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by Dark Sephiroth & Detail
Der Anruf kam überraschend, als ich gerade im Bad stand und meine Haare nach dem Duschen kämmte. Da heute mein freier Tag war, hätte es durchaus auch die Arbeit sein können.
Aber es war Dan, ein guter Freund von mir, der mich anrief. Er brauchte Hilfe beim Renovieren und so ganz nebenbei erwähnte er, dass sein Bruder wieder im Lande war.
Mirko, war also wieder da...
Ein komischer Gedanke machte sich bei mir breit. Das letzte Mal, wo wir uns gesehen haben, war ich gerade mal süße 13 Jahre alt und total vernarrt in ihn.
Noch Heute konnte ich mich sehr gut daran erinnern, wie sauer ich auf ihn war, als er mir sagte, dass er auswandern würde.
Jetzt war ich 19 und ein Mann. Ob er mich überhaupt wiedererkennen würde? Sich an mich erinnerte?
Damals hatte er sehr oft auf mich aufgepasst und mit mir herumgealbert. Meine Mutter war alleinerziehend und immer froh, wenn Jemand für mich da gewesen war, damit ich Abends nicht alleine sein musste.
Mittlerweile hatte ich die Schule abgeschlossen und eine Ausbildung als KFZ Lackierer begonnen, wo ich wahre Meisterwerke entwarf. Außerdem tanzte ich jedes Wochenende gegen Bezahlung als Gogo in der Discothek hier im Ort.
Seit etwa einem halben Jahr hatte ich nun meine eigene kleine Wohnung und stand somit auf eigenen Füßen. Aus meiner Orientierung hatte ich nie ein Geheimnis gemacht, war es mir doch früh bewusst gewesen.
Sicher sagte ich Dan zu und zog mich rasch an. Dann packte ich noch alte Klamotten in meinen Rucksack, die ich bei Dan anziehen würde.
Mit meinem Auto fuhr ich zu Dan und parkte auf der großen Auffahrt, wo schon andere Autos standen. Also war schon Hilfe vor Ort. Dan hatte sich vor kurzem ein Haus gekauft, wo es noch sehr viel zu tun gab.
Dutzende Fragen kamen mir in dem Sinn:
Würde Mirko länger hier bleiben?
Was führte ihn jetzt hierher zurück?
Etwas nervös war ich schon, als ich die Klingel betätigte.
Nach kurzem Warten öffnete Dan mir strahlend die Tür.
''Hey Kleiner, schön das du Zeit hast'', begrüßte er mich und noch während er mich umarmte, sah ich Mirko im Flur stehen.
Er hatte sich kein bisschen verändert. Die wunderschönen großen braunen Augen, in denen man sich verlieren konnte und die Haare trug er immer noch braun, kurz gelockt. Seine Statur war immer noch groß und schlank, wobei er die selben schlabberigen Klamotten trug, wie damals.
Dan musste sich mit einer kurzen Umarmung zufrieden geben, denn schnurstracks ging ich nun auf Mirko zu und meine zarten Arme umarmten ihn, hielten ihn fest an mich gedrückt, aus Angst, er könnte sich jederzeit wieder in Luft auflösen.
*-*-*
Seit gestern war ich wieder in meiner deutschen Heimat, nachdem ich vor etwa vier Jahren nach Amerika ausgewandert war.
Damals hatte sich für mich einfach die Gelegenheit geboten, die ich wahr genommen hatte, um mich beruflich zu verbessern, was ich auch ganz gut hinbekommen hatte.
Heute nun, war ich bei meinem Bruder zu Besuch, obwohl ich hier eigentlich noch so einiges zu erledigen hatte, aber gut, wenn ich schon mal hier war, kam ich an einem Besuch bei meinem Bruder nicht vorbei.
Allerdings schien mein Bruder sein neu erworbenes Haus renovieren zu wollen, nun da konnte ich ja wohl nicht nein sagen, wenn er Hilfe brauchte.
Also hatte ich mir bequeme Sachen angezogen und mit Dan schon mal ein bisschen vorgearbeitet, als es an der Tür klingelte, Dan hinging und die Tür öffnete.
Vor der Tür stand Kevin, ich sah ihn direkt an, da ich ja auf dem Flur stand. Auch er schaute mich an, umarmte meinen Bruder kurz, kam dann schnurstracks auf mich zu und umarmte mich fest.
Nur ein wenig ließ ich es zu, dann löste ich mich, mit einem: "Hey, lass das!", von ihm, sah ihm dann in die blauen Augen... schaute ich ihn mir etwas genauer an.
Seine Haare waren jetzt ein wenig länger und schwarz, auf der rechten Seite hing eine lange Strähne, die wohl den Pony darstellte, lang herab und bedeckte damit halbwegs sein rechtes Auge. Er war, mit seinen 19 Jahren noch immer sehr, sehr schlank.
Die Teile seiner Erscheinung setzten sich in meinem Kopf zu einem Emo zusammen... nun ja, wenn es ihm denn gefiel.
Er war jetzt ein Mann und kein Kind mehr, deshalb wollte ich es nicht, dass er mich auf diese Art und Weise umarmte und schon gar nicht so fest. Bei einer kurzen Umarmung, wie sie unter Freunden oder auch Brüdern üblich ist, sagte ich ja nichts, aber so wie Kevin mich gerade umarmt hatte, ging mir das entschieden zu weit.
Sicher, wir hatten uns früher super verstanden, ich passte oft auf ihn auf, wenn seine Mutter mal keine Zeit hatte... wir hatten viel herum getobt... aber da war er ein Kind... da war es ganz was anderes.
Ich hatte mir in Amerika ein Leben aufgebaut, war mit Kassandra verheiratet und hatte einen Sohn, der jetzt ein halbes Jahr alt war.
Kassandra hatte ich damals in Amerika kennen gelernt, als ich gerade dort angekommen war, nicht wirklich wusste wohin und was ich tun sollte.
Sie half mir, war für mich da und irgendwann hatten wir uns ineinander verliebt. Vor zwei Jahren hatten wir schließlich geheiratet und sie wurde kurz darauf schwanger.
Wir hatten bis dahin viel zusammen durchgestanden, was uns noch enger zusammen geschweißt hatte.
*-*-*
Etwas unfreiwillig löste ich mich von Mirko und erwiderte seinen Blick. Seine wunderschönen Augen hielten mich gefangen.
''Bevor ich es vergesse, ich habe dir immer noch nicht verziehen, dass du damals gegangen bist'', schmollte ich gespielt.
Dan kam dann von hinten an mich heran und pikste mich in die Seite.
''Willst du noch einen Kaffee? Oder direkt mithelfen?'', fragte er mich.
''Beides!'', bestimmte ich und ging Richtung Bad.
''Mirko? Wie lange bleibst du? Ich hoffe doch ein bisschen länger!'', sagte ich, während ich mich bei offener Tür umzog, da ich einfach nicht prüde war.
''Erst mal schläft er hier ein paar Tage, weshalb das Gästezimmer heute noch fertig muss!'', bestimmte Dan und grinste seinen Bruder frech an.
Dann wand er sich an mich: ''Musst du morgen denn arbeiten?''
''In der Werkstatt habe ich ausnahmsweise mal freies Wochenende. Nur Abends Tanzen eben. Wieso brauchst du noch mehr Hilfe?'', wollte ich nun von ihm wissen und kam umgezogen zu den Beiden rüber.
Frech grinste ich dabei Mirko an, da ich froh war, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen.
''Hmm... naja... wir könnten auch zwei Räume parallel machen und ihr zeltet heute Nacht im Garten....'', erklärte Dan nun.
Er wusste, dass ich auf Mirko stand. Schließlich hatte ich selbst es ihm mal gesagt. Doch konnte ich meine Gefühle gut verbergen und Dan schwieg auch darüber... zum Glück.
*-*-*
Nach Kevins Kommentar erwiderte ich ruhig:
"Ob du mir verziehen hast oder nicht, ist mir eigentlich gleich. Es ist mein Leben und ich wollte was draus machen... was ich auch tat. Und ich denke nicht, dass dich das etwas angeht, Kevin."
Dass sich Kevin im Bad, bei offener Tür umzog störte und interessierte mich nicht, vielmehr sah ich mich nun hier um, um zu schauen, was hier alles zu tun war.
Au man, die Beiden hatten sich anscheinend gegen mich verschworen.
Auf Kevins Frage antwortete ich:
"Nein, ich bleibe nicht länger, als nötig, denn ich habe hier nur was zu erledigen und fliege dann auch gleich Anfang nächster Woche zurück nach Amerika, zu meiner Frau und meinem kleinen Sohn."
Mich an meinen Bruder wendend, sprach ich:
"Wir müssen uns wirklich nicht beeilen, mit dem Gästezimmer, ich habe eh ein Zimmer im Hotel. Also, mach dir keine Umstände."
Auf Dans Vorschlag, im Garten zu campen, erwiderte ich nichts, rollte nur mit den Augen.
Aus Kevins frechem Grinsen wurde ich nicht schlau... aber auch das war mir egal, ich ging kopfschüttelnd raus und zündete mir eine Zigarette an.
*-*-*
Mirkos Antwort saß bei mir. Ich hatte ganz verdrängt, dass er verheiratet und bereits Vater war. Doch ließ ich mich davon nicht entmutigen.
Ich wollte diesen Mann, seitdem ich wusste, dass ich auf Männer stand. Deshalb würde ich alles dafür tun, um sein Herz zu gewinnen.
''Schade'', sagte ich deshalb kleinlaut mit Hundeblick, ''Ich hätte gehofft ein wenig Zeit mit dir verbringen zu können. Wer weiß wann man sich das nächste Mal wieder sieht.''
Meine Enttäuschung, dass er nur so kurz bleiben würde, war groß. Wie sollte ich in so wenigen Tagen einen bleibenden Eindruck hinterlassen oder Mirko gar erobern?
Es schien mir schier unmöglich. Wenn er wirklich noch so viel zu tun hätte und selbst Dan ihn kaum sehen würde, wie sollte ich ihn dann sehen und Zeit mit ihm verbringen?
*-*-*
Natürlich sah ich Kevins Enttäuschung, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen.
"Kevin, ich habe zu tun... ich habe eine Familie und ich will meinen Sohn aufwachsen sehen.... ich liebe meine Frau Kassandra und meinen Sohn Luca. Verstehst du das? Du bist kein Kind mehr, Kevin... du bist ein junger Mann und solltest dich nicht mehr so sehr an mich hängen. Ich habe ein eigenes Leben und ich muss nicht mehr auf dich aufpassen. Die Zeiten sind vorbei.", erklärte ich Kevin ruhig.
Von irgendwelchen Neigungen seinerseits wusste ich nichts und ahnte es auch nicht.
Schließlich wand ich mich an Dan:
"Also, womit fangen wir an.... hast du schon einen Plan?"
Fragend sah ich Dan an und wartete auf seine Antwort.
*-*-*
Wow, das haute noch mehr rein, als das vorherige.
''Also, die Tapeten sind ja nun schon runter. Dann würde ich sagen, dass wir tapezieren!'', kam es von Dan als Antwort, ''Außerdem denke ich nicht, dass Kevin hier klammert. Ich verstehe sehr wohl was er meint.
Du warst so lange weg, da will man wenigstens ein oder zwei Wochen mit dir haben, bevor du zu deiner Familie zurückkehrst.''
Man gut, dass Dan auf meiner Seite war. Aber mich hatte dieser Vorwurf schon verletzt. Ich war schon erwachsen und klammerte auch nicht.
Genervt ging ich in die Küche, wo ich auf Dirk traf, der schon den Kleister anrührte. Er war nicht sehr gesprächig und nickte mir nur zu.
Dirk war groß und breit gebaut, trug eine Glatze und hatte grüne Augen. Jeder, der ihn nicht kannte, hatte Angst vor ihm. Dabei tat er keiner Fliege etwas zu Leide.
Ich nahm mir einen Kaffee und süßte diesen, bevor ich ihn langsam schlürfte.
Anschließend ging ich mit Becher in der Hand, ins Gästezimmer und fing an die Wände auszumessen, bevor ich schon mal die Tapeten zuschnitt.
So etwas machte ich nicht zum ersten Mal. In meiner Wohnung hatte ich auch alles selbst gemacht und da mein Vater leider viel zu früh verstorben war, schienen solche Sachen auch Zuhause meine Aufgabe zu sein.
*-*-*
Scheinbar hatte ich in ein dickes Fettnäpfchen getreten, denn Dan... mein eigener Bruder schien ebenfalls gegen mich zu sein und mir gewaltig in den Hintern zu treten.
Toll, dachte ich: wäre ich doch bloß im Hotel geblieben... was soll ich hier... tze...
Ich schüttelte nur mit dem Kopf und verließ das Haus, mit den Worten:
"Bitte, dann macht doch was ihr wollt! Was habe ich auch erwartet?! Ich gehe!", damit warf ich die Tür hinter mir zu und machte mich auf den Weg in mein Hotel.
Mich würden sie hier so schnell nicht wieder sehen.
Ich musste an Kassandras Worte denken und sie hatte so Recht gehabt mit allem, was sie gesagt hatte.
Auf dem Weg zum Hotel rief ich per Handy meine Frau an und erzählte ihr alles... sie hörte mir geduldig zu, stellte Fragen, wenn sie etwas mehr wissen wollte.
