich noch keine Ahnung, was ich für Fabio tun könnte, aber vielleicht würde sich das noch zeigen. Hoffentlich verstand er mich.

 

Zögernd stieg ich ins Auto ein, das einfach... wow... war.

 

''Mal ehrlich, du bist kein Bäckereifachverkäufer, stimmts?'', ahnte ich, denn soviel würde man bestimmt nicht verdienen, um sich so einen Luxuswagen leisten zu können.

 

Ich schnallte mich an und hielt mich an meinem Rucksack fest, in dem ich meine paar Habseligkeiten hatte. Warum konnte ich nicht einfach locker lassen? Es würde gewiss alles gut werden.

 

*-*-*

 

Ich freute mich, dass Marco zumindest schon mal ins Auto gestiegen war, doch machten mich seine Worte traurig, auch wenn ich ihn nur zu gut verstehen konnte.

 

"Du kannst es annehmen... aber du musst es nicht. Ich biete es dir an, aber es soll kein Zwang sein... wird es auch niemals werden. Und wenn du so unbedingt darauf bestehst, dann arbeite in meiner Firma, oder aber du kannst dich auch im Haus nützlich machen, wofür ich dich bezahlen könnte. Du allein entscheidest, was du tun oder lassen möchtest. Du allein hast die Wahl.", erwiderte ich, während ich ins Auto einstieg und seine Frage nach dem Bäckereifachverkäufer wohl somit auch gleich beantwortet hatte.

 

Bevor ich den Motor startete schaute ich neben mich, schaute Marco an, wie er sich angeschnallt hatte, wie er nun an seinen Rucksack festhielt und so voller Zweifel und Unsicherheiten zu sein schien.

 

Er tat mir einfach nur leid... so leid... kannte ich das alles doch nur zu genau.

 

"Es ist nie zu spät etwas aus seinem Leben zu machen, man muss es nur wollen und annehmen, was einem geboten wird. Ich habe mich selbst aus dem Dreck gezogen und irgendwann eine Firma gegründet, deren Chef ich bin", diese Worte ruhig und sanft sprach ich aus, dann startete ich den Motor und fuhr mit Marco heim.

 

*-*-*

 

So war das also, Fabio hatte seine eigene Firma. Es gefiel mir der Gedanke, dass ich mich nützlich machen könnte. Auch wenn ich eher etwas chaotisch unordentlich war, mochte ich es sauber. Zumindest war ich sehr neugierig auf Fabios Firma und auf sein Zuhause.

 

Er hatte recht mit dem, was er sagte. Es war nie zu spät und ich entspannte mich etwas. Vielleicht sollte ja alles so kommen und ich würde jetzt den Dreh bekommen.

 

Ich wusste nicht, ob ich mich sonst getraut hätte mit Fabio mitzugehen. So hatte ich quasi keine andere Wahl.

 

Die Fahrt an sich war fantastisch und ich fand es wirklich schade noch keinen Führerschein zu haben, denn sonst hätte ich sicherlich gebettelt auch mal fahren zu dürfen. Vielleicht würde es die Möglichkeit geben, den zu machen.

 

In meinem Kopf schien das absolute Chaos zu herrschen und ich versuchte ruhig zu bleiben. Auch wenn alles gerade etwas viel war. Zumindest war Fabio ein ganz lieber und ich musste zugeben auch ein ganz hübscher Mann. Vermutlich hätte ich es ansonsten nicht mal in Erwägung gezogen, mit ihm mitzugehen.

 

*-*-*

 

Während der Fahrt konzentrierte ich mich auf den Verkehr, doch ließ ich ab und zu meinen Blick zu Marco wandern, konnte es nicht lassen.

 

Allerdings schwieg ich, dachte nach und ließ mein eigenes Schicksal Revue passieren, was nun wirklich nicht gerade toll war.

 

Zumindest der Kleine schien sich etwas zu entspannen... wenigstens sah es für mich so aus.

 

Etwa eine Stunde später fuhr ich auf den Hof meines Anwesens ein, während sich das Tor hinter uns wie von Zauberhand schloss. Ich fuhr weiter, bis in die große Garage, die sich ebenfalls hinter uns schloss, erst dann schaltete ich den Motor aus und stieg aus, ließ auch Marco aussteigen.

 

Natürlich war ich extra langsam gefahren, so konnte sich Marco, wenn er wollte, alles ein bisschen anschauen.

 

Gemeinsam mit ihm betrat ich mein Haus, schloss hinter uns die Tür und bat ihn:

 

"Bitte, fühl dich wie Zuhause. Gern kannst du dir erst mal alles ansehen, oder etwas essen oder aber... dir ein schönes Zimmer aussuchen.... ganz wie du magst.", dann ließ ich Marco erst mal in Ruhe, damit er Zeit hatte sich umzusehen und nicht etwa überfordert wurde.

 

Derweil ging ich in die Küche und bereitete etwas zu Essen und zu Trinken vor.

 

Hoffentlich würde sich der Kleine hier wohl fühlen... ich hoffte es wirklich.... wünschte es mir sogar.

 

*-*-*

 

Nach einer langen Fahrt kamen wir an einen Hof, wo sich ein Tor öffnete und wieder schloss, ganz automatisch. Ich bekam meinen Mund nicht mehr zu und staunte Bauklötze. Das war ja riesig hier. Mit umherschweifenden Blick versuchte ich alles in mir aufzunehmen. Schaute nach links und wieder nach rechts.

 

Wahnsinn, was Fabio alles erreicht hatte.

 

Irgendwie war ich total aufgedreht und auch neben der Spur. Nervös folgte ich Fabio und hörte seine Worte. Er wusste genau, wie er mit mir umzugehen brauchte und dafür war ich ihm sehr dankbar.

 

Meinen Rucksack hielt ich weiterhin fest, ging aber durchs Haus und schaute mich um. Ein wenig hatte ich Angst mich zu verlaufen. Alles war so groß und luxuriös.

 

Mit großen Augen ging ich umher und lugte neugierig in jedes Zimmer. Irgendwie kam ich mir vor, als würde ich hier nicht hergehören. Außerdem war es doch eigentlich unhöflich sich alles so anzusehen, wo es mir nicht gehörte. Trotzdem musste ich alles ganz genau betrachten.

 

Irgendwann ging ich nach oben und schaute mir die Zimmer an. Fabios Schlafzimmer erwischte ich nach dem Bad durch Zufall und konnte es nicht lassen, mich aufs Bett zu legen.

 

Das war wirklich gemütlich.

 

Ertappt sprang ich aber wieder auf und ging die anderen Zimmer ab. Fabio hatte gesagt, ich sollte mir eines aussuchen. Noch etwas unsicher wählte ich das, was am nächsten bei seinem lag.

 

Meinen Rucksack stellte ich in die Ecke und probierte auch hier das Bett. Es war genauso gemütlich und ein breites Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. Sollte ich es wirklich aus dem Mist heraus geschafft haben?

 

Schlagartig sprang ich auf und stürmte zur Treppe.

 

''Das ist der Wahnsinn!'', schrie ich geradezu, da ich keinen blassen Schimmer hatte, wo Fabio sich befand und ob er mich überhaupt hören konnte, ''So viele Zimmer... Man könnte sich glatt verlaufen und die Betten sind toll!''

 

Ich lachte überdreht und flitzte die Treppe hinunter, ließ mich das restliche Stück am Geländer runterrutschen.

