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22. Türchen 22

 

 

Zum Teufel mit Weihnachten

 

 

written by Detail and Dark Sephiroth

 

 

22. Türchen / 4. Advent

 

 

Der Ex

 

 

Kapitel 1

 

 

Mein leerer Kühlschrank zwang mich mal wieder in den Supermarkt um die Ecke zu gehen. Ungern verließ ich meine sicheren vier Wände, doch von irgendetwas musste ich ja leben.

 

Unrasiert und in Jogginghose, schlurfte ich mit dickem Wintermantel und Wollmütze, unter der sich meine dunklen, mittlerweile viel zu langen Locken versteckten, die Gänge entlang. Ich war auf der Suche nach Tütensuppen und Fertiggerichten. Nebenbei landete ein Schokoweihnachtsmann in meinem Korb, der Heilig Abend wohl nicht mehr erleben würde.

 

Aber besser, nicht mehr erleben, als alleine zu feiern. Denn seitdem vor ein paar Monaten mein Freund mit mir Schluss gemacht hatte, weil ich ihm zu unselbstständig sei, war ich einsam und allein. Ich schaffte es weder Ordnung zu halten, noch mich zu pflegen, geschweige denn mir etwas richtiges zu Essen zu kochen.

 

Zehn Kilo hatte ich schon verloren und war nunmehr, der Schatten meiner selbst.

 

Er hatte mit seiner Aussage vollkommen recht gehabt. Ich war unselbstständig und ging ohne ihn den Bach runter. Vielleicht sollte ich doch lieber den Einkauf in einer Apotheke fortsetzen und meinem Leiden ein Ende setzen.

 

Aber war es mit 24 Jahren dafür nicht ein bisschen zu früh?

 

Nur was hatte ich für Aussichten? Nachdem mein perfekter Traummann mit mir Schluss gemacht hatte, ging alles seinen Lauf. Als hätte er den Stein ins Rollen gebracht. Meinen Job verlor ich und viele Freunde verärgerte ich durch meine zickige Art.

 

Ich ließ mir nun mal nicht gerne was sagen.

 

Nun stand ich Idiot alleine da. Die Wohnung konnte ich man gerade noch so halten, doch erinnerte mich alles an meinen Ex.

 

Zu faul zum Ausziehen war ich, zu bequem eben.

 

Oder aber ich wollte an den Erinnerungen festhalten?

 

Wieder war der Gedanke an die Apotheke da und doch war ich irgendwie zu Feige. Außerdem wäre es ein Umweg nach Hause gewesen.

 

Also würde Momo Behrends Weihnachten alleine mit einer Tiefkühlpizza verbringen, dachte ich so bei mir, während meine hellblauen Augen meine Lieblingspizza erspäht hatten.

 

Nachdem diese dann in meinen Korb gelandet war und noch ein günstiger Schluck hinzukam, führte mich mein Weg zur Kasse. Gerade als ich meine Ware auspacken wollte, musste ich ausgerechnet, nach Monaten der Qualen, meinen Ex wiedersehen.

 

Turtelnd stand er vor mir an der Kasse mit seinem neuen viel zu hübschen Freund. Herrje, wie konnte man sich nochmal unsichtbar machen? Hoffentlich drehte er sich nicht nach mir um!

 

''Junger Mann, das Band ist nicht nur zur Zierde da! Da kann man seinen Einkauf drauflegen'', krächzte eine scheinbar schwerhörige, ältere Dame, hinter mir lautstark.

 

Wie versteinert hielt ich inne und konnte für einen Moment meinen Herzschlag hören, da alles still war und mich wohl alle anstarrten.

 

*-*-*

 

Für mich war dieser Tag ein Tag wie jeder andere auch. Um Weihnachten kümmerte ich mich nicht und auch der Trubel, wegen dieses Festes, ließ mich kalt.

 

Weihnachten war, für mich, ein von Menschen gemachtes Fest, an dem Jesus, den es eh nicht gab, ebenso wenig, wie es Gott gibt, angeblich geboren worden sein sollte... alles Quatsch!

 

Das war für mich der größte Blödsinn in der Geschichte der Menschheit.

 

Also schlüpfte ich in meine warmen Sachen, nachdem ich mich erfrischt hatte, zog mir meine Schuhe und auch den Mantel an. Ich schnappte mir meine Schlüssel und was ich noch so brauchte und ging dann einkaufen.

 

Der Supermarkt war nicht weit weg von mir, so dass ich diesen nur wenige Minuten später erreichte, mir einen Einkaufswagen schnappte und durch die Gänge flitzte.

 

Dabei packte ich alles ein, was ich brauchte... oder eben auch nicht brauchte. Es war egal, denn aufs Geld musste ich nicht achten.