Sie war immer schon eine sehr gute Zuhörerin gewesen.... wofür ich sie ehrlich liebte.
Schließlich sprachen wir noch über Luca und was er so tat usw.. Es verbesserte meine Laune und ich dachte nicht mehr an den kleinen "Vorfall" von vorhin.
*-*-*
Dan schaute Mirko kopfschüttelnd hinterher.
''Was war das denn bitte? Da redet man mit ihm ganz normal und er kriegt so einen Ausraster? Da ist doch irgendwas faul'', sagte er dann zu mir.
Ein wenig traurig war ich nun schon. Doch verstand auch ich Mirkos Verhalten in keinster Weise. Sonst war er immer so hilfsbereit gewesen und zuvorkommend.
Er hatte immer ein offenes Ohr gehabt und viel Zeit für seine Freunde.
Bei meiner Mutter hatte er sich wohl auch noch nicht gemeldet, dabei würde die sich auch sehr über einen Besuch von ihm freuen.
Schweigend ging ich meine Arbeit nach, da ich es Dan versprochen hatte.
Dan hingegen gönnte sich einen schnellen Kaffee, bevor er seinem Bruder hinterher fuhr.
''Ich bin gleich wieder da!'', sagte er, bevor er das Haus verließ.
''Na toll und wir renovieren hier für ihn, oder wie?'', kam es von Dirk, der mit dem Kleister hereinkam.
*-*-*
Ich hatte das Hotel erreicht und setzte mich noch ein paar Minuten, draußen auf die Bank, nachdem ich das Gespräch mit meiner Frau beendet und ihr gesagt hatte, wie sehr ich sie liebte.
In Ruhe rauchte ich nun eine Zigarette, um wieder runter zu kommen und in mich zu gehen.
Sicher, ich wusste auch, dass ich vorhin nicht richtig gehandelt hatte und irgendwie tat es mir ja auch leid, aber ich hatte im Laufe der Zeit viel durchgemacht und erlebt, so was prägte nunmal, so dass ich mich sehr verändert hatte.
Früher wäre ich niemals so ausgerastet, aber ich verstand Kevin einfach nicht. Ich verstand zwar, dass mein Bruder sich freute mich wiederzusehen, und auch dass Kevin sich freute mich wiederzusehen, dennoch hatte ich bei ihm das Gefühl, dass er schon irgendwie klammerte... warum auch immer.
Im Moment stand ich halt ziemlich unter Zeitdruck, hatte Stress, da wurde mir eben sehr schnell alles etwas zu viel. Außerdem wollte ich so schnell wie möglich wieder heim... zu meiner Familie, weshalb ich auch nicht an Kevins Mutter dachte, die sich ja vielleicht auch gefreut hätte, wenn ich sie besuchen würde.
*-*-*
Nach kurzer Fahrt kam Dan beim Hotel an, wo er seinen Bruder draußen auf einer Bank sitzen sah.
Grinsend ging er auf ihn zu und setzte sich neben ihn.
''Du brauchst mir nicht zu helfen, wenn du soviel Stress hast. Das ist doch wohl klar'', begann er das Gespräch, ''Aber es gibt hier sehr viele Menschen, die dich auch lieben und dich gerne wiedersehen würden. Verstehst du das?
Es ist nicht nur Kevin, sondern es gibt jede Menge Freunde, die du hier zurückgelassen hast und die sich sicherlich freuen würden, wenn sie dich zu Gesicht bekommen.
Ich meine das weder als Vorwurf, noch will ich dich unter Druck setzen. Wir könnten doch auch eine kleine Party für dich, bei mir geben. Natürlich nur, wenn du willst.
Am Besten, du nimmst dir jetzt eine kleine Auszeit und machst dir nicht allzu viel Stress. Das kann nämlich auch nach hinten losgehen. Sicher, verstehe ich, dass du deine Familie wiedersehen willst, aber du solltest auch einmal an dich denken und ein, zwei Tage länger hierzubleiben, schadet keinem!''
Dann zündete Dan sich ebenfalls eine Zigarette an und schaute in die Ferne, ließ das gesagte wirken.
*~*
Dirk und ich fingen währenddessen an zu tapezieren, auch wenn der Hausherr unterwegs war.
*-*-*
Auf Dans Ansprache hin nickte ich zunächst nur verstehend.... hatte mich zunächst auch ein wenig erschrocken, als er sich so plötzlich neben mich setzte, da ich damit nicht gerechnet hatte.
Ich nahm noch einen Zug von meiner Zigarette, blies den Rauch aus und sah ebenfalls in die Ferne.
"Mir ist das alles bewusst, aber hätte ich hier nicht was dringendes zu erledigen gehabt, wäre ich jetzt gar nicht hier und ...sorry... aber eine Party kann ich jetzt echt nicht brauchen.
Ich habe mich ja auch gefreut euch zu sehen, aber verstehst du denn nicht... ich liebe und brauche meine Familie... sie gibt mir Halt.
Du und ihr alle wisst doch gar nicht, was ich dort durchgemacht habe... was meine Frau und ich gemeinsam durchgestanden haben... weißt du, so was schweißt einfach sehr eng zusammen.
Ja, ja, ich weiß auch, dass ich mich im Laufe der Zeit sehr verändert habe... aber glaube mir, das hat auch seinen Grund.", erklärte ich meinem Bruder, in Ruhe.
*-*-*
''Gut, du entscheidest. Aber gehe bitte nicht, ohne dich zu verabschieden!'', sagte Dan noch. Er war eben nicht so hartnäckig und gab schnell auf.
Kurz gab er seinen Bruder noch die Hand, dann fuhr er wieder nach Hause.
Es tat ihm ein wenig leid für Kevin, denn nach gut 6 Jahren hätte er jetzt endlich seine Chance gehabt, seine Gefühle zu offenbaren. Doch die Bedingungen waren mehr als schlecht.
Als Dan nun wieder Zuhause ankam, sah ich ihn erwartungsvoll an.
Dirk war gerade mal auf dem stillen Örtchen, so passte es gut.
''Er wird sobald wie möglich wieder nach Hause fahren. Tut mir leid, mein Kleiner. Vielleicht solltest du drüber nachdenken und es ihm sagen. Bei deiner kühlen Art wird er es definitiv nicht merken'', sagte Dan zu mir.
Dann nahm er mich kurz in den Arm, aus dessen ich mich raus wand. Ich brauchte erst mal frische Luft und ging nach draußen.
Ein wenig kämpfte ich nun doch mit den Tränen. Warum musste ich mich auch ausgerechnet in Mirko verlieben?
Alles war seine Schuld! Wieso hatte er sich auch immer so hinreißend um mich gekümmert und jetzt behandelte er mich, als würde er mich nicht kennen.
Sicher waren 6 Jahre eine lange Zeit, aber die Zeit davor war viel länger gewesen. Weil ich ständig an ihn denken musste, war bisher jede Beziehung in die Brüche gegangen.
Keiner hatte es lange bei mir ausgehalten und irgendwie war ich außer meiner Freunde, ein bisschen einsam.
Einen Moment gab ich mir noch, dann setzte ich wieder meine Maske auf und ging hinein zu Dan und Dirk. Der Raum würde heute noch fertig werden und gegen Abend hieß es dann im Club tanzen.
*-*-*
Einen Moment war ich noch hier sitzen geblieben nachdem sich mein Bruder von mir, mit einem Handschlag, verabschiedet hatte.
Schließlich stand ich auf, machte mich auf den Weg zurück zum Haus meines Bruders... denn so ganz im Stich lassen wollte ich ihn dann doch nicht.... so war ich eben nicht... wenn ich konnte, half ich gern.
Zudem wollte ich mich bei Kevin für meinen kleinen Ausraster entschuldigen, wenn er mich denn ließ.
Ich liebte meine Freunde sehr und auch meine Familie... zu der ja auch mein Bruder gehörte... aber ich konnte derzeit einfach nicht aus meiner Haut raus.
Aber gut, ich würde wenigstens heute meinem Bruder ein wenig helfen und mich morgen dann um meinen Kram kümmern, den ich hier noch zu erledigen hatte. Danach würde ich eben Anfang oder Ende nächster Woche wieder nach Hause zu meiner Familie fliegen.
Zwei Zigaretten später erreichte ich Dans Haus, klingelte und wartete geduldig... wie es sich gehörte, vor der Tür.
*-*-*
Da ich gerade im Flur stand, rief ich nur kurz, dass ich aufmachen würde. Dan und Dirk standen gerade für eine Zigarettenpause draußen.
Ein Strahlen legte sich auf mein Gesicht, als ich Mirko sah.
''Hey'', begrüßte ich ihn und versuchte ihn nur kurz zu knuddeln.
''Hast du etwas vergessen?'', wollte ich dann wissen.
Dabei ließ ich ihn natürlich auch herein und bemühte mich wieder meine Maske aufzusetzen. Aber nur ein wenig, denn irgendwie kam das Kind von früher durch.
Ich wollte Mirko eben zeigen, dass ich immer noch der war, auf den er damals aufgepasst hat, auch wenn ich jetzt erwachsen zu sein schien.
*-*-*
"Ah, hi Kevin. Nein, vergessen habe ich eigentlich nichts. Ich möchte nur weiter hier mithelfen, wenn ich denn darf und dann... na ja, wollte ich mich noch bei dir entschuldigen, für den kleinen Ausraster vorhin. Es tut mir leid.", antwortete ich Kevin ruhig und erwiderte nun seine kleine kurze Knuddelattacke.
"Ich bin nur zur Zeit sehr im Stress und habe viel zu tun. Ich habs vorhin echt nicht so böse gemeint, wie es vielleicht rüber kam. Wir sind und bleiben Freunde, okay. Bitte, verzeih mir, Kevin."
Ich sah ihn an und musste doch irgendwie in mich hineingrinsen, als ich daran dachte, wie er früher so war und was wir so angestellt hatten.
"Also, darf ich wieder reinkommen, hm?", fragte ich ihn grinsend: "Ich mein, das hier soll doch irgendwann mal fertig werden.", fügte ich, noch immer grinsend, hinzu.
*-*-*
Ein breites Grinsen legte sich auf mein Gesicht, wobei ich mich tierisch freute, dass Mirko wieder da war und seine Entschuldigung nahm ich nur zu gerne an.
''Alles gut, mach dir bloß keinen Kopf! Schon vergeben und vergessen'', sagte ich dann und machte die Tür noch weiter auf, damit Mirko meine Geste verstand und hereinkommen konnte.
''Schön, dass du wieder da bist'', plapperte ich drauf los.
Nun kamen auch Dan und Dirk gerade herein und Dan grinste ebenfalls breit.
''Na du Schlawiner, hast du Sehnsucht nach uns'', neckte er ihn.
''Streichen wir zusammen die Küche?'', fragte ich dann Mirko. Denn Dan und Dirk waren ein perfektes Team im Tapezieren, da hatte ich schon die Farbe für die Küche herausgesucht.
Erwartungsvoll schaute ich Mirko an. Was sollte ich nur machen, wenn er nicht wollte? Würde ich dann überhaupt an ihn herankommen?
*-*-*
"Na ja, ich kann euch doch unmöglich im Stich lassen.", erwiderte ich lächelnd und betrat anschließend das Haus.... folgte Kevin.
Dann kamen uns auch schon Dan und Dirk entgegen und ich musste mir gefallen lassen, dass Dan mich neckte, was fast schon vorauszusehen gewesen war.
Ich grinste nur, auf Dans Worte, wandte mich dann Kevin zu und antwortete:
"Klar, streichen wir gemeinsam die Küche.", schaute ihn ebenfalls an und sah seinen erwartungsvollen Blick.
Dazu dachte ich mir aber meinen Teil, sagte nichts mehr... wollte einfach nicht noch einmal in ein Fettnäpfchen treten... zudem ich meine Freunde nicht durch eine unüberlegte Handlung verlieren wollte... oder weil ich etwas unbedachtes gesagt hätte.
Ich ging also in die Küche, nachdem ich Kevin ein kurzes Lächeln geschenkt hatte, und sah mich hier um... sah mir die Wände an und nickte kurz....
*-*-*
Für dieses Lächeln von Mirko hätte ich alles getan. Damit könnte er mich wirklich um den Fingern wickeln und alles von mir verlangen, wenn er denn wollte.
Natürlich freute ich mich wie ein Schneekönig, dass er mir helfen wollte. Ließ mir aber nichts anmerken.
Nun folgte ich ihm in die Küche und rührte die Farbe kräftig durch. Dann bekam Mirko eine Rolle in die Hand gedrückt und auch ich nahm mir eine.
Erstmal fuhr ich den Rand entlang, bevor ich mir eine große Rolle nahm und der Länge nach von oben nach unten die eine Wand strich.
Doch irgendwie war mir Mirkos Nase im Weg, auch wenn er eine schön Nase hatte. Eine richtige kleine Stupsnase, bekam sie irgendwie, so ganz aus versehen natürlich, Farbe ab.
Ein Lachen konnte ich nun nicht unterdrücken, da er einfach zu witzig aussah mit der Farbe auf der Nase. Als hätte er zu viel Sonnencreme genommen.
*-*-*
Genau wie Kevin rollte ich erst den Rand aus, nahm dann ebenfalls eine größere Rolle, um nun auch auf die größere Fläche Farbe aufzubringen.
