Blutdurst des Schneewittchens
Blutdurst des Schneewittchens
written by Dark Sephiroth & Detail
Eine steife Brise wehte von der Küste her, der Mond stand tief und es roch... ja wonach eigentlich? Vielleicht ein bisschen nach Tod und Verwesung.
Hier in dieser Stadt, fielen beinahe jeden Abend ein paar Menschen, jenen zum Opfer, die Blut auf ihrer Speisekarte ganz oben geschrieben hatten. Doch das kümmerte schon Niemanden mehr, denn die Polizei hatte die Ermittlungen längst eingestellt und bohrte auch nicht mehr nach.
Viel zu groß war die Angst, als nächstes auf dem Teller zu landen. Außerdem war es eine große Stadt mit sehr vielen Menschen, wo es kaum auffiel, dass mal Jemand verschwand.
Wir schrieben das Jahr um 1800 herum und die Schifffahrt war in vollem Gange. Immer neue Menschen kamen und manche gingen. Andere wiederum gingen nur noch einen Weg, einen, den ich vor Jahren bereits gegangen war und trotzdem lebte ich noch irgendwie.
Mich gelüstete es, wie jede Nacht, nach dem Blut der Menschen, auf die ich in dieser Stadt herabschaute. Leider war ich nicht der einzige hier und es gab durchaus Revierkämpfe.
Meine schwarzen langen, dicken Haare hatte ich zu einem Pferdeschwanz mit einer schwarzen Schleife gebunden. Dazu trug ich stehts eine schicke Jacke und eine Hose, in einem dunklen edlen braun. Um den Hals hatte ich ein perlweißes Halstuch gerafft und meine recht schlanke Statur fiel somit zwischen dem Adel nicht wirklich auf.
Auch wenn meine Haut weiß wie Schnee und meine Lippen rot wie Blut waren.
Brav sah ich aus, dabei loderte in mir der eiskalte Vampir, der mit seinen rehbraunen Augen beinahe jedes Opfer ausmachte.
*-*-*
Eine neue Zeit war angebrochen und endlich war es auch möglich entfernte Länder und Kontinente zu erforschen... denn mit den neuen Dampfschiffen war fast alles möglich und es war für mich eine sehr bequeme Art zu reisen.
Außerdem konnte ich als Adliger in der ersten Klasse reisen, was schon etwas besonderes war.
Am Hofe meines Vaters hatte ich es nicht ausgehalten, hatte mich ihm anvertraut und er gab mir die Erlaubnis meinen Forschungsdrang auf andere Länder und Kontinente ausweiten zu dürfen.
Mit meinen fünfundzwanzig Jahren hatte ich schon eine Menge mitgemacht, viele Kreaturen studiert und erforscht... war von einem Werwolf angegriffen und gebissen worden... was mir jedoch nichts ausgemacht und ich mich eben nicht verwandelt hatte.
Ich war sozusagen immun gegen die finsteren Mächte, nichts was sie taten konnte mir wirklich schaden. Es war einfach, als würden mich die Mächte des Lichts beschützen. Zudem studierte ich diese Wesen aller Art nur und mischte mich niemals in deren Leben ein.
So war auch die Angst fremd für mich. Nein, ich kannte und hatte keine Angst egal wovor auch immer. Angst war ein Fremdwort für mich.
Normalerweise hätte man mich bezichtigt mit dem Teufel im Bunde zu sein, mich gefoltert und mich dann wahrscheinlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt, aber da ich der Sohn eines mächtigen Fürsten war, kamen sie nicht an mich heran.
So hatte ich mich eines Morgens fertig gemacht, hatte mich noch von meinem Vater verabschiedet, der über meine Aufmachung doch sehr erschrocken gewesen war, da ich nach außen hin nicht wirklich adlig wirkte.
Ein schlichter, langer, schwarzer Umhang umhüllte meinen schlanken, fast schmächtigen, Körper, der aber in edler Bekleidung steckte, das man so nicht gleich erkennen konnte. Meine langen, naturroten Haare hatte ich mit der Kapuze des Umhangs verdeckt, diese mehr oder weniger tief ins Gesicht gezogen, ein langes, ebenfalls schwarzes Tuch hatte ich mir um den Hals, über mein Cape, gebunden.
Niemand sollte mich erkennen.
Aber hier in dem fremden Land, das ich nun betreten hatte, würde mich wahrscheinlich ohnehin niemand kennen.
Die Fahrt mit dem Dampfschiff hatte ich gut überstanden und machte mich nun auf die Suche nach einer Unterkunft. Geld hatte ich mehr als genug und musste mir somit keine Sorgen machen.
Viele andere Menschen hatten das Schiff ebenfalls verlassen, viele waren von Adel, genau wie ich, mit einigen hatte ich mich während der Überfahrt sogar unterhalten, dennoch hatte ich mich niemandem wirklich zu erkennen gegeben.
Schließlich wusste man nie so genau mit wem man es zu tun hatte. Denn auch wenn ich keine Angst kannte, so war ich in dieser Beziehung doch eher vorsichtig. So hatte ich auch niemandem meinen Namen verraten.
Denn bei dem Namen Aidan hätte beinahe jeder sofort auf meinen Vater, dem mächtigen Fürsten, geschlossen, das aber wollte ich unbedingt vermeiden.
Den Hafen verließ ich und ging an der nächsten Abzweigung nach rechts, jemand auf dem Schiff hatte mir eine Adresse gegeben, wo ich mich einquartieren könnte.
Weit zu gehen brauchte ich aber nicht, denn am Rande der Straße stand eine Pferdekutsche und ein Kutscher.
Ich ging drauf zu und fragte den Kutscher ob er mich zu dieser Adresse, die ich ihm nannte, bringen könnte.
Er bejahte, ich stieg ein, ließ mein Gepäck von dem Kutscher verstauen, der sich dann sogleich auf den Kutschbock begab und mit mir los fuhr.
*-*-*
Auf dem Dach sitzend hatte ich auf ein Opfer gewartet. Lange beobachtete ich es, bevor ich runter auf die Straße ging.
Eine Weile folgte ich dem jungen Mann, bis er mich bemerkte. Sein Blick hing an mir, weil ich es so wollte. Es war ein kleiner Flirt und tat mir unglaublich gut.
Vorsichtig zog ich ihn in eine Seitengasse, wo ich sacht aber beherzt in seinen Hals biss. Sicher hatte er andere Dinge mit mir vorgehabt und damit nicht gerechnet.
Aber ich liebte dieses Spiel nur zu sehr, obwohl es jetzt ziemlich kurz ausgefallen war. Dann fiel der leblose Körper zu Boden und ich ging, als hätte ich damit nichts zu tun gehabt.
Ohnehin war es schon spät oder früh. Wie man es nahm.
So begab ich mich auf den Dachboden eines noblen Hauses, wo ich schon seit längerem lebte. Hier oben kam ohnehin Niemand her und es gab schöne dunkle Vorhänge, die ich zuziehen konnte.
Das Fenster war so alt, dass man es locker auf und zumachen konnte, auch von außen. Ein Ein und Ausstieg war somit für mich eine Kleinigkeit.
Für heute hatte ich genug, ohnehin ging bald die Sonne auf und die nächsten Schiffe fuhren in den Hafen ein, würden neues Blut mit sich bringen.
Beherzt gähnte ich und legte mich auf ein altes Bett, was her herumstand. Viel Hab und Gut besaß ich nicht. Allerdings führte ich Tagebuch. Ein großes rotes Buch, in das ich schon seit längerem etwas hineinschrieb.
Vorne auf dem Band hatte ich in blutiger Schrift meinen Namen geschrieben: Sebastian.
*-*-*
Die Kutsche hielt, nach einer etwas längeren Fahrt, und der Kutscher öffnete die Tür, half mir heraus und holte auch mein Gepäck aus der Kutsche und brachte es dann zu einem nobel aussehendem Haus. Ich war derweil schon mal voraus gegangen und hatte das Haus betreten, das sich als Pension heraus stellte.
Es war hier zwar alt, aber wunderschön und edel eingerichtet. Ich meldete mich bei der Empfangsdame an, die mir einen Schlüssel gab und mir die Zimmernummer sagte. Ich bezahlte dann für mehrere Wochen im Voraus, bat auch darum mir mein Abendessen aufs Zimmer zu bringen und ging dann hoch.
Der Kutscher brachte mein Gepäck auch noch bis in mein Zimmer, das ich vorher aufgeschlossen hatte. Ich bezahlte ihn und schloss hinter mir die Tür.
Erstaunt schaute ich mich hier zunächst ein wenig um. Es war ein wunderschönes Zimmer, mit einem tollen Blick auf den nahegelegenen Wald.
Erst viel später begann ich meine Sachen auszupacken und diese ordentlich zu verstauen. Anschließend machte ich mich ein wenig frisch, denn alles was ich dazu brauchte, fand ich hier im Zimmer.
Die Müdigkeit übermannte mich, so dass ich mich auf das Bett legte und die Augen schloss. Eigentlich wollte ich mich nur einen Moment ausruhen, aber dann war ich wohl eingeschlafen und merkte somit nicht, dass man mir mein Abendessen ins Zimmer gebracht hatte.
Meine Erkundungstour würde ich wohl erst am nächsten Abend starten und ich war schon sehr gespannt darauf wem ich hier begegnen und was mich erwarten würde.
*-*-*
Nachdem ich, wie jeden Morgen, meinen Tagebucheintrag beendet hatte, schlief ich ein. Im Grunde las sich mein Tagebuch eher wie eine verrückte Geschichte. Das tat ich zur Sicherheit, falls es doch mal jemand fand.
Keine Ahnung, warum ich es überhaupt führte. Vielleicht, weil die Zeit um mich herum rannte und ich Angst hatte, etwas wichtiges zu vergessen.
Am Abend erwachte ich, wie immer pünktlich und öffnete die Vorhänge. Der Mond war bereits aufgegangen, da es zu dieser Jahreszeit früh dunkel wurde. Eine schöne klare Nacht und nur vom Hafen her, kam etwas Nebel.
Das Fenster öffnete ich, schlüpfte hinaus, aufs Dach und lehnte das Fenster hinter mir an. So sah es von draußen geschlossen aus, ich konnte aber Jederzeit wieder rein.
Eine Weile ging ich auf den Dächer umher, bis es mich hinunter zog. Es war Spielzeit und ich wollte spielen. Also begab ich mich in ein Lokal und bestellte, nur zum Schein etwas zu Trinken, was ich natürlich nicht trank, sondern nur vor mir stehen hatte.
Dabei schaute ich mich in aller Ruhe um, nach einem willigen Opfer.
*-*-*
Wie lange ich geschlafen hatte, vermag ich nicht zu sagen, aber als ich erwachte war es noch immer oder schon wieder dunkel. Zudem lag ich noch immer so auf dem Bett wie ich mich drauf gelegt hatte. Nun, ich war wohl doch sehr müde gewesen, so dass ich glatt einen ganzen Tag verschlafen hatte.
So stand ich jetzt erst mal auf, orientierte mich kurz und ging dann zur Kommode wo ich mich im Spiegel betrachtete. Oh je, ich sah schrecklich aus.
Also zog ich mich aus, tat Wasser aus dem Krug in die Waschschüssel und begann mich zu waschen und zu pflegen. Ja, jetzt sah ich wieder menschlich aus.
Aus dem Schrank holte ich mir frische Bekleidung heraus, natürlich ganz im edlen Schwarz, und zog mich wieder an. Anschließend setzte ich mich an den Tisch und aß etwas, danach war ich satt und fühlte mich wieder wohl.
Noch einmal schaute ich mich im Zimmer um, dann schnappte ich mir meinen schwarzen langen Umhang, legte mir diesen um, zog mir auch die Kapuze wieder tief ins Gesicht, nur das Tuch band ich mir nicht noch einmal um.
Ich verließ das Zimmer, schloss es ab und steckte den Schlüssel ein.
Endlich verließ ich das Haus, um mir die Stadt anzuschauen, mich unter die Leute zu mischen und so vielleicht etwas zu erleben...
*-*-*
Bald war ein Opfer gefunden und ich grinste in mich hinein. Eine junge hübsche Frau saß nicht weit von mir und wurde von drei starken Männern angemacht.
Es war nicht zu übersehen, dass sie das nicht wollte. Doch die Männern schienen anderer Meinung zu sein. Also stand ich auf, ließ mein Glas stehen und ging zu dem Tisch rüber.
Dort räusperte ich mich, bevor ich das Wort erhob: ''Meine Herrn, sie haben die Dame doch gehört. Sie möchte ihre Gesellschaft nicht.''
''Ach, und was willst du kleines Bürschchen?'', fragte der Eine und schaute seine Kameraden an.
''Ärger!'', Meinte der andere und alle drei lachten.
Die Frau schaute mich hilfesuchend an und sich auch um. Niemand der anderen Gäste beachtete uns. Es war einfach typisch und vorhersehbar.
Sicher war ich schlank und nicht sonderlich groß, aber sie konnten ja nicht ahnen, welche Kräfte in mir schlummerten.
''Wie wäre es, wenn wir das draußen klären würden?'', kam es von mir, da ich nicht zu viele Zeugen wollte.
''Sicher'', grinste der Eine und nahm das Handgelenk von der Frau in einen festen Griff, ''Aber die Dame kommt mit raus.''
Ich verbeugte mich vor der Frau, um Eindruck zu schinden: ''Madame, nach ihnen.''
