3. Türchen
3. Kapitel
Irgendwie musste ich mir eingestehen die Unterwelt vermisst zu haben. Auch wenn ich gerade auf Schritt und tritt von Miro und Kay, der rechten und linken Hand des Königs Don verfolgt wurde, so tat es doch gut, hier umherzustreifen. Ich musste den Kopf frei bekommen, nach Dons Vorschlag. Es kam einem Heiratsantrag gleich, wenn ich den Thron bestieg.
Außerdem fühlte ich tatsächlich soetwas wie Trauer, weil ich meine Menschenfreunde nicht mehr gesehen hatte und sie bereits von uns gegangen waren. Obgleich ich das schon wusste, dass ich sie nicht wiedersehen würde, bevor ich in den Tiefschlaf versetzen wurde.
Don hatte richtig gehandelt und ich war ihm Dankbar, dass er mich geweckt hatte.
Meine Behausung in der Unterwelt existierte sogar noch, was vielleicht aber auch daran lag, dass hier unten die Zeit anders verlief, als oben auf der Erde. Hier konnten wenige Minuten schon einige Menschenjahre sein.
Alles war so, wie ich es vor einiger Zeit verlassen hatte und ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Auch wenn ich traurig war, weil meine ganzen Menschenfreunde nicht mehr lebten.
''Ich will sehen, wo sie begraben sind'', kam es mir auf einmal in den Sinn. Miro hatte vor meiner Behausung gewartet, aber Kay war mir hinein gefolgt.
Er nickte zustimmend.
''Miro'', rief er und besagter gesellte sich zu uns.
''Wir können dir etwas besseres zeigen'', meinte Miro und schaute Kay dabei an.
Dieser nickte zustimmend und als wüsste er genau, worum es Kay ginge. Sie reichten sich die Hände um eine Art Spiegel zu erschaffen.
Ich verstand und setzte mich auf mein Bett, von wo aus ich alles genau sehen konnte. Miro stand auf der einen Seite und Kai auf der Anderen. In der Mitte hatten sie ihre Hände miteinander verflochten und hielten sie in die Luft. Darunter war eine Art Spiegel erschaffen worden. Durch diesen Spiegel konnte ich nun sehen, was passiert war, nachdem mich die Menschen in den Tiefschlaf versetzt hatten.
Meine Menschenfreunde waren zu sehen und wie es ihnen ergangen war. Wie sie ihr Glück und ihre Liebe fanden, ihr Leben lebten und Letztenendes starben.
Don hatte recht gehabt, sie hatten alle ein glückliches Leben geführt und vermutlich waren ihre Gräber schon längst mich mehr vorhanden. So viel Zeit war vergangen. Die Menschen hatten mich einfach schlafen lassen, aus Angst ich könnte ihnen zu stark werden.
Wut kam in mir hoch, ungebändigte Wut auf die Menschen. Ohne Don wäre noch alles beim Alten. Dann sah ich, was geschehen war. Die Menschen hatten alle Dämonen schlafen gelegt und mit wenigen verbliebenen Verbündeten versucht, die freien Dämonen in eine Falle zu locken, um sie auszulöschen.
Was hatte Don noch gesagt, ich hätte mir gewünscht zu erwachen? Deswegen war der Tiefschlaf so komisch gewesen zum Schluss, weil ich es nicht mehr wollte. Vielleicht hatte ich auch gespürt, dass etwas geschehen war?
Es war die richtige Entscheidung gewesen, alles wieder so zu machen, wie es einst war. Die Menschen hatten uns immer für Sagengestalten gehalten und nur durch einen dummen Zufall war es dazu gekommen, den Menschen zu helfen. Weil ein paar Dämonen von uns glaubten, so wäre es einfacher, wenn man mit den Menschen lebte.
Aber das war es nicht! So war alles besser. Wir gehörten hierher und nicht in die Menschenwelt, neben den Menschen.
Der Spiegel löste sich auf, weil ich alles gesehen hatte, was ich sehen musste.
''Kann man denn gar nicht mehr nach oben?'', wollte ich wissen.
Miro schenkte mir ein Lächeln, bevor er mir antwortete: ''Sicher kann man nach oben, nur die Menschen nehmen uns nicht war. Es ist alles wieder wie früher, bevor die Dämonen bei den Menschen gelebt haben.
Du solltest aber erstmal hier bleiben, zu deiner eigenen Sicherheit.''
''Noch besser wäre es im Schloss zu sein'', brummte Kay.
Natürlich verstand ich die Beiden. Sie mussten auf mich aufpassen, weil meine Kräfte durch den Tiefschlaf noch nicht vollständig wieder da waren. Ich war angreifbar und dazu noch ein gefundenes Fressen für viele Dämonen der Unterwelt, als Thronanwärter.
Seufzend ließ ich mich aufs Bett sinken und starrte die Decke an. Es war weich und angenehm, lüllte mich geborgen ein.
Ich vernahm noch ein genervtes Brummen von Kay, bevor ich wegschlummerte. Die Erschöpfung forderte ihren Tribut und mein Körper musste irgendwie Energie tanken.