Ich redete währenddessen nicht, tat aber meine Arbeit sehr gewissenhaft, wie man es von mir gewohnt war.
Irgendwie kamen wir uns ins Gehege und ganz plötzlich hatte ich weiße Farbe auf meiner Nase... erntete dafür dann auch noch ein Lachen von Kevin. Ich lachte zwar mit, war aber gleichzeitig bemüht, die Farbe wieder von meiner Nase zu entfernen.
Mehr schlecht als recht hatte ich es geschafft, lachte dann noch kurz und widmete mich wieder meiner Arbeit. Immerhin wollte ich noch vor dem Abend fertig werden, denn ich wollte danach gleich wieder ins Hotel und mit meiner Frau skypen.
Obwohl ich noch nicht so lange hier und eigentlich beschäftigt war, sehnte ich mich schon jetzt nach Kassandra und meinem kleinen Luca. Die Beiden fehlten mir unglaublich... meine Gedanken waren wirklich nur bei ihnen.
*-*-*
Na toll, da wollte ich mit Mirko herumalbern und dann so was. Aus irgendeinem Grund kam ich einfach nicht an ihn heran.
Also versuchte ich einfach die Zeit zu genießen, die mir mit ihm blieb und ging auch meiner Arbeit nach. Erst nachdem die Wand fertig war, schaute ich Mirko an.
Warum war er auch so ein Hammertyp und musste mir den Kopf verdrehen? Auswahl hatte ich mehr als genug, aber ich musste mich ausgerechnet in ihn verlieben.
Manno...
''Möchtest du auch einen Kaffee? Dann setz ich nochmal welchen für uns auf. Dan und Dirk wollen sicher auch eine kleine Pause machen!'', sagte ich lächelnd zu Mirko.
*-*-*
Inzwischen hatte ich sehr gewissenhaft eine Wand fertig und machte mich schon an die zweite heran, während ich versuchte nicht an meine kleine Familie zu denken... die mir so sehr fehlte... die so weit weg und nicht bei mir war.
Das Angebot eines Kaffees und eventuell einer kleinen Pause, nahm ich dankend an.
"Ja, ich trink auch gern einen Kaffee mit.", antwortete ich, hatte aber nicht vor eine Pause zu machen.
Den Kaffee konnte ich auch nebenbei trinken. Ich hatte es eben sehr eilig und wollte bald im Hotel sein. Natürlich führte ich meine Arbeit trotzdem weiterhin sehr gewissenhaft aus.
Was in Kevin vorging ahnte ich nicht mal im Geringsten. Für mich war er einfach ein sehr guter Freund, nicht mehr und nicht weniger.
*-*-*
Ich lächelte Mirko noch an, als er wieder seiner Arbeit nachging. Dann machte ich uns allen einen Kaffee.
Dirk schaute mittlerweile schon mal um die Ecke.
''Raucherpause!'', kam es von ihm und er ging, sich seinen Kaffee nehmend, an uns vorbei nach draußen.
Dan folgte ihm, sich ebenfalls seinen Kaffee nehmend. Mirko gab ich seinen in die Hand und nahm mir meinen.
Doch da Mirko anscheinend keine Pause machen wollte, arbeitete auch ich weiter. Immerhin musste ich bald schon wieder los, um mich fertig zu machen für die Arbeit.
''Gehen wir nachher alle in den Club Kevin zuschauen?'', kam es von Dan, als er und Dirk vom Rauchen wieder hereinkamen. Dabei legte er die Arme um Mirko und drückte ihn kurz.
Ich ahnte schon, dass Mirko vermutlich keine Zeit haben würde, aber interessiert schaute ich nun doch rüber.
Mit einen kleinen Hundeblick blinzelte ich Mirko an und legte mein bestes Lächeln auf.
*-*-*
Da der Kaffee noch heiß war, stellte ich diesen erst mal auf dem Tisch ab und widmete mich weiter dem Streichen der zweiten Wand.
Kevin schien nun auch keine Pause machen zu wollen und machte ebenfalls weiter.
Ich hatte die Wand schon halbwegs fertig, als Dan ankam und fragte ob wir nachher in den Club gehen würden, um Kevin anzuschauen und legte dabei seine Arme um mich.
Dann auch noch der Dackelblick von Kevin und das Zwinkern... dennoch antwortete ich:
"Nein, sorry, ich hab Kassandra versprochen nachher noch mit ihr zu skypen. Sie fehlt mir unglaublich. Außerdem... was macht Kevin denn in dem Club?", wollte ich noch wissen, denn ich hatte echt keine Ahnung was er in dem Club tat.
Währenddessen hatte ich mich aus den Armen von Dan gelöst, meine Tasse wieder aufgenommen und einen Schluck Kaffee getrunken, nachdem ich ja nicht zum Trinken gekommen war, als Kevin mir die Tasse gegeben hatte, da Dan ja seine Arme um mich gelegt hatte und ich die Tasse wieder wegstellen musste.
*-*-*
''Er tanzt dort und das sehr gut'', grinste Dan, ''Okay, wie wäre es mit einem Kompromiss? Du fährst erst ins Hotel zum skypen und später wenn der Kleine ins Bett muss, gehen wir noch auf EINEN Drink in den Club???''
Ich wusste, dass Mirko nein sagen würde und Dans kläglicher Versuch sah ich jetzt schon als gescheitert an.
Was war nur so toll an dieser Frau? Das ein Kind etwas schönes ist, war mir durchaus klar, aber mit Frauen hatte ich nun mal nichts am Hut und konnte es somit nicht verstehen.
Vielleicht würde ich anders denken, wenn ich sie kennen würde?
Nun nahm auch ich meinen Kaffee und trank einige Schlücke. Manno, warum war der auch so verdammt heiß.
Dennoch ließ ich Mirko nicht aus den Augen. Was würde er wohl jetzt von mir denken?
*-*-*
Auf Dans Erklärung hin, nickte ich verstehend.
Herrje, sie gaben echt nicht auf. Ich verstand nicht, was das sollte. Warum sollte ich da unbedingt mit? Ich hatte zu tun... musste am nächsten Morgen früh raus.
Nun doch wieder sehr genervt, rollte ich mit den Augen und erwiderte unwillig:
"Herrje... ja, okay... wenn es denn sein muss... komme ich eben mit.", widmete mich dann aber wieder meiner Arbeit und strich die Wand weiter, während ich nur mit dem Kopf schüttelte.
Ich nahm mir aber vor, meine Sachen morgen so schnell wie möglich zu erledigen und dann, doch gleich morgen Abend wieder nach Hause zu fliegen.
Das hier war mir wirklich zu viel.
Ich hatte wirklich das Gefühl, dass hier niemand so wirklich verstand, dass ich mich nach meiner kleinen Familie sehnte. Dass ich meine Frau und meinen kleinen Sohn, mehr als alles andere auf dieser Welt, liebte.
Immerhin hätte ich meine Frau, bei der Geburt unseres Sohnes, beinahe verloren... nur ganz knapp war sie dem Tode entronnen. Ich wollte sie nicht verlieren, denn ich liebte sie abgöttisch.
Beide waren mir sehr, sehr wichtig.
Die Wand weiter streichend, schwieg ich wieder.
Nachdem ich die Wand endlich fertig hatte, säuberte ich die Rolle, während dem mir einige Tränen über die Wangen rannen, die ich irgendwie nicht mehr zurückhalten konnte.
*-*-*
''Es zwingt dich Niemand mitzukommen!'', sagte ich zu Mirko.
Er schien es nicht zu wollen und meine Liebe war so groß, dass ich das respektierte.
Ich kramte nach einem sauberen Taschentuch und reichte es Mirko. Am Liebsten hätte ich ihn in die Arme genommen, aber darauf stand er scheinbar nicht so. Deshalb ließ ich es bleiben.
Eigentlich merkte ich langsam, dass er nicht mehr der war, in den ich mich verliebt hatte.
Wo war nur mein Mirko hin?
Es war auch der Grund, weshalb ich mir schwor, meine Gefühle für mich zu behalten und ihn ziehen zu lassen.
Wenn er seine Frau so sehr liebte, was hätte ich da für Chancen, gerade als Mann?
*-*-*
Ich bedankte mich für das Taschentuch und wischte mir die Tränen ab.
"Nein, schon okay... ich... werde mitkommen.", willigte ich ein.
Schließlich säuberte ich die Rolle weiter und legte diese dann auf eine Unterlage, damit diese trocknen konnte.
Mich wieder aufrichtend, sah ich Kevin an... er schien traurig zu sein... warum auch immer. Ich konnte mir darauf keinen Reim machen.
"Was hast du denn?", fragte ich Kevin.
"Ich komme ja hin, okay und werds mir anschauen, wie du tanzt. In Ordnung?", fügte ich hinzu, wusste ich doch nicht was wirklich mit ihm los war.
Dachte ich doch wirklich, dass er traurig wäre, weil ich eigentlich nicht mit wollte.
*-*-*
Ich nickte und versuchte mal wieder alles zu überspielen.
''Dann ist ja gut. Trotzdem werde ich dich vermissen, wenn du wieder weg bist'', sagte ich im ruhigen Ton.
Anschließend ging ich wieder in die Küche und machte nun auch meine Wand fertig. Bevor ich auch meine Sachen sauber machte.
''So, ich werde dann mal langsam los!'', verabschiedete ich mich von Dan und drückte ihn kurz.
''Was, schon so spät?'', kam es von Dirk, der im Club als Türsteher arbeitete.
Ein kurzes Nicken schenkte ich ihm und auch er machte sich startklar.
Etwas ratlos stand ich vor Mirko, da ich nicht wusste, ob ich ihn umarmen sollte.
*-*-*
Nachdem nun, meiner Meinung nach, alles geklärt schien, stand Kevin vor mir, anscheinend wusste er nun nicht mehr, wie er sich mir gegenüber verhalten sollte.
So fasste ich mir ein Herz, zog ihn an mich heran, nahm ihn lieb in die Arme und drückte ihn vorsichtig an mich.
"Also, dann bis nachher... und ich will eine gute Show sehen... alles klar.", flüsterte ich ihm zu und grinste.
Dann ließ ich ihn wieder los und verabschiedete mich auch von Dan, bevor ich mich auf den Weg ins Hotel machte, wo ich schon bald ankam und mir erst mal eine belebende Dusche genehmigte.
Anschließend sprach ich mit meiner Frau, via Computer und Skype. Endlich sah ich auch meinen kleinen Sohn wieder, der doch tatsächlich zu grinsen schien.
Ich freute mich wie ein Schneekönig ihn zu sehen.
Allerdings hörte ich im Hintergrund eine fremde Stimme und fragte Kassandra was da los sei.
"Och, das ist doch nur der Fernseher.", antwortete sie mir.
Ich war allerdings sehr misstrauisch und hakte noch mal nach.
"Wer ist da bei dir?"
"Gut, okay, du willst es wissen... es ist John, mein Arbeitskollege."
"Und was tut der bei dir?"
"Nun, wenn du es genau wissen willst... wir werden uns einen gemütlichen Abend machen."
Ich wusste gerade nicht, ob ich mich übergeben oder gleich sterben sollte. So beendete ich die Unterhaltung sogleich, während mir Tränen über die Wangen liefen und ich mit der Faust auf den Tisch schlug.
"VERDAMMT!", rief ich, in die Stille des Zimmers hinein.
Das würde sie bitter bereuen....
*-*-*
Meine Gefühle fuhren Achterbahn, als Mirko mich von sich aus umarmte. Wie gut sich das anfühlte. Tausend Schmetterlinge tanzten in meinem Bauch umher.
Mit einem Dauergrinsen fuhr ich nun nach Hause und machte mich fertig für die Show.
Total aufgeregt fuhr ich dann zum Club, wo ich auch wieder auf Dirk traf.
''Na, da hat sich ja einer richtig in Schale geworfen'', neckte er mich wohl wissend.
Also hatte Dan doch geplaudert und ich konnte nur hoffen, dass er seinem Bruder noch nichts gesagt hatte.
Dann ging auch schon die Musik los und um die Stimmung anzuheizen, wurde erst mal mein Kollege rausgeschickt. Ungeduldig wartete ich auf meinen Moment.
Nur ein paar Hits später, brannte die Luft im Club und es war schon richtig was los. Ob sie nun schon da waren, konnte ich auf die schnelle nicht erkennen.
Also musste ich so auf die Bühne und begann mit meiner Show.
*-*-*
Mir war kotzübel und ich hatte nun wirklich keine Lust zu dem Club zu gehen. Aber ich machte mich dennoch fertig, bekleidete mich in schwarze Sachen, kämmte dann meine Haare, stylte mich ein wenig und verließ das Hotelzimmer.
Nachdenklich machte ich mich auf den Weg zum Club, wo ich wenig später ankam und von Dirk, der hier Türsteher zu sein schien, hinein gelassen wurde.
Unbedingt wohl fühlte ich mich hier nicht, aber ich versuchte mich irgendwie rein zu finden und anzupassen.
Trotzdem ich nicht allzu dicht an der Bühne stand, hatte ich eine gute Sicht auf die Bühne, wo ich auch schon Kevin tanzen sah.
Er machte seine Sache wirklich gut, wie ich feststellte... dennoch war so etwas nichts für mich, aber gut, jedem das seine.
Meine Gedanken waren bei Kassandra und was sie wohl jetzt mit John tat... doch verkniff ich mir jetzt die Tränen. Sie würde bezahlen und ich würde ihr unseren Sohn wegnehmen... mich von ihr scheiden lassen... und dann hierher zurückkehren.
Immerhin kannte ich mich gut in Amerika aus und wusste, dass ich gute Karten hätte...
*-*-*
Endlich sah ich Mirko und lächelte ihn an. Dan kam auch gerade herein und ging auf Mirko zu. Sie schienen etwas zu besprechen und ich merkte gleich, dass mit Mirko etwas nicht stimmte.
Als sie dann auch noch nach draußen gingen, konnte ich mich kaum mehr auf meine Show konzentrieren.
*~*
''Hey Bruderherz'', begrüßte Dan seinen Bruder, doch kannte er ihn gut genug, um zu wissen, dass etwas im Busch war.
''Was ist los mit dir? Wollen wir lieber eine Runde rausgehen?'', hakte er nach und zog Mirko auch schon mit sich.
*-*-*
Gerade hatte ich Kevin noch zugeschaut, wie er tanzte... machte mir dabei Gedanken, was werden würde, als Dan auf mich zukam und mich ansprach... was nicht leicht zu verstehen war, da es hier sehr laut war.
Aber ich verstand, dass ich ihm hinaus folgen sollte und ging mit ihm.
Als er mich fragte was mit mir los sei, wollte ich erst nicht antworten, schüttelte auch schon den Kopf, aber dann zog er mich mit sich raus.
Eine Weile schwieg ich, ihn ansehend. Dann sah ich in die Ferne, atmete tief ein und aus, dann erzählte ich ihm:
"Diese falsche Schlange geht mir gerade fremd... ja, ich meine Kassandra. Ich werde deshalb schon morgen heim fliegen und die Scheidung einreichen. Zurück werde ich erst kommen, wenn ich das Sorgerecht für Luca habe... sie wird ihn nicht bekommen... dafür werde ich sorgen. Das kannst du mir glauben!"
Ich legte eine kurze Denkpause ein und sprach weiter:
"Dann werde ich mir eine Wohnung für mich und Luca suchen und Arbeit... irgendwie muss ich schließlich für ihn und mich sorgen.", dann blickte ich wieder in die Ferne... beobachtete die Leute... und sah sie doch nicht wirklich.
Im Moment war ich einfach nur wütend, doch nahm ich mich zusammen und zeigte meine Wut nicht.
*-*-*
Erst hatte Dan, Mirko aufmerksam zugehört und nur genickt.
''Du schaffst das schon! Zur Not könnt ihr eine Weile zur Überbrückung bei mir bleiben. Bis dahin habe ich die Zimmer alle fertig und Platz genug ist ja!'', versuchte Dan dann, Mirko halt zu geben und ihn zu beruhigen.
''Lass dich aber bloß nicht von ihr um den Finger wickeln. Frauen können so etwas ja meisterhaft'', riet Dan ihm dann noch.
*~*
Ich hatte unterdessen meine Show abgebrochen und jemand anderen auf die Bühne geschickt. So konnte ich mich beim besten Willen nicht konzentrieren.
Nachdem ich mir etwas übergezogen hatte, ging ich hinaus und sah etwas abseits, die Beiden stehen.
Langsam aber zielstrebig ging ich auf sie zu.
*-*-*
Ich hörte Dan zu was er zu sagen hatte und nickte verstehend.
"Die wickelt mich nicht um den Finger... jetzt nicht mehr... hat ja jetzt einen anderen... boah... ich könnt ausrasten. Was bildet die sich überhaupt ein?!", wetterte ich vor mich hin.
Ernst sah ich Dan an und meinte dann:
"Hör mal, dein Angebot nehme ich gern an und werde jetzt gleich zurückfliegen, ich will das erledigt haben. Die Amis sind ja zum Glück nicht so langsam wie die hier in Deutschland. Es sollte also sehr schnell gehen.
Außerdem hab ich da ein paar gute Kontakte... es sollte so also nicht länger als maximal zwei Wochen dauern.
Ich werde so schnell wie möglich wieder hier sein und meinen kleinen Luca bringe ich auch mit."
So wütend wie ich war, sah ich derzeit nichts anderes mehr... ich wollte jetzt nur noch alles hinter mich bringen und alles vergessen.... was schwierig werden und ich sicher eine Weile daran zu knabbern hätte.
*-*-*
''Was... was ist denn passiert?'', fragte ich etwas verwirrt. Schließlich hatte ich nur Bruchteile mitbekommen und stand nun direkt vor Mirko.
Irgendwie sah er verdammt fertig aus und ich machte mir Sorgen um ihn.
*-*-*
Herrje, jetzt stand auch noch Kevin vor mir und wollte wissen was los war, aber was sollte ich ihm denn sagen?
Ich wollte doch nur schnell heim und alles erledigen... hatte jetzt keinen Nerv ihm alles zu erklären.
"Was passiert ist... lass dir das bitte von Dan erklären... ich muss los, sorry. Ich werde aber so schnell wie möglich wieder hier sein, okay.", erwiderte ich, noch sehr wütend und genervt.
An beide gewandt sprach ich:
"Also, ich muss dann mal los und macht euch keine Sorgen... bald bin ich wieder da und dann wird hoffentlich alles besser."
Ich umarmte erst Dan, dann Kevin und machte mich dann schnell auf den Weg ins Hotel....
*-*-*
Traurig und perplex schaute ich Mirko hinterher. Als Dan mir dann alles erklärt hatte, wollte ich versuchen Mirko zu verstehen, doch es war sehr schwer für mich.
Die Sehnsucht nach ihm fraß mich langsam aber sicher innerlich auf.
Um nicht zu weinen, ging ich wieder an die Arbeit und tanzte mir den Frust von der Seele. Dan ging unterdessen nach Hause und renovierte weiter. Er wollte so viel wie möglich geschafft haben, wenn Mirko wieder da wäre.
*-*-*
Nachdem ich das Hotel erreicht hatte, ging in mein Zimmer, packte meine Sachen zusammen und verließ das Hotel, um mit einem Taxi zum Flughafen zu fahren.
Dort angekommen, hoffte ich noch einen Flug zu bekommen und hatte doch wirklich Glück... bekam noch ein Ticket.
Nur eine Stunde später war ich in der Luft und auf dem Weg nach Hause.
Es dauerte eine ganze Weile ehe ich landete. Etliche Stunden später landete ich endlich und ließ mich in eine Hotel fahren. Hier war es ja jetzt Tag und nachdem ich mich einen Moment erholt hatte, rief ich meinen Anwalt an und erklärte ihm kurz was los war und worum es ging.
Und er meinte, ich sollte sofort zu ihm kommen, was ich auch tat.
Eine Stunde später erreichte ich die Kanzlei und er empfing mich sogleich.
Er beriet mich und setzte dann den Scheidungsantrag und den Antrag auf das Erziehungsrecht auf.
Ich war froh, diesen Anwalt als Freund zu haben, denn er kannte alle Tricks und Kniffe, damit alles schneller ging.
Fast zwei Wochen später, ich hatte inzwischen alles aus "unserem" Haus geholt, was mir gehörte, war dann der Gerichtstermin und ich hoffte wirklich, dass alles gut ausgehen würde.
Wir trafen uns auf dem Gerichtsflur und sie hatte auch Luca dabei, den ich liebevoll begrüßte.... sie allerdings nicht beachtete.
Sie sah mich nur vorwurfsvoll an, doch war es mir vollkommen egal.
Etwas später begann die Verhandlung und es war wirklich nicht einfach für mich. Ich litt schon jetzt unter dieser Trennung und der gegnerische Anwalt machte es mir nicht leicht. Außerdem leugnete Kassandra alles... knickte aber schließlich doch ein.
Schließlich und endlich hatte es mein Anwalt geschafft und das Urteil wurde gesprochen.
Wir wurden tatsächlich geschieden und ich bekam, sehr zu meiner Freude, das Sorgerecht für Luca.
Froh und glücklich dankte ich meinem Anwalt, ohne den ich es niemals geschafft hätte.
Meinen Sohn nahm ich sogleich mit mir. Natürlich zickte Kassandra herum, wollte mir Lucas nicht geben... aber sie hatte keine Chance.
Mit Luca im Hotel angekommen, packte ich alles zusammen und verließ dann das Hotel, um sogleich zum Flughafen zu fahren und wieder zurück in meine Heimat zu fliegen.
Dort kam ich, Stunden später, mit Luca an und ließ mich dann zum Haus meines Bruders fahren, das ich eine Stunde später erreichte. Ich bezahlte den Fahrer und ging dann auf die Tür zu.
Ich klingelte und wartete dann geduldig...
*-*-*
Dan öffnete die Tür und begrüßte die Beiden freudig. Er hatte alles schon vorbereitet, da Mirko ihm natürlich auf den laufenden gehalten hatte.
Sicher war es für Beide jetzt gut erst mal zur Ruhe zu kommen und sich nieder zu lassen.
*~*
Zwar hatte Dan auch mich auf den laufenden gehalten, aber hielt ich mich noch zurück. Natürlich wollte ich Mirko am Liebsten gleich sehen, da ich ihn sehr vermisste, doch musste das jetzt erst mal warten.
Als die SMS von Dan kam, dass Beide wohlauf bei ihm waren, arbeitete ich mal wieder.
Ein Auto musste heute noch fertig werden und das andere brauchte zumindest schon mal einen Voranstrich.
Dennoch schlug ich vor, heute Abend mit Pizza vorbeizuschauen. Allerdings wollte Dan erst mal Mirko fragen, ob es ihm überhaupt recht wäre.
*-*-*
Ich hatte mich sehr gefreut, als ich Dan wieder sah und ihn, soweit es mir möglich war, kurz umarmte.
"Danke, dass wir hier erst mal unterkommen können und danke, für deine Hilfe."
Nachdem ich "mein" Zimmer betreten hatte, stellte ich die Babyschale, mit Luca erst mal aufs Bett, stellte die Taschen und den Koffer auf dem Boden ab und setzte mich auf das Bett zu meinem Sohn, der mich nur ansah und zu quietschen begann, da ich ihn ein wenig kitzelte.
Ich musste schon grinsen, bei seinem Anblick. Dennoch war ich mehr als traurig über die Trennung von Kassandra und sprach zu Luca... auch wenn ich genau wusste, dass er mich eh nicht verstand.
"Tja, mein Kleiner... jetzt werden wir hier bleiben und ich muss für uns sorgen... dir ein Zuhause geben und diese Trennung verarbeiten. Ich weiß, du verstehst das nicht... aber irgendwann wirst du es vielleicht verstehen.", ich nahm Luca aus der Schale heraus, auf den Arm und drückte ihn liebevoll an mich.
"Ich hab dich lieb, mein Kleiner.", flüsterte ich und musste irgendwie weinen... kein Plan warum.
*-*-*
''Hey... Jetzt doch doch alles überstanden!'', kam es von Dan, der im Türrahmen stand, ''Außerdem habe ich schon mal super Neuigkeiten. Du sollst dich morgen in der großen Firma hier im Ort vorstellen.
Ich habe nämlich so meine Kontakte spielen lassen. Außerdem habe ich in der Zeit schon Jemanden für Luca, wenn du arbeiten bist.
Denn ich glaube kaum, dass du ihn so früh in die Krippe stecken willst. Sicher willst du wissen, wen ich habe...
Schätze dich glücklich, denn du kennst sie gut und sie will dir jetzt helfen, wo du ihr Jahrelang geholfen hast.
Rebecca! Kevins Mutter!''
Dan betrat das Zimmer und kitzelte Luca ebenfalls ein wenig, denn er war jetzt schon total vernarrt in den kleinen Mann.
Rebecca wohnte nur eine Straße weiter von Dans Haus, was die Sache sehr praktisch machte. Sie wollte jeden Tag einfach rüberkommen und ihn in seiner Umgebung behüten, wie es damals Mirko mit Kevin getan hatte.
''Dann wollte da eventuell heute Abend jemand mit Pizza vorbeikommen und euch willkommen heißen. Aber nur, wenn es für dich okay ist. Ich habe Kevin gesagt, dass ich erst fragen will. Schließlich hattet ihr einen anstrengenden Flug!'', fügte Dan dann hinzu.
*-*-*
Da ich nicht bemerkt hatte, dass Dan in der Tür, an den Rahmen gelehnt, stand, zuckte ich kurz zusammen, als er mich ansprach.
Ich schaute auf und sah ihn an.
"Danke... das ist echt lieb von dir. Du kannst mir ja dann nachher die Adresse der Firma geben. Und... ach ja... Rebecca... sie hatte ich schon fast vergessen. Ich werde sie wohl nachher wenigstens mal anrufen.", erwiderte ich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.
Ich amüsierte mich nun auch über Luca, der auf dem Rücken, in meinen Armen lag und von Dan gekitzelt wurde, so dass er weiter quietschte und lachte.
Als Dan dann Kevin erwähnte, und dass er mit Pizza vorbei kommen wollte, nickte ich erst mal nur, während ich meine Tränen mit einem Ärmel abwischte.
"Ja, klar, ist okay. Er kann ruhig vorbei kommen.", willigte ich ein.
Auch wenn ich gerade nicht so gut drauf war und die Scheidung erst mal verarbeiten musste, so freute ich mich doch irgendwie, dass ich hier zumindest einen einigermaßen guten Start hatte. Doch wollte ich das Haus meines Bruders nicht ewig belagern und mir so schnell wie möglich eine eigene Wohnung oder ein Haus suchen, um für Luca und mich ein vernünftiges Zuhause zu schaffen und selbstständig zu sein.
*-*-*
''Gut, dann gebe ich ihm mal Bescheid, bevor er vor Anspannung platzt'', rutschte es Dan dann heraus.
''Ach ja und ein Freund von mir ist Makler, der will die Tage auch vorbeikommen und dir von einigen Leuten die Nummern dalassen. Je nachdem was dir so vorschwebt. Hier sind nämlich einige Wohnungen frei. Oder falls du ein Haus möchtest, dann sende ich ihm schon mal eine Mail mit deinen Daten.
Nicht dass ich euch hier nicht haben will, aber ich denke, dass es auch in deinem Sinne ist, auf einen Beinen zu stehen. Außerdem dauert so was ja auch immer einige Monate, bis man dann richtig einziehen kann'', fügte Dan noch hinzu, bevor er das Zimmer wieder verließ.
Dan war schon richtig fleißig gewesen und hatte seine Kontakte spielen lassen. Schließlich wollte er für seinen Bruder da sein und ihm helfen, so gut er konnte.
Anschließend ging er in die Küche und schrieb eine SMS, dass Kevin heute Abend ein gern gesehener Gast wäre, aber nur, wenn er genügend Pizzen mitbringen würde.
*~*
Als Dans SMS kam freute ich mich riesig und bestellte schon mal Pizza für heute Abend bei meinem Lieblingsitaliener.
Daraufhin schmiss ich mich so richtig in die Arbeit, damit ich auch bis heute Abend fertig sein würde.
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Als hätte Dan meine Gedanken erraten, erzählte er mir etwas von einem Makler, der hier her kommen wollte. Ich nickte ihm dankbar lächelnd zu und widmete mich dann wieder meinem kleinen Sohnemann, nachdem Dan das Zimmer schließlich verlassen hatte.
Natürlich freute ich mich über die vielen Starthilfen, aber ich wollte auch was allein schaffen, auch wenn ich wusste, dass er es gut meinte und mir wirklich nur zu helfen versuchte, aber ich wollte lieber unabhängig sein und es auch bleiben.
Sicher, ich hatte mit Luca genug zu tun und konnte eigentlich jede Hilfe gut brauchen, aber trotzdem wollte ich es wenigstens allein versuchen... wenn es dann nicht klappte, wie ich dachte, konnte ich immer noch um Hilfe bitten.
Noch immer in meinen Gedanken gefangen, begann Luca plötzlich zu weinen und ich konnte mir schon denken was mit ihm los war.
"Du hast Hunger, hm und eine frische Windel wäre wohl auch nicht schlecht.", sprach ich zu meinem Sohn.
Windeln und was ich noch so brauchte hatte ich ja erst mal da, doch würde ich später noch einkaufen gehen müssen.
Also holte ich erst mal frische Wäsche, Windeln und den ganzen Pflegekram raus und ging dann mit ihm ins Bad, wo ich ihn wusch, pflegte, frisch wickelte und anschließend wieder anzog.
Die alte Windel kam dann in den Mülleimer und die Wäsche in den Wäschekorb. Dann ging ich in die Küche, bereitete das Fläschchen für Luca zu und fütterte ihn dann, als die Milch die richtige Temperatur und ich mich, mit Luca in den Armen, auf einen Stuhl gesetzt hatte.
Später würde ich, mit Luca, dann meinen Großeinkauf starten...
*-*-*
''Oh Mann, so ein Kind macht wirklich viel Arbeit'', brummte Dan.
Er war nun mal einfach nicht für Kinder gemacht, doch wollte er für seinen Bruder da sein, so gut es ginge.
*~*
Ich hatte unterdessen alle Hände voll zu tun, bis zum Abend hin. Dann fuhr ich schnell nach Hause und duschte ausgiebig. Schließlich wollte ich Mirko nur frisch empfangen und freute mich schon darauf Luca kennenzulernen.
Anschließend holte ich die Pizzen ab und machte mich auf den Weg zu den Dreien.
*-*-*
Nach Dans Kommentar schaute ich ihn etwas vorwurfsvoll an, sagte aber zunächst nichts... wollte mich jetzt einfach nicht aufregen.
Aber ich überlegte es mir dann doch anders und widersprach ihm ruhig... da ich Luca nicht erschrecken wollte:
"Er ist nun mal mein Sohn und ich werde mich gut um ihn kümmern. Sicher, macht es viel Arbeit, aber das nehme ich gern auf mich. Ich liebe ihn und würde fast alles für ihn tun.", lächelte Dan dann an, wollte nicht, dass es böse rüber kam, was ich gesagt hatte.
Schließlich sah ich Luca wieder an und grinste, wie er mit meinen Fingern spielte, während er die Milch trank.
Eigentlich wollte ich noch etwas hinzufügen, doch ließ ich es... zu dankbar war ich Dan, dass er uns hier erst mal aufgenommen hatte.
*-*-*
Nur kurze Zeit später klingelte ich bei Dan an der Tür, der mir auch direkt aufmachte.
Wie immer knuddelte ich ihn und ging dann hinein.
In der Küche stellte ich die Pizzen ab und begrüßte Mirko etwas zaghaft, da ich Luca nicht vom Trinken abhalten wollte. Leider ist so was aber immer unvermeidbar, gerade wenn jemand den Raum betritt.
''Hey, schön dass du wieder da bist'', sagte ich zu Mirko und drückte ihn kurz, soweit das möglich war.
''Na, du kleiner Mann'', grinste ich Luca kurz an.
Dann setzte ich mich jedoch hin und ließ Luca erst mal weiter Trinken. Sicher könnte ich mich immer noch mit ihm beschäftigen, denn ich liebte Kinder sehr.
''Oh, da hat wohl jemand eine neue Liebe gefunden'', kam es von Dan und scheinbar hätte er sich beinahe verplappert.
''Nur schade, dass du nie eigene haben wirst!'', fügte er nur hinzu.
*-*-*
Ich musste doch wirklich so beschäftigt gewesen sein, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass es schon Abend geworden war, denn es klingelte, Dan ging und tat die Tür auf und dann stand auch schon Kevin in der Küche mit den Pizzen.
Er begrüßte mich und schien sich zu freuen, dass ich wieder da war. Natürlich hatte Luca erst mal aufgehört zu trinken und schaute Kevin an, der in lieb begrüßte. Dann trank Luca weiter und ließ sich nicht weiter stören.
Ich allerdings hörte aufmerksam zu was Dan sagte und wurde stutzig, sah aber weiter zu Luca.
Nachdem Dan aufgehört hatte zu reden, blickte ich auf, sah zwischen beiden hin und her und fragte:
"Was heißt... eine neue Liebe gefunden und warum wirst du nie eigene Kinder haben, Kevin?"
Luca hatte die Milch endlich ausgetrunken also stellte ich die Flasche hin, nahm Luca hoch und ließ ihn ein Bäuerchen machen, sah dabei allerdings Kevin und Dan prüfend an.
*-*-*
Na, dass hatte Dan ja toll hinbekommen. Krampfhaft versuchte ich mich zu konzentrieren, bevor ich sprach. Etwas unsicher war ich nun doch, da Mirko meine Neigung anscheinend nicht bemerkt hatte.
Wie würde er darauf reagieren?
''Na ja, ich kann mit Frauen eben nichts anfangen, weil ich auf Männer stehe und werde dem zufolge keine eigenen Kinder haben'', antwortete ich und schaute Mirko dabei offen an.
Was er jetzt wohl dachte? Hoffentlich hatte er keine Vorurteile dem Gegenüber.
''Dabei sind die so niedlich!'', fügte ich hinzu und schäkerte mit Luca herum, der nach seinem Bäuerchen über Mirkos Schulter zu mir rüber schaute.
''Das mit der neuen Liebe, war nur ein Scherz, weil Kevin so vernarrt in Luca zu sein scheint'', kam nun rettend von Dan.
Dennoch schaute ich Mirko verunsichert an, weil ich nicht wusste wie er reagieren würde.
*-*-*
Okay, ich hatte so zwar nichts gegen Schwule, aber das hier musste ich jetzt erst mal verdauen. Unbewusst hielt ich Luca von Kevin fern... hielt ihn schützend an mich, stand dann auf und entfernte mich ein kleines Stück von Kevin und Dan.
"Ich.... hab nichts gegen Schwule... echt nicht... aber das hier... sorry, muss ich jetzt erst mal verdauen.", sprach ich ruhig und fügte hinzu:
"Ich... geh erst mal nach oben... muss Luca schlafen legen." und war dann auch schon aus der Küche verschwunden, auf dem Weg in mein Zimmer.
Dort angekommen, betrat ich es und schloss hinter mir die Tür. Dann musste ich mich doch erst mal auf mein Bett setzen, während ich Luca noch immer in meinen Armen hielt, der mich mit großen Augen ansah.
Luca anschauend, streichelte ich ihm übers Köpfchen und lächelte ihn an. Schließlich stand ich auf, legte meinen kleinen Sohn behutsam ins Bett und deckte ihn liebevoll zu. Ich setzte mich dann auf den Boden vor seinem Bettchen und dachte nach, während ich ihm zusah, wie er einschlief.
Natürlich, ich mochte Kevin sehr und er war für mich immer mehr als ein Freund gewesen.... eigentlich schon wie ein kleiner Bruder.
Gedanklich ging ich noch mal alle Situationen durch, während Luca endlich eingeschlafen war. Stand er dann vielleicht noch auf... wollte er etwa was von... mir? Nein, nein, nein.... das war völlig unmöglich. Ich war doch definitiv nicht... schwul.
Energisch schüttelte ich den Kopf, als versuchte ich diesen Gedanken aus meinem Kopf heraus zu schütteln. Nun ja, er hatte ja nicht gesagt, dass er was von ...mir... na ja... will... nein... hatte er nicht....
Aber waren die Zeichen, die er mir unbewusst gab... nicht doch irgendwie eindeutig? Sollte ich ihn drauf ansprechen?
Ich war mir sicher, würde ich ihn drauf ansprechen, würde er es, aufgrund meiner Reaktion von vorhin, mit Sicherheit verneinen.
*-*-*
Ausgerechnet das sollte nicht passieren. Kaum dass Mirko aus der Tür raus war, liefen bei mir schon die Tränen übers Gesicht. Ich konnte dagegen gar nichts tun.
Auch Dans aufmunternde Worte halfen da nicht.
''Hey, nun wart es doch erst mal ab und gib ihn einen Moment zum Nachdenken.''
Da gab es für mich nichts zum Abwarten, denn diese Reaktion war für mich mehr als eindeutig. Wie er Luca von mir ferngehalten hatte, brach mir förmlich das Herz.
Dan gab ich an allem die Schuld und er war definitiv der Letzte mit dem ich jetzt reden wollte.
Meine Tränen wegwischend, verließ ich das Haus. Die Pizzen waren mir jetzt ziemlich egal und Hunger hatte ich nun sowieso keinen mehr.
Ich stieg in mein Auto und fuhr erst mal los. Nach Hause wollte ich aber nicht, da ich dort nur alleine gewesen wäre. Mein Weg führte mich zu einen guten Freund, mit dem ich auch schon mal ab und an im Bett gelandet war.
Er wollte immer mehr, doch mein Herz schlug bisher immer für Mirko.
Meine Gefühle konnte ich jetzt nicht einfach so abstellen, aber diese Mirko noch offenbaren, bei seiner Reaktion, das konnte ich nicht!
Nach kurzem Klingeln öffnete Jan mir die Tür und grinste mich erst freudig an, doch als meine Tränen wieder ihren Lauf nahmen, zog er mich direkt in die Arme und nahm mich mit in seine Wohnung.
Jetzt weinte ich mich in aller Ruhe bei ihm aus und erzählte ihm, was geschehen war.
Aufmerksam hörte er mir zu und streichelte mir liebevoll über den Rücken. Es tat so gut, seine Nähe zu spüren, und dass er einfach für mich da war.
*-*-*
Als Luca endlich eingeschlafen war, erhob ich mich wieder vom Boden und stand auf. Dann verließ ich leise das Zimmer, hinter mir die Tür nur anlehnend.
Ebenso leise schlich ich mich die Treppe runter und ging dann wieder in die Küche, wo ich allerdings nur Dan vorfand und ihn auch gleich ansprach:
"Dan? Wo ist Kevin?", wollte ich von ihm wissen, denn ich hatte ja nichts mitbekommen.
Ruhig setzte sich mich auf einen Stuhl, lehnte mich an und schaute Dan ins Gesicht.
Irgendwie wirkte er auf mich bedrückt.
"Was ist denn los?", fragte ich ihn hinzufügend.
Ich konnte mir auf das alles keinen Reim machen, wusste nicht was los war... war mir doch keiner Schuld bewusst.
War es ihm vielleicht doch zu viel, dass ich mit Luca hier vorläufig eingezogen war?
Hmm.... seltsam....
Wohin und warum war eigentlich Kevin verschwunden?
Hatte ich vielleicht doch was falsch gemacht oder was falsches gesagt?