Dann gingen wir hinaus und um die Ecke, in eine Gasse hinein.
Der Eine hielt immer noch die Frau fest und die Anderen meinten gleich auf mich loszugehen. Doch ich lachte nur und besiegte beide mit Leichtigkeit.
''Na, was ist? Willst du nur schauen?'', meinte ich dann zu dem Typen, der noch stand und langsam die Frau losließ.
''Da... Das... kann nicht sein! Woher hast du solch eine Kraft?'', stammelte dieser und seine Knie schienen zu zittern.
Als ich dann einen Schritt auf ihn zu machte, rannte er davon.
*-*-*
Eine ganz Weile war ich nun schon unterwegs gewesen, als ich urplötzlich stehen blieb, da ich etwas gehört hatte... wie es schien prügelten sich da einige Leute.
Etwas entfernt vom Geschehen schaute ich zu, wie ein Mann, der nicht sehr kräftig zu sein schien, ein paar andere fertig machte, um anscheinend eine junge Frau zu beschützen.
Sehr ehrenvoll... so schien es zumindest... hatte er sich Respekt verschafft und ich bewunderte ihn dafür. Doch war mir auch klar... dass dieser junge Mann kein Mensch sein konnte... nicht bei der Kraft, die er hier an den Tag bzw. an die Nacht legte.
Das war mit Sicherheit ein Vampir und diese junge Frau würde diese Herren wohl nicht allzu lange überleben.
Dennoch tat ich nichts... ich mischte mich nicht ein, beobachtete nur was da vor sich ging und konnte mir ein leises Grinsen nicht verkneifen.
Vampire... ich liebte diese wunderschönen Wesen... vergötterte diese beinahe und doch würde ich mich niemals in deren Angelegenheiten einmischen.
Wie gesagt, ich hatte keine Angst, aber ...Respekt... vor ihnen.
Leider sah dieser Vampir hier... zum Verlieben aus... herrje... wie sollte ich mich dann bitte an meine Vorsätze und Prinzipien halten....?
Würde ich das überhaupt können... bei solch einer traumhaften Gestalt?
*-*-*
''Mein Held'', lächelte die Frau und fiel mir um den Hals.
Dann bemerkte ich, dass wir beobachtet wurden, obgleich wir um die Ecke gegangen waren, hatte ich diesen Zuschauer zu spät bemerkt.
Mein Blick durchbohrte ihn für einen Augenblick, als die Dame mich umarmte. Doch er hatte keine Angst und es reizte mich irgendwie.
Aber vorerst ließ ich von ihm ab, da die Frau jetzt meine Aufmerksamkeit haben würde. Ich würde den fremden jungen Mann schon wiederfinden. Sein Geruch war bis hier wahrzunehmen und er war dazu noch ganz hübsch anzusehen, was ich erkennen konnte.
Aus irgendeinem Grund schien er nicht viel von sich zeigen zu wollen und es interessierte mich ein wenig, warum.
''Möchtest du jetzt wieder hinein?'', fragte ich die Frau und tat so, als würde ich den Mann nicht mehr beachten. Dabei bemerkte ich jeden Schritt und Tritt, den er tat.
''Nein, viel lieber würde ich noch ein bisschen frische Luft schnappen'', meinte die Frau.
''Ich bin übrigens Sebastian'', stellte ich mich vor.
''Rebecca'', lächelte sie. Wie mich das auch interessierte.
''Gut, Rebecca. Dann lass uns ein wenig zum Hafen runter'', sagte ich und ging mit ihr in Richtung einer Treppe, die zu den Schiffen führte.
*-*-*
Dieser Blick des Vampirs... ging mir durch und durch und doch spürte ich keine Angst, schaute weiter zu was er tat, wie er diese Frau umgarnte... einen auf freundlich tat... ich wusste nur zu genau, was er mit ihr vor hatte.
Aber ich würde einen Teufel tun und mich einmischen... solange er mich in Ruhe ließ und ich meine Beobachtungen und Forschungen weiterführen konnte.
Natürlich musste ich keine Angst haben, denn antun konnte er mir nichts... ich wurde überirdisch beschützt und dagegen würde er kaum ankommen.
So folgte ich den Beiden... hinunter zum Hafen... hielt jedoch weiterhin Abstand, auch wenn es augenscheinlich nicht notwendig war, da er mich ohnehin schon entdeckt hatte und er würde sich wahrscheinlich auch meiner irgendwann annehmen, wenn ich ihm so auf den Fersen blieb.
Die Beiden gingen zu den Schiffen... doch tat ich das eben nicht, schlug einen anderen Weg ein... jedoch so, dass ich sie gerade noch im Auge behalten konnte.
Mehr wollte ich doch nicht.
Oh, wie mich dieses bildhübsche Wesen faszinierte... vermag ich nicht zu beschreiben. Wie gern wäre ich jetzt an der Stelle dieser Frau... Sehnsucht entbrannte in mir... eine tiefe Sehnsucht, die kaum mehr erträglich war.
Am Liebsten hätte ich ihn direkt angesprochen, aber das gehörte sich eben nicht für mich.
Später würde ich all diese Beobachtungen in mein Buch schreiben und es würde eine wahre Freude für mich werden.
*-*-*
Kurz war der Mann uns gefolgt und dann hatte er doch einen anderen Weg eingelegt. Dennoch spürte ich seine Anwesenheit noch viel zu nah. Er beobachtete uns also. Nur wieso?
Gut, ich hatte eigentlich nichts zu befürchten und hoffte seine Angst entlocken zu können.
''Wo gehen wir hin? Ich finde es unheimlich hier'', hörte ich Rebecca sagen.
''Ach was, ich beschützte dich doch mein Kind'', sagte ich zu ihr und grinste sie an.
Ich konnte ihre Angst spüren, sie riechen. Ein wenig stand ihr der Angstschweiß auf der Stirn und die machte einen Schritt von mir weg.
Mein Blick hielt sie gefangen und ich hörte ihr Herz wild schlagen, ihr Blut in ihren Adern fließen. Man gerade noch so hatte ich mich unter Kontrolle.
''Schhh'', beruhigte ich sie und strich mit den Fingern, die in edlen weißen Handschuhen steckten über ihre Lippen, ''Nicht schreien'', befiel ich ihr.
Dann hob ich den Kopf und ließ meine Zähne erscheinen, die kurz im Mondlicht aufblitzten. Rebecca war starr vor Schreck und weil ich es so wollte. Ihre Angst war groß genug und ihr Blut würde köstlich schmecken.
Der Mann schien uns immer noch zu beobachten und so bohrte ich meine Zähne in Rebeccas Hals, saugte daran. Ihr liebliches Blut floss in meinen Mund und meine Kehle hinunter.
Gierig trank ich und hielt sie nun auch fest, da ihr Wille von mir wegzurennen, groß war. Jedoch schwieg sie, jammerte nur leise, bis auch der letzte Hauch von Leben aus ihr rausgesaugt war.
Anschließend leckte ich mir die letzten Bluttropfen von den Lippen und schaute in die Richtung, in der ich den Mann vermutete.
*-*-*
Hatte ich es doch gewusst und ich schaute dem Schauspiel, das sich mir bot, nur viel zu gern zu... konnte meine Augen kaum von diesem wunderbaren Wesen abwenden.
Selbst als er aufblickte, genau in meine Richtung sah... konnte ich nichts anderes tun als einfach nur zurückzublicken.
Allein, wie er sich das Blut von seinen Lippen leckte, ließ mein Herz vor Entzückung hüpfen und mich anzüglich grinsen.
Meine Schritte lenkte ich nun doch etwas den Schiffen zu... blieb jedoch kurz vor dem Kai stehen... schaute diesem wunderschönen Geschöpf in die tollen Augen, dass ich das Gefühl hatte, mein Herz würde jeden Moment heraus springen und ihn umarmen.
Natürlich blieb ich weiterhin verhüllt, zeigte von mir nicht mehr als unbedingt nötig, dennoch konnte ich es nicht lassen mit lasziv über die Lippen zu lecken.
Zur Begrüßung nickte ich kurz... neigte meinen Kopf ehrerbietig ...wollte ihm somit zeigen, dass ich ihn schätzte und er vor mir nichts zu befürchten hatte.
Jedoch sagte ich erst mal nichts... schaute ihn einfach nur fasziniert an... nein, er konnte mich nicht erschrecken.
*-*-*
Achtlos ließ ich den toten Körper von Rebecca ins Meer fallen, bevor ich auf den Mann zuging.
''Es hat dir keine Angst gemacht mir zuzusehen. Nein, es hat dich sogar erregt'', sagte ich frech und ließ meine Hand kurz vor dessen Körpermitte in der Luft liegen.
Noch einmal leckte ich mir über die Lippen und hauchte den fremden einen Kuss vor die Lippen, ohne sie zu berühren.
Dann verschwand ich und tauchte auf einen Hausdach weiter weg wieder auf. Einen Moment beobachtete ich den Mann noch, ließ mich jedoch nicht von ihn sehen.
Irgendetwas an ihm faszinierte mich und ich hatte ihn genau deshalb nicht getötet. Dass ich ihn gar nicht töten konnte, ahnte ich nicht im geringsten.
Es machte mich sehr an, mit ihm zu spielen.
Aber jetzt zog es mich erst mal wieder nach Hause, wo ich mich meinem Tagebuch widmete und mich ausruhte. Natürlich beschrieb ich diese Begegnung ganz genau, mit dem Fremden.
*-*-*
Endlich hatte er sich mir genähert... endlich hatte er mich angesprochen, doch konnte ich in diesem so wunderbaren Augenblick nichts sagen... starrte ihn stattdessen einfach nur wie berauscht an und lächelte sogar.
Seine Worte machten mich beinahe ein wenig verlegen, dennoch stand ich da drüber, ließ mir absolut nichts anmerken.
Und doch hätte ich am Liebsten Gott-weiß-was getan, wäre er nur noch etwas länger bei mir geblieben... aber er tat es eben nicht... verschwand einfach so... ließ mich stehen.
Tränen traten in meine himmelblauen Augen... liefen nur wenig später an meinen Wangen herab... und... es tat so weh... im Herzen... genau dort spürte ich diesen Schmerz der Sehnsucht... und... der Traurigkeit.
Ein wenig blieb ich noch am Kai stehen, blickte verträumt auf das Meer hinaus, dachte an den Vampir... ehe ich kehrt machte und noch durch die Straßen schlenderte und mir alles noch etwas anschaute.
Erst später trat ich den Heimweg an, wo ich einige Zeit später auch ankam, mich auf mein Zimmer begab und die Tür schloss.
Jetzt erst nahm ich meinen Umhang ab und auch das Tuch, legte beides sehr ordentlich auf einen Stuhl und legte mich anschließend auf mein Bett. Wieder rannen Tränen an meinem Gesicht herab, die dann leise, einsam auf das Bett tropften.
Mein Taschentuch zog ich aus der Hosentasche und tupfte mir die Tränen ab, erst dann erhob ich mich wieder, schnappte mir mein Buch und schrieb alles, was ich erlebt hatte, genaustens und detailgetreu auf.
Immer wieder kamen mir dabei die Bilder des Vampirs in den Sinn... den ich vor meinem geistigen Auge sah, als würde er vor mir stehen...
*-*-*
Das Knistern, was in der Luft gestanden hatte, die Erregung des Mannes, alles schrieb ich genau auf. Wie sein Herz gerast hatte, aber nicht vor Angst, nein, er schien fasziniert zu sein von mir und meinem Tun.
Irgendwann als die Sonne aufging, schlief ich erschöpft ein. So viel hatte ich noch nie geschrieben und es bewegte mich ungemein. Ich musste ihn einfach wiedersehen, da er irgendeine Neugierde in mir erweckt hatte.
Am Abend, es war noch nicht einmal die Sonne untergegangen, erwachte ich und stand auf. Unruhig ging ich umher, konnte es kaum mehr erwarten hinaus zu kommen.
Noch einmal nahm ich mein Tagebuch und schrieb ein wenig. Wie meine Nacht war, dass ich von ihm geträumt hatte, den Fremden, der keine Angst hatte und wie gerne ich ihn jetzt sehen wollte.
Endlich war die Sonne untergegangen und ich verließ mein Zimmer, ging hinaus aufs Dach. Erstmal suchte ich mir ein schnelles Opfer, bevor ich mit der Suche begann.
Vielleicht würde er mich ebenfalls suchen, das würde die Sache vereinfachen. Also ging ich hinunter zum Hafen, wo wir uns begegnet sind und tat so, als wäre ich jeden Abend hier.
Das Meer war herrlich ruhig heute Nacht und es war noch weniger hier los, um diese Uhrzeit, als sonst.
Vielleicht trieben gerade andere Vampire ebenfalls ihr Unwesen hier.
*-*-*
Beinahe die halbe Nacht war ich wach gelegen, hatte geschrieben und geschrieben... während meine Tränen zunächst nicht trocknen wollten, ich mich aber irgendwann beherrschte und mir sagte, dass ich diese Wesen doch eigentlich nur studieren und erforschen wollte... eigentlich... was für ein schönes Wort.
Die Müdigkeit hatte schließlich doch gesiegt und wieder schlief ich auf dem Bett ein, ohne mich ausgezogen zu haben.
Die ganze Nacht hatte ich nur von diesem Vampir geträumt... ein schöner Traum war es und ich wünschte mir so sehr, dass ich niemals wieder aus dem Traum erwacht wäre. Leider sind Träume kein Wunschkonzert, so dass ich irgendwann am späten Vormittag des nächsten Tages wieder erwachte.