 

An der Kasse angekommen, musste ich etwas warten, dann hörte ich eine ältere Dame etwas zu einem jungen Mann sagen.

 

Herrje, wie konnte man nur so laut sein?!

 

Selbst mich hatte es leicht erschreckt, da ich direkt hinter ihr stand.

 

"Ja, nun ist ja gut.", mischte ich mich ein, ging an der Dame vorbei und fragte den jungen Mann, der ziemlich ungepflegt zu sein schien:

 

"Kann ich dir irgendwie helfen, hm?" und schaute den jungen Mann sanft an... lächelnd.

 

Dann sah ich auch schon wem seine Aufmerksamkeit galt...

 

*~*

 

Noch immer mit seinem neuen Liebhaber beschäftigt, hörte John hinter sich eine unschöne Stimme und drehte sich langsam um, um zu schauen was los war.

 

Und da sah er ihn auch schon... seinen Ex!

 

Au man, wie konnte man nur so verkommen und sich gehen lassen?! Das war ja wirklich kaum erträglich!

 

Was hatte er damals nur an ihm gefunden?

 

Kopfschüttelnd, schaute John Momo an, dann schaute er auf den jungen Mann neben ihm und sprach diesen an:

 

"Lassen sie es besser, dem da ist eh nicht mehr zu helfen.", damit wand er sich wieder seinem neuen Liebling zu.

 

*~*

 

Wie konnte man nur so kaltherzig sein?

 

So etwas verstand ich nicht und antwortete diesem Kerl:

 

"Wenn man will, kann man jedem Menschen helfen... aber man muss es natürlich auch wollen.", damit war für mich das Thema erledigt und ich tat die Sachen, die er im Korb hatte, auf das Band.

 

Noch einmal lächelte ich ihn an und ging dann wieder an der älteren Dame vorbei zu meinem Wagen.

 

*-*-*

 

Wie versteinert ließ ich alles über mich ergehen. Der fremde Mann, der mich ansprach und sogar verteidigte, genauso wie die schmerzenden Worte von John, meinem Ex. Ja, sogar dass meine Ware aufs Kassenband gelegt wurde.

 

Ich stand immer noch neben mir, ging aber langsam mit dem Band mit, bis ich an der Reihe war. Vorher hatte der neue Freund von John den großen Einkauf bezahlt. John würdigte mich keines Blickes mehr. Wieso sollte er auch?

 

Im Stande etwas zu sagen, war ich nicht wirklich. Alles war zu viel in diesem Moment. Mein Körper war müde und mein Kopf schwer.

 

Gerne hätte ich mich bei dem Fremden bedankt, doch ich wollte nur noch raus, an die frische Luft. Endlich war ich dran zu bezahlen und genau wie ich es ausgerechnet hatte, kam ich mit meinem Geld gerade so hin.

 

Dabei war doch erst der 22. und wir hatten noch ein paar Tage bis Monatsende. Es würde wohl reichen müssen, was mein Küchenschrank noch so hergab.

 

Von meiner Familie konnte ich keine Hilfe erwarten, bei denen war ich seit meinem Coming-Out das schwarze Schaf der Familie. John war immer meine Familie gewesen. Dafür waren wir auch lange genug zusammen und seine Mutter hatte sogar geweint, als ich ihr bei einem zufälligen Treffen in der Stadt von dem Aus der Beziehung erzählte.

 

Ein paar zerquetschte Euros hatte ich nun noch im Portemonnaie. Davon könnte ich mir die Tage noch einmal Brot kaufen.

 

Nachdem ich bezahlt hatte, ging ich rüber mit meinen Sachen, um Platz für den netten, fremden Mann zu machen und meine Ware dort einzupacken. Eine zerknautschte, alte Tüte wühlte ich aus meiner Manteltasche, die diesen Einkauf auch noch meistern sollte, wie viele Andere zuvor.

 

Dabei versuchte ich nicht mehr Ausschau nach John zu halten, sondern stopfte alles in die Tüte, die, wie sollte es auch anders sein, als ich gerade los wollte, riss und meinen halben Einkauf, somit auf den Boden beförderte.

 

Es war wohl doch ein guter Tag zum Sterben!

 

*-*-*

 

Gerade als ich alles bezahlt hatte, schob ich meinen Einkaufswagen vor mir her, zum Packtisch, wo ich auch schon sah, wie sehr sich der junge Mann quälte.

 

Für mich war solch ein Szenario kaum erträglich. So ließ ich meinen Einkauf erst mal stehen und ging zu dem jungen Mann hinüber.

