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2. Türchen

2. Türchen

 

Seit ich denken konnte lebte ich – Marc, neunzehn Jahre jung – mit meiner Mutter in dieser Zweiraumwohnung, in einem sozialen Brennpunkt der Stadt und machte gerade eine Lehre als Automechaniker, mit der Aussicht auf Übernahme.

 

Ich gab mir sehr viel Mühe, denn ich wollte richtig gut werden und einmal viel Geld verdienen, um einerseits meiner Mutter zu helfen und andererseits, um mit Celine, mit der ich seit vier Wochen zusammen war, irgendwann in eine eigene Wohnung ziehen zu können.

 

Meinen besten Freund Felix kannte ich nun schon seit der Schulzeit und wusste, dass er in mich verknallt war, aber ich liebte meine Freundin Celine, mehr als alles andere auf dieser Welt und ich wusste schon jetzt, dass ich mich niemals von ihr trennen würde, denn sie war das liebenswerteste Wesen, das ich kannte.

 

Da heute so ein stressiger Tag auf der Arbeit gewesen war, ging ich erst mal duschen, wusste ich doch, dass Felix herkommen wollte, obgleich ich gern mit Celine allein gewesen und mit ihr etwas unternommen hätte.

 

Irgendwie nervte mich Felix und auch jetzt, da ich hier, mit einem Badetuch bekleidet in der Küchentür stand, konnte er es nicht lassen, zu mir zu kommen, mich anzumachen und mich mehr oder weniger zu küssen!

 

"Hallo Felix...", begrüßte ich ihn murrend und entzog mich ihm sogleich, mit den Worten: "...man, kannst du das mal lassen?!", drehte mich dann um und ging in mein Zimmer zu Celine, hinter mir die Tür geräuschvoll schließend.

 

Barbara schaute der Szene etwas hilflos zu, sah dann auch ihrem Sohn nach und meinte dann zu Felix: "Mach dir nichts draus... er beruhigt sich schon wieder. Ich werd kurz mal zum Briefkasten runter gehen und wegen der Post schauen. Warte bitte kurz, ich bin gleich wieder da.", denn der Kaffee musste eh noch durchlaufen.

 

Schließlich ging sie runter zum Briefkasten und holte zwei Briefe heraus, um anschließend, die Stufen zur Wohnung wieder hinauf zu steigen.

 

Die Wohnung erreicht betrat sie diese, hängte den Schlüssel an den Haken und ging wieder in die Küche, wo sie sich auf einen Stuhl setzte und die Briefe nacheinander öffnete.

 

Den einen Brief las sie kurz, legte diesen dann beiseite, da es nichts Wichtiges war, als sie allerdings den anderen Brief öffnete, wobei sie schon bei dem Absender leicht blass wurde, liefen ihr die Tränen an ihrem Gesicht herab, als sie den Brief zu lesen begann.

 

In der rechten Hand den Brief haltend, hielt sie nun in der linken Hand zwei, wie sie sah, Flugtickets nach England.

 

Sich bei Felix entschuldigend, erhob sich Barbara: "Entschuldige mich bitte, kurz.", dann verließ sie die Küche und ging zum Zimmer ihres Sohnes, der sich zwischenzeitlich schon angezogen hatte, und an die Tür klopfte.

 

"Herein!", ließ ich kurz von mir hören, woraufhin sich die Tür öffnete und meine Mutter ins Zimmer kam... die Tür offen ließ.

 

"Marc... ich habe hier einen Brief vom Anwalt, meines Bruders, bekommen... deinem Onkel. Ich weiß, ich habe dir nie von ihm erzählt, aber er hatte sich damals... noch bevor du geboren wurdest... abgesetzt... war ausgewandert nach England und ich habe nie wieder etwas von ihm gehört. Tja... er war offensichtlich schwer krank und ...ist vor ein paar Wochen gestorben.

 

Wir sollen nun, morgen schon, nach England fliegen, da der Anwalt einige Dinge mit uns zu regeln hätte.", erzählte mir meine Mutter unter Tränen.