 

Fabio musste hier irgendwo sein und nach kurzem suchen, fand ich ihn auch. Es ging gar nicht anders, ich fiel ihm einfach um den Hals und drückte ihn fest an mich.

 

''Danke'', schluchzte ich, denn auf einmal war mein Blick verschleiert.

 

*-*-*

 

Gerade war ich dabei Brote zu belegen und etwas Salat zuzubereiten, nachdem ich den Tee schon aufgegossen hatte, als ich von irgendwoher, im Haus, laute Worte und … ja, tatsächlich... lachen hörte.

 

Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen, als ich auch hörte, wie Marco die Treppen herab zu rennen schien und wohl auch das Geländer nutzte.

 

Es schien als würde er sich hier irgendwann sicher sehr wohl fühlen können.

 

Dann jedoch kam er zu mir in die Küche geflitzt und ehe ich mich versah fiel er mir tatsächlich um den Hals.

 

Was sollte ich da noch tun? Ich erwiderte die Umarmung sanft und hielt ihn einfach nur fest.

 

"Schh.... nicht weinen, Kleiner, du hast es dir mehr als verdient. Ich wünsche mir und dir nur, dass du dich hier Zuhause fühlst.", flüsterte ich Marco zu, mich freuend, dass er sich so sehr zu freuen schien... es tat so gut, ihn so zu sehen.

 

Ja, so war es gut und so könnten wir vielleicht in eine gemeinsame schöne Zukunft gehen.

 

Natürlich unterließ ich es bewusst, ihm zu sagen, dass ich etwas für ihn empfand, das sich Liebe nannte, denn ich wollte vieles, aber ihn nicht überfordern.

 

Erst mal sollte Marco zur Ruhe kommen, sich entspannen können und in Ruhe nachdenken, was er wollte und was nicht, alles andere war für mich vollkommen nebensächlich und konnte durchaus bis später warten.

 

Sacht hatte ich Marco losgelassen und fragte ihn: "Gibt es etwas, das du nicht isst? Wenn nicht, dann darfst du den Tisch hier in der Küche decken und dann gibt es erst mal was zu futtern, okay.", wobei ich ihm leicht durch die Haare wuschelte und ihn anlächelte, ehe ich mich weiter um das Abendessen kümmerte.

 

*-*-*

 

Die Umarmung tat so gut und es fühlte sich falsch an, sie zu lösen. Gerne hätte ich einfach für den Rest des Abends so dagestanden.

 

Meine Tränen waren mir auf einmal peinlich und so zog ich die Nase hoch, wischte mein Gesicht mit dem Ärmel meines Shirts ab und nickte Fabio zu.

 

''Ich esse fast alles'', meinte ich.

 

Denn wenn man wusste, was Hunger war, nahm man alles dankend an, was man essen konnte. Da Fabio schon fast so weit war mit dem Essen, fragte ich noch, wo ich alles fand und deckte dann den Tisch.

 

Wie lange hatte ich nicht mehr an einem Tisch gesessen und mit Jemandem gegessen. Das letzte Mal hatte ich meinen Kaffee und ein Brötchen mit Luca geteilt. Wieder musste ich an Luca denken und ob es ihm wohl gut ging.

 

Später würde ich Bruno anrufen. Denn dessen Nummer hatte ich, zur Sicherheit bekommen.

 

Was Fabio uns da gezaubert hatte, sah wirklich gut aus. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und ich bediente mich gerne, nachdem wir saßen.

 

''Mhhh'', brachte ich irgendwie mit vollem Mund raus, ''Das schmeckt gut.''

 

Keine Ahnung ob Fabio mich überhaupt verstand und unhöflich war es eigentlich auch, aber ich musste das loswerden. Nicht auszudenken, hätte ich das früher bei meinen Eltern gemacht.

 

Seit langem war ich mal wieder glücklich, auch wenn noch ein wenig Unsicherheit an mir nagte.

 

*-*-*

 

Nur ein wenig hatte ich Marco beobachtet wie er den Tisch deckte und konnte mir ein liebevolles Lächeln nicht verkneifen. Das Essen hatte ich anschließend aufgetragen, erst dann setzten wir uns.

 

Ich war zufrieden, dass Marco fast alles aß und ich somit nichts Falsches zubereitet hatte. Okay, es wäre auch kein Problem gewesen, dann hätte ich uns eben was bestellt.

 

Nachdem mein Kleiner zu Essen begann und mit vollem Mund meinte, dass es gut schmeckte, musste ich unweigerlich kichern. Ja, ich hatte ihn trotzdem verstanden und es störte mich keineswegs.

 

Marco sollte sich hier wohl fühlen, ohne dass wer meckerte oder dauernd herum nörgelte, denn auch ich kannte so was nur zu gut und hatte es schon damals gehasst. Jetzt wo ich hier mein eigener Herr war, könnte ich bzw. könnten wir tun und lassen was uns gefiel.

 

"Freut mich, dass es dir schmeckt. Dann hau mal rein.", erwiderte ich grinsend, ehe ich ebenfalls zu essen begann und es mir einfach nur schmecken ließ.

 

Während des Essens sprach ich mit Marco darüber, was wir nach dem Essen tun würden oder könnten.

 

"Also, du kannst dich hier frei bewegen, tun lassen was du magst, aber ich muss gleich nach dem Essen noch arbeiten, aber keine Sorge, das tue ich auch von hier aus... genauer in meinem kleinen Heimbüro.

 

Wenn du müde bist, kannst du dich gern in deinem Zimmer, sofern du dir schon eines ausgesucht hast, schlafen legen."

 

Nur noch den letzten Happen gönnte ich mir, nach meiner kleinen Ansprache, dann trank ich meinen Tee und wischte mir danach den Mund mit der Serviette ab.

 

Im Kopf ging ich schon mal durch was ich gleich alles noch machen wollte. Nach dem Essen würde ich gleich noch alles in den Geschirrspüler packen und diesen gleich noch anschalten. Danach würde ich ins Büro gehen, mich an den PC setzen und arbeiten müssen.

 

Morgen würden wir weiter sehen, was Marco tun wollte oder eben nicht.

 

Ein wenig dachte ich noch nach, dann fragte ich ihn vorschlagend: "Magst du vielleicht Videospiele? Ich mein, dann könntest du auch an der Konsole zocken."

 

Natürlich wusste ich nicht ob er so was kannte, aber vielleicht würde er es ja gern mal ausprobieren.

 

Abwartend schaute ich Marco nun an....

 

*-*-*

 

Das Essen war wirklich gut und ich genoss es mit Jemanden zusammenzusitzen. In Ruhe hörte ich Fabio zu und nickte verstehend, da ich viel zu sehr mit dem Kauen beschäftigt war, als dass ich hätte antworten können.

 

Als ich fertig war, trank ich ebenfalls meinen Tee und genoss es seit langem mal wieder satt und zufrieden zu sein.

 

''Videospiele hören sich verlockend an, aber ich habe die Nacht nicht gut geschlafen und würde mich eher ein bisschen hinlegen, wenn das okay ist. Vielleicht können wir ja später zocken, wenn du mit der Arbeit fertig bist'', schlug ich auf seine Aussage hin vor.

