16. Türchen
Alphatier
Weiße Weihnachten bei den Wölfen
by Dark Sephiroth & Detail
16. Türchen
Natürlich konnte ich Alan nicht alleine ziehen lassen. Auch wenn das Rudel sich von Faolans Worten hatte beruhigen lassen, so traute ich ihnen in der Hinsicht nicht sonderlich.
''Okay du hast ja recht. Ich möchte doch auch, dass Faolan bei uns ist'', meinte ich und begleitete Alan zurück zum Rudel.
Von weitem sah ich es schon und Mai bemerkte uns, kam auf uns zu.
''Was wollt ihr noch hier'', zischte sie, ''Faolan ist fort. Das ist deine Schuld, habe ich recht?''
Sie klang verletzt und eifersüchtig, als ahnte sie etwas.
''Was? Wie, er ist weg?'', konnte ich nur von mir geben.
''Ja, einfach fort. Meinte er könnte nicht bleiben. Ihr solltet auch nicht hier bleiben. Es ist keiner wirklich gut auf dich zu sprechen. Immerhin hast du uns im Stich gelassen'', meinte sie noch bitter böse.
Im Grunde meinte sie es nicht so, sonst hätte sie uns nicht gewarnt.
Hilfesuchend sah ich Alan an, bevor ich versuchte Faolans Spur aufzunehmen. Schnell hatte ich sie gefunden und wir folgten ihr. Eine ganze Weile mussten wir laufen, ehe noch andere Spuren hinzukamen.
Dann roch ich etwas bekanntes, was ich erst nicht zuordnen konnte. Irgendwo hatte ich diesen Geruch schon mal wahrgenommen.
''Schlittenspuren...'', hörte ich mich sagen.
Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, als ich plötzlich beruhigt Alan angrinste.
''Ich hoffe sehr, wir können deinem Bauern vertrauen'', meinte ich zu ihm.
''Na komm. Jetzt geht es aber wirklich Richtung Zuhause. Aber vorher schauen wir noch bei Shari vorbei'', fügte ich hinzu und stupste Alan verspielt an.
Denn ich wollte Shari vertrauen, genauso, wie Alan ihm vertraute.
Jetzt machten wir uns wirklich auf den Weg Richtung Zuhause durch den Schnee.
*-*-*
„Hey!“, rief Alan lachend, als Haru ihn so verspielt anstupste, beugte sich zu Haru herab und wuschelte sein Fell richtig durch, knuddelte ihn liebevoll.
„Na, komm, mein Kleiner, gehen wir“, willigte Alan ein, der die Spur von Sharis Schlitten erkannt hatte, denn niemand hatte so breite und somit sichere Kufen.
Zwar beruhigte es Alan, dass Shari Faolan vielleicht gefunden und mitgenommen zu haben schien, aber... würde er sich auch um seinen Kleinen kümmern...?
Oder würde er ihn... nein... Alan hoffte nicht, dass sein Freund dem Kleinen etwas antun würde. Shari wusste doch sicher, dass er – Alan – ihm das niemals vergeben würde.
Also machte sich Alan, gemeinsam mit Haru auf den Heimweg, zusammen würden sie dann noch bei Shari vorbei schauen... hoffentlich ging es Faolan gut.
*~*
Schnell, da Shari ahnte, dass der Wolf Hilfe brauchte, denn dieser sah nicht wirklich gesund aus, fuhr er zu seinem Bauernhof, den er bald erreicht hatte.
Er hielt an, brachte den Wolf, auf seinen Armen, in sein Haus, dann lud er das Holz ab, das er auch gleich verstaute und sich anschließend um die Pferde kümmerte.
Erst, nachdem Shari alles erledigt hatte, holte er etwas zu fressen für den Wolf und Wasser, dann begab er sich zu ihm und schaute auf ihn herab.
„Du hast nur Glück, dass Alan mein Freund ist... sonst ...nun ja, egal... nun werde ich mich erst mal um dich kümmern“, mit diesen Worten hob Shari das Tier hoch, legte es auf das Sofa, trocknete ihn vorsichtig ab und deckte ihn dann zu.
Seine Hand hob er etwas und streichelte sanft, aber zunächst nur sehr kurz, über das Fell des jungen Wolfes. Dabei bemerkte er, dass Alan schon irgendwie recht hatte. Es fühlte sich für ihn gut an, den Wolf zu streicheln. Obwohl ihm nicht wohl bei der Sache war.
Schließlich ließ er ihn in Ruhe, stellte noch etwas Fleisch, in einem Gefäß und etwas Wasser in einem anderen Gefäß bereit und machte sich dann an die Hausarbeit.