 

Ungläubig schaute ich sie dabei an, doch freute ich mich irgendwie drauf, in ein anderes Land zu fliegen. Ich mein, hey, ich kannte meinen Onkel nicht, also... was solls. Aber ich nahm meine Mutter sanft in die Arme und tröstete sie, während sie sich an mich schmiegte.

 

Celine tat die ganze Sache auch sehr leid und auch sie versuchte meine Mutter zu trösten.

 

Wenig später hatte sich meine Mutter einigermaßen beruhigt und schaute mich an. "Hier magst du auch mal lesen?", bot sie mir fragend an und reichte mir den Brief.

 

Ruhig las ich mir Zeile für Zeile alles durch und nickte, auch schaute ich mir die Tickets an und meinte: "Tja, dann werden wir jetzt aber nur noch sehr wenig Zeit haben, denn der Flug geht schon morgen früh um acht Uhr und wir sollten alles, was wir brauchen, zusammen packen.", ihr den Brief und die Tickets reichend.

 

Meine Mutter nickte und verließ mein Zimmer wieder, hinter sich die Tür schließend.

 

Die Küche wieder erreicht, sah sie, dass der Kaffee schon durch gelaufen war, nahm die Kanne und goss den Kaffee in zwei Becher ein, wovon sie einen auf ihren Platz stellte und den anderen vor Felix... bevor sie sich wieder an den Tisch setzte.

 

"Verzeih, das Wirrwarr hier aber... es ist etwas passiert... worüber ich jetzt nicht reden mag.", sprach Barbara... schaute noch immer auf den Brief und die Tickets in ihren Händen.

 

Aufgrund dieser neuen Situation musste ich erst mal nachdenken, was ich jetzt tun wollte.... oder sollte... wie auch immer. Etwas ratlos schaute ich Celine an, die mich nur lieb anlächelte.

 

"Du solltest schon mal alles einpacken, was du brauchst.", meinte sie und ich nickte.

 

Herrgott, ich war noch nie geflogen oder so wirklich verreist und war nun schon ein wenig aufgeregt.

 

Doch nahm ich zunächst mein Handy und rief meinen Ausbilder an, dem ich erklärte was los war und er mir eine Woche Urlaub zubilligte. Ich bedankte mich und begann, nach dem Telefonat, meine Tasche zu packen... man konnte ja nie wissen, was kommen würde.

 

Felix war mir zur Zeit so ziemlich egal, denn mir ging seine ständige Anmache langsam mächtig auf den Zeiger. Ich war und bin nun mal nicht schwul und würde es wohl auch niemals werden. Denn schwul war man oder eben nicht... und ich war es definitiv nicht!

 

Während meine Mutter mit Felix ein Kaffeekränzchen hielt und nebenbei ihre Sachen packte, verging der Tag doch recht schnell.

 

Sehr früh waren meine Mutter und ich schlafen gegangen, nachdem ich Celine nach Hause gebracht hatte, die nicht weit von mir weg wohnte.

 

Am nächsten Morgen musste dann wirklich alles sehr schnell gehen, denn wir wollten ja pünktlich am Flughafen sein, um das Flugzeug zu erreichen, das uns nach England bringen sollte.

 

Zu unserer Erleichterung erreichten wir den Flugplatz pünktlich und hörten eine Durchsage:

 

"FAMILIE SIEBERT, BITTE KOMMEN SIE ZUM GATE 1! ICH WIEDERHOLE! FAMILIE SIEBERT, BITTE KOMMEN SIE ZUM GATE1!"

 

Meine Mutter und ich schauten uns an, zuckten mit den Schultern und machten uns auf den Weg zum angegebenen Gate, das wir sehr schnell fanden.

 

Hier warteten zwei Beamte des Flughafens auf uns, denen wir unsere Ausweise und die Flugtickets zeigen mussten, nachdem sie uns freundlich begrüßt hatten.

 

Dann ging alles sehr schnell. Wir sollten den Beiden folgen, was wir auch taten und sie uns zum einem ...ja, einem Privatjet... brachten, das wir sogleich betraten.