 

Zwar war es nun schon gut eineinhalb Jahre her, dass ich etwas gespielt hatte, aber sonst war ich wirklich gut darin gewesen und hatte meinen Spaß gehabt. Wieso sollte es mit Fabio anders sein?

 

Jetzt wo Fabio fertig war mit essen und ich ebenfalls, räumte ich mein Geschirr selber in den Geschirrspüler. Denn auch wenn ich sonst recht unordentlich war, was Fabio sicher noch merken würde, mochte ich so was lieber gleich erledigt haben.

 

*-*-*

 

In aller Ruhe hörte ich Marco zu und nickte verständnisvoll. Mich freute es zudem, dass Marco von selbst sein Geschirr in den Geschirrspüler tat, so antwortete ich ihm:

 

"Alles was du magst. Es war nur ein Vorschlag, den du nicht annehmen musst. Wenn du lieber schlafen möchtest, ist das vollkommen okay. Marco, wenn du es auch willst, dann ist dies hier dein neues Zuhause und du kannst hier tun und lassen was immer dir beliebt.

 

Ich werde dir sicher nichts verbieten... warum denn auch. Du musst mich somit auch nicht fragen, ob du etwas tun darfst, oder nicht. Okay?", waren meine Worte, die ich an Marco richtete.

 

Erst dann stand auch ich auf, räumte alles weg, auch mein Geschirr tat ich in den Geschirrspüler und schaltete diesen dann an.

 

Alles andere räumte ich dorthin wohin es gehörte und wischte anschließend den Tisch ab.

 

"Na, dann schlaf gut, Kleiner und träum was schönes. Wenn was sein sollte, mein Arbeitszimmer ist dort am Ende des Ganges", wünschte ich Marco, ehe ich mich in mein Büro begab, mich hinsetzte, den PC einschaltete und zu arbeiten begann.

 

*-*-*

 

Ich konnte Fabio nur angrinsen und antwortete mit einem ''Okay''. Seine Worte taten gut, dass ich hier ein neues Zuhause haben sollte. Trotzdem wusste ich beim besten Willen nicht, womit ich das verdient hätte.

 

''Ist gut'', hatte ich Fabio noch hinterhergerufen und ihm nachgeschaut, wo genau er hinging. Hier konnte man sich wirklich verlaufen.

 

Meine Schuhe zog ich im Flur aus und ließ sie einfach stehen, bevor ich wieder nach oben ging. Noch einmal schaute ich mich ein bisschen um, ehe ich in mein Zimmer ging, wo ich die Tür nur anlehnte. Vielleicht hatte ich einfach Angst etwas zu verpassen oder wollte, dass Fabio mich finden konnte.

 

Dann schüttete ich meinen Rucksack auf einen kleinen Tisch aus und kramte mein Handy hervor.

 

Brunos Nummer wählte ich und es dauerte eine Weile, ehe ein müder Brummbär abnahm.

 

''Sorry, habe ich dich geweckt?'', war das erste, was ich zu ihm sagte.

 

''Hmm... Marco?...'', hörte ich am anderen Ende Bruno.

 

''Ja'', erwiderte ich.

 

''Sag jetzt bitte nicht, ich soll dich bei der Polizei abholen. Ich habe nämlich gekündigt!'', kam es leise von ihm und ich hörte wie er eine Tür zu zog.

 

''Nein, nein. Ich bin wo untergekommen. Die Polizei hat gar nicht mitbekommen, dass ich da war'', erklärte ich ihm.

 

''Ah, verstehe'', kam es zurück und er sprach wieder etwas lauter. Außerdem konnte ich hören, dass er sich freute, dass ich nicht bei der Polizei war.

 

''Ich hätte dich trotzdem abgeholt'', meinte er freundlich.

 

''Danke. Aber mir geht es gut. Wirklich. Ich bin bei dem jungen Mann, von dem ich dir erzählt habe'', gestand ich.

 

Stille.

 

''Bruno?''

 

''Denkst du, du kannst ihm vertrauen?'', hörte ich seine besorgte Stimme.

 

''Voll und ganz!''

 

Aufatmen!

 

''Dann ist ja gut''

 

''Hast du was von Luca gehört'', wollte ich wissen. Der eigentliche Grund meines Anrufes.

 

''Er ist bei mir!'', gestand er.

 

''Dachte ich mir schon'', ich wusste es einfach.

 

''Geht es ihm gut?'', hakte ich gleich darauf nach.

 

''Jetzt wieder ja. Er hatte es einfach nicht bei seinen Eltern ausgehalten. Wir waren beim Jugendamt und das geht klar. Er wird ja bald achtzehn. Ich musste bloß einen Wisch unterschreiben und er wurde ausgequetscht, ob er auch freiwillig zu mir geht'', erzählte Bruno aufgeregt.

 

''Wenn du magst, könnt ihr euch ja mal treffen. Luca freut sich bestimmt'', fügte er dann noch hinzu.

 

''Gerne. Grüß ihn von mir'', meinte ich noch, bevor ich auflegte, ''Und Bruno... Ich freue mich für euch.''

 

Sein erstauntes Schnaufen hatte ich noch gehört, bevor ich den roten Hörer drückte. Mit einem Grinsen im Gesicht, zog ich mein Shirt aus, schmiss es achtlos beiseite und legte mich aufs Bett, wo ich die Augen schloss.

 

*-*-*

 

Marco schien alles verstanden zu haben und sein Okay klang schon mal so gut, dass ich beruhigt arbeiten konnte.

 

Danach hörte ich nichts mehr, weil ich eben meine Tür geschlossen hatte und nebenbei, über Kopfhörer, Musik hörte.

 

Es gab mal wieder eine Menge aufzuarbeiten und so bearbeitete ich alles sehr gründlich, las mir hier und da noch einiges durch, was mich mindestens zwei Stunden Zeit kostete, erst dann sicherte ich alles, schaltete den PC aus und verließ dann das Zimmer, hinter mir leise die Tür schließend.

 

Langsam und ganz leise, ging ich den Flur entlang und sah dann auch schon das halboffene Zimmer, in das ich nur kurz hinein schaute. Marco lag auf seinem Bett und schien zu schlafen. Ich lächelte sanft, ehe ich mich auf den Weg ins Bad machte. Ich duschte gründlich, pflegte mich auch und verließ das Badezimmer mit einem Badetuch bekleidet, um in mein Schlafzimmer zu gehen.

 

Hier zog ich mir eine Shorts an und legte mich gleich darauf ins Bett.

 

Ich war zum Umfallen müde, schloss die Augen und schlief beinahe auf der Stelle und sehr zufrieden ein.

 

*-*-*

 

Keine Ahnung wie lange ich geschlafen hatte. Es ging bereits die Sonne auf, die mich an der Nase kitzelte. Gähnend reckte ich mich und musste mich erst mal sammeln. Einen Moment brauchte ich, ehe der gestrige Tag wieder präsent war.

 

Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Ich musste wohl tief und fest eingeschlafen sein. Wir waren gar nicht mehr zum Zocken gekommen. Aber das konnte man sicherlich nachholen.

 

Jetzt riss ich erst mal das Fenster auf und suchte das Badezimmer mit meinen Toilettenartikeln auf. Nach der Morgentoilette, entkleidete ich mich, ließ alles etwas achtlos an der Seite liegen und duschte ausgiebig. Es war mir ins Blut übergegangen, dass ich eine gründliche Rasur brauchte und das nicht nur im Gesicht.