Erst mal wollte Shari, dass es dem Wolf besser ging, erst dann würde er Alan Bescheid geben.
*~*
Ich erwachte... blickte mich „schlaftrunken“ um... wusste nicht wo ich mich befand. Auf etwas Weichem lag ich, war zugedeckt und es war angenehm warm um mich herum.
Dennoch überfiel mich die Panik, da ich diese Umgebung nicht kannte... dann aber sah ich... Shari!
Oh nein... er würde mich töten... ich musste hier raus... schnell. Mein Herz begann vor Angst wie verrückt zu rasen. So sprang ich auf und verkroch mich in eine Ecke.
Jedoch sah ich Shari schon auf mich zukommen und begann ihn gefährlich anzuknurren, legte die Ohren an, zog die Lefzen hoch, fletschte die Zähne und schaute den Bauern starr an.
„Nein, Faolan, du wirst mich nicht anknurren oder angreifen. Ich habe dich gerettet, sonst wärst du jetzt tot. Hast du das verstanden?! Hör auf mich zu bedrohen. Natürlich glaube ich dir, dass du Angst hast, aber... jetzt will ich dir wirklich nur helfen und werde auch Alan sagen, dass du hier bist. Also, lässt du mich an dich heran, hm? Außerdem habe ich hier auch etwas zu futtern für dich... na komm, Kleiner... komm“, sprach Shari zu mir, doch knurrte ich ihn vorerst weiter an, konnte ihm noch nicht so wirklich vertrauen.
„Hier, schau... ich stelle dir das Fleisch hin... es beißt dich auch nicht, versprochen. Ich will dir wirklich nur helfen, Faolan.“
Nur langsam beruhigte ich mich, schaute immer wieder zu Shari und dann wieder auf das Fleisch, das so gut roch, dass es mich schon fast verrückt machte.
Shari ging zurück, hielt einen gewissen Abstand zu mir. Ich wagte mich nun doch vor und beschnüffelte das Fleisch... es könnte ja doch beißen... Shari ließ ich dennoch nicht aus den Augen.
„Ja, so ist es gut, friss ruhig... du kannst es brauchen“, meinte der Bauer zu mir und stellte mir auch das Wasser hin.
Schließlich wagte ich es, hörte auf zu knurren und Shari zu bedrohen, um mich dem Fleisch zuzuwenden und es zu fressen. Denn ich war so hungrig, dass ich nicht aufhören konnte zu fressen und Shari an mich heran ließ, der auf mich zu kam und mich zu streicheln begann.
„Ja, so ist es brav. Du bist ein schönes Tier. Schhh... ganz ruhig, ich tu dir nichts.“
Ich hatte alles aufgefressen und der Bauer fragte mich, ob ich noch was wollte, was ich mit einem treudoofen Blick bejahte.
Shari nickte lächelnd und brachte mir noch etwas zu fressen, das ich dann in aller Seelenruhe verputzte. Dann hatte ich Durst und trank gierig das Wasser, dann ging es mir langsam besser.
„Na, komm, leg dich hier auf das Sofa, wenn du magst, dann kannst du dich ausruhen“, bot mir Shari an, was mich sehr verwunderte, ihn auch genauso anschaute, ich aber annahm, auf das Sofa sprang und mich drauf legte, während mich Shari wieder zudeckte und ich ruhig einschlief.
*-*-*
So viele Gefühle durchströmten mich auf den Weg nach Hause. Meine Angst, Faolan zu verlieren war am Größten und ich ging ziemlich schnell.
Die ganze Nacht durch liefen wir, als hätten wir einen wichtigen Termin. Unbarmherzig und zügig, ohne große Rast.
Endlich erreichten wir die Steppe und anschließend den Wald. Jetzt war es nicht mehr weit. Wir gingen quasi beinahe an unserem Zuhause vorbei, als sich endlich der Wald verkleinerte und wir auf einen Weg kamen.
Der Bauernhof war jetzt nicht mehr weit und ich heulte vor Freude, sprang aufgeregt umher. Alan schien ziemlich geschafft zu sein und ich wartete geduldig auf ihn.
Die Kirchturmspitze vom Dorf konnte man von hier ebenfalls sehen. Der Wetterhahn fiel auf, obwohl das Dach vom Schnee bedeckt war.
Zum Glück lag der Bauernhof außerhalb des Dorfes, so dass wir mit nicht vielen Menschen in Kontakt kommen dürften.
Die Tiere konnte ich schon wittern und es waren jetzt nur noch wenige Meter.
Hoffentlich ging es Faolan wirklich gut bei Shari. Man konnte immerhin nicht jeden Menschen vertrauen. Aber Alan hatte dem Bauern vertraut und ich betete, dass ich meinem Instinkt vertrauen konnte.