Der erst Gedanke galt dem Vampir und ich hoffte so sehr, dass ich ihn heute Nacht wiedersehen würde.
Doch zunächst aß ich mein Frühstück, das man mir bereit gestellt hatte, dann zog ich mich aus, stellte mich an die Kommode, wusch und pflegte mich gründlich, um mich anschließend wieder anzukleiden.
Natürlich trug ich, wie immer, edle Kleidung... eben eines Fürsten würdig.
Meine langen roten Haare kämmte ich sorgsam, doch ließ ich diese jetzt offen, band sie nicht zusammen. Noch einen Blick in den Spiegel, in dem mich himmelblaue Augen traurig anschauten.
Da ich noch etwas Zeit hatte, nahm ich mir mein Buch noch einmal vor, las mir alles genau durch und schrieb noch ein paar weitere Eindrücke hinzu.
So merkte ich kaum, dass es zu dämmern begann. Kurz hatte ich hoch geschaut und es erst dann bemerkt. Mein Herz hüpfte schon wieder vor Freude, so dass ich mich kaum mehr einkriegte.
Mein Buch legte ich somit erst mal weg, verbarg es in der Schublade meines Nachtschränkchens, anschließend band ich mir meinen Umhang wieder um, setzte meine Kapuze auf und auch das schwarze Tuch vergaß ich nicht.
Mit allem fertig schaute ich noch einmal prüfend in den Spiegel und nickte zufrieden.
„Ganz ruhig, du willst dich nicht einmischen... du willst doch nur deine Beobachtungen machen, um dein Buch zu schreiben... nein... es sind nicht mehr nur Beobachtungen... was ich spüre und fühle... ist Sehnsucht und... die Liebe auf den ersten Blick...“
Konnte es wirklich sein, dass ich mich in dieses wunderschöne Geschöpf verliebt hatte?
Ja... definitiv ja!
So verließ ich mein Zimmer, schloss es ab und verließ anschließend die Pension. Wohin ich wollte, wusste ich schon.
Noch einmal wollte ich zum Hafen... wollte diese Begegnung so noch einmal, vor meinem geistigen Auge, erleben.
Trotz meines schnellen Schrittes bemerkte ich, dass es hier anscheinend noch mehr Vampire gab, zudem war es heute Nacht auffällig ruhig hier. Nur hier und da hörte ich ein paar Schreie und gurgelnde Geräusche, was mir ein Schmunzeln auf die Lippen zauberte.
Ich mischte mich nicht ein, half den Leuten eben nicht, denn immerhin war ich hier doch nur ein stiller Beobachter... nicht mehr und nicht weniger.
Dass ich der Sohn eines mächtigen Fürsten war, musste ja erst mal niemand wissen.
Irgendwann erreichte ich den Hafen, ging genau an die Stelle, wo die Begegnung gestern stattgefunden hatte und mein Herz hüpfte, als ich ihn tatsächlich wieder sah.
Da stand er... in seiner majestätischen Haltung... so wunderschön... so faszinierend.
Diesmal ging ich aber auf ihn zu und sprach ihn direkt an:
„Hallo, guten Abend. Ich freue mich, euch wieder zu sehen“, und verneigte mich ehrfürchtig vor ihm, was ich eigentlich niemals tat, denn als Fürstensohn brauchte ich das nicht... da war es üblich, dass sich andere vor mir verbeugten. Nur bei diesem Vampir war das anders.
Ich verehrte und vergötterte ich regelrecht und machte deswegen eine kurze Verbeugung.
Alsdann schaute ich ihm in diese wunderschönen Augen, strahlte ihn förmlich an... voller Liebe und Sehnsucht... während sich mein Herz beinahe überschlug vor Freude...
*-*-*
Da war er nun. Er war tatsächlich gekommen und ich musste grinsen, bei seinem Verhalten, mir gegenüber.
''Guten Abend, mein Herr'', begrüßte ich ihn ebenfalls höflich, nickte ihm aber nur zu, ''die Freude ist ganz auf meiner Seite.''
Edel sah er aus und dennoch gab er kaum etwas von sich preis.
''Trotz dass ihr gestern genau beobachtet habt, was hier vor sich gegangen ist, seid ihr wiedergekommen? Sagt mir wieso?'', wollte ich dann von ihm wissen, blieb aber stehen, wo ich war.
Dennoch bemerkte ich einen anderen Vampir, der am Hafen entlang schlenderte. Scheinbar wollte er mir den jungen Mann streitig machen. Da hatte er sich aber definitiv mit dem Falschen angelegt.
Denn er gehörte mir! Mir allein!
Erstmal jedoch wartete ich ab, was geschehen würde. Noch verhielt er sich ruhig und schlich umher, beobachtete uns.
*-*-*
Ob er sich jetzt wirklich freute, wie er meinte?
Doch wollte ich darüber jetzt nicht nachdenken, sondern antwortete ihm:
„Um der Wahrheit die Ehre zu geben... ihr fasziniert mich und ich war sehr, sehr traurig, als ihr gestern so schnell weg wart. Eigentlich bin ich nur ein stiller Beobachter und studiere die verschiedensten Menschen und Wesen, um dann alles aufzuschreiben.
Oh, verzeiht, wie unhöflich von mir, ich habe mich euch noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Aidan.“
Oh je... er sah heute mal wieder zum Verlieben aus und meine Augen begannen richtig zu funkeln.
„Ich habe eben einfach keine Angst vor euch. Ihr seid das schönste Lebewesen, das mir je begegnet ist“, schwärmte ich verträumt vor mich hin.
Dann jedoch sah auch ich was mein Vampir zu sehen schien... einen anderen Vampir!
Doch auch jetzt ängstigte ich mich kein bisschen, fühlte mich vielmehr wohl und fand das alles mehr als aufregend.
Aber der andere Vampir war nicht so faszinierend und wunderschön, wie mein Vampir... denn das war er nun... mein Vampir.
*-*-*
Aidans Worte ließen mich noch mehr Lächeln und sie erfreuten mich. So was gab es also auch, Menschen, die fasziniert waren von Vampiren.
''Sehr erfreut, Aidan, mein Name ist Sebastian. Deine Worte schmeicheln mir und du hast doch nichts dagegen, wenn ich dich jetzt entführte, bevor es hier ungemütlich wird?'', meinte ich, konnte jedoch nicht auf seine Antwort warten.
Denn der andere Vampir kam direkt von der Seite auf ihn zu. Ganz locker schlang ich meinen Arm um Aidan und flog mit ihm davon. Erst eine Ecke weiter landete ich auf einen der Dächer.
Natürlich hatte ich das Funkeln in Aidans Augen bemerkt und diese schönen Augen hielten mich gefangen. Der Mond stand nun schon hoch am Himmel und die Sterne funkelten über uns. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Eigentlich hätte ich jeden Anderen schon längst das Blut entzogen, aber bei ihm war es etwas anderes. Warum war ich so verrückt nach diesen Menschen?
Dann jedoch hörte ich die Dachpfannen ein paar Häuser entfernt klappern. Der Vampir war uns gefolgt, was mich nicht wunderte.
''Tja Aidan. Ich befürchte unser Date endet hier. Hinten am Dach ist eine Feuerleiter. Geh! Hier wird es gleich ziemlich böse werden'', riet ich ihm.
Der Vampir sprang ein Haus auf uns zu und ich konnte nicht anders, legte für einen Augenblick meine Lippen auf die von Aidan, bevor ich ihn herumwirbelte und sanft in Richtung Feuerleiter schubste.
Erneut lächelte ich ihn an, da ich ihm einfach einen Kuss geraubt hatte, dann stellte ich mich schützend vor ihm und schaute in die Richtung des Vampirs.
Dieser war rasend vor Wut und sprang erneut auf ein Dach, so dass er nur noch eins von uns entfernt war.
*-*-*
Hach... Sebastian.... was für ein toller Name., schwärmte ich in Gedanken.
Und was für ein tolles Lächeln er hatte... Wahnsinn!
„Mich freut es auch sehr, euch kennen zu lernen, Sebastian“, hatte ich verträumt lächelnd erwidert.
Als er diese Worte an mich richtete, wäre ich ja beinahe rot geworden, doch dann legte er seine Arme um mich und flog mit mir weg, um auf einem der Dächer wieder zu landen.
Wow... was für ein Gefühl!
Jetzt sollte es auch noch ungemütlich werden... au man... ein Abenteuer jagte gerade das nächste und ich hatte das Gefühl, als würde ich träumen.
Es sollte jetzt gefährlich werden... aber das einzig gefährliche, wenn man es denn so nennen konnte, war sein Kuss... sein toller, wundervoller und doch so kurzer Kuss, den ich leider so schnell nicht erwidern konnte... aber dafür hätte ich vielleicht später noch Zeit.
Jetzt schaute ich mich erst mal um, nachdem mich Sebastian sacht weg gestoßen hatte. Ich sollte fliehen? Wofür oder für wen hielt er mich?
Na gut, er konnte ja nicht wissen, was es mit mir auf sich hatte.
Ich sah den Beiden zu, doch dachte ich nicht daran wegzulaufen... warum denn auch...?
Langsam ging ich auf das Geschehen zu, stellte mich zwischen Sebastian und den anderen Vampir und rief beiden zu:
„Hört mir zu! Egal was ihr beiden tut, ihr werdet mich nicht töten und mir auch so nichts antun können, denn ich werde von den Mächten des Lichts beschützt!
Selbst einen Biss von einem Werwolf habe ich überlebt und mich nicht verwandelt! Ich bin gegen finstere Mächte immun!“
Rief ich beiden zu, hoffend, sie würden verstehen.
Dann schaute ich beiden... nacheinander furchtlos, aber direkt und sehr intensiv, in die Augen.
*-*-*
Das erklärte alles und ich verstand nun, warum Aidan keine Angst hatte. Eigentlich hatte er aber auch gerade seinen Reiz verloren, da ich ihn zum Frühstück wollte, oder war da noch etwas?
Der andere Vampir schien ihm jedenfalls nicht zu glauben und sprang direkt auf unser Dach, ging auf ihn zu. Ich hatte ihn beschützen wollen, doch bleib ich nun, wo ich war. Immerhin hatte er sich selber in Gefahr gebracht, anstatt meinem Rat zu folgen und zu fliehen.
Ich schaute Aidan einfach nur an, da ich nicht wusste, was ich von seinen Worten halten sollte. Gehört hatte ich schon etwas von diesen Mächten. Mein Meister hatte es mir erzählt und ich hatte es immer für eine Geschichte gehalten.
Nun war der Vampir direkt bei Aidan und sprang auf ihn drauf. Er biss ihm in den Hals, wollte scheinbar sein Blut trinken.
In mir brodelte es, immerhin machte mir da ein Anderer gerade streitig, was meins war! Aber ich blieb stur, wo ich war. Unglaubwürdig schaute ich dem Geschehen zu und war gespannt, was passieren würde.
*-*-*
Okay, jetzt schien es tatsächlich ernst zu werden und wie es schien, glaubten mir die beiden Vampire nicht. Nun gut, mindestens einer von beiden würde es gleich merken.
Nun war ich doch froh, dass ich dem Rat meines Vaters gefolgt war und ein kleines Geheimnis an meinem Körper trug.
Erst schaute ich Sebastian an, dann erreichte mein Blick den anderen Vampir, der anscheinend auch nicht viel von meinen Worten hielt und direkt auf mich zukam, während Sebastian da blieb, wo er war und sich nicht rührte.
Sogleich spürte ich auch schon, die Zähne des anderen Vampirs in meinem Hals und dachte nur... na warte, Freundchen...
Zunächst lachte ich aber und meinte: „Hör auf, das kitzelt“, denn das tat es wirklich und ich hatte tatsächlich keine Schmerzen.
Unbemerkt von ihm, da der Vampir ja im Blutrausch war, schlug ich die Kapuze meines Umhangs zurück, öffnete zwei der oberen Knöpfe meines Oberteil und zog mein etwas größeres, von den vier Erzengeln Michael, Gabriel, Raphael und Uriel persönlich, geweihtes Silberkreuz hervor, das dann sogleich in einem hellen Licht erstrahlte, das heller war als das Sonnenlicht selbst und den Vampir blendete, der dann schreiend zurück taumelte.
Das Kreuz weiter vor mir her tragend, ging immer weiter auf den Vampir zu und fragte ihn:
„Na, wie gefällt dir das?! Ist es das was du wolltest, ja?! Ich sagte doch, du kannst mir nichts anhaben!“
Da ich den Vampir aber nicht vernichten und ihm auch sonst nichts antun wollte, ließ ich das Kreuz schnell wieder an meinem Körper unter meinen Sachen verschwinden, während die Bissmale, an meinem Hals, von selbst verschwanden.
Meinen Umhang richtete ich, auch meine Kapuze zog ich mir wieder über meinen Kopf und tiefer ins Gesicht, dann sah ich Sebastian und auch den anderen Vampir noch einmal an, schüttelte den Kopf und ging dann zur Feuerleiter.
Worte für das alles hatte ich nun keine mehr.
Ich hatte nun begriffen, dass wahrscheinlich auch Sebastian es nur auf mein Blut abgesehen hatte und war mehr als enttäuscht. Aber, was hatte ich denn auch erwartet?
...Vampire eben...