 

Obwohl ich kurz inne hielt und am überlegen war, mir ein wenig Bart stehen zu lassen. Vielleicht einen schmalen Streifen, der die Kontur des Gesichtes betonte. Immerhin hätte ich mich auch nicht am Körper blank rasieren müssen. Doch das mochte ich und die Sache mit dem Bart, wollte ich auch ausprobieren. Also ließ ich ein paar Haare stehen.

 

Zufrieden mit meinem Spiegelbild huschte ich nackt durch den Flur, nachdem ich mich abgetrocknet hatte. Denn ich hatte meine Wechselsachen vergessen und da Fabio mich bereits nackt gesehen hatte, dachte ich mir nichts dabei.

 

Prüde war ich nun jedenfalls nicht.

 

*-*-*

 

Es war kurz vor sieben Uhr, als mich mein Handywecker nervte. Allerdings war ich heute so müde, dass ich es wohl nicht zum Bäcker schaffen würde, also rief ich meine Chefin an, erklärte ihr die Lage und was geschehen war und bat sie um zwei freie Tage. Zudem müsste ich ohnehin dringend mit ihr reden.

 

Sie zeigte sich verständnisvoll und stimmte zu. Natürlich bedankte ich mich höflich bei ihr und würde dann in Zwei Tagen wieder im Laden erscheinen.

 

Alsdann legten wir auf und ich legte mich noch etwas hin, um noch ein paar Minuten zu schlummern. Es tat mir gut, auch mal wieder ausschlafen zu können.

 

Erst so gegen zehn Uhr erwachte ich wieder, musste wohl doch noch mal eingeschlafen sein, und stand dann auf. Draußen auf dem Flur hörte ich Marco laufen, dachte mir nichts dabei, öffnete die Tür, lugte heraus und sah einen nackten Marco in sein Zimmer gehen.

 

Herrje... musste das denn sein?! Dieser Körper... au man... nein, ich durfte nicht hinsehen... und doch tat ich es kurz.

 

Aber gut, so wusste ich wenigstens, dass er sich hier schon zuhause und wohl fühlte und so war es gut.... es freute mich zudem, denn das hatte ich genauso gewollt.

 

Marco sollte sich hier wohl fühlen.

 

Erst als Marco endlich in seinem Zimmer war, wagte ich mich aus meinem Zimmer und suchte nun ebenfalls das Bad auf. Natürlich fielen mir hier sogleich die Sachen in der Ecke auf, die da so achtlos lagen. Ich rollte etwas mit den Augen, bückte mich dennoch und hob die Sachen, die ich dann in den Wäschekorb tat, der sich unter dem Waschbecken, im Bad befand.

 

Erst dann erleichterte ich mich, spülte und wusch mir die Hände gründlich, um das Bad dann wieder zu verlassen und in die Küche zu gehen, wo ich erst mal Kaffee kochte und mir eine Zigarette anzündete.

 

*-*-*

 

Im Zimmer angekommen zog ich mir frische Sachen an und kramte meine Zigaretten raus. Jetzt brauchte ich nur noch einen Kaffee und eine zu rauchen, um richtig wach zu sein.

 

Auf dem Flur hatte ich auch etwas gehört und so machte ich mich auf den Weg nach unten in die Küche.

 

''Morgen'', brummte ich noch ein bisschen neben der Spur.

 

Mehr konnte Fabio nicht von mir erwarten, vor meinem ersten Kaffee. Der Duft von genau jenem breitete sich schon in der Küche aus und so steckte ich mir ebenfalls eine Zigarette an.

 

Noch ging es mir erstaunlich gut. Doch es würde sicherlich nicht auf Dauer so bleiben. Wohl oder übel würde ich mit Fabio über meine Drogen reden müssen, und dass ich einen Entzug machen müsste.

 

Auch wenn ich sie in Maßen und nicht in Massen konsumiert hatte, würde ich es mit Sicherheit trotzdem zu spüren bekommen.

 

Dann gab es endlich Kaffee und ich ließ mir eine weitere Zigarette schmecken. Der Kaffee war wirklich gut und ich genoss es einfach in vollen Zügen hier sein zu dürfen.

 

Natürlich war ich auch neugierig auf Fabios Firma und wie er so arbeitete. Schließlich wollte ich helfen und mich irgendwie nützlich machen. Andererseits war da noch die Sache mit dem Zocken, die wir gestern nicht mehr geschafft hatten.

 

*-*-*

 

Ein wenig war ich zusammen gezuckt, als von Marco dieses brummige Morgen kam und ich mich zu ihm umdrehte.

 

"Dir auch einen guten Morgen, Kleiner.", gab ich grüßend an ihn zurück, ehe ich uns einen Kaffee einschenkte und auch noch eine Zigarette rauchte, mich dann setzte und aus dem Fenster schaute.

 

.Schweigen....

 

Erst etwas später begann ich wieder reden und meinte: "Was ist, zocken wir erst mal ein bisschen und irgendwann, im Laufe des Tages zeig ich dir mal meine Firma? Wäre das okay für dich?"

 

*~*

 

Diesen Tag hatten wir genauso verbracht, wie ich es Marco vorgeschlagen hatte... so verging die Zeit und so langsam gewöhnten wir uns aneinander... zumindest glaubte und hoffte ich das auch für meinen Kleinen.

 

Noch immer hatte ich allerdings nicht den Mut gehabt Marco zu sagen, was ich wirklich für ihn empfand... dass es die Liebe war, die ich für ihn fühlte, derer wegen ich ihn retten und bei mir haben wollte.

 

Es ging einfach nicht, zudem ich ihn noch immer versuchte zu schonen.

 

In der Bäckerei arbeitete ich weiter, obgleich ich ein ausführliches Gespräch mit meiner Chefin hatte, ihr so auch erzählte was und wer ich eigentlich war und sie mich erstaunt anschaute. Aber, wie sie meinte, hatte sie sich so etwas wohl schon gedacht... da ich den Laden zu gut im Griff hatte.

 

Jedoch freute es sie, dass ich bereit war weiter bei ihr zu arbeiten und sie mich auch als Geschäftsführer einsetzte, was mich sehr freute und zusätzlich ehrte.

 

Mit der Zeit entstand zwischen meiner Chefin und mir ein herzliches, sehr freundschaftliches Verhältnis, so dass ich ihr vertrauen konnte und ihr meine Lebensgeschichte erzählte... die sie anfangs kaum glauben wollte.

 

Doch wusste sie auch, dass ich keinen Grund hatte, sie zu belügen oder mir so etwas auszudenken.

 

*-*-*

 

Mittlerweile hatte ich mich ganz gut eingelebt. Eine Therapie war unumgänglich und da ich Fabio mittlerweile vertraute, war es kein Problem auch seinen Ärzten zu vertrauen.

 

Dazu kam ein Entzug, der mir schwerer fiel, als ich gedacht hätte. Aber ich bewunderte Fabio, wie er mir beistand. Immerhin hatte er selber genug durchgemacht und es sicherlich nicht leicht. Denn man konnte diese Sachen vielleicht verarbeiten, aber nicht vergessen. Sie waren da, ein stetiger Begleiter.

 

Meine Alpträume ließen nach und ich begann eine Ausbildung in Fabios Firma. Einen Schulabschluss hatte ich und ich wollte etwas nützliches tun. Natürlich brauchte ich zuhause nichts zahlen, kaufte aber von mir aus, manches mal mit meinem Geld etwas dazu. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, es mir in einem gemachtem Nest gemütlich zu machen.