 

Staunend schauten wir uns um... gemütlich war es hier eingerichtet, fast einem Wohnzimmer gleich... und wir gar nicht wussten, wie uns geschah.

 

"Bitte, machen sie es sich gemütlich.", bat uns die Stewardess und zeigte uns auch, wo wir uns bedienen konnten, wenn wir etwas brauchen würden... wir konnten sie aber auch, wie sie sagte, persönlich ansprechen.

 

Nur wenig später startete, nachdem wir Platz genommen hatten, das Jet und erhob sich in die Lüfte.

 

Geil... es war einfach ein tolles Gefühl zu fliegen und dann noch diese gemütlichen Sitze... in denen wir beinahe eingeschlafen wären.

 

Gemeinsam schauten meine Mutter und ich aus dem Fenster. Alles war so klein und doch so wunderschön... von hier oben.

 

Der Flug dauerte nicht länger als zwei Stunden, dann erreichten wir den Flughafen von London, wo uns eine schicke schwarze Limousine erwartete, die wir natürlich auch erst mal staunend betrachteten, bevor wir einstiegen.

 

Unser Gepäck wurde von dem Chauffeur verstaut, dann ging es auch schon los, durch die Straßen von London. Inzwischen ahnten wir schon, dass mein Onkel wohl reich gewesen sein musste. Was wir nun aber hier sollten... wussten und ahnten wir auch nicht.

 

Nachdem wir London verlassen hatten, erreichten wir eine ländliche Gegend, die sich uns als malerische Landschaft darstellte.

 

Nach noch einmal zwei Stunden Fahrt, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn die Limousine hielt vor einer Art riesiger Villa... einem Anwesen gleich. Der Chauffeur öffnete uns die Autotüren und ließ uns aussteigen.

 

Einige Stufen gingen wir staunend hinauf, wo uns ein älterer Herr erwartete, der uns höflich begrüßte und sich als der Butler zu erkennen gab, der uns sogleich ins Haus führte.

 

Von der Eingangshalle aus, führte uns der Butler in ein Zimmer, das voller Bücher war und wie eine Bibliothek aussah. Dort begrüßte uns ein anderer Herr, der etwas jünger zu sein schien.

 

Dank meiner guten Sprachkenntnisse in der englischen Sprache konnte ich alles genau verstehen, auch antworten und meiner Mutter alles übersetzen.

 

Wie es schien, war dieser jüngere Herr der Anwalt meines Onkels, der uns Platz zu nehmen bat. Er erklärte uns eine Menge und meinte, dass wir hier, wegen des Testaments meines Onkels wären, der Zeitlebens nicht verheiratet war und auch keine Kinder hatte.

 

So eröffnete er uns das Testament und uns wären beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen, auch bekamen wir den Mund nicht mehr zu, was den Anwalt mild lächeln ließ.

 

"Familie Siebert, wenn sie das Erbe annehmen, sind sie nun reich und ihnen gehört dieses Anwesen, das Land auf dem es steht, 100 Milliarden Pfund, ein Haus in Spanien am Meer, ein Privatjet, vier Autos und die Limousine, mit der sie hierher gekommen sind.

 

Außerdem gehört ihnen nun auch die Modefirma ihres Onkels... sollten sie das Erbe annehmen.

 

Wenn sie es wünschen, werde ich zudem ihr Anwalt sein und sie zu allen Angelegenheiten beraten."

 

Meine Sprache musste ich erst mal wieder finden, erst dann konnte ich meiner Mutter alles übersetzen und erklären. So richtig konnte sie es wohl nicht glauben und schaute mich nur ungläubig an.

 

"Hast du auch nichts falsch verstanden?", wollte sie von mir wissen und ich schüttelte den Kopf.

 

Kurz sprachen wir miteinander, nachdem ich uns bei dem Anwalt entschuldigt hatte, und beschlossen, nach langem hin und her, das Erbe anzunehmen und hierher umzuziehen.

 

Tja, so was nannte man dann wohl... vom Tellerwäscher zum Millionär... nein... zum Milliardär....

 

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