Mit dicken Tränen, der Traurigkeit und der schmerzenden Sehnsucht, stieg ich schließlich die Feuerleiter herab, bis ich den Boden erreicht hatte und dann meines Weges ging, nachdem ich noch einmal traurig zum Dach hinauf gesehen hatte.
Von Weinkrämpfen geschüttelt, schlug ich den Weg zur Pension ein, die ich etwas später auch erreichte, mich in mein Zimmer begab und es von innen schloss.
Meinen Umhang legte ich ab, dann legte ich mich weinend auf das Bett.
Als der Tränenfluss schließlich nachließ wusste ich auch, dass ich einen Fehler gemacht hatte, indem ich dachte, dass eine Freundschaft oder gar eine Liebe zwischen einem Menschen und einem Vampir möglich wäre.
Ich hatte mich getäuscht und würde nun wirklich nur noch beobachten und studieren, um später in das Reich meines Vaters zurückzukehren.
Angst hatte ich aber noch immer keine. Ich war einfach nur noch mehr als enttäuscht.
Mein Buch holte ich aus dem Nachtschränkchen, setzte mich an den Tisch und schrieb meine Erlebnisse auf, während ich nebenbei etwas aß.
Gefühle und Tränen ließ ich nun aber beiseite.
*-*-*
Erschrocken sah ich mit an, was Aidan mit dem anderen Vampir machte. Innerlich musste ich grinsen, als dieser dann fortflog ohne vollendeter Taten. Da war die Wunde an Aidans Hals tatsächlich von selbst geheilt. Wie es schien hatte der junge Mann also die Wahrheit gesagt.
Dann ging er und ich konnte den Schmerz und seine Traurigkeit spüren.
Leise folgte ich ihm und lachte, als ich sah, wo er wohnte. Sein Zimmer hatte ich ebenfalls schnell ausfindig gemacht. Es befand sich direkt unter dem Meinen.
Viel Zeit blieb mir nicht mehr, da die Sonne in wenigen Stunden aufgehen würde. Dennoch musste ich ihn besuchen. Auch wenn ich vorerst noch Bedenken hatte. Unruhig ging ich auf dem Dach auf und ab.
Wenn er uns hätte töten wollen, hätte er das Kreuz anders eingesetzt. Nur warum war er so traurig gewesen? Vielleicht hätte ich ihn weiter beschützen sollen... hmm?
Es blieb mir ein Rätsel und ich musste ihn wohl besuchen, wenn ich eine Antwort wollte.
Also hing ich mich an die Dachrinne des Hause, um an Aidans Fenster zu klopfen. Fliegen wollte ich hier nicht, da nun doch noch der Eine oder Andere wach war. So sah es einfach nach einen Verrückten aus, der sich um Dach hangelte.
Ob er mich hineinlassen würde?
*-*-*
Allein und in mich zurückgezogen, schrieb ich noch immer an den vergangenen Ereignissen, während ich nun noch ab und zu einen Schluck Tee zu mir nahm, als könnte es mir beim Nachdenken helfen.
Plötzlich hörte ich es an der Fensterscheibe klopfen und glaubte schon mich verhört zu haben, als ich mich dann aber umdrehte und Sebastian sah, nahm mein Gesicht einen recht trotzigen Ausdruck an... während ich bei mir dachte: Nicht schon wieder... was willst du von mir, wo du mir doch ohnehin nicht schaden kannst?
Dennoch stand ich auf, öffnete das Fenster und ließ Sebastian ein.
Toll, jetzt hatte ich nicht einmal meinen Umhang um und konnte mich so nicht bedecken... Mist.
„Bitte, tretet ein.“, bat ich Sebastian förmlich, so als würde ich mich am Hofe meines Vaters befinden. Nein, ich hatte meine gute Kinderstube nicht vergessen.
„Was kann ich für euch tun, Sebastian?“, fragte ich ihn, weiterhin sehr höflich... gelernt ist eben gelernt. Doch zeigte ich nun aus welchem Holz ich geschnitzt war und verbeugte mich eben nicht mehr, zeigte wer und was ich war, und dass ich eben von Adel war.
Mir fiel es unglaublich schwer, denn mein Herz schrie förmlich nach ihm... meine Sehnsucht nach ihm war... unerträglich und doch... suchte ich beides, so gut wie möglich, zu unterdrücken.
Das machtvolle Kreuz trug ich weiterhin am Körper, das nur durch meine Kleidung verdeckt wurde. Nur wenn ich dieses Kreuz ablegen würde, wäre ich angreifbar... dies aber tat ich unter gar keinen Umständen und folgte somit dem Rat meines geschätzten Vaters. So wie ich es damals getan hatte und mir somit der Biss des Werwolfes nichts anhaben konnte.
Mit meinen himmelblauen Augen, in denen sich die Traurigkeit widerspiegelte, schaute ich in die ...hübschen Augen meines Gegenübers, während meine langen roten Haare meine Schultern sanft umhüllten.
*-*-*
Als sich das Fenster öffnete und Aidan mich herein bat, trat ich ein und schaute mich kurz um.
''Seid gegrüßt, Aidan. Verzeiht die Störung, aber ich musste euch wiedersehen, auch wenn ich euch nicht töten kann'', begrüßte ich meinen Gegenüber, wobei ich ihm zunickte.
Seine Augen schienen mich gefangen zu halten und ich konnte nichts dagegen tun. War das Einbildung?
''Aidan, bitte sagt mir, warum ihr nun doch gegangen seid? Aber vor allem, warum ihr so traurig wart'', bat ich ihn dann und schaute ihn weiter an.
Weit stand ich nicht weg von ihm und trat einen Schritt ihm entgegen. Er zog mich magisch an und ich war froh, ihn endlich ganz sehen zu dürfen. Immerhin hatte er sich gut verdeckt gehalten. Ja, er war sehr hübsch, musste ich feststellen.
*-*-*
Noch immer ein wenig trotzig schaute ich Sebastian an, hörte mir seine Fragen an und zuckte zunächst nur mit den Schultern, so als wollte ich eigentlich nicht antworten, tat es aber dennoch, denn unhöflich war ich ja nun wirklich nicht.
„Warum ich gegangen bin, fragt ihr? Ich werde euch diese Frage beantworten... ich bin gegangen, weil ich... weil mir bewusst geworden ist, dass ich mich getäuscht habe... anscheinend auch in dir.
Sicher, was habe ich auch von einem Vampir erwartet, außer dass ihr nur mein Blut wollt, was ja klar war. Traurig... ja, ich war auch traurig... traurig weil... ich mir dummerweise Hoffnungen auf... eine Freundschaft oder auch... auf eine... Ja, auf eine Liebe gemacht habe.
Das war wirklich zu blöd, das weiß ich auch... darum... werde ich wieder der stille Beobachter sein... die Stadt und die Leute und alles andere studieren und dann in das Reich meines Vaters zurückkehren, um dort irgendwann den Thron zu übernehmen.
Keine Sorge, ich werde mich nicht mehr einmischen“, erklärte ich Sebastian und schaute weiterhin in seine tollen Augen.
*-*-*
Ach, so war das also gewesen. Jetzt verstand ich durchaus seine Reaktion und ging noch einen Schritt auf Aidan zu. Langsam umkreiste ich ihn und streichelte mit den Fingern über seine Schultern.
''Sag Aidan, was fasziniert dich so an mir'', bat ich ihn dann, während ich sichtlich mit ihm flirtete.
''Außerdem, was sagt dir, dass es nicht mehr geben kann. Sicher war ich enttäuscht nicht dein Blut bekommen zu können, aber scheinbar habe ich immer noch Interesse und das sehr großes. Also ist es nicht allein dein Blut, was mich lockt'', meinte ich dann offen, während ich mit seinen Haare spielte, ihn aber immer noch umkreiste.
Langsam ging ich durch den Raum, um Aidan herum und lächelte ihn dabei an.
Ja, ich hatte Hunger, aber nicht nur auf Blut.
*-*-*
Nun runzelte ich schon ein wenig die Stirn, bei dem was ich von Sebastian hörte, zudem er mich nun auch noch umrundete, mich beinahe schon musterte und mir erst mal die Worte fehlten.
Meinen Blick senkte ich zunächst verlegen, dennoch genoss ich es irgendwie, wie er meine Haare berührte, mit ihnen spielte, meine Schultern berührte und nun auch noch mit mir flirtete.
Dennoch hob ich meinen Blick etwas später wieder und versuchte ihm, mit meinen Augen zu folgen... doch ließ ich es bald, da mir das nicht wirklich bekam.
So antwortete ich, während ich zum Fenster schaute und mich wunderte, dass er mich duzte:
„Mich fasziniert an euch, dass ihr ein Vampir seid... ja, das ist es unter anderem. Zudem seid ihr ein bildhübscher Mann“, begann ich, machte eine kurze Pause und sprach dann weiter:
„Ich weiß eben einfach nicht, was ich von euch halten soll, trotzdem ich mich freue, dass ihr hier seid“, weiter konnte ich irgendwie nicht reden, viel zu sehr war ich von seiner Anwesenheit gefangen genommen.
Seine Worte taten ein übriges und ließen mich nun doch leicht rot werden... bestand da doch noch so was wie eine kleine Hoffnung...?
*-*-*
Jetzt war ich es, der sich wunderte.
''Erst duzt du mich und jetzt wieder das sie? Wie wollen wir es halten? Du darfst gerne Sebastian sagen'', meinte ich dann mit einem Grinsen.
Vielleicht war er auch zu aufgeregt gewesen und hatte es nicht mal bemerkt.
Dann blieb ich direkt vor ihm stehen und meinte sanft: ''Du faszinierst mich ebenfalls. Erzähl mir mehr über dich. Zumindest ein wenig, bis die Sonne aufgeht. Denn dann muss ich fort und kann erst nächste Nacht wiederkommen.''
Bewusst verschwieg ich vorerst, dass mein Zimmer direkt über dem Seinen war und der Weg nicht weit wäre.
Meine Finger der einen Hand spielten noch mit seinen Haaren, konnten es nicht lassen, da sie so weich waren und sich gut anfühlten.
Was hatte er nur an sich, dass er mich so anzog? War ich etwa auch schon verliebt?
*-*-*
Ach, Mist, ich schien total neben mir zu stehen. Wie sollte ich ihm das nun erklären?
Okay, ich würde es einfach versuchen.
„Es tut mir leid, ich glaube... ich bin vielleicht ein wenig durcheinander. Sicher können wir es beim Du belassen, Sebastian... dann darfst du auch Aidan zu mir sagen“, willigte ich erklärend ein und musste nun doch grinsen... freute mich regelrecht, als ich von ihm hörte, dass ich ihn ebenfalls faszinierte.
„Tja, was gibt es über mich zu erzählen...? Ich studiere und beobachte gern andere Menschen und Geschöpfe, schreibe es nieder und will es irgendwann vielleicht als Buch heraus bringen. Rein zufällig und so ganz nebenbei bin ich der Sohn des mächtigen Fürsten Niall von Irland.
Irgendwann werde ich den Thron meines Vaters übernehmen und dann... ist es Schluss mit dem Reisen. Ja, ich reise ganz nebenbei auch noch sehr gern und habe schon sehr vieles gesehen. Auch wurde ich schon sehr oft angegriffen, aber mir ist nie etwas geschehen.
Man wollte mich sogar schon bezichtigen, dass ich... ausgerechnet ich, mit dem Teufel im Bunde stehen würde, man wollte mich foltern und auf dem Scheiterhaufen verbrennen... nur kamen sie nicht an mich heran... eben weil mein Vater ein sehr mächtiger Fürst ist.
Das Kreuz hat mich bisher immer vor allem bewahrt. Würde ich das Kreuz ablegen, wäre ich verwundbar, aber ich lege es niemals ab. Nur durch das Kreuz kann ich weder sterben noch kann mir etwas passieren.
Es wurde von den vier Erzengeln persönlich, nur für mich geweiht und gesegnet“, erzählte ich Sebastian offen und ehrlich, schaute ihn dabei an und spürte, wie er weiter mit meinen Haaren spielte.
Meine Gesichtsröte wollte, vor Verlegenheit, so gar nicht mehr weichen, so wie der Vampir vor mir stand.... in voller Größe und Schönheit.
*-*-*
Geduldig und aufmerksam hörte ich zu. Endlich schien mal etwas neues zu passieren, in meinem sonst so trostlosen Leben.
''Wie Interessant und aufschlussreich. Du scheinst mir sehr zu vertrauen, sonst hättest du mir so was kaum erzählt. Aber keine Sorge, ich trachte nicht mehr danach, dein Leben zu beenden, jetzt wo ich weiß, wer du bist'', meinte ich grinsend.
Die Gesichtsröte, die Aidans Gesicht angenommen hatte, fand ich irgendwie süß.
''Sag, Aidan, was würdest du jetzt am Liebsten tun, wenn du alles tun dürftest, wonach es dir in den Sinn kommt?'', fragte ich dann und ging noch einen letzten Schritt auf ihn zu, womit ich nun direkt vor ihm stand.
Es war als Bestände eine ungeahnte Hitze zwischen uns und eine Anziehungskraft, die magnetisch zu sein schien.
Nun ließ meine Hand von seinen Haaren ab und fuhr über seine Brust entlang.
*-*-*
Erst jetzt, da Sebastian diese Worte an mich richtete, bemerkte ich, wie leichtfertig ich so viel von mir preisgegeben hatte.