 

Die Vergangenheit verdaute ich erstaunlich gut, hatte ich mit dem Club so nie wirklich Probleme gehabt, bis auf die Gesichter der Kunden, die mich Nachts verfolgten. Aber der Sex war stets gut gewesen und ich musste zugeben, wenn man es gewohnt war zwei bis dreimal am Tag mit Jemandem intim zu sein, fehlte es auf einmal.

 

Um es nicht anders zu sagen, ich war spitz!

 

Obwohl ich mit der Ausbildung genug zu tun hatte. Außerdem hatte ich angefangen nebenbei meinen Führerschein zu machen, damit ich nicht darauf angewiesen war, gefahren zu werden oder mit Bus und Bahn zu reisen.

 

Luca traf ich regelmäßig. Er war ein guter Freund geworden und ich beneidete ihn, wie glücklich er mit Bruno war.

 

*~*

 

Es war Samstag Nachmittag und ich saß in einem Café und wartete genau auf jenen jungen Mann. Ich war mit dem Bus in die Stadt gefahren und hatte mit Fabio abgemacht, dass er mich später abholen würde, wenn er mit seinen Dingen fertig wäre.

 

Luca kam mit etwas Verspätung an.

 

''Sorry'', sein Kopf war knallrot, als hätte er einen Marathon hinter sich, ''Hab etwas getrödelt.''

 

''Oder geturtelt'', grinste ich frech.

 

Dabei schien Lucas Gesicht noch röter zu werden, was mir ein Lachen entlockte.

 

Ich konnte mir das irgendwie nicht bildlich vorstellen. Während Luca so schlank und zierlich war, darauf stand zu toppen und dann war da Bruno, dieser große bullige Teddybär, der unten liegen sollte.

 

Fragen wollte ich nicht, denn wir mieden eigentlich das Thema Sex. Das eben war schon das größte der Gefühle und dabei blieb es auch, wir wechselten rasch das Thema.

 

Doch ich fragte mich, wenn es da Jemanden gäbe, mit dem ich eine Beziehung eingehen würde, könnte ich mich hingeben?

 

Es war ein einziges Mal gewesen, dazu noch mein erstes Mal, mit einem wildfremden Kerl, der mich einfach nur... ja.. ficken wollte. Anders konnte man es nicht sagen. Das gegen Geld und wohl in der Annahme, ich hätte so etwas schon öfters gemacht.

 

Vielleicht wäre es anders, wenn mich Jemand lieben würde.

 

''Du hörst mir ja gar nicht zu'', unterbrach Luca meine Gedanken.

 

''Sorry'', entschuldigte ich mich und schenkte ihm meine volle Aufmerksamkeit.

 

''Wie läuft es bei dir und Fabio?'', wollte Luca wissen.

 

''Versteh ich nicht... wie soll es denn laufen? Wir verstehen uns super'', entgegnete ich.

 

Luca grinste mich an und schüttelte den Kopf.

 

*-*-*

 

Obgleich heute Samstag war arbeitete ich in der Bäckerei bis zum Nachmittag, erst dann machte ich die Abrechnung und schloss alles in den Safe ein. Mit Fabiolas Erlaubnis packte ich, wie neuerdings immer, die Reste ein und nahm sie mit.

 

Mit dem Auto fuhr ich anschließend zu den Tafeln und brachte alles hin, auch ließ ich hier und da eine größere Geldspende dort. Ab und zu half ich zudem auch hier etwas aus und hatte für die Sorgen und Nöte der Armen immer ein offenes Ohr, versuchte ihnen so gut wie möglich zu helfen.

 

Glücklicherweise verdiente ich auch weiterhin gut, so dass ich es mir durchaus leisten konnte anderen zu helfen. Allerdings zehrte die ganze Arbeit an mir und auch die Sorge um meinen Kleinen machte es nicht besser, so dass ich nicht selten abklappte, jedoch Marco davon nichts erzählte. Er sollte sich einfach keine Sorgen machen müssen, denn er hatte mit sich genug zu tun.

 

Mich freute es aber, dass er einen Entzug und eine Therapie machte. Auch mit seiner Ausbildung in meiner Firma war ich zufrieden, denn Marco gab sich wirklich viel Mühe.

 

Alles in allem war ich sehr stolz auf meinen Kleinen, auch darauf dass er gleichzeitig den Führerschein machte.

 

Ja, Marco war auf dem Weg in die Selbstständigkeit, was mich noch stolzer auf ihn machte, als ohnehin schon. Somit wusste ich auch, dass es gut und richtig von mir gewesen war, Marco geholfen zu haben.

 

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich langsam beeilen musste, da ich Marco ja noch abholen und auf keinen Fall zu spät kommen wollte. So verabschiedete ich mich von den Mitarbeitern und auch von einigen Bedürftigen ins Wochenende.

 

Anschließend stieg ich in mein Auto und fuhr zu dem Café, wo ich Marco abholen sollte.

 

Unterwegs musste ich kurz anhalten, weil es mir nicht wirklich gut ging. So trank ich etwas Mineralwasser, aß ein Stück Kuchen und erholte mich etwas ehe ich weiter fuhr.

 

Nun, ich würde wohl heute doch mal zu spät kommen müssen. Aber ging heute mal nicht anders, auch wenn es mir mehr als unangenehm war, so konnte ich es nicht ändern.

 

Tatsächlich kam ich schließlich, mit etwas Verspätung, beim Café an, wo ich Marco mit Luca sitzen sah, von dem mir Marco schon erzählt hatte.

 

Natürlich war ich nun ein wenig eifersüchtig, da sie sich zu gut zu verstehen schienen, aber ich nahm mich zusammen, beherrschte mich, stieg aus dem Auto und ging auf die Zwei zu.

 

"Hallo, ihr Beiden", begrüßte ich meinen Kleinen und Luca lächelnd, dann setzte ich mich zu ihnen und schloss etwas die Augen.... nur einen Moment Ruhe und Pause.

 

*-*-*

 

''Du hast wirklich keine Ahnung, oder?'', meinte Luca.

 

''Was soll ich denn ahnen?'', wollte ich wissen.

 

''Ich denke, Fabio will mehr von dir'', erklärte er.

 

''Das ist doch lächerlich. Wir sind Freunde und nichts weiter. Nur weil es bei dir und Bruno gefunkt hat, muss es bei mir und Fabio doch nicht so sein'', behauptete ich.

 

''Wenn du mir nicht glaubst, dann achte mal darauf. Vielleicht schaffe ich es ja, dass er eifersüchtig wird und es auch offen zeigt'', grinste Luca, der scheinbar schon einen Plan hatte.

 

''Tu was du nicht lassen kannst. Aber nicht, dass er nachher noch denkt, du wärst mein Lover'', kommentierte ich sein Vorhaben.

 

Wirklich begeistert war ich nicht und bezweifelte sehr, dass Fabio eine Reaktion darauf zeigen würde. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile über dies und jenes, bis Fabio mit etwas Verspätung eintraf. Er wirkte müde und abgekämpft, was mir schon öfters aufgefallen war. Aber er tat auch wirklich viel zu viel und dachte wenig an sich.

 

''Hallo Fabio'', begrüßten wir ihn unisono.