 

Ohne ein Wort zu verlieren, bückte ich mich und hob das bisschen Einkauf auf. Alles legte ich erst mal auf den Packtisch, holte einen Stoffbeutel heraus und packte den Einkauf des Fremden in den Stoffbeutel.

 

Anschließend verstaute ich meinen Einkauf in zwei andere Beutel und schaute den Fremden, mit meinen dunkelbraunen Augen, liebevoll an.

 

Herrje, er tat mir so unglaublich leid... nein, so konnte ich ihn doch nicht sich selbst überlassen... das ging doch nicht!

 

"Sag, magst du mit zu mir kommen? Oder kann ich dir irgendwie anders helfen?", fragte ich den jungen Mann und stellte mich dann kurz vor: "Mein Name ist Malte und wer bist du?"

 

Irgendwie weckte er meinen Beschützerinstinkt und er war mir sehr sympathisch, trotzdem er etwas ungepflegt aussah. Aber er hatte ein sehr hübsches Gesicht.

 

"Ich wohne nicht weit von hier. Wenn du magst, trinken wir eine Tasse Tee zusammen und reden darüber, was dich so sehr beschäftigt, okay.", schlug ich ihm sanft lächelnd vor.

 

Definitiv würde ich ihn nicht sich selbst überlassen, ich würde ihm helfen, wie auch immer.

 

*-*-*

 

Die Tiefkühlpizza hatte ich bereits in der einen Hand und die zerrissene Tüte noch in der Anderen, als der Fremde mir half. Wieso tat er das nur?

 

Unweigerlich ging ich ihm nach zum Packtisch, wo er meine Sachen einpackte und sich mir als Malte vorstellte. Er schien ja irgendwie ganz nett zu sein, doch kannte ich so was gar nicht mehr. Sollte ich seiner Einladung folgen?

 

Einen Fremden einfach so nach Hause begleiten? Anvertrauen würde ich mich ihm wohl kaum können, oder doch?

 

''Ich... heiß Momo...'', druckste ich herum und schaute dabei immer wieder nach draußen, wo John mit seinem neuen Freund den edlen Wagen belud.

 

Was hatte ich nur verbrochen, dass er mich so hasste?

 

Malte schaute mich so lieb an und trotzdem hatte ich eine innere Festung aufgebaut, die erst mal überwunden werden musste.

 

''Danke... aber ich... komm schon klar'', antwortete ich ihm, nahm meinen Einkauf und verließ den Supermarkt.

 

Die frische Luft wehte um meine Nase, als ich in den Schnee hinaustrat. Es war herrlich kalt und das tat, nach der stickigen, warmen Luft von drinnen richtig gut.

 

Ein paar Mal holte ich tief Luft und starrte auf den Stoffbeutel, der an meiner Hand baumelte, während ich draußen auf dem Parkplatz stand. Mein Kreislauf musste sich erst mal an den Temperaturunterschied gewöhnen. Außerdem hatte ich heute noch nichts gegessen, was ebenfalls dazu beitrug.

 

Ausgerechnet jetzt musste John den leeren Einkaufswagen an mir vorbei schieben. Wie erstarrt schaute ich ihn an. Er wirkte so glücklich, als hätte er alles, was er sich je gewünscht hat.

 

*-*-*

 

Hmm... da konnte ich wohl nichts machen. Anscheinend mochte Momo mich nicht, lief lieber diesem eingebildeten Schnösel nach... unverständlicherweise.

 

Nun gut, wer keine Hilfe wollte, dem sollte man sie auch nicht aufdrängen. Es gab eben tatsächlich Menschen, denen wirklich nicht zu helfen war.

 

Traurig schaute ich ihm nach, musste mitansehen, wie er sich quälte... diesem Typen nachschaute.

 

Kopfschüttelnd ging ich an Momo vorbei, schaute ihn kurz an und ging dann meines Weges... ab nach Hause.

 

Nein, aufdrängen wollte ich mich ihm nicht, wenn er eben keine Hilfe wollte... tze... dann eben nicht!

 

Was hatte ich mich auch eingemischt? Ich musste doch völlig bescheuert gewesen sein!

Was ging mich dieser Typ eigentlich an? Eigentlich nichts... kannte ich ihn doch nicht mal.

Was hatte ich ihm denn nur getan? Eigentlich auch nichts... hatte nur helfen wollen.

 

Tja, das hat man nun davon, wenn man freundlich ist und anderen zu helfen versucht, nun, das würde ich mir das nächste Mal gründlich überlegen, ob ich das noch einmal tun wollte.

 

Natürlich war ich sehr traurig über so eine Abfuhr, wo ich es doch wirklich nur gut gemeint hatte. Aber nein, lieber schaute Momo diesem Vollidioten nach...