*-*-*
''Kevin ist gegangen. Ich hätte vielleicht nichts sagen sollen. Deine Reaktion schien ihn sehr verletzt zu haben.
Du bist ihm immer noch sehr wichtig, genau wie du es damals warst. Auch wenn so viel Zeit zwischen euch liegt und ihr viel erlebt habt, er erwachsen geworden ist und du jetzt eine Familie oder Luca hast.
Sicherlich hast du nicht mit Absicht so reagiert, aber für ihn ist es einfach normal, so wie er ist. Rebecca hat schon genug damit zu kämpfen. Deswegen ist er auch ausgezogen und ich denke einfach, dass er sich von dir Unterstützung erhofft hat.
Deine kleine Schockreaktion scheint ihn ganz schön aus der Bahn geworfen zu haben. Verstehst du?'', erklärte Dan ruhig aber bedrückt.
''Ich denke mit der Zeit hättest du es auch selber gemerkt, denn man merkt es ihm schon an. Nur warst du sehr mit dir und Luca beschäftigt, was durchaus verständlich ist'', fügte Dan dann noch hinzu, bevor er nach draußen ging und eine Zigarette rauchte.
*~*
Jans Körperwärme und die Tränen machten mich müde und so schlummerte ich ein wenig in Jans Armen.
*-*-*
Dans Worte vernehmend sah ich ihn nur geschockt an. Nachdem er aufgestanden und raus gegangen war, wusste ich, dass es mal wieder meine Schuld gewesen war... ja, wie sollte es auch anders sein... warum sollte bei mir auch mal alles gut laufen...
Ich wusste nun was ich zu tun hatte.
So stand ich ebenfalls auf, ging nach oben in "mein" Zimmer und setzte mich zunächst auf das Bett... ließ meinen Oberkörper nach vorn sinken.
Tränen rannen mir aus den Augen... immer war alles meine Schuld und das tat mir verdammt weh. Vielleicht wäre es besser, ich wäre gar nicht da... würde einfach auf nimmer wiedersehen verschwinden.
Aber konnte ich Luca das antun? Wer würde sich denn um ihn kümmern... würde ich mir was antun? Dan war nicht so für Kinder... wer blieb denn da noch übrig...?
So gab es nur noch einen Ausweg... ich musste mit Luca verschwinden... irgendwohin... in ein anderes Land... wo mich niemand kannte.
Noch immer weinte ich bittere Tränen. Was hatte ich denn nur verbrochen? Ich verstand einfach nicht was los war. Niemand klärte mich so wirklich auf. Ich hatte das Gefühl, dass Dan auch nur um den heißen Brei herumredete...
Schließlich kramte ich mein Laptop hervor, schaltete es an und suchte im Internet nach einem Flug... irgendwohin... nur weg von hier... ganz weit weg.
Wenig später und nach einiger Suche hatte ich gefunden was ich wollte... Australien... da wollte ich doch eh schon immer hin. Also buchte ich den Flug und schon in den nächsten Stunden wäre ich weg.
Luca und ich würden schon irgendwie durchkommen. Ich konnte arbeiten und ich hatte genug Geld um für die nächsten Jahre über die Runden zu kommen, selbst wenn ich so schnell keine Arbeit finden sollte.
Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, suchte meinen Koffer und die Taschen zusammen und packte alles wieder ein.
Ich konnte einfach nicht mehr... immer war ich, von Anfang an, der Schuldige gewesen... das sollte nun ein Ende haben.
Nur Luca tat mir leid... nie hatte er seine Ruhe. Aber irgendwann würden wir unsere Ruhe haben, das versprach ich ihm und mir.
Von meinem Handy aus rief ich mir ein Taxi, das wohl gleich da wäre und uns dann zum Flughafen fahren würde.
Behutsam und so, dass er nicht erwachen konnte, hob ich meinen kleinen Sohn aus dem Bett, legte ihn in die Babyschale und deckte ihn sanft zu. Noch einmal streichelte ich über sein kleines Köpfchen.
"Wir schaffen das, mein Kleiner.", flüsterte ich ihm noch zu, bevor ich mich umzog, den Koffer, die Taschen und Luca an mich nahm und das Zimmer verließ.
Ich schleppte alles runter, verließ dann auch das Haus und sah schon das Taxi vor dem Haus halten.
Ich wand mich an Dan, der eine Zigarette rauchte.
"Ich danke dir, dass du uns geholfen hast. Tschüss, Brüderchen, machs gut und grüß Kevin von uns.", dann drückte ich Dan noch einmal lieb an mich, packte mein Gepäck ins Taxi, stieg mit Luca ein und das Taxi fuhr ab.
Ich sagte dem Fahrer wohin ich wollte und er fuhr uns dann zum Flughafen...
*-*-*
Dan schaute Mirko verwirrt an.
''Wo willst du hin? Was ist denn nun los? Du bist doch gerade erst hier. Renne nicht weg! Damit tust du Kevin nur noch mehr weh! Denn du bist ihm wirklich sehr, sehr wichtig! Verstehst du das denn nicht?'', hatte Dan noch gesagt.
Doch scheinbar hatte er nicht die Kraft gehabt, Mirko aufzuhalten. Als das Taxi fortgefahren war, ging er wieder hinein und versuchte Kevin zu erreichen.
Nur hatte der sein Handy im Auto liegen gelassen und ging somit nicht ran. Wobei er jetzt sowieso nicht mit Dan hätte sprechen wollen.
Anschließend machte Dan sich über die Pizzen alleine her, schließlich konnte man diese nicht verkommen lassen.
*~*
Als ich irgendwann wach wurde, blickte ich in Jans Gesicht, der mich anlächelte.
Es fühlte sich von meiner Seite aus noch nicht so wirklich richtig an. Meine Gefühle und vor allem mein Herz schlugen noch immer für Mirko.
Vielleicht hatte Dan recht gehabt und er brauchte wirklich einfach nur ein bisschen Zeit? Aber selbst wenn das so wäre, dann würde er sicherlich niemals meine Gefühle erwidern.
Von alle dem, was sonst geschah, hatte ich keine Ahnung.
*-*-*
Während der Fahrt überlegte ich... hatte ich doch noch gehört, was Dan mir nachgerufen hatte.
Warum, verdammt noch mal, würde es Kevin so sehr weh tun, wenn ich ginge? Warum war ich ihm so verdammt wichtig?
Ich verstand es immer noch nicht.
Was sollte ich, verdammt noch mal, tun?
So sprach ich den Fahrer an und bat ihn mich in ein Hotel zu fahren. Irgendwie brauchten Luca und ich Ruhe. Die Buchung hatte ich eh noch nicht bezahlt... ergo konnte es mir egal sein.
Gleich am nächsten Tage wollte ich mich, aus eigener Kraft, nach einem Haus umschauen und ich wusste, dass mir das Internet sicherlich eine gute Hilfe sein würde.
Doch jetzt brauchten wir erst mal viel Schlaf und Ruhe.
Bei dem angegebenen Hotel angekommen, bezahlte ich den Fahrer und er half mir, meine Sachen ins Hotel und auch ins Zimmer zu bringen, nachdem ich dort eingecheckt hatte.
Es war nicht allzu weit weg von Dan, aber es wusste ja niemand, dass ich nun erst mal im Hotel wohnte.
Ein wenig richtete ich mich häuslich ein, legte Luca in mein Bett und mich dazu. Ich nahm dann Luca vorsichtig in die Arme und schlief sogleich ein.
Irgendwie war ich fix und fertig.
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Dan ging auch nach dem Essen ins Bett, obwohl ihm Schuldgefühle plagten und er total fertig war. Kevin war immer noch nicht zu erreichen, also legte Dan sich schlafen.
Allerdings dauerte es eine ganze Zeit bis er zur Ruhe kam und wirklich einschlief.
Erst sein Wecker am nächsten Morgen weckte ihn wieder auf. Es hieß für ihn ab zur Arbeit und so machte er sich fertig und verließ das Haus.
*~*
Ich hatte Jans Wohnung noch am Abend verlassen, ohne dass dieser etwas mitbekommen hatte. Sicher waren mir Dans Anrufe aufgefallen, doch ich brauchte erst mal meine Zeit, um ihn das zu verzeihen.
Obwohl es sicher nicht anders gewesen wäre, wenn ich es Mirko gesagt hätte.
Müde und fertig fuhr ich nach Hause, wo ich mich in den Schlaf weinte. Als der Morgen anbrach, lag ich noch in den Federn.
Meinen Wecker hatte ich ganz vergessen zu stellen, nach der ganzen Aktion und so klingelte mein Handy irgendwann.
Mein Chef war ziemlich sauer, da wir jede Menge Arbeit hatten, die fertig werden musste. Schnell sprang ich aus dem Bett und unter die Dusche, bevor ich zur Arbeit fuhr.
Dort angekommen entschuldigte ich mich bei ihm und versprach meine Arbeit schnell aber gewissenhaft zu erledigen.
Natürlich war es nicht so einfach nach dem Geschehenen, aber es lenkte mich ab.
*-*-*
Als ich am nächsten Morgen erwachte hatte ich nicht sonderlich gut geschlafen. Die ganze Sache hatte mich ziemlich fertig gemacht, denn noch immer verstand ich nicht was mit Kevin los war.
Dass er schwul war, wusste ich ja nun auch und wenn ich so recht drüber nachdachte, fand ich es gar nicht mehr so schockierend. Leben und leben lassen... sagte ich mir. Er würde trotzdem immer mein Freund bleiben und für mich wie ein kleiner Bruder sein.
Gern hätte ich ihm jetzt eine SMS geschrieben, aber jetzt musste ich mich erst mal um Luca kümmern, der sich lautstark meldete.
Also kümmerte ich mich erst mal um meinen kleinen Sohn, bevor ich mich selbst auch fertig machte und mir anschließend mein Frühstück aufs Zimmer kommen ließ.
Mit Luca auf meinem Schoß, durchforstete ich das Internet nach einem passenden Haus für uns. Ich stellte mir nichts großes vor, wollte nur ein kleines Haus haben... und... es sollte möglichst möbliert sein.
Es dauerte ziemlich lange und Luca quengelte schon langsam herum, so dass ich ihn erst mal aufs Bett legte, wo er wieder einschlief.
Dann fand ich etwas. Es war ein kleines recht hübsches Haus, mit vier Zimmern, zwei Bädern und einer Küche. Laut der Beschreibung, lagen drei Zimmer und ein Bad im oberen Stockwerk, wohin eine kleine Wendeltreppe führte, ein Zimmer war auf der unteren Etage, so auch das andere Bad und die Küche, dann gab es wohl noch einen kleinen Eingangsbereich und einen Garten und es lag nicht allzu weit vom Haus meines Bruders entfernt.... nur eine halbe Stunde zu Fuß.
Ja, das Haus wollte ich haben, so rief ich, übers Handy gleich mal den Makler an und befragte ihn... so auch, wann er Zeit hätte.
Wie er meinte könnten wir uns jetzt gleich treffen. Ich sagte zu, machte mich und Luca dann fertig und auf den Weg zu meinem ...hoffentlich... zukünftigen Heim.
Dort angekommen, war der Makler schon da. Wir unterhielten uns, dann schloss er das Haus auf und wir betraten es. Er begann zu labern und ich meinte dann nur:
"Danke, ich schaue mich allein um und bilde mir ein eigenes Urteil.", damit schwieg der Makler und ich schaute mich in Ruhe um.
Es war wirklich schön hier und ich fühlte mich hier sofort wirklich sehr wohl. Die Einrichtung war modern, aber nicht steril und sehr gemütlich.
"Was meinst du, mein Kleiner... ziehen wir hier ein, hm?", fragte ich meinen kleinen Sohn, der mich aber nur fragend und mit seinen großen Kulleraugen ansah.
Mich an den Makler wendend, meinte ich:
"Also, ich würde das Haus gern kaufen."
Der Makler nickte erfreut, wir wurden uns auch sehr schnell einig, ich unterschrieb noch einige Formulare, nachdem ich sie mir durchgelesen hatte und er war erstaunlicherweise einverstanden, dass ich ihm das Geld in den nächsten Tagen überweisen würde.
Ich bekam dann die Schlüssel, warum auch immer, jetzt schon und freute mich. Dann verabschiedeten wir uns und ich ging zurück ins Hotel, wo ich alles wieder einpackte und das Hotel verließ.
Zwischendurch schrieb ich Kevin eine SMS:
Hallo Kevin, es tut mir leid, wie ich gestern reagiert habe. Ich hab dich echt gern, du bist mir ein guter Freund und wie ein kleiner Bruder für mich. Bitte, können wir uns heute noch bei mir treffen? Ich würde mich gern mit dir unterhalten... bei einer Tasse Kaffee und ganz in Ruhe. LG und Knuddel, dein Mirko.
Dann schrieb ich ihm noch meine Adresse auf.... die von meinem neuen Zuhause und schickte die SMS ab.
In einem Taxi ließ ich mich dann zum Haus fahren und hoffte, dass Kevin die SMS lesen und zu mir kommen würde. Ich wollte ihn endlich verstehen.
Während der Wartezeit richtete ich mich schon mal häuslich ein, packte alles aus und räumte alles ordentlich weg. Natürlich würde ich noch sehr viel tun müssen. Ein Kinderbett für Luca musste noch her und ein Auto wollte ich mir auch noch kaufen.
Ach ja, und einkaufen musste ich auch noch gehen.
Das mit dem Einkauf erledigte ich gleich, denn hier um die Ecke gab es einen Supermarkt, den ich auch gleich mal, mit Luca aufsuchte und alles einkaufte, was wir brauchen würden.
Anschließend ging ich wieder heim und widmete mich anderen Aufgaben...
*-*-*
Es war gerade Pause, als mein Handy sich bemerkbar machte. Ich rechnete schon mit Dan, doch dann stand dort Mirkos Name und mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Seine Worte gingen runter wie Öl und ich musste wieder weinen, hätte ihn am Liebsten sofort besucht. Zwar verstand ich nicht wirklich warum ich zu einer anderen Adresse kommen sollte, aber sicherlich würde ich das erfahren, sobald es Zeit war.
Hallo Mirko. Ich komme gerne und bin froh, dass du reden möchtest. Bis später dann. Lg und Knuddel Kevin.
Die Zeit verging anschließend wie in Zeitlupe, obwohl ich mehr als genug zu tun hatte. Dann war es doch endlich Feierabend und ich düste mit dem Auto nach Hause.
Dort angekommen, sprang ich unter die Dusche und machte mich frisch. Anschließend zog ich mir etwas neues an und stylte meine Haare.
Meine Nervosität wuchs und immer wieder las ich Mirkos SMS. Nur zu gerne verstand ich das eine oder andere Zweideutig, doch machte ich mir vermutlich nur falsche Hoffnungen.
Nein, Mirko stand nicht auf Männer, dessen war ich mir sicher und ich würde es Situationsabhängig machen, ob ich ihm meine Gefühle offenbaren würde.
*-*-*
Gerade beschäftigte ich mich ein wenig mit Luca, als ich Kevins SMS bekam und diese natürlich sofort las.
Ich grinste und freute mich, dass er wirklich zu mir kommen wollte und wir endlich mal allein reden konnten.
Sicher, ich hoffte, dass er sich mir endlich offenbaren und mir sagen würde was wirklich los war, doch was wäre, wenn er nicht mit mir reden wollte. Nun, ich würde abwarten und es ruhig angehen lassen.
Noch einmal wollte ich nicht ausrasten, oder sonst was dummes tun... es war inzwischen ja genug passiert... wollte auch nicht mehr schuld sein wegen irgendwas... egal was.
Für Luca würde es langsam Zeit für sein Abendbrot, dann machte ich ihn fertig und legte ihn erst mal wieder in die Babyschale, wo er sich mit sich selbst beschäftigte.
Derweil bereitete ich alles vor, stellte eine Kerze auf den Tisch, machte den Kaffee und deckte den Tisch.
Zur Uhr schauend wartete ich, dass Kevin hier jeden Moment erscheinen würde und war schon ein klein wenig nervös... warum auch immer. Ich hatte vielleicht einfach Angst wieder was falsch zu machen.
*-*-*
Es war an der Zeit und so stieg ich ins Auto und fuhr zur angegebenen Adresse. Dan hatte ich noch eine Nachricht geschickt, dass ich ihm nicht wirklich böse sei und mich mit Mirko aussprechen wollte.
Meine Nervosität wuchs, als ich auf die Auffahrt fuhr und das schöne Haus sah. Noch ein kurzer Blick in den Rückspiegel, ob bei mir alles saß und dann stieg ich aus und ging zur Tür.
Ich klingelte und wartete, dass man mir öffnete.
*-*-*
Wie ich es mir gedacht hatte... es klingelte und ich holte noch mal tief Luft, ging zur Tür und öffnete diese.
"Hallo Kevin, schön, dass du meine Einladung angenommen hast, und dass du da bist.", begrüßte ich ihn und knuddelte ihn.
"Bitte, komm doch rein.", bat ich ihn und machte den Weg ins Innere meines neuen Heims frei.
Dann führte ich ihn in die Wohnstube, wo uns auch Luca erwartete. Ich nahm Luca aus seiner Babyschale, in meinen Arm und ging mit ihm zu Kevin.
"Schau mal, mein Kleiner... das ist der Kevin. Magst du ihm auch guten Tag sagen, hm?", sprach ich zu meinem Sohn, der so aussah als würde er grinsen, als er Kevin mit seinen großen Kulleraugen ansah.
*-*-*
Als ich noch am überlegen war, ob ich Mirko zur Begrüßung knuddeln sollte, kam er mir schon zuvor und drückte mich.
''Hallo Mirko'', sagte ich etwas leise und vielleicht auch unsicher. Mein Herz raste wie wild und mein ganzer Körper genoss diese Umarmung sehr.
Als wir dann hineingingen und er Luca zu mir hertrug, musste ich grinsen und konnte es nicht lassen, den kleinen Mann am Bauch zu kitzeln.
Er war aber auch wirklich zu niedlich und ein richtiger Sonnenschein.
''Na, kleiner Mann!'', begrüßte ich Luca lächelnd.
Als ich mich dann umsah, bemerkte ich wie viel Mühe Mirko sich gegeben hatte. Sogar eine Kerze brannte und meine Erwartungen wuchsen.
War da etwa doch mehr, als Freundschaft?
*-*-*
"Komm setzen wir uns.", bot ich Kevin an, setzte mich dann mit Luca auf die Couch und nahm ihn auf meinen Schoß.
Ich goss dann Kevin und mir Kaffee ein und schwieg zunächst.... ich hatte echt Panik, was falsches zu sagen... aber schließlich überwand ich mich:
"Kevin...", begann ich ruhig und schaute ihm offen und ehrlich in die Augen: "...ich weiß echt nicht wie ich anfangen soll, aber wie ich dir schon schrieb, hab ich dich sehr, sehr gern... du bist mir ein guter Freund und... ja, wie ein kleiner Bruder.", ich lächelte, bei meinen letzten Worten und sprach weiter:
"Deshalb bitte ich dich... bitte, sprich doch mit mir. Ich tue dir nichts... und... ich... möchte dich so gern verstehen. Ich möchte doch nichts falsch machen, und das von gestern... es … tut mir ehrlich leid... es war keine Absicht... echt nicht.
Was ist los mit dir, Kleiner, hm?"
Au man, es war als würde ich mich um Kopf und Kragen reden und doch wollte ich die Wahrheit von ihm wissen...
*-*-*
Als ich Mirkos offene Worte hörte, hatte ich das Gefühl, dass da mehr hinter steckte. Er legte so viel Gefühl hinein und er sagte doch, dass er mich sehr sehr gern hätte.
Bildete ich mir das alles nur ein? Wollte ich es nur so hören?
Tränen standen mir plötzlich in den Augen, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.
Unsicherheit, Verzweiflung, Liebe und die Sehnsucht nach dem, wonach ich mich seit Jahren sehnte. Mit einem kräftigen Schlucken versuchte ich den Kloß hinunter zu schlucken, der sich jetzt in meinem Hals befand.
Es musste einfach raus!
Egal was jetzt passieren würde, ob ich Mirko für immer verlieren oder ihn gewinnen würde. Vielleicht wären wir auch weiterhin nur Freunde und ich hätte die Chance endlich für Jemand anderen Gefühle zu empfinden.
Wenn ich nichts riskierte, wie sollte ich es dann wissen? Wie sollte ich endlich frei sein, von der Last, die ich seit Jahren mit mir herumschleppte?
Ich hätte einen Roman erzählen können, wie es dazu kam, seit wann es so war, doch es reichten drei kleine, einfache Worte, die ich ganz leise aussprach, während sich die Tränen ihren Weg über mein Gesicht bahnten.
''Ich... liebe... dich!''
*-*-*
Während Luca mit meinen Fingern spielte, spürte ich Kevins Unsicherheit und schaute ihn weiterhin an.
Was ich aber, nach einer Weile zu hören bekam... nun, das hatte ich mir ja beinahe gedacht... er liebte mich und ich wusste jetzt zumindest was wirklich mit ihm los war.
Dann sah ich auch schon seine Tränen, die ihm übers Gesicht liefen... liebte er mich vielleicht schon sehr lange....?
Jetzt war ich es, der hart schlucken musste, aber ich sah ihm dennoch weiterhin in die Augen, während ich mir erst mal einen Schluck Kaffee gönnte.
"Okay... Kevin... ähm... seit wann... liebst du... mich?", wollte ich von ihm wissen.
"Na ja,... ähm... ich... also... eigentlich bin ich ja... hetero... ich weiß auch nicht ob ich das so hinbekommen würde... zudem ich ja eben erst... geschieden bin und ich hab schon ein wenig Angst vor einer... neuen Beziehung. Kannst du mich ein bisschen verstehen?
Du bist echt niedlich und ich hab dich wirklich super gern, ob ich dich lieben kann... ich... weiß es nicht... vielleicht würde ich es gern... versuchen... wenn ein wenig Zeit verstrichen ist und... ich über alles hinweg bin.
Bitte, sei mir nicht böse, Kevin... bitte.", antwortete ich ihm, während mir nun auch die Tränen kamen.
Ich stand auf, legte Luca in die Babyschale und ging auf Kevin zu, setzte mich neben ihn und nahm ihn lieb in die Arme... versuchte ihn ein wenig zu trösten...
*-*-*
Mirkos Umarmung tat so unendlich gut und ich entspannte mich ein wenig in seinen Armen. Schneller als ich dachte, ließen auch die Tränen nach.
''Ist schon okay! Wirklich. Ich bin froh, dass es endlich raus ist und du musst dir keine Gedanken machen. Hauptsache wir sind noch Freunde. Mach dir um mich bloß keine Gedanken, die Männer stehen schon Schlange'', grinste ich ein wenig.
Während ich zu ihm sprach, löste ich mich von ihm und wischte die restlichen Tränen weg.
Alles war okay und ich fühlte mich um so viel besser. Es war endlich raus!
*-*-*
Nachdem er sich von mir gelöst hatte, sah ich ihn an und wischte mir nun die Tränen weg.
"Natürlich sind und bleiben wir weiterhin Freunde. Um nichts in der Welt möchte ich dich verlieren.", erwiderte ich lieb und sehr ruhig.
"Danke, für dein ...Verständnis.", fügte ich hinzu... versuchte zu lächeln, doch irgendwie wollte es mir nicht gelingen.
Ich wusste einfach nicht, wie ich richtig reagieren sollte... ob ich was falsch machte.
Aber er meinte ja, dass alles okay wäre.... nur ich kam mir wie ein Trottel vor, weil ich es nicht bemerkt hatte. Kevin tat mir so unendlich leid, dass mir wieder die Tränen kamen... wusste ich doch, wie sich unerfüllte Liebe anfühlte.
So, die Männer standen also bei ihm Schlange... hmm...
*-*-*
Das Mirko nun die Tränen kamen, konnte ich gar nicht haben. Liebevoll wischte ich die eine oder andere mit meinen Fingern weg.
''Hey... alles gut! Wirklich!'', versuchte ich ihm zu versichern.
Es tat mir so weh, ihn so zu sehen, dass ich auch schon wieder mit den Tränen kämpfte.
''Du solltest nicht weinen. Schließlich hast du einen richtig niedlichen Sohn! Eine kleine Familie. Deine kleine Familie!'', wollte ich ihn trösten und nahm ich dann doch in die Arme.
Nur noch kurz, für einen Moment! Seinen Geruch atmete ich tief ein, als wäre es das letzte Mal für eine unbestimmte Zeit.
*-*-*
Und ich ließ mich nur allzu gern von Kevin trösten... warum auch immer... aber ich schmiegte mich richtig an ihn, hielt ihn fest, als wollte ich ihn nicht mehr los lassen.
Ich hörte seine Worte... seine liebevollen Worte... wusste, dass er recht hatte und doch hatte ich das Gefühl, als würde mein Herz jeden Moment zerspringen.
Ob seiner Worte, wollten meine Tränen aber dennoch nicht aufhören über meine Wangen zu laufen... klammerte mich an Kevin, als könnte er mir das geben... was ich vielleicht wirklich brauchte.
Geh niemals mehr weg... bleib bei mir... dachte ich... doch wollten diese Worte meine Lippen einfach nicht erreichen... hatte Angst... alles noch schlimmer oder etwas kaputt zu machen....
*-*-*
Ich hielt Mirko einfach fest und genoss es so sehr, ihn zu spüren. So lange hatte ich mich danach verzehrt und jetzt hielten wir uns in den Armen.
Wenn auch nur tröstender Weise, aber mir reichte das erst mal.
Er roch so verdammt gut, so, wie er früher schon gerochen hatte. Alte Erinnerungen kamen in mir hoch, wie wir früher herumgealbert hatten.
Wie ich so oft nicht einschlafen konnte und er sich zu mir gelegt hatte.
All das war auf einmal gegenwärtig und ich wusste genau, dass ich ihn immer lieben würde!
*-*-*
"Bitte, bleib bei mir... geh nicht mehr weg.", flüsterte ich nun doch, während die Tränen langsam versiegten und ich mich immer noch an ihn klammerte.... als wollte ich ihn für immer festhalten.
Als hätte ich etwas verbotenes gesagt, schwieg ich nun... hoffte mich jetzt nicht zum Volltrottel gemacht zu haben... was wird Kevin jetzt tun.
Würde er mich auslachen oder mich fragen was das sollte....?