 

''Möchtest du auch etwas? Ich bestelle dir gerne was'', meinte ich zu meinem Freund.

 

Er schien etwas Ruhe zu brauchen und wir waren schließlich nicht auf der Flucht, dass wir gleich los mussten.

 

Lucas Arm vernahm ich plötzlich auf meiner Schulter und die andere Hand ruhte auf meinem Oberschenkel. Scharf zog ich die Luft ein, denn ich war ziemlich empfindlich geworden, was Berührungen anging. Es machte mich doch tatsächlich an und ich versuchte krampfhaft an etwas unerotisches zu denken.

 

''Ich kann auch gerne gehen und dir einen Kaffee holen'', schlug Luca vor. Seine Stimme wirkte sanft und sein Atem streifte meinen Hals.

 

Himmel! Definitiv musste ich später Hand anlegen.

 

*-*-*

 

"Nein, danke, ich mag nichts.", antwortete ich auf Marcos Frage, doch sah ich auch, nachdem ich die Augen wieder geöffnet hatte, was da zwischen ihnen abzugehen schien.

 

Luca schien Marco anzumachen. War der nicht eigentlich mit diesem Bruno, oder wie der Typ hieß, zusammen?

 

Nun, eigentlich ging es mich ja nichts an, aber etwas in mir wollte das nicht sehen... ich spürte Wut... nein... Eifersucht!

 

Ja, es war die pure Eifersucht, die ich gerade spürte. Sollte ich sie runter schlucken? Immerhin hatte ich mich Marco noch nicht offenbart und er wusste vielleicht noch nicht mal, dass ich schwul war.

 

Herrje, was sollte ich denn nun machen?

 

Ausrasten, vielleicht?

 

Nein, keine gute Idee... oder doch???? Verdammt, was denn nun!!!????

 

Was dieser Luca dann von sich gab und Marco so schon fast umschmeichelte... ließ mich nun doch aufstehen und sprichwörtlich aus der Haut fahren!

 

"Okay, jetzt reichts! Wisst ihr was, ihr könnt euch den Kaffee an die Hutkrempe nageln, mir egal.... meinetwegen könnt ihr hier auch gleich noch eine Nummer schieben, mir auch egal.... aber lasst mich ein für alle mal in Ruhe!

 

Und ich Vollidiot habe dich gerettet, Marco.... hätte alles für dich getan und gegeben... mach was du willst... mir egal...", gab ich verletzt von mir, während mir schon die Tränen aus den Augen rannen und ich mich schnell wegdrehte und mich auf den Weg zu meinem Auto machte....

 

Das tat weh....

 

*-*-*

 

Ich wollte schon Luca von mir schieben, da von Fabio keine Reaktion kam und mir das alles unangenehm war. Zumal ich sexuell so darauf ansprang, weil ich einfach Druck hatte.

 

Doch dann passierte etwas, womit ich nun wirklich nicht gerechnet hatte.

 

Verdammt! Luca hatte recht gehabt. Mist!

 

Fabio war völlig außer sich gewesen und hatte das Café verlassen.

 

''Fuck!'', entkam es mir und ich schubste Luca von mir weg.

 

''Du und deine scheiß Ideen'', fluchte ich.

 

Dass Luca sich zufrieden zurücklehnte und grinste, bekam ich nicht mehr mit. Ich war aufgesprungen und folgte Fabio.

 

''Fabio warte... bitte warte'', flehte ich.

 

Gerade noch rechtzeitig erreichte ich ihn und zog ihn einfach an mich. Er hatte so viel für mich getan und so dankte ich ihm? Nichtmal mitbekommen hatte ich etwas.

 

''Es ist nicht so, wie du denkst'', gestand ich, ''Luca wollte mir beweisen, dass er gemerkt hatte, was du für mich fühlst. Ich war so blind und blöd, wollte ihm nicht glauben. Mensch Fabio! Luca ist doch mit Bruno zusammen. Das alles hat nichts zu bedeuten. Bitte glaube mir!''

 

Viel zu fest drückte ich meinen Freund an mich, als hätte ich Angst er könnte sich doch noch losreißen und einfach fortfahren. Dabei war ich so froh ihn zu haben.

 

Ein Auto fuhr hupend an uns vorbei, da wir mitten auf der Straße standen.

 

''Idiot'', schimpfte ich und zog Fabio mit mir auf den Bürgersteig.

 

Ich zog eine Schnute und hoffte, er war mir nicht böse. Dabei fiel mir ein, dass ich gar nicht bezahlt hatte.

 

*-*-*

 

Mit allem hätte ich jetzt gerechnet, aber nicht damit, dass mir Marco folgen würde. Doch er folgte mir und zog mich in eine Umarmung, der ich kaum etwas entgegenzusetzen hatte.

 

Ich war wirklich zu gutmütig, denn ich umarmte Marco ebenfalls und drückte ihn sanft an mich... mehr wäre eh nicht drin gewesen, da mein Körper schon zu geschwächt war.

 

Offensichtlich hatte ich mich, mit diesem Ausraster, gerade selbst verraten. Tja, das kommt davon wenn man den Mund nicht auf kriegt und mit dem anderen redet.

 

Toll gemacht, Fabio... wirklich toll!

 

"Ist schon gut, mein Kleiner.", entgegnete ich, nun wieder ruhig, da mir Aufregung ohnehin nicht bekam: "Ich bin dir nicht böse. Ich... denke, ich habe da was missverstanden und außerdem... habe ich mich, seit damals, in dich verliebt.", offenbarte ich Marco nun doch endlich... spät aber hoffentlich nicht zu spät und das alles mitten auf der Straße, wie ich hörte, da das Auto gehupt und mein Kleiner den Fahrer beleidigt hatte.

 

"Ich... ich wollte dich... schonen... wollte einfach nur für dich da sein, mich dir nicht aufdrängen... deswegen hab ich nichts gesagt. Verzeih mir... bitte.", waren meine Worte, während mir wieder die Tränen übers Gesicht rannen und ich mich nun doch an Marco lehnte, so als bräuchte ich ihn so dringend wie den Sauerstoff zum Atmen.

 

*-*-*

 

Nun musste ich unweigerlich grinsen. Fabio suchte meine Nähe, die ich ihm gerne gewährte und es mich auch nicht störte, wie mein Körper auf ihn reagierte.

 

Sanft wischte ich seine Tränen fort und streichelte ihm über die Wange.

 

''Alles ist gut'', hörst du, ''Vermutlich wäre ich eher auch gar nicht dazu in der Lage gewesen, das in irgendeiner Weise zu erwidern. Aber jetzt würde ich mir nichts mehr wünschen, als dir näher zu sein, als ich es zuvor war.''

 

Liebevoll küsste ich Fabio erst auf die Stirn, dann auf seine linke Schläfe und anschließend fordernd auf den Mund. Verflixt ich stand in Flammen und sein Liebesgeständnis hatte es nicht besser gemacht.

 

''Ich muss noch eben zahlen'', meinte ich, nachdem ich den Kuss widerwillig unterbrochen hatte, ''Wartest du im Auto auf mich und fahren wir dann nach Hause? Der Tag heute war anstrengend und ich finde du solltest jetzt zur Ruhe kommen.''

 

Fabio tat viel zu viel und er musste auch mal runter fahren. Das musste er einsehen. Meine Worte duldeten keine Widerworte. Trotzdem wartete ich auf eine Antwort, ehe ich zum Café zurück ging, um zu zahlen.