Dann kamen wir auf dem Bauernhof an und ich blieb steif stehen. Alan war nur wenige Meter hinter mir.
Was, wenn Shari, Faolan etwas angetan hatte? Sein Vertrauen erschlichen und ihm etwas in Wasser oder Futter gemischt hätte. Ich war vor Angst gelähmt und ging keinen Schritt weiter.
Dabei wollte ich doch wissen, wie es meinem Freund ging.
*-*-*
Natürlich war Alan auch schon ziemlich fertig, aber er gab eben nicht eher Ruhe, bis er Faolan gefunden hätte... egal wie viel Kraft er aufbringen müsste und ganz egal wie fertig er nun schon war. Er hatte sich auch beeilt Haru zu folgen, konnte nur zu gut verstehen, dass der Wolf seinen Freund wieder sehen wollte, wollte er es doch ebenfalls.
Endlich, und nach einer gefühlten Unendlichkeit erreichten sie den Hof von Shari und Alan sah Haru an, der wie versteinert stehen blieb.
„Na, komm, Haru. Ich bin bei dir, du brauchst keine Angst zu haben. Niemand wird dir etwas antun, du weißt, dass ich das niemals zulassen würde“, sprach Alan beruhigend auf seinen Freund ein, obgleich er ihn ja schon verstehen konnte.
„Bitte, Haru vertrau mir, dir wird hier nichts geschehen.“, versicherte Alan noch einmal nachdrücklich.
„Ich werde jetzt ins Haus zu Shari gehen und du kannst mir folgen, wenn du magst, oder du kommst gleich mit mir, okay?“, bot der Tierfreund Haru, mit liebevoller Stimme, an.
Schließlich setzte er sich in Bewegung, ging an Haru vorbei... auch um ihn notfalls schützen zu können... und wurde dann auch schon von Shari empfangen, der ihn vom Fenster aus gesehen, als er eine kurze Pause von der Arbeit eingelegt, hatte.
„Alan!“, begrüßte ihn der Bauer freudig: „Du suchst sicher deinen kleinen Freund, nicht?“
„Shari!“, begrüßte auch Alan seinen Freund, mit strahlenden Augen und nickte dann: „Ist er denn hier? Geht es ihm gut?“
„Ja, es geht ihm gut. Ich habe ihn im Wald aufgelesen und er war ziemlich fertig. Er liegt drinnen auf dem Sofa und schläft, gefressen und etwas getrunken hat er auch schon.“
„Shari... du... du... hast dich um Faolan gekümmert...?“, fragte Alan seinen Freund unnötigerweise, als könnte er es nicht glauben und Tränen der Freude und der Rührung kullerten nun über seine Wangen.
„Ja, das habe ich gern getan, Alan.“
„Shari... du glaubst nicht wie glücklich mich das macht... wie viel mir das bedeutet. Du machst mich zum glücklichsten Menschen überhaupt, weißt du das... Dankeschön.“
Mit diesen Worten fiel Alan seinem Freund, mit Tränen des Glücks in den Augen, einfach so um den Hals und drückte ihn an sich, denn er war so unglaublich froh und erleichtert.
Dann, so ganz plötzlich, schauten sich beide unvermittelt in die Augen und die Luft zwischen ihnen schien zu knistern... Blicke... so voller Sehnsucht... und... Liebe...
… Shari war es dann, der sich etwas zu Alan vorbeugte, seine Lippen zärtlich auf die seinen legte und Alan kurz aber sehr zärtlich küsste...
… Alan... als hätte er es erwartet... erwiderte den Kuss, schloss dabei genießend die Augen... obwohl er dabei nun doch ein wenig rot im Gesicht wurde.
Der erste Zauber, der Liebe und beide Männer genossen ihn, bis sie sich irgendwie wieder fingen und Shari ruhig sagte: „Na, kommt erst mal rein“, und damit auch Haru meinte, den er schon gesehen hatte.
Alan schwieg erst mal, wartete ab, was Haru tun würde.
„Na, komm, Haru. Dein Freund liegt drinnen auf dem Sofa und er schläft. Es geht ihm gut und wenn du magst, bekommst du auch etwas zu fressen und zu trinken“, bot Shari ihm lächelnd an.
Shari wusste ganz genau, dass er Alan damit eine große Freude machen würde und dessen Herz gewinnen konnte.
Außerdem hatte sich seine Meinung über Wölfe ein klein wenig gebessert, seit er den direkten Kontakt zu Faolan gehabt hatte.
*-*-*
~ Ende Teil 16 ~