 

Nur wenige Minuten später hatte ich, innerlich gekränkt und verletzt, mein Haus erreicht und betrat es, hinter mir die Tür schließend.

 

Hach ja, hier war es schön warm, so dass mich der Schnee nicht mehr stören konnte.

 

Nachdem ich mir die Schuhe ausgezogen hatte, ging ich in die Küche räumte alles ordentlich weg und setzte dann Teewasser auf, um mir erst einmal eine schöne Tasse Tee zu machen.

 

Zwischendurch kümmerte ich mich langsam um das Mittagessen...

 

*~*

 

Nachdem John den Einkauf mit seinem Liebsten verstaut hatte, schob er den Wagen in den Markt zurück und sah dabei auch seinen Ex da stehen, doch beachtete er ihn nicht.

 

Erst als er den Markt wieder verließ, schaute er Momo an und verhöhnte ihn:

 

"Was gibt es denn zu glotzen?! Hast du nichts besseres zu tun?", dann ging er auf seinen Liebsten zu küsste ihn und schwang sich zu ihm in den Wagen, der sich gleich darauf in Bewegung setzte.

 

*-*-*

 

Nein, ich hatte nichts besseres zu tun! So schaute ich gekränkt zu Boden, als ich sah, dass John wirklich glücklich war. Es schmerzte so sehr, immer noch. Auch Malte schaute ich traurig hinterher.

 

Erst als der Wagen von John außer Reichweite war, ging ich langsam los. Jeder Schritt war schwer und schmerzte irgendwie. Meine Füße bekam ich kaum hoch, dabei lag gar nicht so viel Schnee.

 

Die kurze Strecke kam mir vor, wie eine lange Wanderung, als ich endlich am Hauseingang angekommen war und ich meine Taschen nach meinem Schlüssel absuchte.

 

Vielleicht hätte ich Maltes Einladung doch annehmen sollen. Aber dafür war es jetzt ja zu spät. Endlich hatte ich meinen Schlüssel gefunden und schloss die schwere Tür auf, bevor ich noch zwei Treppen nach oben musste, um endlich in meine Wohnung zu gelangen.

 

Total fertig ließ ich meine Einkaufstasche im Flur stehen, schlüpfte beiläufig aus meinen Schuhen und meiner Jacke, die achtlos zu Boden fiel.

 

Gedankenverloren legte ich mich auf meine Schlafcouch und steckte meinen Kopf in mein Kissen. Weinen konnte ich schon lange nicht mehr, ich vergrub mich einfach nur. Steckte den Kopf quasi in den Sand und hoffte, dass alles vorbei sein würde.

 

Aber nichts geschah.

 

Johns Worte schmerzten sehr. Wir waren so lange zusammen gewesen und auf einmal verspottete er mich nur noch.

 

Ich drehte meinen Kopf zur Seite und starrte die weiße Wand an. Abschürfungen und Verfärbungen von der Couch waren dort zu sehen. Aber ich sah John vor mir, wie er mit seinem Neuen rum turtelte und ihn küsste.

 

Keine Ahnung wie lange ich so da lag, irgendwann jedoch sah ich zwei schöne braune Augen und ein sanftes liebes Lächeln – Malte.

 

Herrje, was war denn jetzt los mit mir? Hatte ich Gewissensbisse, wegen der Abfuhr?

 

Doch dann fiel mir plötzlich meine Pizza ein, die bestimmt schon aufgetaut war. Schnell erhob ich mich und torkelte in Richtung Tasche. Wie angenommen war die Pizza schon ganz weich und so schob ich sie direkt in den Ofen.

 

Als ich dann die anderen Sachen vom Flur holen wollte, blieb ich vorm Spiegel stehen. Ich sah wirklich extrem ungepflegt aus und dazu roch ich auch nicht gerade angenehm. Erschrocken starrte ich mich an. Irgendwie war es mir jetzt peinlich, so auf John getroffen zu sein und auf Malte.

 

Kurzentschlossen verbarrikadierte ich mich im Bad, wo ich mich gründlich bearbeitete. Rasieren tat ich mich nicht nur im Gesicht, sondern überall ausgiebig. Meine Nägel mussten geschnitten werden und meine viel zu langen Locken stutzte ich auch selber mit der Schere. Dann duschte und pflegte ich mich, was auch schon ewig her und somit sehr nötig war.

 

Vor lauter Eifer und neuem Elan, vergaß ich jedoch total die Pizza und bemerkte gar nicht, wie sich meine Wohnung mit dicken dunklem Rauch füllte.

 

*-*-*

 

~ Ende Teil 1 ~

 
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