 

Luca saß noch immer da und grinste sich einen. Ich zeigte ihm den Stinkefinger, was ihn auflachen ließ. Dann zahlte ich und sah zu, dass ich wieder zum Wagen kam.

 

*-*-*

 

Mein erster Kuss der Liebe fühlte sich unglaublich an und ich erwiderte diesen nur allzu gern. Ein Traum schien sich zu erfüllen, an den ich eigentlich schon gar nicht mehr geglaubt hatte.

 

Marcos anschließende Worte ließen meine Tränen, die er sacht abwischte, versiegen und zauberte mir direkt ein Lächeln auf die Lippen.

 

Ja, genau das wollte ich auch, Marco nahe sein und ihn lieben.

 

"Okay, ich warte auf dich im Auto.", antwortete ich willig, wusste ich doch, dass mein Kleiner recht hatte. Ich brauchte dringend Ruhe... und wir beide brauchten uns... und vielleicht ein paar Zärtlichkeiten.

 

Da hatte mein Kleiner doch tatsächlich versucht streng zu wirken, so dass ich keine Widerworte geben könnte. Ohnehin hätte ich Marco nicht widersprochen, wusste ich doch, dass er es nur gut meinte.

 

Als Marco schließlich noch mal ins Café ging, setzte ich mich ins Auto, lehnte mich zurück und schloss die Augen ein wenig und doch schien ich ein Dauerlächeln im Gesicht zu haben... denn ich war jetzt irgendwie und einfach nur glücklich.

 

*-*-*

 

Wie ich Fabio so sah, wo er glücklich in seinen Wagen saß, spürte auch ich dieses vollkommene Glück in mir aufsteigen. Ja, genau das hatte mir noch gefehlt. Liebe.

 

Ich hatte Fabio unglaublich gern. Nicht nur, weil ich ihm dankbar war, was er alles für mich getan hatte. Er war mir ein treuer Freund geworden. Jetzt wo ich wusste, wie er fühlte, wusste ich, dass ich die ganze Zeit über auch so gefühlt hatte.

 

Mit Fabio wollte ich zusammen sein, das würde alles komplett machen.

 

Für einen Moment zögerte ich einzusteigen. Immerhin würde ich Fabio aufschrecken und er sah gerade so glücklich aus. Genauso wie ich mich fühlte.

 

Dann stieg ich aber doch ein und schaute meinen Freund sanft an. Am Liebsten wäre ich ja gefahren, aber ich hatte noch keinen Führerschein. Also musste Fabio uns nach Hause fahren. Aber dann würde ich ihn verwöhnen und er müsste sich ausruhen.

 

Liebevoll legte ich meine Hand auf Fabios Knie und nickte ihm zu:''Wollen wir.''

 

*-*-*

 

Gerade chillte ich noch, war glücklich und zufrieden... wie... ja, wie seit langem nicht mehr... als ich die Autotür hörte, auch spürte wie sich Marco hinein setzte und anschließend die Augen öffnen musste, weil ich seine Hand auf meinem Knie spürte... ihm nun zunickend.

 

"Klar, wollen wir.", gab ich zurück, ihm sanft und voller Liebe in die Augen schauend.

 

Ich startete den Motor, gab Gas und fuhr mit Marco nach Hause.

 

Kurz dachte ich noch nach, ob wir noch einkaufen müssten, aber dann dachte ich daran, dass ich ja alles schon Tags zuvor eingekauft hatte, so dass wir direkt heimfahren konnten.

 

Nur eine dreiviertel Stunde später erreichten wir unser Zuhause, ich fuhr, wie immer, in die Garage und stieg dann aus.

 

Nachdem auch mein Kleiner ausgestiegen war, betraten wir das Haus und ich schloss hinter uns die Tür.

 

Endlich Wochenende und Freizeit... das würde uns beiden sicher gut tun.

 

Nachdem ich mich meiner Schuhe und der Jacke entledigt hatte, ging ich in die Küche und bereitete uns etwas zu Essen und Trinken zu. Ich machte so kleine Häppchen, die wir so zwischendurch naschen konnten, wenn gerade nichts anderes zu Naschen in der Nähe wäre... hmm... wie zweideutig das gerade klang.

 

Alles brachte ich in mein Schlafzimmer, wo wir es uns gemütlich machen könnten, wo es auch einen Fernseher und auch Radio gab... also alles da für ein tolles Wochenende zum Verwöhnen.

 

Ich freute mich sehr auf die gemeinsame Zeit mit meinem Kleinen, den ich über alles liebte und der mir so sehr ans Herz gewachsen war.

 

*-*-*

 

Unser Zuhause erreicht ließ ich meine Schuhe und Jacke achtlos irgendwo im Flur liegen und ging erst mal hinauf. Dort schlüpfte ich aus meinen Sachen und zog nur eine Jogginghose an. Die Unterhose sparte ich mir, genauso wie alles andere. Bequem und luftig sollte es sein.

 

Anschließend suchte ich passende Musik raus, die wir beide mochten.

 

Gerade als ich schauen wollte, was Fabio so trieb und ob ich ihm helfen könnte, kam dieser auch schon hoch.

 

''Du hättest etwas sagen können, dann hätte ich dir geholfen'', schimpfte ich gespielt ernst.

 

Scheinbar musste ich Fabio anbinden, damit er zur Ruhe kommen würde.

 

Da er den Raum gewählt hatte, in den wir es uns gemütlich machen würden, machte ich hier die Musik an. Seit langem hatte ich mal wieder das Gefühl angesehen zu werden und dieses Mal gefiel es mir wirklich sehr. Schon in der Peepshow hatten mich Fabios Blicke fasziniert.

 

Auch wenn es durchaus andere Sitzmöglichkeiten gegeben hätte, so legte ich mich aufs Bett und klopfte neben mich. Ich wollte Fabio nahe sein und auch wenn die Häppchen gut aussahen, so sehnte ich mich erst mal nach ein paar Lippen, die ich erobern wollte.

 

*-*-*

 

Noch in dem ich alles abstellte, musste ich kichern, denn Marcos gespielter Ernst, war für mich einfach nur zu goldig und ich liebte ihn umso mehr, da ich wusste, dass er es tatsächlich gut mit mir meinte. Auch wenn es nur gespielter Ernst war, so hatte er dennoch recht.

 

Aber ich war nun mal das Arbeiten gewohnt und konnte nur schwer davon lassen.

 

"Ich weiß, du hast ja recht", gab ich mich geschlagen, konnte aber das Grinsen noch immer nicht so ganz lassen.

 

Als sich mein Kleiner schließlich aufs Bett setzte und neben sich klopfte, wusste ich, was er wollte und ich war nur allzu bereit mich zu ihm zu setzen und zuzulassen, was auch immer geschehen würde.

 

Zugegebener Maßen war ich ein gebranntes Kind, was den Sex anging, denn ich hatte zu viel mitmachen müssen, was diese Sache anging.

 

Ich war schon ein wenig nervös, insbesondere, wenn ich daran dachte, was vielleicht geschehen könnte, dass wir uns so nahe kommen würden, wie nur irgend möglich.... ergo intim miteinander werden würden.

 

Natürlich wusste ich auch, dass intim miteinander zu werden nicht auch gleichzeitig hieß, dass man aufs Ganze gehen müsste... dennoch quälte mich allein schon der Gedanke daran.