Jetzt war es eindeutig ich, der unsicher wurde... nicht wissend was ich noch denken sollte... wie ich mich richtig verhalten sollte.
Warum musste alles so verdammt kompliziert sein...?
*-*-*
Zwar verstand ich Mirkos Worte, doch konnte ich mir jetzt keinen Reim daraus machen. Hatte er Angst mich durch seine Abweisung, als Freund zu verlieren?
''Ich bleibe, solange du willst!'', flüsterte ich, kaum hörbar.
Wenn er es wollte, würde ich für immer bleiben. Meine Liebe zu ihm war so unendlich groß, dass ich nur wollte, dass er glücklich war!
Es fühlte sich so gut an und am Liebsten hätte ich ihn nie mehr losgelassen.
Jetzt für den Moment war ich glücklich und wenn ich bleiben sollte sowieso.
*-*-*
Langsam und vorsichtig löste ich mich von Kevin, sah ihm in die Augen... während sich ein leichter Rotschimmer auf meine Wangen legte und ich dann doch meinen Blick verlegen senkte.
"Wenn... also, wenn du magst... kannst du... ja gern... bei mir einziehen... ich... würde mich sehr freuen... wirklich.", sprach ich dann leise zu Kevin.
Kurz sah ich zu Luca, der fröhlich vor sich hin quietschte.
"Ich glaube Luca würde es auch gefallen.", fügte ich flüsternd hinzu und lächelte Kevin zaghaft... schüchtern an.
*-*-*
Wow, jetzt war ich doch sehr baff und musste erst mal schlucken.
''Denkst du denn, dass das für dich okay wäre? Ich meine... was ist, wenn ich einen Partner haben werde?'', wollte ich erstaunt wissen.
Hatte ich jetzt etwas missverstanden? Wollte er jetzt doch mit mir?
Nein, das konnte ich mir kaum vorstellen...
Nur zu gerne würde ich hier einziehen und mehr Zeit mit den Beiden verbringen, doch wäre das auch wirklich so gut, über all das hier hinwegzukommen?
Unsicher schaute ich Mirko an. Warum nur, war er leicht errötet?
*-*-*
Verdammt, was war nur in mich gefahren... dass ich ausgerechnet ihm so etwas anbot. Hatte ich jetzt schon völlig den Verstand verloren?
Noch immer leicht errötet und verlegen sah ich Kevin an.
"Ich... entschuldige, bitte... ich hab daran nicht... gedacht.... du hast ja recht. Verzeih mir, ich... wollte dich nicht verletzen oder.... bedrängen. Es tut mir leid.", sprach ich ruhig... entschuldigend zu ihm.
Wieder liefen mir die Tränen an meinem Gesicht herab, während ich meine Hände vors Gesicht hielt und... warum auch immer.... bitterlich weinte.
Auch Luca, der noch immer vor sich hin quietschte, vermochte mich nun nicht mehr aus meiner Traurigkeit zu holen.
Ja, ich war traurig, wusste aber nicht warum... irgendwas bedrückte mich nun so sehr, dass ich schluchzend los weinte...
...immer wieder hallten Kevins Worte durch meinen Kopf... was ist, wenn ich einen Partner haben werde...
Die Worte saßen fest in meinem Kopf... brannten sich ein, wie brennende Pfeile... taten, warum auch immer, weh.... und irgendwie wollte ich doch sagen, dass er sich keinen Partner nehmen sollte... ich bin doch da...
...aber ich konnte es nicht... wollte ihm doch nicht weh tun... hatte so verdammte Angst ihn zu verlieren...
*-*-*
''Hey'', kam es nur von mir, als Mirko nun so losweinte und ich nahm ihn wieder in die Arme und hielt ihn einfach fest.
''Du hast mich weder verletzt, noch bedrängt. Der Gedanke hier einzuziehen wäre sehr schön, nur weiß ich nicht, ob ich dazu schon bereit bin. Erst mal muss ich alles verdauen. Es ist alles gut und ich möchte auch weiterhin viel Zeit mit dir verbringen'', sagte ich ruhig zu ihm.
Währenddessen streichelte ich liebevoll mit den Händen über seinen Rücken und versuchte ihn zu beruhigen.
Zum Glück war wenigstens Luca gut drauf.
Es fühlte sich so toll an, Mikro einfach festzuhalten und trotzdem musste ich mich ein wenig beherrschen, nicht weiter zu gehen.
*-*-*
Ganz langsam und noch immer mit Tränen in den Augen löste ich mich von ihm.
"Ist schon gut, ich verstehe dich. Wenn du magst, kannst du uns ja ab und zu besuchen kommen.", bot ich Kevin an.
Lieb sah ich ihm in die Augen und bemerkte dabei jetzt erst, wie schöne Augen Kevin hatte.... beinahe hätte ich mich in ihnen verloren, wenn ich nicht aufpasste.
Irgendwie kam ich von diesem Blick, und seinen total schönen Augen nicht mehr los... näherte mich mich ihm, als könnte ich gar nicht anders.
Was tat ich hier eigentlich?
Ich spürte, wie mir mein Körper eindeutige Signale gab, die ich nun wirklich nicht missverstehen konnte. Mein Herz begann zu rasen, bei Kevins Anblick.... in meinem Bauch kribbelte es wie blöd.... au man...
Sanft nahm ich Kevin in die Arme, sah ihm offen und ehrlich in die Augen... als könnte ich in ihnen lesen... streichelte über seine rechte Wange...
...dann legte ich meine Lippen sanft auf die seinen... küsste ihn zärtlich und schloss dabei meine Augen.... genießend... so als könnte ich gar nicht anders.
Um mich herum schien die Welt in diesem Moment still zustehen.
*-*-*
Total baff über Mirko, ließ ich geschehen, was geschah und erwiderte den Kuss, nur zu gerne.
Auch umarmte ich Mirko und streichelte ihn zaghaft dabei.
Wow. So lange hatte ich mich danach verzerrt und jetzt geschah es einfach. Wir küssten uns wirklich und es fühlte sich so fantastisch an. Viel besser, als in meinen Träumen.
Mein Herz raste und meine Finger konnte ich kaum zurückhalten, so toll fühlte sich alles an. Mirkos Körper schien förmlich zu beben, oder war ich es, der hier so zitterte, vor Nervosität?
Warum küsste er mich auf einmal? Wo er doch gerade eben mir noch erzählt hatte, dass er hetero sei.
Mir war alles egal, Hauptsache er würde nie mehr damit aufhören.
*-*-*
Kevins Lippen fühlten sich so toll an... so weich... wie ein Traum.
Es war als bekäme ich kaum genug von seinen weichen Lippen und küsste ihn einfach weiter, meine Zunge wurde nun aber ein wenig frech und leckte zögernd über seine Lippen... um Einlass bittend.
Meine Hände streichelten sanft und zärtlich über seinen Körper, genoss währenddessen seine Zärtlichkeiten und ihm schien es ebenso zu gefallen... denn er erwiderte meinen Kuss.
Herrje, fühlte sich Kevins Körper toll an... mich überfielen Gefühle... die ich doch eigentlich nicht haben sollte... oder hatte ich mich die ganze Zeit über geirrt... hm...
*-*-*
Was jetzt hier geschah war der absolute Wahnsinn. Doch musste ich mich stark zurückhalten, immerhin hatten wir einen kleinen Zuschauer, der wohl einen Kuss sehen durfte, aber mehr ging eindeutig zu weit.
Wobei ich nicht mal wusste, wie weit Mirko gehen würde.
Aber es war mir auch egal. Alles was ich bekam, nahm ich und steckte all meine Gefühle hinein.
Nur zu gerne ließ ich seine Zunge in meinen Mund, öffnete meine Lippen und empfing sie mit meiner Zunge, die schon ganz heiß darauf war.
Seine Berührungen machten mich verdammt heiß und es wurde schon jetzt eng in meiner Hose.
*-*-*
Meine Zunge drang in seinen Mund ein und begann schon mit seiner Zunge zu spielen.... bekam noch immer nicht genug...
...aber dann...
….und gerade noch rechtzeitig zog ich die Notbremse, als ich Luca noch immer quietschen hörte.
Langsam... wirklich ganz langsam, löste ich mich von Kevin und sah ihm verlegen... ziemlich errötet in die Augen.
"Ich... ich.... lege nur schnell Luca hin... lauf nicht weg... bitte.", bat ich Kevin stammelnd... stotternd.
Herrje, ich hatte mich nur noch sehr wenig in der Gewalt... und meine heißgeliebte Kontrolle schien eh schon im Eimer zu sein.
Ihn noch einmal lieb streichelnd, stand ich auf, nahm Luca an mich... ließ Kevin ihm noch eine gute Nacht wünschen, dann brachte ich meinen Sohn hoch in sein Zimmer, wo ich ihn in sein Bett legte und noch etwas wartete, bis er eingeschlafen war.
Aber Luca war lieb... es dauerte nicht lange, da war er auch schon eingeschlafen und ich verließ das Zimmer, hinter mir die Tür nur anlehnend.
Anschließend ging ich wieder zu Kevin ins Wohnzimmer und setzte mich wieder zu ihm... senkte meinen Blick verlegen... scheu... um dann aber Kevin doch anzusehen... einfach nur anzusehen...
Kevin... was tust du mit mir... war löst du für Gefühle in mir aus....?
*-*-*
Während Mirko, Luca ins Bett brachte, trank ich endlich meinen mittlerweile lauwarmen Kaffee. Brav wartet ich auf der Couch auf Mirko.
Für nichts in der Welt würde ich jetzt gehen!
Dann kam er endlich wieder und schien ganz verlegen zu sein.
Ich grinste ihn breit an, da ich einfach nicht anders konnte. Er war mein absoluter Traummann und er hatte mich geküsst.
Während ich mich zurücklehnte und meine Arme auf die Couchrückenlehne legte, streichelte ich mit der einen Hand, sanft Mirkos Arm.
Es lagen so viele Fragen auf meiner Zunge, die ich aber nicht aussprechen konnte oder wollte, aus Angst. Waren hier Gefühle am Werk?
Wieso hatte er mich geküsst? Würde er es wieder tun?
Auch ich schaute ihn einfach nur an und konnte mein Strahlen nicht unterdrücken. Übers ganze Gesicht grinste ich ihn an und sah in seine schönen Augen.
*-*-*
Als Kevin mich nun so direkt ansah, senkte ich meinen Blick zunächst wieder, aber es fühlte sich super an, wie sanft er meinen Arm streichelte.
Sollte ich... ihn noch einmal... küssen...?
….ja....
Das Strahlen, das ich in seinem Gesicht sah und das breite Grinsen... au man... er brachte mich tatsächlich um den Verstand.
Wieder war mir, als würde mich etwas an ihm magisch anziehen und wieder näherte ich mich ihm... langsam... verführerisch.... mit einem Schlafzimmerblick...
Ich zog ihn leicht an mich heran... nur ein wenig... dann küsste ich ihn abermals... zunächst zärtlich... sanft... dann leidenschaftlicher werdend.
Wieder konnten es meine Hände nicht lassen und wanderten frech über Kevins tollen Körper...
*-*-*
Genüsslich brummend, erwiderte ich den Kuss und drückte Mirko nun frech ins Sofa, legte mich halb auf ihn.
Jetzt wurden auch meine Hände mehr als frech uns suchten unter Mirko Oberteil seine nackte Haut. Wie gut die sich anfühlte, als ich sie erreicht hatte.
In meiner Hose wurde es mehr als eng und ich genoss es Mirko zu spüren.
Nur kurz unterbrach ich den Kuss und flüsterte in sein Ohr: ''Ich liebe dich!''
Ich konnte es einfach nicht lassen, musste es ihm noch einmal sagen und es ihm bestätigen.
*-*-*
Wie gut sich seine Finger ...seine Hände auf meiner Haut anfühlten... und sein Körper, der halb auf mir lag... unbeschreiblich.
Wenn ich mir vorher noch unsicher war... jetzt wusste ich es …
"Ich liebe dich auch.", brachte ich flüsternd hervor und genoss seine Zärtlichkeiten in vollen Zügen.
Nie hätte ich gedacht, dass es sich so geil anfühlen könnte sich von einem Mann verwöhnen zu lassen und Kevin weckte in mir Gefühle, die ich so, in dieser Art und Weise nicht kannte...
Ich wehrte mich auch nicht mehr dagegen, es war eh sinnlos, denn mein Körper... meine Gefühle... gaben mir eindeutige Signale, die zu ignorieren ich nicht mehr imstande war...
*-*-*
Was weiter passierte:
Kevins sehnlichster Wunsch erfüllte sich endlich.
Mirko erwiderte seine Liebe und beide wurden ein Paar. Sie zogen allerdings erst nach einiger Zeit zusammen und wurden dann sehr glücklich.
Sie erzogen Luca gemeinsam und unternahmen viel.
Natürlich musste sich Mirko erst an einiges noch gewöhnen, aber dann kam er ganz gut mit allem "neuen" klar.
Dan war überrascht von der Wendung, aber er freute sich für Kevin und auch für seinen Bruder Mirko.
Rebecca, Kevins Mutter, versöhnte sich mit ihrem Sohn und hütet Luca bis er in den Kindergarten kam. Auch danach war sie regelmäßig für sie da, wenn die zwei mal alleine sein wollten.
*-*-*
~ ENDE ~