Verdammt, jetzt wusste er, woher ich meine Kraft bekam. Ein wenig skeptisch war ich nun schon, auch wenn er mir versicherte, dass er mir nun nicht mehr nach dem Leben trachtete.
Aber wer sollte mir das Kreuz abnehmen können? Er würde es auf keinen Fall können, so viel war Fakt. Aber nun ja, ich nahm es eh nicht ab und wog mich somit wieder in Sicherheit.
„Hmm... ja, vielleicht vertraue ich dir... vielleicht war ich aber auch einfach zu leichtfertig. Nun ist es ja egal, nun weißt du, was es mit mir auf sich hat“, erwiderte ich ebenfalls grinsend.
Doch dann brachte mich die Frage des Vampirs zum Nachdenken. Ja, was wollte ich denn tun? Oder... sollte es nicht viel mehr heißen, was konnte ich tun? Seine Finger, die über meine Brust strichen, machten es mir nicht gerade einfacher... zudem die Tatsache, dass er direkt vor mir stand, mein Herz vor Aufregung höher schlagen ließ.
Ich antwortete jedoch frech und um nicht ganz so unbedarft dazustehen:
„Was ich gern tun würde.... hmm...? Vielleicht würde ich gern den Kuss von vorhin wiederholen, diesmal aber nicht so kurz und mit etwas mehr Leidenschaft“, dabei zwinkerte ich ihm zu und konnte mir ein sehr freches Grinsen nicht verkneifen.
Schließlich legten sich auch meine Finger auf seine Brust und strichen sanft über seine Kleidung.... ein seltsames, aber sehr schönes Gefühl...
*-*-*
Aidans Finger auf meiner Brust fühlten sich warm an und ich legte meine Hand auf die Seine.
''Nichts lieber als das'', sagte ich und legte meine Lippen auf die Seinen, wobei meine Zunge frech die Lücke zwischen seinen Lippen nutzte und in seine Mundhöhle eindrang.
Dort traf sie auf seine Zunge und strich sanft und leidenschaftlich darüber.
Meine eine Hand hielt die Seine gefangen und wollte sie gar nicht hergeben. Die Andere umschlang seinen Rücken und zog ihn in eine tiefe Umarmung an mich heran.
Er wollte Leidenschaft, die konnte er haben. Nun drückte ich noch mein Knie zwischen seine Beine.
Warum nur hatte er so eine Ausstrahlung auf mich? Ich war kaum Herr meiner Sinne und verlor mich in diesen Kuss.
*-*-*
Hach, wie sehr ich diesen Kuss genoss und auch freiwillig meine Lippen öffnete. Es war als schwebte ich im siebten Himmel.
Sebastians Berührungen, die Art wie er mich hielt... einfach ein Traum.
Doch dann zuckte ich zurück, als er sein Bein zwischen meine Beine schob und ich ihn erschrocken ansah.
„Nein, nicht... bitte... ich bin noch nicht soweit“, flüsterte ich und senkte meinen Blick verlegen.
Tatsächlich kannte ich das nicht, auch wenn ich mir denken konnte, was das zu bedeuten hatte. Dennoch kannte ich Berührungen dieser Art nicht und hatte auch sonst nie Sex gehabt.
Zwar hatte ich so keine Angst davor, aber... es war mir eben etwas unangenehm gewesen, was Sebastian da getan hatte.
„Es tut mir.... leid“, stammelte ich, vor Röte beinahe glühend, vor mich hin.
*-*-*
Verlegen legte ich die Hand an meinen Hinterkopf und schaute zu Boden.
''Verzeih, ich wollte dich nicht bedrängen. Nur habe ich so was noch nie so kennengelernt. Es gab immer nur Blut und Sex. Wie in einem Rausch eben. So etwas, wie mit dir, habe ich noch nie erlebt.
Es tut MIR leid, ich wollte dich nicht bedrängen oder überfordern'', hörte ich mich wie ein Gentleman sagen.
Erst dann schaute ich in Aidans gerötetes Gesicht und musste lächeln. Zum Glück konnte mir das Blut nicht mehr in die Wangen steigen, so dass sie blass wie eh und je blieben. Nur meine roten Lippen stachen hervor.
''Weißt du was, wir könnten noch ein wenig spazieren gehen, bevor ich zur Ruhe muss, wenn die Sonne aufgeht'', schlug ich dann vor.
Ein wenig Ablenkung wäre gut, draußen würde ich nicht über ihn herfallen, dafür war er viel zu schade. Er hatte mir die Sinne geraubt und hätte sich in mein Herz geschlichen, sofern ich noch eins besitzen würde.
*-*-*
Verständnis...? Hatte ich da wirklich Verständnis von Sebastian vernommen... und... hatte er sich gerade wirklich entschuldigt?
Ja, ich hatte es genau gehört und lächelte ihn nun an.
„Alles gut, Sebastian. Du musst dich nicht entschuldigen, immerhin wollte ich Leidenschaft und da konntest du gar nicht anders. Ich fühlte mich auch nicht bedrängt... mir war es nur irgendwie unangenehm... weil... na ja, weil ich so was eben auch nicht kenne und noch nie... Sex hatte“, gestand ich dem Vampir sehr offen und ehrlich.
So ging ich wieder ein Stückchen auf ihn zu, streichelte seine Wange und küsste ihn kurz, aber sanft auf den Mund.
„Okay, gehen wir spazieren“, willigte ich freudestrahlend ein.
Sogleich nahm ich meinen Umhang, hängte mir diesen um und setzte auch die Kapuze wieder auf, anschließend nahm ich meinen Schlüssel, öffnete die Tür und ließ Sebastian den Vortritt.
Ich freute mich mit ihm ein bisschen spazieren zu gehen.
*-*-*
Er hatte also noch nie Sex gehabt und wenn er mich ließe, wäre ich der Erste. Es freute mich sehr und ich fühlte mich wie etwas besonderes.
Dann öffnete er die Tür und ich ging voraus. Obwohl ich oben wohnte, hatte ich noch nie diesen Teil des Hauses betreten und schaute mich nebenbei ein wenig um. In einen der Zimmer war ich durchaus schon gewesen, hatte das Morden, so nah an meinem Nachtquartier aber schnell sein lassen.
Draußen angekommen, schaute ich in den Himmel und sah die vielen Sterne. Wie schön es doch war. Langsam ging ich neben Aidan her und als wir alleine zu sein schienen, nahm ich seine Hand.
''Weißt du, über deinem Zimmer, befindet sich ein Zimmer, indem ich schon seit längerem lebe. Es ist der Dachboden, der hinterste Teil, der seit Jahren nicht genutzt wird'', gestand ich und vertraute ihm somit ebenfalls.
Jetzt war es ruhig draußen geworden, da die Meisten bereits zur Ruhe gegangen waren. Nur noch hier und da, war mal etwas zu vernehmen.
*-*-*
Höflicherweise ließ ich Sebastian vorgehen, ging ebenfalls hinaus, schloss hinter mir die Tür und schloss diese auch ab.
Endlich draußen angekommen folgte ich dem Blick des Vampirs... hinauf zu den Sternen und hätte beinahe angefangen zu träumen... so toll sah der Himmel gerade aus.
Als Sebastian dann meine Hand nahm, wurde ich direkt wieder verlegen, dennoch ließ ich es zu und genoss, dass er meine Hand hielt. Es war schön und es fühlte sich an, als wären wir bereits ein Paar.
Ich lächelte ihn an, nachdem ich die Kapuze meines Umhangs etwas hoch geschoben hatte.
Während wir durch die Straße liefen, hörte ich was er mir erzählte und musste grinsen.
„So, so, du wohnst also genau über mir. Interessant. Dann kann ich dich ja mal besuchen kommen, oder aber du... könntest bei mir schlafen, dann wärst du nicht so allein“, schlug ich ihm vor.
Nein, ich wollte tatsächlich nicht, dass mein Vampir allein wäre und mein Herz wollte das ebenfalls nicht... bei dem Gedanken, dass er bei mir schlafen würde... machte mein Herz beinahe Freudensprünge.
*-*-*
Aidans Idee schmeichelte mir und ich grinste ihn frech an.
''Weißt du denn worauf du dich einlässt, wenn du dir einen Vampir ins Haus holst?'', fragte ich scherzhaft und legte meine Hand unter sein Kinn, um ihn für einen kurzen Kuss an mich zu ziehen.
''Wie soll ich mich denn beherrschen, wenn ich bei dir schlafen soll?'', wollte ich dann wissen.
Obwohl mir der Gedanke durchaus gefiel, nicht alleine schlafen zu müssen. Das Blut, was durch seine Adern floss konnte ich spüren und nur zu gerne hätte ich mal davon gekostet. Immerhin war ich immer noch ein Vampir und mein Blutdurst war groß.
Vielleicht sollte ich noch eine schnelle Mahlzeit zu mir nehmen, bevor die Sonne aufging.
''Versteh mich bitte nicht falsch. Gerne bleibe ich bei dir, nur bin ich immer noch ein Vampir und in deinen Adern fließt Blut. Was, wenn ich dich beiße? Kreuz hin oder her...'', sprach ich dann ganz offen.
*-*-*
Okay, jetzt brachten mich Sebastians Worte schon wieder zurück in die Realität, aus der ich mich zurückgezogen und meinen Träumen nachgegeben hatte... zumal er mich so sanft geküsst hatte, dass ich dachte, ich würde schon auf Wolke sieben schweben. Den Kuss hatte ich natürlich erwidert... auch wenn dieser nur sehr kurz war.
Ich nickte dann, denn er hatte Recht mit dem was er sagte.
„Du hast sicher recht. Es tut mir leid, dass ich so was von mir gegeben habe. Ich glaube, ich habe... mich zu sehr in einen wunderschönen Traum befunden und wollte die Realität nicht sehen“, erwiderte ich und Traurigkeit machte sich wieder in mir breit.
Natürlich wusste ich aber auch, dass er mir gar nichts würde antun können, aber es wäre ohnehin schwierig würden wir in einem Bett liegen. Da ich mein Kreuz nicht ablegen würde, würde es für Sebastian gefährlich werden, außer ich... würde angezogen ins Bett gehen. Jedoch hatte ich die Angewohnheit nackt zu schlafen.
„Nicht nur du könntest mir gefährlich werden.... ich dir leider auch. Verzeih mir... ich habe nicht nachgedacht. Es tut mir leid“, fügte ich hinzu: „Ich werde dann erst mal wieder zurück, denke ich, und etwas schlafen. Es war doch eine sehr anstrengende Nacht.“
Ich hauchte ihm noch einen Kuss zu, ehe ich mich umdrehte und den Weg zurück zur Pension ging und schon daran dachte das Kreuz einfach abzulegen... aber was dann....
*-*-*
Aidans Traurigkeit ging mir durch und durch. Es tat irgendwie weh, ihn so zu sehen. Nur was sollten wir tun? Hatte dieses hier überhaupt einen Sinn, eine Zukunft?
Leise seufzte ich, nachdem er gegangen war und machte mich auf die Suche nach einer leichten Beute, die letzte für diese Nacht.
Ein junger Mann musste scheinbar schon früh raus und schien irgendetwas in seiner Tasche zu suchen.
''Kann ich ihnen helfen? Haben sie etwas verloren?'', fragte ich freundlich.
''Ähm... ja, ich suche meinen Schlüssel. Vielleicht habe ich ihn gar nicht eingesteckt und oben liegen gelassen'', meinte er und wollte schon kehrt machen, als der Schlüssel zu Boden fiel.
''Da ist er ja'', stellte ich fest und hob den Schlüssel auf.
Mein Blick hielt den Mann gefangen und ich reichte ihm seinen Schlüssel. Er rührte sich nicht und ich schaute mich um, ob uns jemand beobachtete. Es war noch immer Menschenleer auf den Straßen und so umarmte ich den Mann und biss ihm in den Hals.
Leise wimmerte er und ich beruhigte ihn mit einem ''Schhh...''.
Dann trank ich sein Blut bis auf den letzten Tropfen und legte ihn in den Hauseingang. Es sah aus, als würde er schlafen.
Jetzt ging es mir wenigstens in der Hinsicht besser und ein Blick zum Himmel sagte mir, dass ich Heim musste.
Schnell huschte ich über die Dächer und konnte es nicht lassen, schaute einmal kurz durch Aidans Fenster, ob es ihm gut ging, bevor ich in meinem Zimmer verschwand und die Gardinen zuzog.
Jetzt war es Zeit mich meinem Tagebuch zu widmen und anschließend zu schlafen.
*-*-*
Mein Zimmer erreicht legte ich meinen Umhang ab, schloss von innen die Tür und setzte mich dann an den Tisch.
Verzweifelt vergrub ich meinen Kopf in meinen Händen und wieder flossen Tränen. Es hatte keinen Sinn. Entweder würde nichts aus uns werden, oder aber... ich legte mein Kreuz ab, verzichtete somit auf den Schutz und ließ mich von ihm zu einem Vampir machen... oder noch besser gleich töten...
...oder aber.... ich würde meine Koffer packen und die Heimreise antreten... heim zu meinem Vater, der mich sicher ohnehin schon vermisste... genauso wie ich ihn.
Eine Mutter hatte ich ja leider nicht mehr, sie war nach meiner Geburt, am Kindbettfieber gestorben.
Mein Vater war alles was ich noch hatte und ihn zu enttäuschen... nein, das brachte ich nicht fertig. Er hatte sich gut um mich gekümmert, war mir ein liebevoller Vater gewesen... nein, das Kreuz würde ich nicht ablegen können.
Somit würde ich wohl die letzte Nacht hier verbringen.
Mein Buch holte ich heraus und schrieb wieder alles auf, was geschehen war... ließ auch nichts aus.... während mein Herz schwer war vom Schmerz und der Traurigkeit... von der Sehnsucht... deren Schmerz ich kaum ertragen konnte...
...aber ertragen müsste, wollte ich meinen Vater nicht enttäuschen.
Sebastian....
*-*-*
Lange hatte ich geschrieben, fand kein Ende und keine Lösung für unser Problem. Die Sehnsucht zu Aidan war groß und am Liebsten hätte ich es riskiert und wäre am Tage durch die Flure zu ihm gehuscht.
Aber die Gefahr war zu groß und so blieb ich in meinem Zimmer, schlief irgendwann doch vor Erschöpfung ein.
Als ich erwachte, war es noch hell draußen und so konnte ich noch ein wenig weiterschreiben.
Ach Aidan, wenn du wüsstest, wie sehr ich mich nach dir verzehrte. Warum nur war er ein Mensch und ich ein Vampir. Trug er das Kreuz, konnte ich ihm nicht vollkommen nahe sein und trug er es nicht, würde mich sicherlich der Blutdurst überkommen.
Entweder würde er sterben bei dieser Liebe oder ich.
Es war aussichtslos, egal wie man es drehte und wendete. Zumal sein Vater, der Fürst, sicherlich auch nicht begeistert wäre, wenn ich Aidan zu einem Vampir machen würde.
Da würde ich mir großen Ärger einhandeln und könnte sicherlich auch gleich genauso gut die Sonne ein letztes Mal betrachten.
Immer wieder seufzte ich und starrte die weiße Decke an, wartete darauf, dass es endlich Nacht werde.
*-*-*
Während ich in mein Buch schrieb, dachte ich nach... wieder und wieder, doch kam ich nur zu einem Ergebnis... ich musste heim, noch heute.
So hätte Sebastian seine Ruhe und würde mich sicher bald vergessen... genauso wie ich dann vielleicht auch meine Ruhe hätte... was ich glaubte... und vergessen... würde ich ihn wohl auch nicht können.
Aber es nutzte ja nichts... wir würden wohl niemals zusammen kommen können.
Es tut mir so leid, Sebastian. So gern würde ich dir all meine Liebe geben... aber ich kann meinen Vater unmöglich enttäuschen., dachte ich traurig, dann schlug ich das Buch zu und begann alles wieder einzupacken.
Tränen hatte ich schon keine mehr und meine Augen brannten schon wie Feuer, aber ich tat was ich tun musste und schlief am Tag deswegen auch nicht.
Nachdem ich alles eingepackt hatte, schloss ich die Koffer und stellte diese vor die Tür. Da ich mein Buch noch nicht in mein Handgepäck gepackt hatte, öffnete ich es noch einmal, riss eine Seite heraus und schrieb:
„Mein lieber Sebastian... mein Angebeteter... wenn du das hier liest, bin ich abgereist. Ja, ich fahre nach Hause zu meinem Vater. Es tut mir leid, dass aus uns nichts werden kann. So gern hätte ich dir all meine Liebe geschenkt, die ich für dich empfinde. Aber meinen Vater kann ich unmöglich enttäuschen, indem ich mich von dir zu einem Vampir machen ließe.
Ich bitte dich das zu verstehen und mir zu verzeihen.
Natürlich weiß ich, dass ich ohne dich wahrscheinlich niemals glücklich werden kann und doch... denke ich, dass es für uns keine Zukunft gibt und es so sicher besser ist. Ich würde durch deinen Biss sterben oder du durch mein Kreuz und das wollen wir beide sicher nicht.
Ich wünsche dir dennoch alles Liebe.
Dein Aidan.“
Anschließend nahm ich das Buch, packte es in mein Handgepäck und auch alles andere, das noch fehlte und verließ mein Zimmer.
Ich stieg hinauf zum Dachboden und klemmte den Zettel zwischen die Tür und den Rahmen.... ganz leise, dann schlich ich wieder runter, schnappte mir mein Gepäck und meldete mich bei der Anmeldung ab.
Dann verließ ich die Pension und machte mich auf den Weg zum Hafen. Unterwegs konnte ich noch eine Kutsche und einen Kutscher aufgabeln, der mich dann zum Hafen fuhr.
Und ich hatte Glück, denn gerade war wieder ein Dampfschiff angekommen und es stiegen Leute aus, aber auch welche ein.
Beim Captain bezahlte ich die Überfahrt und ging dann auf das Schiff, während man mein Gepäck in meine Kabine brachte und ich diese anschließend betrat.
Hach... Sebastian... mein große Liebe...
*-*-*
Irgendetwas hatte ich doch auf dem Flur gehört, vor dem Dachboden. Also verhielt ich mich ganz ruhig,aber es kam Niemand hinein. Dennoch ging ich normalerweise nicht durch die Tür hinaus, sondern ja immer durchs Fenster.
Aber aus irgendeinem Grund musste ich nachsehen, was dort vor sich gegangen war. Ob Aidan nach mir sehen wollte?
So fand ich seinen Brief, den ich las. Traurigkeit machte sich in mir breit und dennoch verstand ich ihn nur zu gut.
Ach Aidan... Warum nur, musste es so sein, wie es war?
Der Tag ging und die Nacht brach herein. Ehrlich gesagt, hatte ich keine Lust hinaus zu gehen, einzig allein der Hunger trieb mich.
Mein Blick fiel über die Stadt, während ich, wie fast jede Nacht auf einen der Dächer stand. Diese unendliche Leere hatte ich vorher nie so gespürt, wie jetzt.
Ausgerechnet jetzt musste mir wieder dieser Vampir begegnen, der Aidan haben wollte.
''Wen haben wir denn da?'', hörte ich ihn voller Wut sagen.
Mir war es egal, was mit mir geschah, da alles so sinnlos schien.
*-*-*
In die Kabine hatte ich mich eingeschlossen, wollte nichts und niemanden sehen... dort blieb ich auch die ganze Fahrt über... nur ab und zu kam jemand vorbei, der mir etwas zu Essen brachte. Ansonsten verbrachte ich die Fahrt mit dem Dampfschiff, die schon einige Zeit dauerte, ganz allein und einsam.
Meine Heimat hatte ich so endlich erreicht und ließ mich von einer Kutsche zum Hofe meines Vaters bringen, was wiederum sehr viel Zeit in Anspruch nahm.
Auch jetzt weinte ich nicht, denn in der Öffentlichkeit gehörte sich das nun mal nicht.
Wieder etwas später und nach vielem Nachdenken kam ich endlich im Schloss an, wurde herzlich empfangen und freudig von meinem Vater begrüßt.
Doch wollte ich jetzt wirklich niemanden sehen, was ich meinem Vater, trotz der Freude ihn wieder zu sehen, mitteilte.
Während die Diener sich um mein Gepäck kümmerten, verkrümelte ich mich in mein Zimmer und warf mich nun weinend auf mein Bett. Es tat so unglaublich weh, dass ich dachte der Schmerz in meinem Herzen und die Sehnsucht nach Sebastian, würden mich zerreißen.
Dann jedoch hörte ich es an meiner Tür klopfen und hörte auch die Stimme meines Vaters:
„Mein Junge, darf ich reinkommen?“
Ich ließ nur ein „Ja“ hören, woraufhin sich die Tür öffnete, mein Vater das Zimmer betrat und die Tür schloss.
Alsdann setzte ich mich in meinem Bett auf und schaute meinen Vater an, der sich zu mir setzte.
„Was ist denn los, mein Sohn, möchtest du drüber reden, hm?“
„Ach, Vater...“, weinte ich schluchzend und fiel ihm in die Arme.
Er schlang seine Arme um mich und drückte mich sanft streichelnd an sich... versuchte mich zu trösten.
„Schhh.... ist es denn so schlimm, hm... magst du drüber reden... ich höre dir gern zu... egal was es ist.“
Doch konnte ich jetzt nicht reden, krallte mich nur an ihn und vergrub mein Gesicht in seiner Kleidung.
Erst sehr viel später und nach vielen Tränen, zog ich ein Taschentuch aus meiner Tasche und tupfte mir die Tränen ab, schaute anschließend meinem Vater in die Augen.
„Geht es wieder?“
Ich nickte, dann erzählte ich ihm, haarklein, was los war und er hörte mir tatsächlich still und in aller Ruhe zu.
„Ich verstehe wie du dich fühlst“, begann er zu antworten: „Dein Angebeteter ist ein Vampir und du hast Angst mich zu enttäuschen. Aber glaube mir, du hast mich nie enttäuscht und du könntest mich auch so niemals enttäuschen, mein Junge. Du bist das Beste, das mir jemals passiert ist. Ich bin so stolz auf dich.
Wenn dir soviel an dem Vampir liegt, dann reise zurück und hole ihn hierher. Ich bin mir sicher, dass uns etwas einfällt, wie ihr dennoch zusammen sein könnt... auch wenn ich dafür zustimmen müsste, dass du dich von ihm verwandeln lässt.
Was meine Nachfolge angeht... würde ich sie dir nicht verwehren... selbst wenn du ein Vampir werden solltest.
Ich liebe dich, mein Sohn und ich will nur, dass du glücklich wirst, das allein zählt für mich.“
Mit großen Augen hörte ich meinem Vater zu, hätte ja mit allem gerechnet, aber niemals damit, dass er so reagieren würde.
„Vater, ich liebe dich auch.“
„Und nun... ab mit dir, pack ein was du brauchst und hole deinen Angebeteten her. Ich würde ihn auch gern mal kennen lernen und mich mit ihm unterhalten.“
„Danke Vater.“, freute ich mich und schenkte ihm ein strahlendes... sehr dankbares Lächeln.
„Das ist mein Sohn, so will ich dich sehen.“, sprach er noch, dann erhob er sich von meinem Bett und ging hinaus, lächelte mich noch einmal liebevoll an.
Sogleich sprang ich von meinem Bett runter, packte nur das Nötigste ein, nahm noch mal ein Bad und ließ mich anschließend pflegen und ankleiden.
Meinen Umhang band ich wieder um und setzte die Kapuze auf, alsdann verabschiedete ich mich von meinem Vater und machte mich auf den Weg zu meinem Vampir.
Ohne ihn wollte ich einfach nicht sein.
Das Kreuz hatte ich allerdings noch immer an meinem Körper... das würde ich erst zu gegebener Zeit ablegen.
Ich hatte eine Entscheidung getroffen und nichts würde mich mehr davon abbringen.
Den Hafen und damit auch die Stadt erreichte ich nach einiger Zeit wieder und es war wiederum mitten in der Nacht, als das Dampfschiff anlegte.
Ich verließ das Schiff und betrat den Hafen... ging an den Kai... genau zu der Stelle an der wir uns kennen gelernt hatten.
Warum konnte er jetzt nicht hier sein... bitte... Sebastian, ich bin doch hier... komm zu mir... bitte... und ich nehme dich sofort mit mir... ohne dich... hat alles keinen Sinn und mein Herz schmerzt so sehr, bat ich in Gedanken und schaute sehnsüchtig zum Himmel hinauf...
Wieder rannen Tränen aus meinen Augen... die ich nicht unterdrücken konnte.
*-*-*
Der fremde Vampir fletschte die Zähne und kam direkt auf mich zu. Erst wollte ich nicht ausweichen, tat es dann doch. Auch wenn mir mein Leben sinnlos vorkam, wollte ich mich nicht so Einem hergeben. Er sollte nicht gewinnen.
Ich konnte hören, wie er eine Drehung machte und erneut auf mich zukam. Mit einem festen Griff, packte ich ihm am Genick, was gleich knackte.
Soviel Kraft hatte ich mir gar nicht zugetraut und so riss ich ihm am Kopf mit mir, zu einem Ast, der auf dem Dach verhakt vom letzten Sturm lag. Den brach ich ab und rammte ihn in sein Herz.
Ein Schrei ging durch die Stadt, bevor der fremde Vampir zu Staub zerfiel.
''Das war für Aidan'', meinte ich und spürte eine Träne über meine Wange rollen.
Anschließend tötete ich wahllos zahlreiche Menschen. Es ging mir nicht um ihr Blut, sondern darum meinen Schmerz irgendwie zu stillen.
Ziemlich fertig, ging ich kurz bevor die Sonne aufging, in mein Zimmer. Natürlich spielte ich mit dem Gedanken mir den Sonnenaufgang anzusehen. Aber irgendwas hielt mich davon ab.
Schreiben konnte ich nicht, dazu fehlte mir die Kraft oder der Wille.
Als die nächste Nacht hereinbrach, wollte ich gar nicht aufstehen, tat es dann aber doch.
Ziellos ging ich durch die Straßen, bis ich mich am Hafen wiederfand. Wie versteinert schaute ich zu den Schiffen.
War das wirklich Aidan, der da stand? Unmöglich!
*-*-*
Eine halbe Ewigkeit stand ich noch so am Kai, betrachtete mal den Himmel und mal schaute ich sehnsüchtig übers Wasser. Schließlich entschloss ich mich ihn suchen zu gehen, denn ich würde hier nicht eher verschwinden, bis ich meinen Liebling gefunden hätte.
So drehte ich mich um, bereit meine Suche zu beginnen, als mein Herz zu rasen und meine Augen zu leuchten begannen.
Da! Da stand er.... mein Sebastian... als hätte er mein Sehnen und Flehen gehört.
„Sebastian...“, hauchte ich, als könnte ich es nicht glauben.
Ich ließ meine Tasche fallen und rannte einfach auf ihn zu, wobei die Kapuze meines Umhangs von meinem Kopf nach hinten fiel.
Sebastian erreicht, fiel ich ihm einfach so um den Hals, während mir Tränen der Freude und des Glücks über die Wangen liefen.
„Dass ich dich wieder hab... welch ein Glück...“, flüsterte ich ihm freudestrahlend zu.... herzte und küsste ihn.
Erst nach einer Weile ließ ich von ihm ab und schaute ihm glücklich in die Augen, dann erzählte ich ihm von dem Gespräch mit meinem Vater und was er gesagt hatte.
„Magst du mit zu mir kommen? Wir könnten im Schloss leben... und mein Vater würde dich auch sehr gern kennen lernen. Er.... wäre auch damit einverstanden, dass ich mich von dir verwandeln lasse. Wie er meinte, will er nur, dass ich glücklich werde.
Und ich würde nur dann glücklich werden, wenn... ich mit dir zusammen sein kann... ich habe mich doch so sehr in dich verliebt“, beendete ich meine Erzählung und wartete nun auf eine Reaktion von Sebastian.
Würde er zustimmen und mitkommen?
Ich hoffte es so sehr... schaute ihm bittend und sehnsüchtig in seine wunderschönen Augen.
*-*-*
Ja, es war mein Aidan, der da auf mich zugerannt kam und mir in die Arme fiel.
''Dass ich DICH wieder hab!'', korrigierte ich ihn, da er mich ja verlassen hatte.
Dennoch war auch ich mehr als froh, ihn wiederzuhaben und hörte ihm aufmerksam zu.
''Sehr gerne komme ich mit dir mit und lerne deinen Vater kennen, lebe mit dir auf eurem Schloss. Mein Herz will dich um jeden Preis, aber dennoch sollten wir nichts übereilen. Auch wenn unsere Herzen füreinander schlagen, hoffe ich doch sehr, dass du meine Worte jetzt nicht falsch auffasst'', begann ich, wobei ich ihn nicht losließ und tief in seine schönen Augen sah.
Sanft streichelte ich über sein Haar, das im Wind wehte.
''Gerne mache ich dich zu einem von den meinem, nur lass uns damit noch warten. Wir sollten uns Zeit lassen und uns kennenlernen...'', sprach ich bedenkend aus.
''Ich möchte nicht, dass du diese Entscheidung vielleicht irgendwann bereust. Denn rückgängig machen kann ich es nicht'', kam es leise von mir.
Zwar schmerzten mich diese Worte und ich konnte mir durchaus vorstellen, wie sie auf Aidan wirken mussten, doch konnte ich nicht anders und musste ihn daran teilhaben lassen.
*-*-*
Den sehr vernünftigen Worten des Vampirs lauschend nickte ich verständig, und doch konnte ich nicht anders und lächelte ihn einfach an.
„Was sollte ich denn an deinen Worten falsch verstehen? Ich verstehe deine Bedenken vollkommen und würde gern noch etwas warten, bis wir uns richtig kennen gelernt haben.
Ich habe ohnehin noch das Kreuz bei mir und werde es sicher nicht vorschnell ablegen. Wenn wir irgendwann soweit sind, dann werde ich es ablegen, bis dahin können wir die erste schöne Zeit der Liebe genießen“, antwortete ich ihm, lächelte sehr liebevoll und verstehend.
Wie sehr genoss ich seine Arme, die mich umschlangen und nicht losließen, seine Nähe... einfach alles... seinen Blick, mit dem er mir in die Augen schaute.
Meine rechte Hand hob sich, legte sich an seine linke Wange und streichelte diese sanft, dann kam ich ihm immer näher, legte meine Lippen liebevoll auf die seinen und küsste ihn voller Zärtlichkeit.
Den ich freute mich total darauf, dass Sebastian tatsächlich bereit war mit mir nach Hause zu kommen und auch meinen Vater kennenlernen wollte.
„Wann können wir denn los?“, wollte ich von Sebastian wissen: „Brauchst du noch etwas aus deinem Zimmer?“
*-*-*
Genießend schmiegte ich mich an Aidans Hand und erwiderte anschließend den Kuss nur zu gerne.
''Viel habe ich nicht. Wenn du magst hole ich es und wir sollten wohl los, solange es noch dunkel ist und im Dunkeln ankommen. Sonst wird es nichts damit, deinen Vater kennenzulernen'', scherzte ich ein wenig.
''Ist denn ein Schiff bereit zum Auslaufen? Hier hält mich nichts. Wenn du möchtest, können wir jederzeit los'', meinte ich bereitwillig und lächelte.
Es freute mich sehr, dass Aidan mich verstand und genau das bestätigte mein Verlangen nach ihm. Er war mehr als perfekt!
*-*-*
„Gut, ich werde hier auf dich warten. Das Schiff dahinten, wird uns in mein Land bringen“, meinte ich und zeigte auf das Schiff, das etwas entfernt von uns am Hafen lag.
„Ich werde dann schon mal die Überfahrt für uns bezahlen. Mach dir mal keine Sorgen, du wirst heil bei uns ankommen, denn auch die Kabine kann man abdunkeln, so dass dir nichts geschehen kann“, fügte ich sanft hinzu und musste ihn noch einmal küssen, als würde ich nicht genug von ihm bekommen, was ja wohl auch so war.
Es fühlte sich so toll an ihn zu berühren, seine kalte blasse Haut, wie er sich in meine Hand schmiegte.... für mich war er ein wahr gewordener Traum.
„Oder möchtest du, dass ich dich begleite?“, wollte ich von ihm wissen, obwohl es wohl besser wäre wenn ich hier auf ihn wartete und schon mal die Reise bezahlte.
Meine Augen strahlten ihn förmlich an, so glücklich war ich gerade... konnte es kaum fassen.
*-*-*
Wie niedlich Aidan doch war und ich musste schmunzeln, konnte gar nicht anders. Obwohl ich so was von mir nicht wirklich kannte.
''Du beruhigst mich'', meinte ich, ''Kümmere dich um alles hier und du wirst sehen, ich bin so schnell wieder da, dass du kaum merkst, dass ich weg gewesen bin.''
Auch ich küsste noch einmal diese warmen, weichen, vollen Lippen, die voller Blut pulsierten unter den Meinen und dennoch hatte ich kein Verlangen hinein zu beißen, vielmehr wollte ich ihn nur küssen und schmecken.
Dann schwand ich in die Nacht hinein, um aus meinem Zimmer mein Hab und Gut zu holen.
Schnell hatte ich alles gepackt und hinterließ das Zimmer, wie ich es vor Jahren vorgefunden hatte. Niemand würde Verdacht schöpfen, dass hier Jemand gelebt hatte.
Anschließend flog ich wieder zum Hafen, landete ungesehen und ging in Richtung des Schiffes, wo ich Aidan vermutete. Ja, es war, als roch ich ihn. Er roch nämlich verdammt gut und das zog mich regelrecht magisch an.
*-*-*
Wie besprochen, verschwand mein Liebling in der Dunkelheit der Nacht und ich ging zum Schiff, wo ich für uns beide alles Nötige regelte und auch bezahlte, nachdem ich mich wieder sorgfältig verhüllt und auch meine Tasche wieder an mich genommen hatte.
Es war schön von Sebastian zu hören, dass ich ihn beruhigte. Ja, definitiv würde ich alles tun, damit es ihm gut ginge, er sich wohl fühlte und glücklich war. Nichts anderes war für mich wichtig.
Zum Glück hatten sie noch eine Kabine frei, die man abdunkeln konnte. Wie ich meinte, würde ich gern die ganze Reise hindurch schlafen wollen und dafür bräuchte ich es dunkel.
Man verstand mich und ich bekam eine tolle Kabine, die man wirklich abdunkeln konnte. Jedoch wartete ich noch auf meinen Sebastian, der auch nicht lange auf sich warten ließ.
Ich sah ihn, winkte ihn zu mir herüber und lotste ihn auf das Schiff und in die Kabine.
„Na, was sagst du? Schau, hier können wir alles abdunkeln, wenn es nötig wird“, sagte ich und zeigte ihm alles.
Ich war so aufgeregt, konnte es kaum abwarten, dass das Schiff endlich ablegte.
Es dauerte noch etwas, dann aber legte das Schiff endlich ab und wir befanden uns auf dem Meer... in Richtung meines Landes... meiner Heimat.
*-*-*
Wie niedlich Aidan war, wo er so aufgeregt sich um alles gekümmert hatte. Nur zu gerne sah ich es und schmunzelte ihn an.
''Du hast dich wirklich bestens um alles gekümmert'', lobte ich ihn anerkennend.
Irgendwie konnte ich es dann nicht lassen, setzte mich aufs Bett und zog ihn auf meinen Schoß. Ich konnte noch spüren, wie sie ablegten und der Wellengang das Schiff zum Schaukeln brachte.
Nur nicht zu unvernünftig werden, aber ein bisschen wollte ich Aidan nun doch schmecken, zumindest küssen.
Sanft schoben sich meine Hände über seine Schenkel und meine Lippen legten sich auf die Seinen.
Er zog mich magisch an, dagegen konnte ich rein gar nichts tun.
*-*-*
„Das habe ich doch gern getan“, antwortete ich meinem Sebastian und freute mich natürlich auch über sein Lob.
Fasziniert schaute ich Sebastian an, wie er sich auf das Bett setzte... meinen Blick konnte ich nicht von ihm abwenden.... erst recht nicht, als er mich nun auf seinen Schoß zog und ich nun breitbeinig auf seinen Beinen saß.
Die Röte malte meine Wangen mal wieder an und beherrschte mein Gesicht, so dass ich meine Augen verlegen, aber kurz schloss, um sie gleich darauf wieder zu öffnen.
Was ich spürte fühlte sich unglaublich an und entlockte mir ein leises, aber wohliges Seufzen.
Während ich seine Lippen auf den Meinen genoss und seinen Kuss erwiderte, fühlte ich seine Hände, die über meine Schenkel streichelten und in meinem Körper den einen oder anderen Schauer hervor riefen.
Mein Herz raste, wie verrückt, mein Verstand wollte mir nun auch nicht mehr gehorchen und meine Hände taten offenbar auch nur das was sie wollten.
Sanft legte ich meine Hände an Sebastians Körper, ließ sie liebevoll über seinen Rücken, seinen Kopf... seine tollen Haare... seine Arme gleiten. Alles fühlte sich an, als würde ich gerade den schönsten aller Träume erleben.
Leidenschaftlich küsste ich meinen Liebling weiter und ließ meine Zunge, in frechster Form und Weise über seine Lippen gleiten... um Einlass bittend, während mein Blick ihn gefangen nahm.
*-*-*
Nur zu gerne öffnete ich meinen Mund und hieß mit meiner Zunge Aidans willkommen. Einen Moment erwiderte ich seinen Blick, bevor ich meine Augen genießend schloss.
Brummend signalisierte ich, wie schön das hier war und streichelte liebevoll über Aidans Rücken mit einer Hand, während die Andere immer noch auf seinem Schenkel lag.
Langsam drückte ich ihn näher an mich und konnte kaum genug davon bekommen.
Doch gerade als es so schön erregend war, spürte ich das Kreuz, was unter Aidans Kleidung um seinen Hals hing.
Allerdings wollte ich ihn nicht beunruhigen und hob ihn, nachdem ich den Kuss vorsichtig gelöst hatte, von mir.
''Sei mir nicht böse, aber mehr geht gerade nicht. So gerne ich auch würde'', dabei lächelte ich ihn an und zeigte auf seine Brust.
Vielleicht war es aber auch gar nicht verkehrt, sonst hätte ich ihn womöglich direkt vernascht – erst sexuell, dann blutdürstig.
*-*-*
Oh ja, der Kuss schmeckte nach sehr viel mehr und so gab ich mich diesem zärtlichen, leidenschaftlichen Kuss nur allzu gern hin.
Auch ich hatte meine Augen nun geschlossen und genoss es währenddessen, dass mich Sebastian streichelte... auch seine Hand, die noch immer auf meinem Bein lag, rief ungeahnte Gefühle in mir hervor.
Wie er mich nun aber an sich drückte... hätte ich beinahe jeglicher Vernunft entsagt und mich ihm nur allzu gern hingegeben.
Leider war es genauso schnell vorbei, wie es eben noch angefangen hatte... denn Sebastian schob mich etwas von sich begründete sein Tun und zeigte auf meine Brust, wo sich ja noch immer das Kreuz befand.
Ich nickte verstehend, erhob mich sacht und entfernte mich von ihm, denn schaden wollte ich ihm ja nun wirklich nicht.
„Es tut mir leid, daran habe ich gerade gar nicht mehr gedacht“, entschuldigte ich mich schuldbewusst.
Einen kurzen Moment dachte ich daran es einfach abzulegen und mich ihm dann doch hinzugeben, aber ich ließ es bleiben, dachte ich doch an unsere Vereinbarung.
„Ich würde das Kreuz ja gern ablegen... denn schaden möchte ich dir ja nicht, aber... wir... wollen uns ja erst richtig kennen lernen“, gab ich dann doch von mir... konnte es wohl einfach nicht lassen ihn an meinen Gedanken teilhaben zu lassen.
Liebevoll schaute ich Sebastian an, konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden.
*-*-*
Sanft lächelte ich Aidan an und war froh, dass er mich erneut verstand. Auf seine Aussage hin, wurde mein Lächeln breiter.
''Wir haben Zeit, Aidan, auch wenn wir uns nacheinander sehnen. Lass uns ein wenig ausruhen oder wenn du reden möchtest, reden wir auch, alles kein Problem'', versuchte ich ihm ebenfalls Verständnis entgegenzubringen.
''Ich weiß, wie du dich fühlst und ich fühle mich ganz genauso'', fügte ich dann hinzu.
Anschließend stand ich auf und nahm seine Hand, küsste diese. Dennoch hielt ich etwas Abstand und spürte einfach nur seine warme Hand in der Meinen.
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Sebastians Lächeln war gewinnend und ich erwiderte es, auch wenn mir gerade nicht danach war, denn ich dachte angestrengt nach.
„Sicher, wir haben Zeit. Reden.... ja, reden wäre vielleicht gut... ausruhen aber auch. Du weißt wie ich mich fühle... bist du dir sicher?“, musste ich schließlich loswerden, während mein Kopf auf Hochtouren arbeitete.
Wenn ich mich vor Sebastian doch nicht fürchtete, ihn sogar liebte... warum trug ich dann noch immer dieses verdammte Kreuz an meinem Körper.
Ich wollte es unbedingt los werden, doch vorerst genoss ich Sebastians Anwesenheit.. seinen Handkuss... einfach alles.
Herrgott noch mal... ich musste diese Kreuz jetzt und hier los werden!
So, entzog ich mich sacht, aber lächelnd seiner Hand, die meine Hand hielt, drehte mich um, glitt, mit einer Hand, unter mein Oberteil, packte das Kreuz und riss es mir, mit einem Ruck, vom Hals. Schnell wickelte ich es ein und steckte es in meine Tasche, die auf der Kommode stand und verschloss die Tasche sorgfältig.
Erst dann drehte ich mich wieder zu ihm um und grinste.
„Jetzt.... kann ich dir nicht mehr schaden, das Kreuz ist weg.... ich vertraue dir, denn ich liebe dich“, sprach ich ruhig und noch immer ohne Angst zu Sebastian, schaute ihm direkt und intensiv in die Augen.
*-*-*
Da stand ich nun und war ziemlich baff. Wenn ich es darauf angelegt hätte, könnte ich Aidan nun das Blut aussaugen. Aber welcher Vampir hätte soviel Aufwand betrieben?
Nein, ich fühlte dieses intensive Verlangen etwas ganz anderes mit Aidan anzustellen.
''Du musst jetzt aber mit den Konsequenzen rechnen'', meinte ich etwas ernst und ging auf meinen Liebling zu.
Meine Hände legte ich an seine Schulter und meine Lippen auf die Seinen.
Jetzt gab es kein Halten mehr und wir würden die Überfahrt sinnvoll gestalten, wie ich fand.
Gierig glitten meine Hände über Aidans Rücken, als wollten sie sagen 'Alles Meins'. Anschließend fuhren sie forsch über seinen Hintern und begannen diesen zu kneten.
Auch wenn es für unsere Zeit nicht unbedingt üblich war, gab es durchaus solchen Sex und ich hatte es schon praktiziert, wusste wie gut es ist. Dazu noch diese Gefühle, die ich für Aidan empfand. Das alles würde es noch viel besser machen.
Sicher spürte ich sein Blut und hörte das Rauschen, aber es war mir nicht danach, ihn seines Blutes zu berauben.
*-*-*
Sebastians Reaktion und seine Worten zufolge würde ich nun wohl mein „blaues Wunder“ erleben. Denn ich ahnte, was er mit dem Konsequenzen meinte.
Aber... war ich denn schon soweit?
Noch niemals hatte ich mich jemandem hingegeben und in mir stieg ein wenig Unruhe... Aufregung auf.
Würde er wirklich gleich aufs Ganze gehen?
In meinem Magen breitete sich jedenfalls ein sehr mulmiges Gefühl aus. Ob ich mit ihm drüber reden sollte?
Hmm... gesagt hatte ich es ihm ja schon, also wusste er definitiv Bescheid.
Ein wenig bedröppelt schaute ich meinen Liebling nun schon an, schluckte hart, aber ich erwiderte dennoch seine heißen Küsse.
Wieder ließen mich seine Hände, die über meinen Rücken glitten, erschaudern, und doch versuchte ich mich zu entspannen... irgendwie.
Als ich aber seine Hände an meinem Po spürte, zuckte ich automatisch weg, denn das fühlte sich seltsam an... so... ich weiß auch nicht.... ungewohnt.
Zwar streichelte ich auch seinen Rücken, schon irgendwie bereit mich ihm hinzugeben, aber um so richtig mit ihm „eins“ zu werden... ihm so richtig nahe zu sein..., war ich noch nicht bereit.
*-*-*
Diese Unruhe und Unsicherheit, die Aidan ausstrahlte, spürte ich. Weshalb ich sanft den Kuss löste und ihn anlächelte.
''Es tut mir Leid. Ich habe eben nur an mich und meine Bedürfnisse gedacht. Scheinbar muss ich es erst lernen, auf Jemanden Rücksicht zu nehmen'', sagte ich ruhig und küsste Aidans Stirn.
''Wie wäre es fürs Erste mit ein wenig Kuscheln und Küssen?'', schlug ich dann vor.
Natürlich wollte ich mehr von ihm, doch hatten wir auch Zeit und mussten nichts überstürzen. Wir könnten es langsam angehen lassen, denn immerhin wollte ich ihn ja nicht gleich töten, sondern die Ewigkeit mit ihm verbringen.
Je länger ich mit ihm zusammen war, umso stärker wurden meine Gefühle für ihm.
Sanft zog ich ihn mit in die Koje, nachdem ich das Zimmer vorsorglich abgedunkelt hatte. Liebevoll kuschelte ich mich an ihm und strahlte ihn an.
''Soviel habe ich lange nicht mehr gelächelt'', meinte ich dann, ''Seitdem ich als Vampir lebe, sind alle, die ich kannte nach und nach alt geworden und gestorben. Irgendwann war ich alleine und habe nur noch getötet und Blut getrunken. Da werde ich vieles erst wieder lernen müssen.''
Frech strichen meine Finger nun über Aidans Brust, wo vorher das Kreuz hing. Jetzt konnte ich ihn gefahrlos anfassen und es fühlte sich viel zu gut an.
''Sei nicht zu forsch, sonst kann ich wirklich für nichts garantieren'', warnte ich ihn vorsichtshalber.
*-*-*
„Ist schon gut, mein Liebling. Ich verstehe dich. Weißt du was, ich helfe dir dabei das zu lernen, okay“, sagte ich nun wieder ruhig und nachdem Sebastian den Kuss gelöst hatte.
Liebevoll streichelte ich seine Wange und nickte lächelnd... zustimmend, dass wir kuscheln und küssen könnten.
So ließ ich mich mit in die Koje ziehen, kuschelte mich ebenfalls an ihn und legte meinen Arm auf seine Hüfte.
Interessiert hörte ich mir an, was er erzählte, schaute ihn dabei mit großen Augen an.
„Aber … wenn wir soweit sind und du mich zu einem Vampir machst, dann wirst du nie wieder allein sein. Dann werde ich nicht sterben und wir werden die Ewigkeit miteinander verbringen.
Gemeinsam können wir alles schaffen“, antwortete ich meinem Schatz und küsste ihn zärtlich auf den Mund.
Alsdann schloss ich genießend die Augen, spürte seine Finger, die über meine Brust strichen, mich so sanft und zärtlich streichelten... lauschte dem Klang von Sebastians Worten und musste schon grinsen, bei dem was er sagte.
Dann begannen meine Finger auch über seine Brust zu streicheln... diese liebevoll und sanft zu liebkosen.
*-*-*
Wie ein Windhauch nur viel besser, fühlten sich Aidans Finger auf meiner Brust an. Seine Worte hörten sich viel zu schön an, um wahr zu sein.
Ob ich mit seinem Vater klarkommen würde?
''Die Ewigkeit... ja!'', sprach ich und schloss nun ebenfalls die Augen.
Der Tag rückte näher und ich spürte diese aufkommende Müdigkeit. Während Aidan mich streichelte und auch meine Finger noch immer aktiv waren, nickte ich langsam ein.
Die Nähe und Wärme, die von meinem Liebling ausging, war angenehm, wenn auch ungewohnt. Das half mir die nötige Ruhe zu finden und einzuschlafen.
Meine Hände hielt Aidan noch immer ein wenig fest, hatten nun aber aufgehört ihn zu streicheln, wobei mein Atem nun ganz flach und ruhig ging.
Das gleichmäßige Schwanken des Schiffes tat sein übriges.
*-*-*
Alles hatte sich so toll angefühlt. Die Nähe meines Lieblings, das sanfte gegenseitige Streicheln... die leisen Worte von Sebastian... ließen mich immer ruhiger werden und obgleich es nun schon Tag wurde überfiel mich die Müdigkeit, so dass ich mich an meinen Liebling schmiegte und hörte, wie er anscheinend eingeschlafen sein musste.
Aber seit wann konnten denn Vampire atmen?
Denn definitiv hörte ich ein leises gleichmäßiges Atmen, das nicht von mir ausging, sondern von meinem Schatz. Viele Bücher von berühmten Schriftstellern hatte ich schon gelesen, aber niemals hatte ich davon gelesen. Sie alle hatten Vampire als Untote beschrieben, die eben nicht atmeten.
Mir schien als wäre ich auf einen ganz besonderen Vampir gestoßen. Darauf würde ich ihn sicher bald ansprechen, denn ich musste herausfinden, was es mit ihm auf sich hatte.
Doch hatte ich jetzt nicht mehr die Kraft, um darüber nachdenken zu können, denn mein Körper forderte seinen Tribut und ich schlief ruhig und selig, in den Armen meines Vampirs, ein.
Auch meine Finger hatten aufgehört ihn zu liebkosen... lagen nur noch leicht auf ihm, während mein Atem ruhig uns gleichmäßig wurde.
*-*-*
Den ganzen Tag hatte ich verschlafen und wachte, wie meistens, mit einem großen Hunger auf Blut auf. Da lag doch tatsächlich immer noch Aidan in meinen Armen und ich konnte das Blut durch seine Adern strömen spüren.
Wie gleichmäßig und ruhig sein Herz pochte. Mist und da sollte ich mich beherrschen, unter Kontrolle haben?
Mit aller Gewalt kämpfte ich gegen den Blutdurst an, versuchte den Vampir in mir zu ignorieren. Mit aller Kraft presste ich die Lippen zusammen und schloss die Augen. Dabei dachte ich daran, wie viel ich für Aidan empfand, und dass ich ihn nicht einfach so überfallen durfte.
Gestern war es definitiv einfacher gewesen. Nur jetzt am späten Abend, wo ich ausgeschlafen und hungrig war, fiel es mir nicht leicht.
Ob ich meinen Liebsten hier zurücklassen könnte und mir eine Beute suchen durfte?
*-*-*
Epilog:
Ohne Probleme überstanden Sebastian und Aidan die Überfahrt, erreichten Aidans Heimat und bald auch das Schloss, wo sie von Niall herzlich empfangen wurden.
Nachdem Aidan, Sebastian und Niall einander vorgestellt hatte, wollte sich Niall tatsächlich mit Sebastian unterhalten und ihn kennen lernen.
Niall verstand seinen Sohn nur zu gut, denn der Vampir machte auf ihn einen guten Eindruck, auch wenn es ihn irgendwie schon traurig stimmte, dass sich sein Sohn von Sebastian verwandeln lassen wollte. Denn leider konnte von den Hofärzten und Wissenschaftlern kein Mittel gegen den Vampirismus gefunden werden, so dass eine Umwandlung für Aidan, der Sebastian noch immer unsterblich liebte, unausweichlich war.
Der Fürst willigte aber ein, denn wie er schon zuvor meinte, wollte er, dass Aidan glücklich wurde, alles andere war für ihn vollkommen unwichtig. Selbst aber wollte Niall ein Mensch bleiben und davon brachte ihn nichts ab.
Sebastian und Aidan ließen sich noch viel Zeit, ehe Aidan von Sebastian in einen Vampir verwandelt wurde und erst dann seine ersten Erfahrungen in Sachen... sexuelle Nähe machte... als Sebastian ihn schließlich verführte.
Zusammen wurden sie sehr glücklich, und als des alten Fürsten Stunde gekommen war, er sich auf die große Reise begab, um diese Welt für immer zu verlassen, wurde das Land von Aidan und Sebastian gerecht regiert.
Die Hofwissenschaftler erfanden irgendwann künstliches Blut, so dass Aidan und Sebastian kein menschliches Blut mehr zu sich nehmen mussten... und wenn dann nur noch sehr selten, und sich dann auch nur über die bösen Menschen hermachten.
Gemeinsam machten sie noch die schönsten Reisen und erforschten so das ein oder andere Wesen, bis Aidan wirklich sein erstes Buch drucken ließ und es veröffentlichte.
Sebastian und Aidan liebten sich abgöttisch und lebten in Harmonie zusammen, denn endlich hatten sie ihre jeweils große Liebe gefunden.
Nichts konnte sich jemals zwischen sie drängen.
*-*-*
~ ENDE ~