 

Ich hatte damals mein Geld damit verdient... mich prostituiert... für den nächsten Schuss... und jetzt... hatte ich Angst davor mit Marco, den ich über alles liebte, Sex zu haben.

 

Ich dachte auch schon daran einfach mit Marco darüber zu reden, wie ich mich gerade fühlte, dass ich Angst hatte, denn es war damals bei weitem nicht immer sanft und zärtlich zugegangen.

 

Diese Schmerzen von damals hatte ich niemals vergessen und sie waren es, die mich jetzt ängstigten.

 

Dennoch setzte ich mich zu Marco, schaute ihn liebevoll an, und doch raste mein Herz, bildete sich Schweiß auf meiner Stirn und verkrampften sich meine Finger ein wenig... trotzdem ich mich eigentlich so sehr auf die Zärtlichkeiten mit Marco freute...

 

*-*-*

 

Fabio setzte sich zu mich und doch sah ich, wie er hierauf reagierte. So sehr ich ihm auch nahe sein wollte, um so mehr verstand ich ihn auch.

 

Liebevoll legte ich meinen Arm um ihn und küsste sanft seine Stirn.

 

''Ich weiß doch'', flüsterte ich und zog ihn einfach in eine Umarmung.

 

Zärtlich strich ich ihm durchs Haar und küsste erneut seine Stirn. Wir mussten nichts weiter tun, alles hatte Zeit.

 

''Weißt du, als ich mich bei meinen Eltern geoutet hatte und sie mich vor die Tür gesetzt hatten, stand ich erst mal auf der Straße. Irgendwann hatte ich beim Betteln nichts mehr erreicht und so ein Kerl wollte mir Geld geben, damit er mich ficken konnte.

 

Ich war so hungrig, ich hätte alles getan für das Geld.

 

Also... also bin ich mit ihm mit.

 

Es waren die schlimmsten Minuten meines Lebens und das für eine Mahlzeit, die im Nachhinein nicht mal drin geblieben ist. Mir war so schlecht und das Tagelang.

 

Damals habe ich mir geschworen nie mehr jemanden an meinen Hintern zu lassen. In der Bar war ich ausschließlich Top und das wussten alle, haben es respektiert.

 

Doch es war nur Sex ohne Gefühle. Für ein paar Minuten war ich in einer anderen Welt, wie in einer Seifenblase.

 

Verstehst du, was ich damit sagen will?...

 

Eigentlich platze ich fast vor Geilheit'', gestand ich und musste kichern, bei meinen letzten Worten.

 

''Aber wir müssen nichts tun, können einfach nur hier liegen und uns halten...

 

Ich vertraue dir und habe das Gefühl bei dir kann mir nichts mehr passieren. Keine Seifenblase, sondern das echte Leben hat mich wieder.''

 

Erneut küsste ich Fabio, dieses mal auf den Mund. Der Kuss war feurig und schmeckte nach mehr. Dennoch ließ ich ihn nicht andauern, sondern löste ihn.

 

''Mit dir wird es schön sein, egal welche Position ich einnehme. Selbst wenn wir uns nur festhalten oder streicheln. Alles wird schön sein'', flüsterte ich, als könnte ich meinen eigenen Worten nicht trauen.

 

*-*-*

 

Mit ein wenig Unruhe lauschte ich Marcos Worten, hörte wie es ihm ergangen war, was er hatte durchmachen müssen und konnte ihn nur allzu gut verstehen.

 

Ganz offensichtlich war ihm meine Reaktion nicht entgangen, weshalb er mir das alles erzählte und es holte auch sehr viel Bilder meiner Vergangenheit wieder hoch, liefen vor meinem geistigen Augen ab, wie ein Film.

 

Bei Marcos Worten und meiner Erinnerung liefen mir ungewollt die Tränen an meinen Wangen herab. Es war schön zu wissen, dass mein Kleiner mich verstand, dass er so liebevoll war und ich mich tatsächlich nicht in ihm getäuscht hatte.

 

"Bei ist es ähnlich gewesen, nur habe ich mich einzig für den nächsten Schuss Heroin prostituiert... essen und trinken tat ich nebenbei... wenn ich mal was im Abfall fand....

 

Deshalb... arbeite ich so viel...

 

Deswegen.... helfe ich armen Menschen...

 

...und das ist auch der Grund, dass ich heutzutage große Angst vorm Sex habe.... diese Schmerzen von damals habe ich niemals mehr vergessen.

 

Aber ich bin stolz es aus eigener Kraft geschafft zu haben... und dir möchte ich das gleiche Vertrauen entgegen bringen, wie du mir.

 

"Danke, mein Kleiner. Ich liebe dich."

 

Mit diesen Worten hatte mich Marco auch schon geküsst und ich erwiderte es nur allzu gern, nahm ich zärtlich in die Arme und ließ ihn eben nicht los.

 

Ich musste mich überwinden, denn ich liebte meinen Kleinen über alles und dieses mal, da hatte er Recht, war es mit Liebe verbunden, und das war ganz was anderes.

 

Wenn wir uns vertrauten, würden wir es zusammen sicher schaffen, dessen war ich mir sicher.

 

So legte ich mich aufs Bett und zog Marco mit mir... sanft und nicht fordernd....

 

*-*-*

 

Das Ende...

 

Trotzdem sich unser Pärchen gegenseitig die Liebe zueinander gestanden hatte, brauchten sie noch eine Zeitlang ehe sie sich tatsächlich aneinander gewöhnten.

 

Zudem schliefen sie erst sehr viel später richtig miteinander, da beide irgendwie erst alles richtig verarbeiten mussten.

 

Aber dann wurden sie zusammen sehr glücklich, jetzt da sie wussten, dass sie sich gegenseitig wirklich vertrauen konnten.

 

Während Marco seinen Führerschein machte und auch seine Lehre bei Fabio mit einen sehr gut meisterte, machte sich Fabio weiterhin nützlich und arbeitete noch immer viel zu viel. Aber, nun ja, er konnte es sich eben nicht abgewöhnen. Arbeitstier bleibt eben Arbeitstier... da kann man nichts machen.

 

Nachdem Fabios Stellvertreter in Rente gegangen war, übernahm Marco den Posten des Stellvertreters und erwies sich hier für Fabio als unersetzlich.

 

Irgendwann hatte Fabio, ob der vielen Arbeit, einen heftigen Zusammenbruch, musste so tagelang im Krankenhaus bleiben und durfte danach nicht mehr allzu viel arbeiten, so dass er nur noch stundenweise in seiner Firma anwesend war. Auch den Job beim Bäcker hatte er deswegen leider aufgeben müssen, was ihm sehr an die Nieren gegangen war, jedoch blieben er und seine Chefin auf ewig gute Freunde und besuchten sich auch gegenseitig.

 

So hatte er aber auch Zeit sich um angenehmere Dinge zu kümmern und hatte eben so viel Zeit für Marco.

 

Beide unternahmen sehr viel zusammen, reisten durch die Weltgeschichte und ließen es sich gut gehen.

 

Natürlich gab es, trotz der Harmonie, auch mal Streit zwischen beiden, was ja nicht immer ganz ausbleibt, jedoch war die Versöhnung hernach immer wieder sehr schön...

 

 

~ Ende ~

 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden